Kapitel 5

1.4K 66 29
                                    

Noch immer tanzten wir still und heimlich im Regen. Lagen uns in den Armen. Eng aneinander, hin und her schaukelnd. Der Regen ließ nicht nach, ganz im Gegenteil; wir Beide waren bereits völlig durchnässt. Doch es schmeichelte diesem Moment. Regen würde mich wohl immer wieder an diesen Moment zurück erinnern lassen. An Draco. An seine Worte. An unseren Tanz. An meine Gefühle. Ich wusste, dass es riskant war. Mich zu verlieben. Ausgerechnet jetzt. Eine Beziehung einzugehen; es wäre egoistisch. Draco gegenüber. Er kannte mich noch nicht so, wie er dachte. Er wusste nichts von meinem Geheimnis, von meiner Zukunft. Ich war verwirrt, glücklich und doch ängstlich. Doch seine Art, sein Wesen; es beruhigte mich. 

,,Woran denkst du?" flüsterte ich und legte mein Gesicht wieder nah an seine Brust. Direkt auf seinen Herzschlag. 
,,An die vergangenen Wochen. An deine ersten Worte zu mir. Daran, wie du in mein Leben getreten bist. Dass ich seit diesem Tag mehr in meinem Leben gelacht habe, als ich es in den vorangegangenen Jahren tat." hauchte er nervös. Ich konnte seine Nervosität hören. An seinem Herzschlag. An seiner Stimme. Er war aufgeregt, erwartungsvoll. Ich löste mich von ihm, legte meine Hände um seinen Nacken, er seine sanft um meine Hüfte. Noch nie waren wir uns so nah; doch es fühlte sich richtig an. Für uns Beide.
,,Jane?" - ,,Ja?"
,,Ist das noch Freundschaft? Zwischen uns?" er sah zu mir hinunter. Das Flackern der Fackeln, welche an den Mauern hingen, spiegelte sich in seinen Augen wieder. Sie glänzten, erstrahlten förmlich. ,,Das was wir Beide haben ist etwas besonders. Etwas ganz besonderes. Noch nie stand ich einer Person so nah wie dir. Noch nie habe ich einer Person so viel aus meinem Leben anvertraut. Noch nie hat eine Person meine Hände in seine gelegt. Mich umarmt. Mich bestärkt, mich zum Lachen gebracht. Noch nie musste ich Tag und Nacht an die selbe Person denken. Sie vermissen, wenn sie nicht bei mir war. Lachen, wenn ich sie endlich wieder sah...Noch nie vertraute ich einer Person so sehr, wie dir Jane."
Gänsehaut am ganzen Körper. Tränen in meinen Augen. Ein Lächeln auf meinen Lippen. Seine Worte waren atemberaubend schön gewesen. Die wohl schönsten Worte, welche mir je zu Ohren gekommen waren.

,,Ich habe noch nie geliebt, Draco. Nicht in dieser Art und Weise." hauchte ich schließlich. ,,Ich kenne den Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe nicht. Doch ich empfinde so wie du. Ich könnte Tag und Nacht mit dir verbringen, Draco. Ich sehne mich nach deinem Lachen, wenn es mir schlecht geht. Ich rede über dich. Immer und überall." lachte ich. ,,Ich denke mehr nach, verliere mich immer mehr in meinen Gedanken. Sehe deine Augen, wenn ich meine schließe. Hinterfrage mein Schicksal...Es fühlt sich an als wäre ich nur geboren, um bei dir sein zu dürfen. Ich-"
Ich wurde unterbrochen. Durch ihn. Unterbrochen durch seine Lippen auf meinen. Seine regendurchtränkten zarten Lippen auf meinen ... Ich hatte es nicht kommen gesehen, doch ließ es zu. Ließ es sehnsüchtig zu. Ich schloss meine Augen, ließ den Regen auf mein Gesicht hinab prasseln. Seine Lippen auf meinen spüren. Seinen festen Griff an meiner Hüfte. Sein Duft, seine Berührungen. Meine Gedanken waren leer. So leer wie noch nie. Der Moment war wie verzaubert. Als würde das Leben um uns herum stehen bleiben. Als würde der Regen in Zeitlupe auf uns hinab prasseln. Es gab nur Ihn und mich. Als wäre der Kuss der Anfang von etwas ganz Großem. Von seiner und meiner Geschichte.

Der Anfang unserer  Geschichte. Der Anfang vom Ende ...

Langsam, ganz langsam löste er sich von mir. Öffnete seine Augen, sah auf mich hinab. Die Regentropfen liefen seine Wangen hinab, direkt auf mich hinunter.  Solch einen Blick hatte ich noch nie wahrgenommen. Dieser Ausdruck, diese Sehnsucht. Sie spiegelte sich in meinen Augen wieder. In meinem Lächeln. In meinem Empfinden.
,,Wow..." hauchte ich völlig sprachlos. Ich lächelte, konnte gar nicht mehr damit aufhören. 
,,Weißt du nun die Antwort, kleine Jane?" flüsterte er. Er strich mir einige nasse Haarsträhnen aus meinem Gesicht. ,,Ich weiß, ich bin nicht perfekt. Ich mache Fehler, ich-"
,,Nein." unterbrach ich ihn. ,,Du machst keine Fehler. Du triffst Entscheidungen. Mutige Entscheidungen." ich legte meine Hände an sein Gesicht. ,,Die richtigen Entscheidungen..." hauchte ich und zog ihn an mich heran, legte nun meine Lippen auf seine. Legte meine Arme um seinen Nacken, er seine um meine Taille. Er hob mich hoch, drehte uns einmal um die eigene Achse. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Ich hatte eine Entscheidung getroffen. Wir hatten eine Entscheidung getroffen. Es war keine Freundschaft. Es war mehr als das. Es war Zuneigung. Es war Leidenschaft. Es war einfach Magie.
,,Draco, es ist keine Freundschaft..." hauchte ich in den Kuss.
,,Ich weiß" flüsterte er lächelnd und hob mich hoch. Wir lachten, tanzten im Regen. Küssten uns. Fielen uns in die Arme. Vergaßen all die schlechten Gedanken. Schafften Platz für die positiven Gedanken. Für die Künftigen. Für die Wichtigen.
Ich wusste nicht wie viel Zeit seit unserem ersten Kuss vergangen war, doch es war bereits stockfinster. Die Lichter der Schlafsäle waren beinah alle erloschen, einige der Fackeln bereits ausgebrannt. Und wir? Wir standen bloß da. Im Regen. Lachend. 
,,Diesen Abend werde ich wohl nie wieder vergessen..." hauchte er. Er streichelte sanft über meine Wange, durchdrang mich mit seinen Augen. Es fühlte sich an, als könnte er in meine Seele blicken. Als könnte er so meine Gefühle erkennen. Meine Gefühle für Ihn.
,,Nie wieder..." wimmerte ich mit Tränen in den Augen. 

Ein Geräusch von deutlich lauter werdenden Schritten weckte unsere Aufmerksamkeit. 
,,Schnell-" Draco nahm mich bei der Hand, rannte mit mir um eine Steinmauer, hielt mich schützend in seinem Arm. Er blickte um die Mauer, fing an zu grinsen.
,,Es ist Professor Snape." er sah wieder zu mir. ,,Der sollte uns besser nicht erwischen"
Ich nickte grinsend zurück, ehe wir weiter liefen. Weiter durch die Korridore, bis hin zum Slytherin-Gemeinschaftsraum. Weiter, bis vor meine Zimmertür. Wir blieben stehen, sahen uns an. Lachten verlegen.
,,Ich wünschte diese Nacht würde nie enden...." hauchte er schließlich. Seine Worte; sie ließen einen Gedanken in mir hoch kommen. Ein wenig riskant, doch alle Male wert.
,,Vielleicht muss diese Nacht noch nicht enden...." flüsterte ich grinsend. Ich nahm ihn bei der Hand, zog ihn hinter mir her. Leise; ich wollte nicht noch einmal Snapes Weg durchkreuzen.
,,Jane, was hast du-" er stockte, begriff beim Betreten des alten, verlassenen Korridors wo ich hin wollte. ,,Du bist verrückt" hauchte er lachend. 
,,Normal wäre ja auch langweilig" entgegnete ich frech. Wir blieben vor einer alten Tür stehen, sahen uns grinsend an. Er nickte mir zu, sprach die Worte die den Zauber auflösten. Den Zauber, welchen er über diesen Raum gelegt hatte. Über das alte Klassenzimmer. Der Raum, in dem all das hier begann. Indem wir uns anfreundeten; indem wir uns kennenlernten. Indem er sein Lächeln wiederfand.

Wir traten ein, schlossen leise die Tür. Es war bereits nach Mitternacht, es war stockfinster. Gekonnt ließ ich einige herumstehende Kerzen entfachen. Ein kühler Windzug überkam uns, verschaffte mir somit eine Gänsehaut. Noch immer waren wir klitschnass. Hatten keine trockene Kleidung bei uns.
,,Hier-" Draco griff in seine Tasche, zog einen grünen Pullover hervor. ,,Es ist mein Quidditsch-Pullover. Den den ich immer nach dem Training anziehe." er reichte ihn mir rüber. ,,Damit du nicht frierst" lächelte er.
Ich nahm ihn dankend an, hielt ihn mir an meinen Körper. Er war mir um einiges zu groß, doch er würde seinen Zweck erfüllen. Er war ein wahrer Gentlemen. Zuvorkommend, charmant und offensichtlich sehr manierlich. Draco. Er drehte sich ohne Aufforderung um, ließ mich so in Ruhe umziehen.
,,Danke, Draco.." hauchte ich und zog mir meine nasse Kleidung aus. Meine Bluse, meinen Pullover, meinen Rock. Zog mir dafür seinen Pullover über. Stand nun nur noch in seinem viel zu großen Pullover und meinen Kniestrümpfen vor ihm. Er lächelte, sah an mir hinab.
,,Du bist wunderschön..." er kam einen Schritt auf mich zu. ,,Tut gut es endlich laut aussprechen zu dürfen...."
Ich griff nach seiner Krawatte, zog ihn so an mich. ,,Es tut gut endlich bei dir zu sein..." hauchte ich und zog ihn an meine Lippen heran. ,,So nah..." Ich wollte nicht mehr von ihm weg. Wollte nie wieder ein anderes Gefühl als dieses hier spüren wollen. Wollte für immer seine Hände; seine Ringe an meiner Taille spüren. Ich wollte die Zeit anhalten. 

Bevor es zu spät sein würde.

,,Jane?" flüsterte Draco. Mittlerweile waren wir bereits seit ein oder zwei Stunden hier. Wir saßen gemeinsam auf einer Art Fensterbank. Er an die Wand angelehnt, ich zwischen seinen Beinen, mit dem Rücken an seinen Oberkörper gelehnt.
,,Ja?"
,,Darf ich dich ab heute meine Freundin nennen? ... Meine feste Freundin?" hauchte er gefühlvoll. ,,Bitte lass mich dir ein guter Freund sein. Lass mich dich beschützen, dich berühren, dich küssen...Dich mein Mädchen nennen dürfen...Ganz offiziell."
Ich lächelte, drehte mich zu ihm um. Doch seine Augen; seine erwartungsvollen wunderschönen blau-grauen Augen ließen ein Gefühl in mir auf kommen. 

Angst

,,Ich weiß nicht ob du das wirklich möchtest, Draco." stotterte ich. Ich drehte mich vollständig zu ihm um, setzte mich in eine Art Schneidersitz. ,,Ich, ich denke ich kann dir nicht das geben, was andere Freundinnen könnten..." mein Lächeln verschwand. Ebenso wie seins. 
,,Was meinst du? Du bist alles was ich brauche, Jane."
,,Ich fürchte du hast recht. Und auch das werde ich dir nicht geben können. Nicht längerfristig...." 
,,Jane, was ist los?" er wurde besorgt, ich konnte es ihm deutlich ansehen. Er legte seine Hand behutsam auf meine Wange. ,,Bitte sprich mit mir."
Ich nahm einen tiefen Atemzug. Ich wusste, dass ich es ihm sagen musste. Besonders dann, wenn ich eine Beziehung mit ihm eingehen wollte.
,,Ich werde ehrlich sein, so wie immer, Draco. Doch du musst mir etwas versprechen.."
,,Alles."
,,Du wirst in den nächsten Minuten nur an dich denken. Und du musst ehrlich sein. Egoistisch. Denk bitte nur an dich. An deine Wünsche, an deine Träume; an deine Ziele im Leben."
Er griff nach meiner Hand, sah mich mit einem Ausdruck in den Augen an, vor dem ich mich so sehr gefürchtet hatte.
,,In Ordnung...denke ich.." flüsterte er schließlich. ,,Es hat etwas mit deinen Augen zu tun. Mit deinem Bruder, deinem immer häufiger auftretenden Nasenbluten. Habe ich recht?"

,,Ja." antwortete ich mit stockender Stimme. 

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt