Eylem ist hübsch, reich und kommt aus gutem Elternhaus. Sie besitzt alles, wovon andere Mädchen nur träumen können. Bis zu dem Tag an dem ihre Familie alles verliert und sie gezwungen sind in das Ghetto zu ziehen, in dem Eylem auf den Groß Dealer de...
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Wir saßen gerade zu viert im Auto und fuhren in irgendeine Shisha Bar in der Innenstadt. Ich weiß nicht wieso, aber Efe und Kaya hatten sich sofort nach hinten gesetzt, so dass ich automatisch vorne sitzen musste. Während der Fahrt machte einer der beiden laute Musik an und ich sah vertäumt aus dem Fenster. Ich weiß, dass Zeynel mich hier nur toleriert weil seine Mutter ihn aufgefordert hatte mich mit zu nehmen und das spürte ich auch. Ich verstand diesen Jungen einfach nicht, obwohl ich es so sehr wollte.
Wir betraten die Shisha Bar und sofort wurden wir von weißem Qualm umzingelt. Zeynel lief vor und führte uns so zu einem leeren Tisch in einer Ecke. Wir setzten uns und bestellten auch kurz darauf Getränke und Shishas. Ich redete nicht viel sondern beobachtete mehr, so war ich schon immer gewesen.
Mir fiel auf wie verschieden die Brüder doch waren. Efe und Kaya waren sehr offene Menschen, sie lachten, machten Witze und waren freundlich. Doch Zeynel war wie ein kalter Fels. Er redete nicht und strahlte trotzdem pure Kälte aus. Er war immer ernst, als wäre er sauer auf die ganze Welt und jeden der darauf lebte.
"Wie alt seid ihr eigentlich?" fragte ich die Zwillinge nach einer Weile
"Sind vor kurzem 20 geworden" antwortete Efe und ich sah ihn überrascht an.
"Dann sind wir ja gleich alt" lachte ich "Ich werde auch bald 20"
"Krass hätte dich jünger eingeschätzt" sagte Kaya und ich lachte wieder.
"Das höre ich öfter aber ich glaube das liegt an meiner Größe" antwortete ich und er nickte. Mit meinen 1,64 war ich leider echt kleiner als ich es wollte. Ich wollte immer größer sein, mindestens 1,70, doch leider hatte der Wachstum schon längst aufgehört.
Nachdenklich sah ich zu Zeynel rüber "Und wie alt bist du?" fragte ich schließlich und hielt unmerklich die Luft an, als hätte ich Angst vor seiner Antwort. Bei ihm war ich nie sicher, wie er auf etwas normales reagierte und sein Blick gerade bestätigte diesen Gedanken. Er sah mich an, als würde er am liebsten 'Was juckts dich' sagen und ich senkte den Blick um das nicht weiter zu sehen. Wieso war er nur so? Wieso konnte er nicht auf eine ganz normale Frage menschlich antworten?
"Was ist dein Problem?" platzte es plötzlich aus mir heraus und auch Kaya und Efe verstummten und sahen mich überrascht an. Doch Zeynel hob nur den Kopf und sah mir in die Augen. Ich hatte das Gefühl Nichts und Niemand konnte diesen Jungen aus der Fassung bringen.
"23" war das Einzige was sagte. Ich lehnte mich etwas vor, so dass ich näher an ihm war.
"Ein Wort? Glaub mir irgendwann kriege ich dich schon noch dazu ganze Sätze zu reden"
Plötzlich sah wie ich wie seine Mundwinkel kurz zuckten, als wollte er lächeln, doch sofort war es wieder weg und sein ernster neutraler Gesichtsausdruck war wieder da. Doch das hatte schon gereicht, damit ich ihn an lächelte und er sah auch nicht weg. Seine Augen waren immer noch auf mich fixiert und wieder machte sich dieses komische Gefühl in mir breit, dass ich jedes Mal bekam wenn er mich ansah. Es fühlte sich an, als würde er wirklich mcih sehen und mich wahrnehmen, es ist so schwer das zu beschreiben, doch es fühlte sich richtig gut an.
Als wir wieder in unserer Straße angekommen waren, parkte Zeynel das Auto und wir stiegen aus um zu viert in die Richtung unseres Hochhauses zu laufen und dort fasste ich einen Entschluss. Ich wollte mit ihm reden und ihn zur Rede stellen. Auch wenn mir immer noch nicht ganz bewusst war, was ich eigentlich von diesem Jungen wollte, hatte ich das plötzliche Bedürfnis mit ihm zu reden.
"Jungs könnt ihr schonmal vorgehen?" fragte ich die Zwillinge, als wir vor unserem Eingang angekommen waren. Sie drehten sich kurz verwirrt zu mir um und ihre Blicke glitten von mir zu Zeynel, als würden sie auf seine Erlaubnis warten und dann gingen sie auch, nachdem sie sich verabschiedet hatten.
Nun war ich alleine mit Zeynel. Es war bereits dunkel, doch dank der leichten Straßenbeleuchtung konnte ich ihn dennoch gut sehen und sah wie er mich fragend ansah.
"Zeynel wieso bist du so zu mir?" rutschte es mir plötzlich raus und sein fragender Blick wurde intensiver, da mein Gesagtes nicht wirklich Sinn ergab merkte ich.
"Wie bin ich denn?" fragte er schließlich zurück und ich seufzte.
"Genau so eben" sagte ich "Mal bist du so nett zu mir und im nächsten Moment wieder kalt. Ich verstehe dich einfach nicht"
Er sah mich ernst an "Das brauchst du auch nicht"
Er wollte sich umdrehen und mit diesem letzten Satz gehen, doch das lies ich nicht zu. Ich hielt ihn am Arm fest und merkte augenblicklich wie er unter meiner Berührung erstarrte, also lies ich los und stellte mich stattdessen vor ihn, so dass ich ihm den Weg versperrte.
"Wovor hast du Angst?" fragte ich und sah ihn traurig an, denn sein Blick wurde immer härter und mittlerweile kam ich mir lächerlich vor. Es war mehr als offensichtlich, dass ich diesem Jungen mehr als egal war und trotzdem versuchte ich irgendetwas aus seiner kalten Fassade hervorzuheben. Wieso tat ich mir das an?
"Ich habe keine Angst" sagte er und kam mir näher "Nie"
Er war mir zwar näher gekommen und mir seinen Standpunkt deutlich zu machen, doch das blendete ich für den Moment aus, da ich plötzlich seine Nähe spürte und diese Gefühl, das mich in diesem Moment überkam, wollte ich festhalten. Ich wollte seine Nähe und ihn festhalten. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich etwas für diesen Jungen empfand.
"Zeynel ich-" fing ich, doch er ging wieder einen Schritt nach hinten und nahm mir das schöne Gefühl seiner Nähe wieder, indem er mich kalt ansah.
"Eylem was willst du?" fragte er so kalt, dass man denken könnte er redete mit einem fremden Menschen. Ja im Grunde waren wir zwei Fremde füreinander, aber warum fühlte ich mich ihm dann so nah?
Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch wusste nicht was ich sagen sollte, also schloss ich ihn wieder und sah ihm nur in die Augen, in der Hoffnung er würde seine Antwort in ihnen finden. Doch das tat er wohl nicht, denn er ging an mir vorbei und stieg die Treppen hoch.
Ich blieb wie angewurzelt stehen und in dem Moment, als ich oben seine Wohnungstür zu fallen hörte, fiel die Träne aus meinem Auge. Ich wusste in dem Moment nicht, dass diese Träne nur eine von vielen sein würde, die noch folgen würden.