Kapitel 27

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,,Jane! Wo bist du gewesen?" rief Pansy verärgert, als ich zurück in mein Zimmer gekommen war. ,,Wir haben uns-" sie stockte, als sie meine roten Augen und mein tränenüberströhmtes Gesicht erblickte. ,,Du warst bei Draco." sprach sie leise.
,,Ja." wimmerte ich. Sie schloss mich in ihre Arme; versuchte mich erneut zu beruhigen.
,,Was ist passiert?"
,,Er hat recht, Pansy." antwortete ich. ,,Er hat recht, verdammt. Blaise hat recht. Ihr alle habt recht."
,,Was? Was meinst du damit?"
,,Ich bin eine Last, Pansy." sprach ich mit zittriger Stimme. ,,Ihr alle müsst euch um mich kümmern, vergesst euch dabei. Draco hat tagelang nicht mehr geschlafen, er hat geweint; kaum noch etwas gegessen. Und das, obwohl ich noch nicht einmal tot bin. Ich, ich; überall wo ich hingehe hinterlasse ich ein Trümmerfeld."
,,Hör auf sowas zu sagen-"
,,Nein Pansy, es entspricht der Wahrheit!" unterbrach ich sie wütend. ,,Draco wusste nicht, dass es Astoria war. Sie hat ihn geküsst; die ganze Nacht hat er ihren Armen gelegen und geweint... Und doch schmerzt es, dass er diesen Kuss zugelassen hat."
Pansy und Blaise sahen sich an; ratlos.
,,Astoria ist die Schlange; sie ist die böse; sie ist es die bestraft werden sollte! Nicht ich! Nicht Draco! Nein, sie ist es!" schrie ich schmerzerfüllt und brach zusammen. ,,Warum hat sie mich nicht einfach sterben lassen..."
,,Jane, hör auf!" entgegnete Pansy überfordert. Doch ich konnte nicht; ich bekam eine Panikattacke. Ich weinte. Ich schrie. Schrie meinen ganzen Herzschmerz hinaus. Alle Schmerzen meiner Krankheit. Der Schmerz des Verrates. Der Schmerz eines gebrochenen Herzens. Meine Tränen brannten wie Säure; sie schmerzten wie Messerstiche.
,,Jane-" schrak Pansy auf. Sie nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände; in ihren Augen hatten sich Tränen gebildet. ,,Dein Auge..."

Doch ich hörte sie nicht. Ich wollte nicht; kämpfte weiterhin gegen den Schmerz an. Meine Tränen waren aus Blut; ich rang verzweifelt nach Luft. Minutenlang.
,,Wo ist sie, verdammt?" ertönte einige Minuten später eine dritte Stimme. Es war Draco; Blaise hatte ihn geholt. ,,Jane." hauchte er besorgt und kam zu mir auf den Boden. Er nahm mich aus Pansys Armen; legte mich in seine. Nah an sein Herz. Er drückte meinen Kopf an seine Brust; hielt mich so fest er nur konnte. ,,Ich bin hier, Jane. Alles wird wieder gut werden, hörst du?"
Pansy und Blaise sahen uns an, waren vollkommen überfordert; verließen schließlich auf Dracos Wunsch das Zimmer und ließen mich mit ihm allein. Sie wussten, dass es nur Draco war der mich wieder beruhigen konnte. Einzig und alleine er.
,,Es tut so weh, Draco." wimmerte ich gegen seine Brust.
,,Es tut mir so leid, Jane." antwortete er weinerlich. ,,Ich lasse dich nie wieder los; nie wieder. Astoria wird bezahlen, sie kann uns nichts mehr anhaben."
,,Es schmerzt, Draco." sprach ich erneut und sah zu ihm hinauf. Geschockt erblickte er mein Auge; bemerkte, dass nun beide Augen braun verfärbt waren. Doch es war ein anderer Schmerz; intensiver. Schlimmer. Viel schlimmer. Ich hatte die letzte Stufe erreicht.
,,Nein-" flüsterte Draco mit Tränen in den Augen. ,,Nein."
Mit seinem Ärmel wischte er mein Blut weg; seine Hände waren am zittern.
,,Draco-"
,,Nein, nein du verlässt mich noch nicht!" unterbrach er mich apathisch. ,,Nicht so; nicht jetzt."
,,Draco." flüsterte ich schwach. ,,Es tut mir leid."
,,Hör auf; hör auf dich zu entschuldigen, Jane. Ich habe dich alleine gelassen, ich habe Astoria an mich rangelassen. Sei sauer auf mich, hass mich; doch bitte; bitte verlass mich nicht!" schrie er verzweifelt, als sich meine Augen schlossen.

,,Das Medikament wirkt nicht, Mister Malfoy." ertönte eine leise Stimme. Sie war verschwommen, klang als wäre sie Kilometer weit weg. ,,Dieses Gift, dieser Zaubertrank; er hat die Wirksamkeit aufgelöst. Das Medikament ist nutzlos."
,,Nein, nein; NEIN!" ertönte Dracos Stimme. Er schrie; weinte. Flehte. ,,Das kann nicht sein, verdammt! Ich habe etwas gefunden, ich hatte es doch gefunden! Für sie! Es muss funktionieren!"
,,Es tut mir so leid." antwortete Madame Pomfrey. Langsam öffnete ich meine Augen, sah mich um. Ich erblickte Draco, wie er weinend an meinem Bett sitze. Pansy, weinend in Blaise Armen. Ich, in einem Krankenbett. Erneut.
,,Draco?" hauchte ich kaum hörbar. Sofort hob er seinen Kopf an; lächelte, als er meine geöffneten Augen erblickte.
,,Jane!" rief Pansy und kam zu meiner anderen Seite. ,,Du bist wieder wach."
,,Wie geht es dir, Kleines?" fragte Draco und strich sich eilig seine Tränen weg.
,,Mein Auge-"
,,Bald ist der Schmerz wieder weg." unterbrach mich Draco und nahm meine Hand zwischen seine. ,,Ich verspreche es."
,,Ich will noch nicht sterben." wimmerte ich und begann zu weinen. ,,Ich will nicht, Draco."
,,Hey, hey-" er stand auf, kam mir noch näher. ,,-das wirst du noch nicht. Ich bin bei dir, alles ist gut-"
,,-ich will nicht, Draco." unterbrach ich ihn weinend. ,,Ich bin zu jung, ich habe noch gar nicht leben dürfen!" schrie ich verzweifelt. Auch Pansy begann zu weinen, vergrub ihr Gesicht in Blaise Brust.
,,Das wirst du nicht, das wirst du nicht-"
,,-bitte lüg nicht, Draco." unterbrach ich ihn erneut. ,,Wie lange noch?"
,,Jane; nicht."
,,Wie lange noch!??" schrie ich.
,,Nein, nein; das sind bloß Vermutungen-"
,,-keine Wochen mehr, Jane." unterbrach Blaise Draco. ,,Tage; es könnte jeder Zeit so weit sein."

Geschockt sah ich ihn an. Ich konnte nicht mehr atmen; rang nach Luft. Ich konnte nichts mehr hören; konnte Blaise nicht sprechen hören. Konnte Pansy nicht weinen hören. Konnte Draco nicht flehen hören. Alles was ich nun noch wahrnahm war mein Herzschlag; der Herzschlag der bald nie wieder zu hören sein würde.
Meine Tränen hörten auf, mein Gehör kam langsam wieder. Mein Verstand. Die Akzeptanz. Schwach fing ich an zu lächeln.
,,Danke, Blaise." flüsterte ich und sah wieder zu Draco. ,,Schon gut, Draco."
,,Nein, nein das ist es nicht!" schrie er wütend und verzweifelt. ,,Wir haben noch zu viel zu tun, wir; wir haben noch so viele Punkte auf unserer Liste! Wir, wir-"
,,Draco." unterbrach ihn Blaise. Mit großen Augen sah er ihn an.
,,Nein, Blaise. Nein; NEIN!" schrie er und zuückte seinen Zauberstab. ,,Astoria wird dafür zahlen, dass sie mir unsere Zeit geraubt hat!" entgegnete er hasserfüllt und verließ den Krankenflügel.
Besorgt sah ich zu Blaise, er verstand mich sofort; lief Draco hinterher.
,,Pansy." lächelte ich. ,,Komm her-" flüsterte ich und öffnete meine Arme. Sie kam zu mir in mein Bett; weinte in meinen Armen. ,,Ich liebe dich so sehr."
,,Bitte, Jane. Es ist zu früh." wimmerte sie schmerzerfüllt.
,,Es wird nie der richtige Zeitpunkt kommen." antwortete ich sanft und strich über ihr Haar. ,,Nie."
,,Ich habe Angst."
,,Die brauchst du nicht haben, Pansy." entgegnete ich. ,,Du hast Blaise, du hast Draco. Du wirst deinen Abschluss machen; neue Freunde finden. Heiraten, ein Haus bauen; Kinder bekommen."
,,Nein, nein ich will nicht! Ich, ich kann nicht; es ist nicht fair, Jane!"
Ich fing an zu lächeln, nahm ihr Gesicht zwischen meine Hände und sah sie an.
,,Bitte. Tu es für mich. Lebe dein Leben, weil ich es nicht kann. Heirate, weil ich es nicht kann. Bekomm ein ganzes Quidditch-Team an Kindern; weil ich es nicht kann."

Es hatte lange gedauert, doch ich hatte Pansy beruhigen können. Sie hatte sich in den Schlaf geweint; ich hatte ihr leise das Schlaflied meiner Mutter vorgesungen. Sie hatte es mir immer vorgesungen, wenn ich traurig war. Wenn ich meinen Bruder vermisste; wenn ich krank war.
Vorsichtig stand ich auf, deckte sie zu; und verließ den Krankenflügel.
,,Draco? Blaise?" rief ich durch die Korridore. Doch es kam keine Antwort zurück. Sie waren weder in ihrem Zimmer, noch im Gemeinschaftsraum. Sie waren weder in der Bibliothek, noch in der großen Halle.
,,Du wirst es bereuen in unser Leben gekommen zu sein!" schrie Dracos Stimme, als ich im Vorhof stand. Eilig rannte ich den Berg hinunter; fand sie endlich am eisbedeckten schwarzen See. Blaise und Draco standen Astoria gegenüber; mit ihren Zauberstäben. Anders als Astoria.
,,Draco, bitte-" wimmerte sie verzweifelt. Sie fiel auf ihre Knie; hiel ihre leeren Händen hoch.
,,Du ehlendiges Miststück." knurrte Draco wutenbrannt. ,,Cru-"
,,Draco!" schrie ich fassungslos und stellte mich vor ihn. ,,Sie ist unbewaffnet!"
Er sah in meine Augen; ließ mich einen Moment zurückschrecken. Solch eine Wut, solch einen Hass hatte ich noch nie sehen können. Noch nie.
Vorsichtig sank ich seinen Zauberstab; strich mit meiner Hand über seine Wange.
,,Hey-" flüsterte ich. ,,Gib mir deinen Zauberstab."
Vollkommen perplex sah er mich an; übergab ihn mir schließlich zögernd und irritiert.
,,Blaise; nimm ihn runter." ermahnte ich nun auch ihn.
,,Jane, ich danke dir!" ertönte Astorias Stimme. Ich drehte mich zu ihr um; kam auf sie zu; reichte ihr meine Hand. Sie nahm sie an und stand auf. ,,Ich weiß nicht, was ich ohne dich-"
ein kräftiger Faustschlag meinerseits unterbrach ihre Worte. Sie fiel zu Boden; ihr Blut klebte nun an meiner Faust.

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt