Kapitel 28

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,,Jane!" schrak Astoria auf und fasste sich an ihre blutende Nase. ,,Was sollte das?"
,,Du wagst es die Wahrheit weiterhin zu verstecken?" entgegnete ich rasend vor Wut. Erneut ging ich auf sie los; schlug ihr ein weiteres Mal in ihr Gesicht. ,,Du hast mein Leben zerstört, hörst du? Deinetwegen wirkt das Medikament nicht mehr, die Zeit läuft mir davon, du-" Blaise umgriff mich von hinten; zog mich von ihr runter. ,,Du dreckige kleine Bitch!"
,,Hey, hey; ganz ruhig." flüsterte Blaise und ließ mich los. Astoria stand langsam auf; sah mich mit großen Augen an. Ihre Nase blutig; ihre Lippe aufgerissen.
,,Jane, was meinst du?" fragte sie erneut. ,,Ich habe überhaupt nichts gemacht! Wir haben uns seit Tagen nicht gesehen!"
,,Du ehlendige Lügnerin!" schrie Draco voller Hass. ,,Ich hätte dir niemals vertrauen sollen."
Irritiert verstummte ich; ich wurde nachdenklich. Astoria war anders als sonst; sie war wie ausgewechselt. Während Draco und Blaise weiterhin auf sie einsprachen ließ ich mich auf einen Stein sinken; vollkommen nachdenklich und wortlos. Die unterschiedlichsten Gedanken kamen mir in den Sinn; Möglichkeiten und Theorien.
,,Ihre Augen." flüsterte ich kaum hörbar. ,,Ihre Augen! Seht ihr in die Augen!"
,,Was?" entgegnete Draco irritiert. Eilig stand ich auf; ging auf Astoria zu.
,,Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?" fragte ich sie konzentriert.
,,Vor zehn oder elf Tagen." antwortete sie ein wenig eingeschüchtert. ,,Hier am See."
,,Danach nicht mehr?" flüsterte ich.
,,Nein. Ich, ich dachte du wärst wütend; wegen Draco. Weil ich meine Zeit mit ihm verbracht hatte."
,,Jane; hör nicht auf sie! Sie lügt verdammt!" schrie Draco noch immer rasend vor Wut. ,,Wir sollten dich an einen Felsen binden und im See versenken!"
,,Draco-" flüsterte ich und sah Astoria tief in ihre Augen. Fassungslos drehte ich mich zu ihm um. ,,Sie sagt die Wahrheit."
,,Was? Was redest du da-"
,,-sie wurde mit einem Fluch belegt."

Fassungslos sahen wir uns an. Unsere Gesichter wurden blass; unsere Wut senkte sich. Unverständnis kam auf. Fragen ohne Antworten.
,,Was, was meinst du damit?" fragte Blaise. ,,Wie kann das sein? Sie war doch die ganze Zeit bei uns."
,,Du sagst du hast mich vor zehn oder elf Tagen das letzte Mal gesehen?" flüsterte ich Astoria zu. Ängstlich und überfordert nickte sie mir wortlos zu. ,,Ihre Erinnerungen reichen bis zu dem Fluch zurück-" fuhr ich fort und sah wieder zu Blaise und Draco. ,,-alles was seit dem passiert ist, hat sie vergessen. Die letzten Tage stand sie unter einem Fluch." sprach ich traurig.
,,Was?" wimmerte Astoria. ,,Was ist passiert? Was für ein Fluch?"
Ich griff in meine Robe; reichte ihr eine kleines Samttuch.
,,Entschuldige, Astoria." flüsterte ich leise. Ich ging an Blaise vorbei; an Draco. Noch immer standen sie wie zu Stein erstarrt am See; keiner schien wirklich begreifen zu wollen, was so eben geschehen ist. Erschöpft und den Tränen nahe setzte ich mich auf einen großen Felsen; sah hinauf zum Schloss. Hinauf in den Himmel.
,,Komm-" sprach Blaise zu Astoria. ,,-lassen wir die Beiden alleine. Ich werde dir erzählen, was passiert ist."
,,Jane; Draco-" sagte Astoria, als sie uns gegenüberstand. ,,-ich weiß nicht was passiert ist, doch es tut mir leid. Ich weiß, dass du mich niemals ohne Grund verletzen würdest." sagte sie noch, als sie gemeinsam mit Blaise zurück ins Schloss ging.
Dunkle Schneewolken zogen auf; ließen kleine und große Schneeflocken auf uns hinab schneien. Minutenlang.
,,Draco." flüsterte ich. Noch immer stand er ein wenig vor mir; starr und noch immer mit einer geballten Faust sah er zum See. Ich stand auf, kam zu ihm. ,,Draco."
,,Warum, Jane?" unterbrach er mich mit Tränen in den Augen. Tränen der Wut; Tränen des Schmerzes. Ich sah zu ihm hoch; lehnte mich sanft an ihn an. ,,Warum haben wir nie Glück? Warum müssen wir immer nur Leid und Schmerzen ertragen? Warum must du sterben? Warum können wir nicht einfach glücklich sein? Warum? WARUM?" schrie er so laut er nur konnte.
,,Ich liebe dich, Draco." flüsterte ich und umgriff sein Gesicht mit meinen Händen. Ich zog ihn ein wenig zu mir runter; sah ihm tief und innig in seine tränengefüllten Augen. ,,Ich liebe dich, hörst du? Ich werde dich immer lieben; ich werde immer bei dir sein. Auch wenn der Weg noch so schwer erscheint."
Ich lehnte meine Stirn an seine; unterdrückte mir meine Tränen.
,,Wir haben keine Zeit mehr, Draco." wimmerte ich.
,,Ich weiß." antwortete er nun wieder ein wenig ruhiger. ,,Ich weiß."

Eine ganze Weile noch waren wir am See verharrt; wir saßen bloß nebeneinander und sahen emotional gebrochen auf den eisbedeckten See.
,,Ich fühle mich furchtbar wegen Astoria." flüsterte ich, als wir wieder hinauf ins Schloss gingen.
,,Du konntest es nicht wissen; niemand dachte, dass ein Fluch im Bereich des Möglichen war. Sie hätte es verdient." antwortete Draco und legte seinen Arm um mich.
,,Ich muss mich bei ihr entschuldigen."
,,Sie wird es verstehen." fuhr er fort. ,,Ich wusste gar nicht, dass du solch einen festen Schlag drauf hast." grinste er ein wenig und konnte so auch mir wieder ein kleines Lachen entlocken. Wir gingen wieder ins Innere; fanden unsere Freunde schließlich im Gemeinschaftsraum. Auch Pansy war mittlerweile wach; auch sie schien bereits erfahren zu haben, was mit Astoria geschehen war. Begeistert über ihre Anwesenheit war sie trotz allem nicht. So wie immer.
,,Jane-" hauchte Astoria und kam mir ein wenig entgegen. ,,-Blaise hat mir alles erzählt; es tut mir so leid."
,,Nein, mir tut es leid, Astoria." entgegnete ich ein wenig leiser.
,,Sie hat es verdient." sprach Pansy wütend.
,,Kannst du dich einmal daraus halten, Pansy? Nur einmal?!" entgegnete Astoria wütend. So wütend, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
,,Wie bitte?" knurrte Pansy und stand auf. Sie kam auf Astoria zu; wütend schien gar kein Ausdruck mehr zu sein.
,,Du hast schon richtig gehört; ich rede mit Jane! Sie ist meine Freundin, dich geht nicht an was-"
,,Freundin?" unterbrach Pansy ihre Worte ironisch lachend. ,,Welche Freundin verliebt sich in den Verlobten ihrer ach so guten Freundin? Die Freundin die andauernd mit Draco flirtet, während Jane noch im Raum ist!"
,,Pansy; Astoria-"
,,Nein, Jane." unterbrach mich nun Astoria. ,,Jane hat mich darum gebeten, dass ich Draco näher komme. Als Freunde verdammt! Ja, ich habe mich in ihn verliebt; ist es das was du hören willst?"
Ein kurzer und doch so intensiver Schmerz durchzog mein Herz. Pansy kam einen Schritt auf Astoria zu; flüsterte rasend vor Wut gegen ihre Lippen.
,,Niemand kann etwas für seine Gefühle; doch handel nicht so, als wäre Jane bereits tot."

Astoria verstummte; in ihren Augen hatten sich Tränen gebildet. Blaise und Draco wussten nicht weiter und auch ich war vollkommen perplex. Mein Atmung raste, mir wurde kalt; mein Herz brach immer weiter auseinander. Stück für Stück.
,,Lass uns gehen." flüsterte Blaise Pansy zu. Mit Mühe und Not konnte er Pansy davon überzeugen uns alleine zu lassen.
,,Es tut mir leid." wimmerte Astoria und rannte weinend an uns vorbei.
,,Wow-" staunte Draco überfordert. ,,-ich wusste, dass sie sich nicht mögen; doch das?"
,,Geh ihr hinterher." antwortete ich leise.
,,Was?"
,,Du hast schon gehört, Draco." sprach ich und ließ mich erschöpft auf dem schwarzen Sofa nieder. ,,Sie braucht Jemanden zum reden; sie hat nur uns."
,,Jane; sie hat mich geküsst, ich kann nicht-"
,,Nein, Draco." unterbrach ich ihn. ,,Das war nicht Astoria; das war der Fluch. Jemand hat sie darauf angesetzt; du musst unterscheiden können. Es war nicht Astoria." wiederholte ich meine Worte. ,,Sie ist noch immer die Astoria, die wir kennen. Sie ist eine Freundin; auch von dir."
,,Ich werde dich jetzt sicherlich nicht alleine lassen." fuhr er hartnäckig fort und setzte sich neben mich. ,,Die letzten Tage waren der Horror."
,,Draco, Astoria ist vollkommen verwirrt. Sie weiß gar nicht wie ihr geschieht; doch ich weiß es. Ich akzeptiere es; es ist nunmal wie es ist." flüsterte ich traurig. ,,Sie braucht dich jetzt."
,,Ich werde Astoria nicht nachgehen; ich bin wegen dir hier. Wegen ihr-" er verbesserte sich. ,,-wegen diesem Fluch bleibt uns noch weniger Zeit."
,,Bitte, Draco." antwortete ich. ,,Geh zu ihr und rede mit ihr. Erklär ihr was vorgefallen ist; warum ich sie geschlagen habe. Versuch etwas herauszufinden-"
,,Was ist mit dir?" unterbrach er mich ernst. Sanft fing ich an zu lächeln; strich ihm durch sein helles Haar.
,,Wenn es ihr wieder besser geht, dann warte ich im Zimmer auf dich." flüsterte ich und gab ihm einen gefühlvollen Kuss. ,,Wir haben bereits zu viel Zeit verloren. Ich möchte bloß, dass unsere Freunde wieder miteinander reden können. Streit tut mir nicht gut. Ich bitte dich, Draco."
,,Ich werde zu ihr gehen und mit ihr reden." antwortete er schließlich. ,,Doch danach, wenn es ihr besser geht, dann komme ich zu dir. In dein Zimmer; und werde nie wieder, wirklich nie wieder von deiner Seite weichen."
Verliebt und unfassbar erleichtert lächelte ich ihn an.
,,Einverstanden?"
,,Einverstanden." antwortete ich lächelnd.
,,Ich verspreche dir, dass ich dieses Monster finden werde, der dir das angetan hat." knurrte er wütend.

Dabei wusste ich es schon.

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt