6 - Hayat

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Am nächsten Morgen stand ich auf und lief mit hoher Motivation zu dem Blumenladen von Gülay Abla, da heute mein erster Arbeitstag war

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Am nächsten Morgen stand ich auf und lief mit hoher Motivation zu dem Blumenladen von Gülay Abla, da heute mein erster Arbeitstag war. Als ich das Haus verlassen hatte, fiel mir auf, dass das Auto, dass Can mir schenken wollte nicht mehr dort stand. Er muss es wohl abgeholt haben, ohne dass ich es gemerkt hatte.

Obwohl ich die ganze Nacht unruhig geschlafen hatte und ständig das Gespräch, dass ich mit Can hatte in meinem Kopf laufen lies, als wäre es eine kaputte Kassette. Ich konnte irgendwie immer noch nicht ganz realisieren, wie sich sein Verhalten so krass geändert hatte, seit er von meiner finanziellen Lage wusste. Und das traurigste daran ist, dass er sich diese Lage auch noch zu Nutzen machen wollte. War ich so wertlos in seinen Augen? Ich wollte es einfach nicht wahrhaben.

Ich schüttelte meinen Kopf um die negativen Gedanken aus meinem Kopf los zu werden. Das worauf ich mich heute voll und ganz konzentrieren wollte war meine Arbeit.

"Günaydin" (Guten Morgen) rief ich Gülay Abla zu als ich den Laden betrat, in dem sie bereits hinter der Theke stand und nun lächelnd aufsah.

"Günaydin Kizim" (Guten Morgen meine Tochter) antwortete sie "Und bereit für deinen ersten Tag?"

Ich nickte lächelnd "Hier, die müsste dir passen" Sie hielt mir eine schwarze Schürze hin und ich band sie mir um, wobei ich froh war, dass meine Klamotten später nicht voll mit Erde bedreckt sein würden.

Die Stunden auf der Arbeit vergingen sehr schnell, da wir alle Hände voll zu tun hatten und obwohl wir die ganze Zeit arbeiteten, machte es mir mehr Spaß als ich gedacht hätte. Ich füllte viele Töpfe mit Erde und übertrug die Pflanzen von einer in die andere, band Blumensträuße so zusammen wie es mir Gülay Abla gezeigt hatte und bediente die Kunden. Mir fiel auf, dass ihr Laden sehr gut besucht war und wie sehr ihre Kunden sie schätzten und mochten. Neben der Arbeit unterhielten wir uns die ganze Zeit, wenn gerade keine Kunden im Laden waren und so hatte ich die Chance sie etwas besser kennen zu lernen.

Ich erfuhr, dass sie mit ihren drei Söhnen zusammen wohnte. Als ich merkte, dass sie in ihren Erzählungen nie etwas von ihrem Mann erwähnte, hatte ich nicht weiter nachgefragt, da ich mir dachte, dass es sicherlich einen guten Grund hatte, warum sie diesen nicht erwähnte. Sie fragte mich auch vieles und ich hatte mich dazu entschieden ihr einfach alles zu erzählen. Unser altes Leben, die Pleite meines Vaters und unsere jetztige Lage. Normalerweise war ich nicht so, dass ich Menschen, die ich neu kennengelernt hatte direkt mein ganzes Leben und so private Dinge erzählte. Ich tat es ja nicht mal bei den Leuten, die mir Nahe standen. Doch Gülay Abla hatte etwas so fürsorgliches und sympathisches an sich, dass man das Bedürfnis hatte mit ihr über alles Mögliche zu reden.

"Gülay Abla ben cikiyorum yarin görüsürüz!" (Ich gehe jetzt, wir sehen uns morgen) rief ich von der Theke aus in die Küche, während ich mir die Schürze über den Kopf zog.

"Tamam Kizim" (Okay) rief sie zurück und ich verlies den Laden.

Während ich Nachhause lief hatte ich ein Lächeln auf den Lippen, es ging mir gut. Ich hätte es niemals gedacht, doch das Arbeiten tat mir tatsächlich gut. Es war schön etwas zu tun zu haben und zu wissen, dass ich heute Geld verdient hatte machte mich glücklich. Ich wusste ich würde bei diesem Job nicht annähernd so viel verdienen, wie ich es gewohnt war Geld zu haben, aber es war Geld und das war im Moment alles was für mich zählte.

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