3 - Hayat

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Ich saß draußen auf einer Bank mit dem Blick starr auf das moderne Gebäude der Akademie gerichtet

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Ich saß draußen auf einer Bank mit dem Blick starr auf das moderne Gebäude der Akademie gerichtet. Ich dachte an den Tag vor einem Jahr, an dem ich die Zusage bekommen hatte und wie sehr ich mich gefreut hatte. Es war immer mein Traum mein Hobby zu meinem Beruf zu machen und ich dachte wirklich, dass ich es schaffen würde. Das was mich an der ganzen Sache am traurigsten machte war, dass mein Versagen nichts mit meinem Können zu tun hatte, sondern dass es nun am Finanziellen scheitern würde. Als ich angenommen wurde hatte ich keine Sekunde an die hohen Gebühren gedacht, da so etwas für mich nie ein Problem gewesen war. Ich wusste, dass mein Vater mir alles bezahlen würde und wusste nicht mal wie hoch die Gebühr überhaupt war. Ich musste schmunzeln, als ich daran dachte wie schnell sich alles ändern konnte. Wie schnell sich das eigene Leben auf den Kopf stellen konnte und Alles was man bisher für selbstverständlich gesehen hatte, plötzlich weg war.

"Hey wo ist eigentlich dein Auto?" fragte Can, der plötzlich neben mir stand. Ich sah ihn verständnislos an und fragte mich ob er mir vorhin überhaupt zugehört hatte, als ich ihm von unserer finanziellen Lage erzählt hatte.

Er nickte "Komm ich fahre dich Nachhause."

"Schon gut ich fahre mit der Bahn" lehnte ich ab, doch bekam von ihm nur einen verwirrten Blick, als wüsste er nichtmal was das sein sollte. Ich fragte mich, ob mich andere Leute früher auch so wahrgenommen hatten, wie ein verwöhntes reiches Mädchen, das von der echten Welt keine Ahnung hatte. Doch nun hatte ich sie.

"Kommst du?" fragte Can, der in die Richtung seines Autos lief und schon wieder musste ich tief durch atmen. Can hatte eine nervige Angewohnheit, dass er nur das hörte, was ihm passte und den Rest ignorierte oder gar nicht erst wahrnahm.

"Ich meinte doch gerade, dass du schon fahren kannst" bestand ich darauf, woraufhin er anfing mit mir zu diskutieren, warum ich denn so stur sei und dass ich einfach einsteigen soll. Als ich merkte, dass er nicht aufgeben würde stieg ich widerwillen ein, obwohl ich auf gar keinen Fall wollte, dass er mich Nachhause fuhr und unsere neue Gegend zu Gesicht bekam.

Nicht weil ich mich dafür schämte oder es verheimlichen wollte, auf gar keinen Fall. Ich dachte eher an meinen Vater und seinen Stolz. Cans und mein Vater machten gelegentlich Geschäfte zusammen und ich wusste nicht, wie mein Vater dazu stehen würde, wenn der Sohn seines Geschäftsfreundes unseren neuen Status sah und das auch noch, während alles noch so frisch ist. Ich hatte einfach das Gefühl meinen Vater beschützen zu müssen und ich wusste um ehrlich zu sein auch nicht wie Can reagieren würde.

Can war einer dieser reichen Leute, die davon überzeugt waren, dass es keine andere Welt außerhalb ihrer gewohnten Blase gab, die sie von der Kindheit an umhüllte. Er hatte nie etwas anderes gesehen, als den Luxus und das Geld und wenn es nach ihm ginge würde er es auch nie sehen wollen. Doch ich machte ihm als seine neuarme Freundin wohl ein Strich durch die Rechnung.

Ich sprach nicht während der Fahrt und blendete auch das Gerede von Can über seinen nächsten Urlaub aus, da ich im Moment einfach keinen Kopf dafür hatte. Ich könnte meine Ausbildung zur Künstlerin nicht weiterführen und das war gerade alles woran ich denken konnte. Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und atmete tief ein und aus, um jetzt nicht anzufangen zu weinen, denn ich wusste auch wie so etwas Can überfordern konnte.

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