Kapitel 6

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,,Meine Mutter starb bereits vor 10 Jahren. Kurz vor meinem 6. Geburtstag. Sie war krank. Geschwächt. Machtlos. Sie hatte eine Erbkrankheit. Vererbt von ihrer Mutter; meiner Großmutter." ich kämpfte mit den Tränen, umgriff meine silberne Kette, welche ich um meinen Hals trug. ,,Sie vermachte mir diese Kette. Sie sollte mich beschützen, mich vor dem selben Schicksal bewahren."
,,Das tut mir so leid, Jane..." hauchte Draco und wischte mir sanft eine meiner Tränen weg. ,,Mein Bruder, er bekam vor 3 Jahren die selbe Diagnose. Ohne Aussicht auf Heilung. Seit drei Jahren kämpft er bereits schon gegen diese Krankheit an. Er und seine Frau haben zwei kleine Mädchen. Er wird sie verlassen. Vielleicht heute, morgen oder in zwei Monaten. Doch er wird verlieren. Er wird die Krankheit nicht besiegen können. Keiner von uns wird das, Draco."

Er verstand meine Worte sofort. 

,,Ja, auch ich habe diese Krankheit geerbt" flüsterte ich endlich. ,,Ich habe meine Diagnose vor 8 Monaten bekommen. Vier Tage nachdem sich eins meiner Augen blau verfärbt hatte. Meine natürliche Augenfarbe ist grün. Ein ziemlich dunkles Moosgrün, so sagte es meine Mutter immer" lächelte ich schwach. ,,Der Verlauf der Krankheit zeichnete sich durch unterschiedliche Symptome aus. Meine Mutter verlor mit der Zeit ihre Sehkraft. Mein Bruder hingegen das Gefühl in seiner linken Körperhälfte. Und ich? Bislang nur Nasenbluten. Doch es wird mich noch schlimmer treffen, Draco. Doch eine Gemeinsamkeit haben wir alle..."
,,Eure Augen.." antwortete Draco für mich. Ich nickte. Kämpfte gegen meinen Tränen an.
,,Mein Bruder hat mir verboten ihn weiterhin sehen zu dürfen. Ich sollte seine Augen nicht sehen, sollte so die letzte Stufe der Krankheit nicht erfahren. Meine Augen durchlaufen eine Art Prozess. Sie verfärben sich immer weiter. Von Grün zu Blau. Von Blau zu Braun. Von Braun zu ...." ich schluckte, sah aus dem Fenster hinaus. ,,Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht bei welcher Farbe deine Seele entflieht. Welche Farbe die letzte sein wird. Mein Bruder wollte es mir nicht verraten, mich nicht noch mehr verunsichern. Meine Mutter durfte ich das letzte Mal vier Monate vor ihrem Tod sehen. Da waren ihre Augen braun..."

Draco stand auf, reichte mir seine Hand. Ich nahm sie an, er zog mich an ihn heran, nahm mich fest und wortlos in den Arm. Das erste Mal in meinem Leben sprach ich über mein Schicksal. Offen und ehrlich. Vertraute mich einer außenstehenden Person an. Es tat gut und doch schmerzte es. Es schmerzte unfassbar ... Ihn ansehen zu müssen, wie seine, wie meine; wie unsere Zukunft in Scherben zerbrach. Schmerzhafter, als der Tag, an dem ich meine Diagnose erhielt. Schmerzhafter als die Gewissheit, dass mein Schicksal besiegelt war.
,,Ich habe Angst Draco.." weinte ich in seine Brust hinein. Er legte seine Hand behutsam an meinen Hinterkopf.
,,Die brauchst du nicht haben. Ich bin bei dir und werde es auch immer sein. Wenn du mich nur lässt, Jane.."
,,Draco, du verstehst nicht-" ich sah zu ihm hoch. ,,Ich werde sterben. Vielleicht in einem Jahr, aber vielleicht auch erst in 5 Jahren. Doch es wird so kommen. Du wirst mich verlieren. Vielleicht nie deinen Träumen nachgehen können. Ich möchte nicht der Grund sein, dass du dein eigenes Leben vernachlässigst. Dich tagtäglich um mich kümmern musst, dir ununterbrochen Sorgen machst. Das ist kein Leben, Draco."
,,Jane. Du hast mir gezeigt wie stark ich sein kann. Dass ich mutig bin. Selbstlos. Ich möchte dich bei mir haben. Heute. Morgen. Und auch übermorgen. Du machst mich glücklich, unfassbar glücklich. Ohne dich bin ich nichts. Ich möchte bei dir sein. In guten, sowie in schlechten Tagen. Dafür sind Freunde da. Lebenspartner. Ich-"
,,Möchtest du Kinder haben, Draco?" unterbrach ich ihn. ,,Möchtest du heiraten? Einmal in ein Haus ziehen, deine Kinder zum Gleis 9 3/4 bringen? Ihnen abends eine Gutenachtgeschichte vorlesen?"
Er verstummte, ging inne.
,,All das werde ich dir nicht bieten können. Ich werde keine Kinder bekommen, nur um mich Monate, Jahre oder vielleicht sogar nur Tage später von ihnen verabschieden zu müssen. Ich werde nicht heiraten, nur um aus meinem Mann einen Witwer zu machen."
Ich ließ von ihm ab, griff nach meiner Tasche.
,,Auf all das müsstest du verzichten nur um bei mir zu sein, Draco. Ist es das wirklich wert? Bitte denk an dich. Nur an dich." hauchte ich und verließ das Klassenzimmer. Ich ließ ihn stehen, rannte in mein Zimmer.

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt