Kapitel 48

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,,Ich werde ihr den Brief nicht geben." antwortete er ernst und nahm den Umschlag nicht an.
,,Was?"
,,Du hast schon gehört, Jane." fuhr er emotionslos fort. ,,Ich akzeptiere deine Entscheidung, doch ich will nie wieder was mit Astoria zu tun haben. "

,,Dann tu es für mich-"
,,-ich werde nicht so tun, als würde dieser Tag bereits morgen sein." unterbrach er mich. ,,Du sprichst bereits so, als würdest du in einem Jahr bereits tot sein. Als würdest du schon-" er stockte; sah mich mit großen Augen an. ,,Du verabschiedest dich bereits."

,,Draco." flüsterte ich leise. ,,Ich muss; bevor es zu spät ist. Du-"
,,-ich hab deine Briefe gefunden, Jane." fiel er mir leise ins Wort. ,,In deinem Zimmer; in deiner Schublade. Als wir wiedergekommen sind; als wir deinen Geburtstag feiern wollten. Als du mit Astoria in der Bibliothek warst. Ich wollte dir eine Überraschung machen; da fand ich den Bündel Briefe. Für Pansy, Blaise; selbst für meine Eltern... Für mich."

,,Ich kann mich nur so verabschieden, Draco." sprach ich weinerlich und kam einen Schritt näher.
,,Du musst dich noch nicht verabschieden!"
,,Doch das muss ich!" widersprach ich lautstark, als er mich mit großen Augen ansah. ,,Ihr lasst mich doch nicht. Ich will; doch ihr macht es mir unmöglich!"

,,Was? Wie meinst du das?"
,,Ihr lebt noch immer mit dem Gedanken, dass alles wieder gut werden wird. Dass ich nicht sterbenskrank bin; dass ich noch mindestens 10; nein 20 Jahre an eurer Seite verweilen werde." Ich wurde leise. ,,Doch so ist es nicht. Es entspricht nicht der Realität, sondern eurer Wunschvorstellung."
Draco verstummte; sein Ausdruck veränderte sich.

,,Ich darf mich nicht von euch verabschieden, weil ihr es noch immer verdrängt." fuhr ich fort. ,,All meine letzten Worte habe ich so für euch aufgeschrieben. Für jeden von euch. Ihr werdet euren Brief nach meinem Tod bekommen; ob ihr ihn lesen wollt oder nicht ist euch überlassen, Draco."

,,Es tut weh." wimmerte er schließlich mit gebrochener Stimme. ,,Aber du hast recht."
,,Ja." flüsterte ich, als eine einzelne Träne meine Wange hinunter glitt. ,,Es tut verdammt weh. Ich bin so müde Draco."
Draco griff nach meiner Hand; zog mich in seine Arme. Er weinte. Er weinte bitterlich.

,,Du wirst sterben." flüsterte er endlich einsichtig. ,,Du hast recht; du hast ja so recht. Ich habe es mir noch immer nicht eingestanden. Es tut mir leid."
,,Du brauchst dich für rein gar nichts zu entschuldigen, Draco." antwortete ich und wischte ihm weinend seine Wangen trocken. ,,Ich liebe dich sehr. Es ist die Liebe dich mich am leben hält."
,,Wäre es die Liebe, dann würdest du ewig leben, Jane." entgegnete er verletzt und traurig.

,,Lass uns nicht streiten; bitte." sagte ich ein wenig leiser. Mir war ein wenig schwindelig; den ganzen Tag schon.
,,Einverstanden." entgegnete er, als er meine trägen Augen bemerkte. Sanftmütig fing ich an zu lächeln; gab seinen Lippen einen sanften Kuss.

,,Ich liebe dich; bis über den Tod hinaus." flüsterte ich, als meine Augen immer schwerer wurden.
,,Und ich liebe dich, meine kleine Jane." sprach er so unfassbar verliebt, als er sanft mit mir zu tanzen begann. Langsam schaukelten wir hin und her; ich schloss meine Augen. Genoss den Moment; atmete ruhig. Immer ruhiger. 

,,Jane?" flüsterte er nach einigen ruhigen; zu ruhigen Minuten. Doch ich antwortete nicht. ,,Jane?" wiederholte er und griff an meine Oberarme; sah auf mich hinab. ,,Jane!"
,,Mir geht es irgendwie nicht gut, Draco." wimmerte ich schwach und kaum bei Bewusstsein. ,,Ich bin... müde."

Mein Herzschlag war so schwach wie nie; mein Gehör verschwand allmählich. Das Gefühl in meinen Beinen verschwand; ich sackte zusammen. Sofort fing mich Draco auf; trug mich auf seinen Armen aus seinem Zimmer hinaus. 

,,Nein; Jane! Nicht jetzt; nicht so!" flehte er angsterfüllt, als er gemeinsam mit mir auf seinen Armen zum Krankenflügel rannte. Ich sah die Steinmauern an uns vorbei ziehen; sah bloß seine glänzenden grau blauen Augen. Ich sah die Panik; sah wie er nach Hilfe rief. Doch hören konnte ich ihn nicht mehr.

Ich hatte meine Augen geschlossen; bemerkte wie ich auf ein Bett gelegt wurde. Wie sich die Lichtverhältnisse änderten; wie eine Nadel unter meine Haut gestochen wurde. Selbst die Medikamente die ab nun durch meinen Körper liefen konnte ich spüren. Ich konnte alles spüren; doch keinen Schmerz; es war nicht schmerzhaft. Es war ganz anders. Es war friedlich.

Die Stunden vergingen; Tage vergingen. Doch mein Zustand änderte sich kaum. Ich hatte meine Augen nicht mehr geöffnet; hatte seine Stimme nicht mehr wahrnehmen können. Bis jetzt.

,,Draco." flüsterte ich leise. Schwach. Ängstlich.
,,Jane; Jane ich bin hier!" ertönte seine erleichterte Stimme unfassbar schnell und hektisch. ,,Jane; kannst du mich hören?"
,,Was ist mit meinen Augen?" wimmerte ich, als ich diese geöffnet hatte; bloß in die Dunkelheit blickte. Ich trug einen Verband über meinen Augen; ich spürte, dass etwas anders war. Ich spürte den Schmerz; spürte das Blut.

,,Ich weiß es nicht." antwortete er mit weinerlicher Stimme, als er fest nach meiner Hand griff; die ersten Tränen auf meine Haut trafen. ,,Deine Augen haben gestern angefangen zu bluten; gestern in der Früh bereits. Seit dem trägst du den Verband-"
,,-mach ihn ab!" unterbrach ich ihn panisch und griff bereits mit meinen Händen an den Verband. ,,Draco; mach ihn ab!"

,,Jane; Darling-" er griff nach meinen Händen; umgriff mein Gesicht. ,,-shht. Alles wird gut."
,,Draco-" weinte ich verzweifelt. ,,-mach den Verband ab! Etwas stimmt nicht; bitte..." flehte ich schmerzerfüllt. Er zögerte; ich konnte es spüren. Doch er folgte meinen Worten; löste vorsichtig und behutsam den engen Verband. Schicht für Schicht, bis er ihn zu Boden fallen ließ.

Ich hatte meine Augen noch geschlossen; die warmen Tränen aus Blut liefen trotz allem meine Wangen hinab. 
,,Draco-" wimmerte ich. ,,-sie haben sich verfärbt."
,,Keine Sorge-" sprach er mit zittriger Stimme. ,,-wir haben noch Zeit."
,,Wenn ich meine Augen öffne; bitte belüg mich nicht. Ich muss wissen ob es soweit ist."

,,Ich werde dich nicht belügen, Darling. Versprochen." antwortete er angsterfüllt und glitt mit seiner Hand an meine Wange. Meine Unterlippe begann zu zittern; mir wurde unfassbar kalt. Vorsichtig öffnete ich schließlich meine Augen; blinzelte. Bemerkte den stechenden Schmerz. Ich sah in ein helles Licht; sah an die Decke. Sah zu Draco. Er hatte seine Augen geschlossen. Aus Angst.

,,Draco-"
,,-egal welche Farbe sie haben werden." unterbrach er mich noch immer mit geschlossenen Augen. ,,-du wirst wunderschön aussehen. Ich werde dich in meine Arme schließen und weinen. Nicht vor Trauer, sondern vor Glück. Weil ich dich lieben durfte." Weinend griff ich nach seiner Hand; lächelte.

,,Öffne deine Augen, Draco." flüsterte ich, als ich endlich auf seine geöffneten Augen traf; mein Herz innerhalb einer Sekunde in tausend Teile zersprang. Er bitterlich zu weinen begann; mich schmerzerfüllt in seine Arme schloss. Weinte. Immer stärker; immer emotionaler. Immer ängstlicher. Ich verstand seine Reaktion sofort.

,,Schwarz." flüsterte er schließlich. ,,Sie sind schwarz."
Wimmernd schlug ich mir meine Hand vor den Mund; weinte in seine Arme hinein. Ich schrie vor lauter Schmerz; weinte so intensiv ich noch nie geweint hatte.
,,Es ist die letzte Stufe." wimmerte ich, als ich begriff; der Tod nahte. Es war da; es waren bloß noch Sekunden. Minuten. Stunden; vielleicht Tage.

,,Ich bin noch nicht bereit dafür, Darling." sprach Draco entsetzt, als er mein Gesicht umgriff; mir das erste Mal intensiv in meine tief schwarzen Augen blickte. Die Augen die eine wunderschöne Frühlingswiese widerspiegelt hatten waren weg. Sie waren der puren Dunkelheit gewichen; der Angst. Dem bevorstehenden Tod. Es war, als wäre meine Seele gestorben. Als würde das Leben in mir weichen; den Tod bereits erwarten.

,,Wir haben noch so viel was wir machen wollten." sagte Draco verbittert. ,,Unsere Liste; sie ist noch nicht vollständig! Ich lasse dich nicht gehen, bevor-"
,,-das werden wir nicht mehr schaffen." unterbrach ich ihn leise. ,,Wir schaffen es nicht mehr, Draco."

,,Du bist zu jung, um zu sterben! Du darfst mich noch nicht verlassen!" flehte er, als er meinen Händen einen schmerzlichsten Kuss gab. 
,,Draco?" flüsterte ich weinend.
,,Ja?"

,,Ich möchte nicht als Jane Austin sterben." antwortete ich, als seine großen Augen erneut auf meine trafen. ,,Ich möchte als Jane Malfoy sterben."
,,Jane-"
,,-lass uns heiraten." unterbrach ich ihn bereits. ,,Heute Nacht."

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt