47 - Hayat

4.5K 101 29
                                    


47

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

47.

Zeynel sah konzentriert auf die Straße während er meine Hand hielt und ich mit seinen Fingern spielte und ihn beobachtete. Wie oft es mir auffiel, dass ich immer noch nicht glauben konnte, dass dieser Junge vor mir mich liebte und mein Freund war. Sofort spiegelte das Lächeln in meinem Gesicht das Glück dass ich in diesen Momenten empfand.

"Gefällt dir was du siehst?" fragte er plötzlich ohne den Blick von der Straße zu lösen. Ich zuckte zusammen und lief wahrscheinlich auch etwas rot an, als er mich so auf frischer Tat ertappte.

"Du meinst die Aussicht aus deinem Fenster? Ja, ist ganz schön" neckte ich ihn und sah gleich darauf ein Grinsen von ihm.

"Kann ich Musik anmachen?" fragte ich um der Situation zu entfliehen und lachend nickte er. Wie sehr ich dieses Lachen liebte. Sein Lachen war einfach anders, vor allem da er die meiste Zeit dieser Eisblock von Mensch war, von dem man nicht ansatzweise denken könnte, dass er Gefühle hatte. Doch eigentlich war er normal, ein Mensch mit Gefühlen. Gefühlen für mich.

Ich verband mich mit dem Auto und sah zu ihm rüber "Willst du eins meiner Lieblingslieder hören?"

"Jetzt bin ich gespannt" sagte er und sah prüfend zu mir während ich das Lied suchte.

Als ich dann Odyssee von Haftbefehl abspielte sah er überrascht zu mir rüber.

"Echt jetzt?" fragte er kritisch und grinsend nickte ich, da ich das Lied wirklich liebte. Warum auch immer verband ich mit diesem Lied mehr als mit allen anderen.

"Wieso? So schlimm?" fragte ich als ich sah, dass er zum Beat mit dem Kopf nickte und plötzlich jedes Wort perfekt mitrappte, wodurch mein Grinsen nur breiter wurde.

"Ich sage nicht umsonst, dass du meine Traumfrau bist" gab er zu, wodurch ich endgültig sicher war, dass er das Lied ebenfalls feierte.

Überrascht sah ich zu ihm rüber "Um ehrlich zu sein, sagst du das gerade das erste Mal"

"Zu dir vielleicht" gab er zu und sofort wurde ich neugierig.

"Du sagst anderen, dass ich deine Traumfrau bin?" fragte ich und sah ihn wie ein kleines Mädchen mit einem übergroßen Lächeln an. Als er das sah zerquetschte er kurz meine Wangen zusammen und obwohl ich es nicht mochte wenn er das tat, lies ich es diesmal zu.

"Natürlich, denn es ist die Wahrheit" gab er zu und sah mich ernst an. In diesem Moment versuchte ich nicht dahin zu schmelzen. Ich liebte es an Zeynel, dass er über alles lachen konnte aber sobald es um seine Gefühle für mich ging ernst redete um mir zu versichern, wie ernst es ihm wirklich war und dass es kein Witz für ihn war.

Er verschränkte seine Finger mit meinen und zusammen rappten wir die letzten Zeilen des Liedes weiter, das ab diesem Tag nur noch mehr Bedeutung für mich dazu gewann.

Kurz darauf erreichten wir auch den Parkplatz meiner Uni und er parkte. Als ich aussteigen wollte, fiel mir das Telefonat von gestern Abend mit dem Arzt meines Vaters ein.

"Ich gehe nach der Uni meinen Vater in der Klinik besuchen" informierte ich ihn.

"In der Klinik?" fragte er "Ist die nicht voll weit weg?"

Ich zuckte mit den Achseln "Der Arzt meinte es geht ihm besser und es wäre gut für ihn mich zu sehen. Mir ist egal wie weit weg sie ist, ich will zu meinem Vater"

Der letzte Satz klang wie ein kleines Kind, dass ihren Vater vermisste und tatsächlich war es auch die Wahrheit.

Er nickte kurz und sah auf die Uhr "Wie lange hast du heute?"

"Bis 14 Uhr" informierte ich ihn.

"Ich kann nicht versprechen, dass ich es schaffe aber du wirst hingefahren. Wenn ich bis dahin mit allem fertig fahre ich dich, wenn nicht schicke ich jemanden" informierte er mich.

"Brauchst du nicht, der Zug braucht zwar länger aber er fährt durch ohne anzuhalten" widersprach ich, woraufhin ich direkt einen vielsagenden Blick von ihm kassierte.

"Du wirst gefahren Eylem ich lass dich nicht so lange alleine fahren wer weiß wann du dann noch zurück bist" beschwerte er sich und ich seufzte zustimmend.

Mit einem Kuss auf seine Wange bedankte ich mich und stieg aus.

Die Vorlesungen machten heute ausnahmsweise sogar mal Spaß. Dass ich in den letzten Tagen den Stoff des gesamten Semesters nachgeholt hatte, hatte sich definitiv gelohnt, da ich endlich mal verstand wovon meine Dozenten eigentlich redeten. Ich schrieb fleißig mit und machte mir Notizen auf meinem Skript, als ich plötzlich von der hinteren Reihe angetippt wurde.

Ich drehte mich um und sah, dass es ein Mädchen mit dunklen Haaren war, die mich anlächelte.

"Sorry ich kam irgendwie bis jetzt nicht richtig mit ehm kann ich mir nach der Vorlesungen vielleicht deine Notizen borgen?" fragte sie unsicher, woraufhin ich gleich lächelte.

"Natürlich, kein Problem" bestätigte ich und sofort erhellte sich ihr Gesicht.

Der Rest der Vorlesung verflog schnell und kurz darauf packte ich auch schon meine Sachen zusammen. Als die meisten bereits den Saal verlassen hatten drehte ich mich zu dem Mädchen um, das ebenfalls noch an ihrem Platz saß.

"Du kannst sie ruhig abschreiben und mir morgen oder die Tage wiedergeben" erklärte ich ihr und überreichte ihr meine Notizen, die ich vorerst sowieso nicht brauchen würde.

"Oh danke dir wirklich ich bin irgendwie komplett aufgeschmissen und weiß auch nicht wie ich alles nachholen soll" sagte sie und ich sah ihr die Verzweiflung an.

Ich erinnerte mich daran, wie ich mich selbst genau so gefühlt hatte bevor ich mich etwas mehr reingehängt hatte. Leider musste ich auch von Null anfangen und alles nachholen, was echt nervig war.

"Wenn du willst können wir mal zusammen lernen, dann tut es auch nicht so weh" bot ich ihr lachend an.

"Echt jetzt?" fragte sie mit großen Augen und ich nickte "Ja klar, sehr gerne sogar! Ich bin übrigens Dilan"

Sie hielt mir förmlich die Hand hin, die ich lächelnd annahm "Freut mich, ich heiße Eylem"

Sie lächelte mich an und ich kann mich noch daran erinnern, wie ich in diesem Moment dachte, wie süß sie war, da man ihr jede Emotion förmlich im Gesicht ablesen konnte und gleichzeitig freute ich mich ehrlicherweise auch, da ich keine einzige Freundin hatte leider. Vielleicht würden wir uns durch das Lernen ja anfreunden, wer weiß. Ich kann mich erinnern, wie ich zu dem Zeitpunkt dachte, dass sie ein nettes Mädchen sei.

Oh, wenn ich nur gewusst hätte was noch passieren würde.

-----------------

Wie versprochen diesmal ohne lange Wartepause, viel Spaß ☕️

>C.

HayatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt