Eylem ist hübsch, reich und kommt aus gutem Elternhaus. Sie besitzt alles, wovon andere Mädchen nur träumen können. Bis zu dem Tag an dem ihre Familie alles verliert und sie gezwungen sind in das Ghetto zu ziehen, in dem Eylem auf den Groß Dealer de...
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Ich sah auf die Uhr. 5:08 Uhr. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zu bekommen und meinen Gedanken so überanstrengt, dass ich nun unter heftigen Kopfschmerzen litt. Seit ich mich gestern Abend ins Bett gelegt hatte, hatte ich nachgedacht. Meine Gedanken drehten sich nur um Zeynel und ich ging nicht nur den letzten Abend, sondern jeden Moment, in dem wir aufeinander gestoßen waren noch einmal in meinem Kopf durch. Ich lies alles wie einen Kinofilm abspielen und suchte nach Hinweisen, die ich vielleicht übersehen hatte. Vielleicht hatte ich mich nur reingesteigert und mir falsche Hoffnungen gemacht, doch ich war fest davon überzeugt, dass er mir in diesen kleinen Momenten, in denen er für mich da war sein wahres Ich gezeigt hatte. Auch wenn es immer nur kleine Gesten waren, war ich mir doch sicher.
Nachdem er meine Trennung von Can mitangesehen hatte und ich mit vollgepackt mit den Tüten Nachhause kam, hatte er mir den Tipp mit dem Aufzug gegeben. Er hatte mir in den ganzen Tagen, in denen ich mich um meinen Vater gekümmert hatte unterstützt, eben auf seine eigene Art und Weise. Vielleicht, dachte ich mir, kamen mir diese kleinen Freundlickeiten so groß vor, weil sie eben verglichen mit seinem sonstigen Verhalten wirklich groß waren. Er hatte mich wochenlang nur ernst angesehen und sobald seine Mundwinkel nur für eine Sekunde etwas nach oben gezuckt hatten, hatte es sofort etwas in mir ausgelöst. War ich zu naiv, dass ich mich von solch kleinen Dingen beeinflussen lies?
Seufzend rieb ich mir die schmerzenden Schläfen und nahm mir vor mir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, denn genau so fühlte es sich seit Stunden an.
Da es noch sehr früh war und ich sowieso nicht mehr schlafen würde, entschied ich mich eine Runde joggen zu gehen. Die frische Luft würde meinem Kopf und auch meinem Körper gut tun, da ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte.
Umgezogen verlies ich das Haus und atmete sofort die frische Luft ein. Es war noch nicht hell, aber ganz so dunkel war es auch nicht, so dass ich mich sicher fühlte, wenn ich durch die Gegend joggen würde und so lief ich los. Die Ohren hatte ich zugestöpselt und lies laute Musik laufen, die den Zweck hatte meine Gedanken zu übertönen und es funktionierte auch. Bis ich im Park ankam.
Ich lief gerade den Gehweg im großen Park entlang, der an unserer Gegend grenzte und sah von weitem einen großen Jungen. Da er mir der Rücken zu gekehrt hatte, konnte ich ihn nicht ganz erkennen, doch das brauchte ich gar nicht um zu merken, dass es Zeynel war. Es wunderte mich ihn so früh draußen zu sehen, da ich eher dachte er wäre einer dieser Jungs die lange wach waren, um dann den halben Tag zu schlafen. Mir fiel auf, dass er eine schwarze Tasche in der Hand hielt und schloss daraus, dass er vielleicht zum Sport gehen würde und deswegen schon wach war.
Gerade als ich in seine Richtung gehen wollte, sah ich wie ein anderer Junge zu ihm ging und sie sich die Hand gaben. Da ich ihn und seinen Freund nicht stören wollte, entschloss ich mich einfach weiter zu joggen, doch das was dann geschah zwang mich stehen zu bleiben und sie zu beobachten.
Zeynel überreichte dem Jungen die Tasche und dieser gab ihm im Gegenzug einen großen Umschlag. Irgendwas an dieser Situation kam mir komisch vor, doch ich konnte es noch nicht benennen. Als Zeynel sich plötzlich um sich herum umsah, sprang ich schnell hinter einen Baum, damit er nicht sah wie ich sie beobachtete. Nachdem er sah, dass niemand in der Nähe war, öffnete er den Umschlag und sah hinein. Ich konnte durch die Entfernung leider nicht sehen was darin war, doch er sah es sich lange an, als würde er sich von Etwas sicher gehen wollen. Dann schloss er ihn wieder und sah zu dem Jungen auf, der ihn nervös ansah. Zeynel nickte und der Junge entfernte sich mit schnellen Schritten. Was ging hier ab?
Ich sah dem Jungen hinter her, wie er weg lief und als ich wieder zu Zeynel sehen wollte, merkte ich, dass er nicht mehr dort stand wo er eben noch war. Ich wollte es einfach sein lassen und weiter joggen, doch als ich mich umdrehte blieb ich apprupt wieder stehen, denn schwarze strenge Augen musterten mich. Ich sah Zeynel mit großen Augen an und merkte, dass er mich diesmal noch ernster und besonders wütender ansah als sonst.
"Z-zeynel" stammelte ich und plötzlich packte er mich an meinem Arm und drückte mich an den Baum, hinter dem ich mich eben noch versteckte.
"Was machst du hier?" fragte er.
"Joggen" antwortete ich leise und fühlte mich ertappt. Sein Griff um meinen Arm wurde fester.
"Hast du mich beobachtet?" fragte er und sah mich abwartend an. Aus Reflex schüttelte ich den Kopf, denn ich hatte Angst vor seiner Reaktion wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde.
"Eylem!" mahnte er und sein Kiefer spannte sich an. Er drückte meinen Arm immer fester und ich verzog leicht das Gesicht, als es anfing zu schmerzen.
"Du tust mir weh" sagte ich leidend und augenblicklich lies er los und ging einen Schritt zurück. Sofort hielt ich die Stelle an meinem Oberarm fest, als könnte ich damit den Schmerz etwas lindern und merkte, wie Zeynel mich mit einem ganz neuen Blick ansah. Irgendwie besorgt oder traurig, es war schwer es abzulesen.
"Tut mir Leid" füsterte er und brach den Blickkontakt ab, indem er weg sah. Ich ging auf ihn zu bis ich direkt vor ihm stand und legte meine Hand auf seine Wange, wobei ich wieder diese Anspannung seines Körpers unter meiner Berührung spürte, doch diesmal zog ich sie nicht zurück. Mit der Hand an seiner Wange schob ich seinen Kopf sanft zu mir, so dass er mich ansehen musste und lächelte ihn an.
Ich weiß nicht wieso ich es tat, so wie ich vieles an meinem Verhalten nicht verstand, wenn ich bei ihm war. Es war jedes Mal so, als würde ich nicht nachdenken. Ich handelte nicht mit meinem Kopf oder meinem Verstand, stattdessen war es mein Herz das mich leitete und ich lies mich gerne leiten, denn es fühlte sich richtig an. Es fühlte sich richtig an, ihn anzufassen, ihm in die dunklen Augen zu sehen und ihn anzulächeln, denn dieses Lächeln, das mein Gesicht verzierte, wenn ich ihn ansah, war das ehrlichste Lächeln, das ich je hatte.
Es fühlte sich an, als würden wir eine Ewigkeit in dieser Position stehen. Nah beieinander, meine Hand an seiner warmen Wange und seine Augen in meinen. Plötzlich tat er etwas, was ich nicht erwartete hatte. Er hob seine Hand und legte sie auf meine Hand, die an seiner Wange ruhte. Er schloss kurz die Augen und mein Lächeln wurde noch glücklicher.
Doch schon eine Sekunde später nahm er meine Hand in seine und schob sie von sich weg und ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen ging er. Er ging und lies mich stehen, genau wie bereits wenige Stunden zuvor.
Traurig sah ich ihm hinterher und schon wieder wurde mir klar, dass ich Gefühle für diesen Jungen entwickelt hatte. Diese Gefühle waren so intensiv und das Traurige war, ich wusste, dass meine Gefühle für ihn mein Untergang sein würden. Ich wusste, dass mich dieser Junge in den Abgrund ziehen würde. Doch das was mir mehr Angst machte war, dass ich meinen Untergang mit einem Lächeln auf den Lippen in Kauf nehmen würde.