Kapitel 22

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,,Jane? Bist du hier?" ertönte Dracos leise Stimme.
,,Ich bin hier." antwortete ich. Ich war nicht mehr zum See gegangen; ich war beim Eulenturm; das erste Mal überhaupt.
,,Ich habe dich lange gesucht; ich tue nicht gedacht, dass du hier bist."
,,Ich habe Hope hierher gebracht." lächelte ich schwach und strich über ihr sanftes Gefieder. Sie knabbert neugierig an meinem Finger; sah mich mit ihren aufgeweckten Augen an. Behutsam kam Draco auf mich zu; zog mich an meiner Hand zu ihm.
,,Warum war Pansy so wütend auf mich? Warum bist du hier; nicht beim See?" fragte er ein wenig bekümmert. Sorgfältig strich er über meine Wange; fuhr durch mein Haar. ,,Ich möchte nicht mehr streiten-"
,,Astoria." unterbrach ich ihn mit Tränen in den Augen. ,,Magst du sie?"
,,Jane-" schrak er auf. ,,Was ist denn? Warum weinst du?"
,,Magst du sie?" wiederholte ich meine Worte. Einen Moment lang zögerte er.
,,Ja." antwortete er. ,,Als gute Freundin, Jane. Doch lieben tue ich nur dich."
,,Wie sehr magst du sie?"
,,Jane; hör auf." sprach er ernst. ,,Hör auf Astoria zwischen uns zu stellen. Ich liebe dich, verdammt! Wie oft soll ich es dir noch beweisen?"
Ich fing an zu zittern; sah von ihm.
,,Ich liebe dich, Draco." wisperte ich leise und ließ die Tränen zu Boden fallen. ,,Und deshalb-"
,,Nein." unterbrach er mich kalt. Er zog mich wieder zu ihm; sah mir starr in meine Augen. ,,Lass es; hör auf."
,,Ich kann nicht." wimmerte ich. ,,Ich hatte mich damit abgefunden, Draco. Warum musstest du etwas finden? Dieses gottverdammte Medikament! Meine Mutter starb an dieser Krankheit, mein Bruder; ich hätte die Nächste sein sollen! Ich, Draco! ... Ich möchte das Medikament nicht nehmen." wimmerte ich leise. ,,Ich möchte sterben."
Schlagartig ließ er meine Hand los; seine Augen füllten sich mit Tränen.
,,Wie kannst du sowas bloß sagen?" entgegnete er geschockt.
,,Es tut weh. Mir tut alles weh. Ich habe Schmerzen; Tag und Nacht. Ich werde immer schwächer, bald werde ich nicht mehr laufen können-"
,,-dieses Medikament würde dir die Schmerzen nehmen!"
,,Wie kannst du dir da bloß so sicher sein?!" entgegnete ich lautstark. ,,Du bist bloß ein Schüler; kein Arzt, kein Mediziner! Es ist bloß eine dämliche Heilpflanze!"

Draco wich einen Schritt zurück; zögerte mit seinen Worten.
,,Ich habe nicht nur eine Heilpflanze gefunden, Jane." fuhr er leise fort. ,,Ich habe sie nach London gebracht; die Ärzte konnten ein Medikament entwickeln. Die Chance, dass es funktionert liegt bei 67%. Ich bitte dich, Jane. Bitte versuch es."
,,Das Leben stand schon immer gegen meine Familie und mich, Draco." antwortete ich. ,,Ich werde nicht zu den 67% sondern zu den restlichen 33% gehören."
,,Versuch es doch zumindest!" schrie er verzweifelt. ,,Jane; bitte! Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll!"
Er fiel auf seine Knie; hielt sich an meinem Rock fest, presste seinen Kopf gegen meine Knie. ,,Bitte, Jane. Bitte! Ich möchte dich nicht verlieren; ich kann einfach nicht! Noch nie habe ich jemanden so sehr geliebt, noch nie war ich so glücklich! Ohne dich ist mein Lebens nichts mehr wert. Ich brauche dich, verdammt! Hier! Bei mir! Mit einem Herzschlag!"
Bitterlich fing ich an zu weinen; ging zu ihm hinunter auf meine Knie. Er lag in meinen Armen; schrie vor Herzschmerz.
,,Draco." wimmerte ich. ,,Der Tod wächst von Tag zu Tag in mir drin. Ich habe doch bloß Angst."
,,Ich auch, Jane. Jeden Tag. Jede Nacht. Jede Sekunde die du nicht bei mir bist."

,,Mein Körper schafft es nicht mehr... Meine Beine können mich kaum noch halten; meine Augen schmerzen."
,,Bitte lass mich dir doch helfen-"
,,-was wenn es schief geht?" unterbrach ich ihn und wischte ihm seine Tränen weg. ,,Was wenn das Medikament nicht wirkt? Dann haben wir umsonst gehofft. Erneut. Diese falsche Hoffnung bringt mich um; viel eher als die Krankheit; als die Schmerzen."
,,Es würde dir zumindest deine Schmerzen nehmen-"
,,-doch Schmerzen halten mich lebendig." flüsterte ich gebrochen. ,,Gefühle und Emotionen halten mich lebendig; du hälst mich lebendig. Was wäre das für ein restliches Leben, wenn ich vollkommen abwesend wäre? Ich würde den ganzen Tag vor Erschöpfung schlafen; die restliche Zeit wäre bloß sinnlos."
,,Nichts wäre sinnlos, Jane." entgegnete er. ,,Jede Minute mit dir ist so unfassbar wertvoll; jeder Augenblick. Jeder Tag. Jede Nacht."
,,Ich möchte, dass unsere restliche Zeit wundervoll wird, Draco." lächelte ich schwach und trocknete nun auch unsere letzten Tränen. ,,Ich möchte, dass wir lachen. Das wir das Leben genießen; dass wir so viele Punkte auf unserer Liste schaffen, wie es nur möglich ist. Tage voller Lebensfreude. Liebe und Spaß. Ich möchte nicht ans Bett gefesselt sein; dabei zusehen, wie das Leben an mir vorbeizieht. Vielleicht jahrelang." Ich umgriff sein Gesicht mit meinen Händen; sah ihn lächelnd an. ,,Lieber möchte ich noch zwei unvergessliche Wochen glücklich mit dir erleben, als dir eine Last zu sein."
Stille trat ein. Eine unfassbar laute Stille. Draco stand auf; hob mich auf seine Arme.
,,Draco; was-"
,,Du bist keine Last, Jane." unterbrach er mich ernst und apparierte im selben Moment gemeinsam mit mir in seinen Armen.

,,Draco-" flüsterte ich, als ich meine Augen wieder geöffnet hatte. ,,Wo sind wir?"
,,Ich beweise dir, dass du keine Last für mich bist. Du bist der Grund warum ich jeden Morgen aufwache; du bist der Mittelpunkt meines Lebens, verdammt." antwortete er und ließ mich behutsam runter. Wir waren in unserem Klassenzimmer; an dem Ort, an dem wir uns kennengelernt hatte. Der Ort, an dem ich ihm von meiner Krankheit erzählt hatte. Der Ort, der wohl die größte Bedeutung für uns hatte. Mit leisen Schritten ging ich durch den Raum; sah Draco dabei zu, wie er ein gewaltiges Buch aus einem der Regale hievte. ,,Komm her."
,,Was ist das?" fragte ich leise und trat neben ihn.
,,Eine Erinnerung." antwortete er leise und schlug das Buch auf. Die allererste Zeichnung die er damals von mir gezeichnet hatte kam zum Vorschein. Sofort bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen wieder. ,,An dem Tag, als ich dich gesehen habe; da hat sich alles verändert. Ich habe mich bloß gefragt, wer dieses wunderschöne Mädchen ist. Wie ihr Name ist; wieso sie sich außgerechnet zu mir setzt." begann er und schlug eine Seite weiter. Eine weitere Zeichung kam zum Vorschein. Ein weiteres Abbild von mir; ich saß im Unterricht, sah wissbegierig nach vorn. ,,Ich habe dich immer beobachtet; wusste bereits nach einer Nacht, dass ich für dich etwas empfand. Deine Augen, dein Lächeln; dein Charakter."
,,Draco." wimmerte ich überglücklich. Er schlug eine Seite weiter; es war eine Zeichnung unseres ersten Tanzes. Draußen. Im Regen. Es zeigte ihn, wie er mich auf seinen Armen trug. Zeigte mich, wie ich gemeinsam mit ihm tanzte. ,,Der Moment, als uns bewusst wurde, dass wir nicht bloß Freunde waren..."
,,Der schönste Moment meines Lebens." lächelte ich und strich sanft über die Zeichnung. Vorsichtig blätterte ich weiter. ,,Der Moment, als du von meiner Krankheit erfahren hast." flüsterte ich. Es war eine Zeichnung von Draco und mir. Wie ich weinte; wie ich ihn im Klassenzimmer stehen ließ.
,,Noch bevor du das Klassenzimmer verlassen hattest, wusste ich meine Antwort bereits, Jane." sprach Draco und griff nach meiner Hand. ,,Ich musste nicht darüber nachdenken; du hattest mich bereits in deinen Bann gezogen. Ich wollte bei dir sein; für immer."

Unzählige Zeichnungen kamen zum Vorschein. Von Pansy und Blaise, davon wie wir alle Freunde wurden, bis zu der Auseinandersetzung mit seinem Vater. Vom Grab seiner Mutter; von der Freilassung von Dobby. Unsere Nacht im Malfoy Anwesen; unsere Nacht im Regen. Erst Tage her. All unsere Meilensteine hatte er hier zu Bild gebracht.
,,Schlag die letzte Seite auf, Jane." flüsterte er.
,,Warum?"
,,Weil ich dir zeigen möchte, dass es sich lohnt zu kämpfen." sprach er selbstsicher. Neugierig folgte ich seinen Worten; weitete schließlich meine Augen. Lächelte. Strahlte. Kämpfte mit dem Tränen.
,,Gefallen Sie dir?" fragte er und griff sanft an meine Taillie.
,,Sie sind umwerfend, Draco." wimmerte ich emotional.
,,Ich habe sie eigenständig entworfen und erschaffen."
Zum Vorschein waren zwei Ringe gekommen; zwei Eheringe. Einer silber und schlicht; er trug meinen Namen auf der Innenseite. Der andere silber und einzigartig; hier war es Dracos Name der eingraviert war. Er trug einen kleinen Diamantring; ein Diamant mit all meinen Aigenfarben. Grün. Blau. Braun.
,,Weiß für die Hoffnung." sprach Draco.
,,Draco-" wimmerte ich und fiel ihm in die Arme. ,,Sie sind perfekt."
,,Es lohnt sich zu kämpfen. Es wird sich immer lohnen."
,,Draco; ich kann nicht-"
,,-rede nicht von den Dingen die du nicht kannst, Jane." unterbrach er mich fürsorglich. Er zog mich dicht an ihn; strich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. ,,Ich werde alles dafür tun, dass du mich nicht verlässt. Alles. Ich möchte dir das Leben zeigen; ich möchte, dass du lebst. Du sollst leben! Es lohnt sich, denn das Leben ist wunderschön. Ich möchte dich in deinem umwerfenden Brautkleid sehen; ich möchte mit dir auf unserer Hochzeit tanzen. Ich möchte dein Lachen hören; jeden Tag. Bitte, Jane. Bitte gib uns nicht auf."
,,Draco-"
,,-bitte versuch es mit dieser Behandlung." fiel er mir hoffnungsvoll ins Wort. ,,Ich werde für dich da sein; jede Minute. Ich werde dich niemals verlassen; werde mich um dich kümmern. Bitte; bitte nimm dieses Medikament."
,,Ich..."

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt