Kapitel 10

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Ein wenig erschrocken sah ich ihn an. Noch immer trug er mich auf seinen Armen, er wirkte selbstbewusst. Er wusste, was er so eben gesagt hatte. Er ließ mich erröten, ein Kribbeln in meinem ganzen Körper aufkommen lassen. Wie zahlreiche kleine Schmetterlinge.
,,Wirklich?" hauchte ich vorsichtig.
,,Ja. Wirklich" antwortete er lächelnd. Er setzte mich sanft auf seinem Bett ab, ließ sich neben mir nieder. ,,Und nein; es ist nicht zu früh" grinste er. Als hätte er die Macht meine Gedanken lesen zu können. ,,Wenn du es weißt, dann weißt du es, Jane. Es gibt Menschen, welche Monate oder gar Jahre dafür brauchen. Und dann gibt es Menschen wie uns; Wir brauchen kaum zwei Wochen um zu realisieren, dass wir den Menschen, mit dem wir den Rest unseres Lebens verbringen möchten, bereits gefunden haben..." antwortete er ziemlich festentschlossen. Und er hatte Recht gehabt; Draco war meine erste große Liebe. Er sah mich mit anderen Augen. Sah das Gute in mir. Die Krankheit nicht im Vordergrund.
Ja; Ich liebte ihn.
Ich lächelte, setzte mich auf meine Knie und sah ihn an.
,,Ich kann nur von Glück sprechen, dich gefunden zu haben, Draco.." hauchte ich ehe ich meine Lippen auf seine legte. Meine Hand behutsam auf seine Wange. Er seine Hände nun endlich wieder um mich legte.
,,Ich möchte, dass du mir vertrauen kannst. Immer und zu jeder Zeit, Jane. Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass Du alles bist was ich brauche.."
,,In Ordnung..." antwortet ich lächelnd. Ich bemerkte eine Träne meine Wange hinab gleiten. Eine Träne aus Blut. Behutsam griff Draco nach einem Wundverband, legte ihn mir an mein Auge. ,,Wir stehen das gemeinsam durch. Ich verspreche es dir" Ich legte meine Hand auf seine. Auf den Verband. Glück war nun kein Ausdruck mehr für das Gefühl, welches ich empfand. Es war mehr als das. Es war...es war unbeschreiblich. Wie ein Band zwischen uns Beiden. Ein Band, welches Niemand durchbrechen konnte.

Nicht einmal der Tod.

,,Und sie haben alles gesehen?" hakte Draco mit einem Lachen nach. Es war einige Zeit vergangen, es war bereits spät in der Nacht. Draco und ich lagen im Bett. Redeten. Lachten. Genossen die Zweisamkeit. Die Stille.
,,Ja, sie haben uns von den Gemeinschaftsräumen aus beobachtet" antwortete ich lachend. ,,Ziemlich neugierig dafür, dass die Meisten nichts mit uns zu tun haben"
,,So sind sie nunmal." er drehte sich noch ein wenig näher zu mir. ,,Doch sie können es ruhig wissen. Dass du Meins bist. Dass du nur mir gehörst.." hauchte er und zog mich näher an ihn. Sanft legten wir unsere Lippen aufeinander, ließen so die Schmetterlinge tanzen. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ich einmal die Liebe meines Lebens finden würde. In so jungen Jahren. Nach so kurzer Zeit. Doch so war es. Die Entscheidung, nach Hogwarts zu gehen, war die Beste die mein Bruder und ich nur hätten treffen können.
,,Wir sollten schlafen gehen, es ist recht spät" murmelte er und zog die Decke ein kleines Stück weiter über uns.
,,Ja..." flüsterte ich. Ich legte mich auf die Seite, er dicht an mir. Er umarmte mich von hinten, vergrub sein Gesicht in meinem Nacken.
,,Gute Nacht, denk an etwas schönes. Denk an den Traum den du erleben möchtest.." hauchte er mit einem Lächeln.
,,Gute Nacht" antwortete ich ebenso lächelnd. Ich schloss meine Augen, fand so schnell in den Schlaf. Erhoffte mir einen schönen Traum; einen Traum der mir meine - unsere Zukunft prophezeien würde. Die erste Nacht mit deiner großen Liebe - der erste Traum. Ich vertraute in die Worte meiner Mutter.

Es war kalt. Dunkel. Es gewitterte. Ich sah mich um, sah Draco. Ganz in schwarz gekleidet. Auf seinen Knien. Ich lief zu ihm; trug ein weißes, langes Kleid mit einer unfassbar langen Schleppe. In meinem Haar; ein zierlicher Blumenkranz. Ich rief nach Ihm, immer und immer wieder. Doch er hörte mich nicht. Ich berührte ihn; ehe ich begriff, dass ich ein Geist war. Meine Hand ging durch seine hindurch. Ich sah mich um; erblickte die Gesichter meiner Freunde. Alle trugen schwarz. Blickten trauernd zu Boden. Was war hier los? Ich schrie, fing an zu weinen. Rief nach Draco. Rief nach meinem Bruder. Rief nach meiner Mutter.
,,Alles wird gut gehen, mein Kind" ertönte eine sanfte Stimme hinter mir. Es war tatsächlich meine Mutter. Meine Mutter, sowie Narcissa. Als auch mein Bruder. Sie waren Geister, so wie ich es einer war.
,,Wir passen auf dich auf" lächelte Narcissa. ,,So wie du es bei meinem Sohn tatest"
Ängstlich sah ich sie an; sah an mir hinunter. ,,Bin ich...bin ich tot?"
,,Ja, Jane" antwortete mein Bruder. ,,Du bist nun bei Uns. Du wirst keine Schmerzen mehr haben. Versprochen."
Ich sah mich um, erblickte Draco. Er kniete am Boden, hielt etwas in seinen Händen. Er schrie, weinte fürchterlich. Immer wieder schrie er meinen Namen. Immer und immer wieder.
,,Nein.."

Ich schrak auf, war endlich wieder wach. Schweißgebadet sah ich mich um. Draco war weg, seine Betthälfte war leer. Mein Herzschlag pulsierte viel zu schnell, mein Auge schmerzte fürchterlich. Ich schlug die Decke von mir, rannte ins Badezimmer. Sah mich im Spiegel an. Mein Haar war völlig zerzaust, mein Auge noch immer stark gerötet.
,,Jane? Bist du wach?" ertönte Dracos Stimme aus dem Schlafzimmer. ,,Ich habe uns Frühstück gemacht" Erleichterung machte sich in mir breit. Ihm ging es gut; es war nur ein Traum gewesen...Der erste Traum...Der Traum, der mir meine Zukunft prophezeien sollte.
,,J-ja" rief ich zurück. ,,Ich komme sofort, ich gehe schnell duschen" Nervös zog ich mich aus, sprang schnell unter die Dusche. Versuchte mich abzulenken, den Traum zu vergessen. Es musste nicht stimmen. Es musste nicht der Wahrheit entsprechen.
Minuten später stieg ich aus der Dusche, band mir ein schwarzes Handtuch um und ging zurück ins Schlafzimmer. Erblickte Draco. Gesund, ausgeschlafen und ziemlich glücklich. Er hielt ein Tablett in den Händen. Croissants, Tee, Obst. Er hatte uns ein umfangreiches Frühstück gezaubert.
,,Wow..." lächelte ich und ging auf ihn zu. ,,Dankeschön.."
,,Na komm" grinste er und stellte das Tablett auf dem Bett ab, zog mich nah zu ihm. ,,Hast du gut geschlafen?" Manchmal hasste ich es, dass ich immer die Wahrheit sagte. Doch ich stand noch immer dahinter, würde meine Ansichten nicht ändern wollen.
,,Eigentlich nicht wirklich...was hast du geträumt?" fragte ich ein wenig ängstlich nach.
,,Ich denke nicht, dass du das hören möchtest" antwortete er mit einem leichten Grinsen. ,,Es ist etwas, was du nie eingehen würdest. Es-"
,,Sag es mir, Draco!" unterbrach ich ihn immer nervöser. Hatte auch er einen Traum dieser Art gehabt? Von meinem Tod? Von Unheil?
,,Es war ein Traum unserer Hochzeit..." hauchte er und biss in sein Croissant. ,,Es war ein Traum von unserer Hochzeit, wir waren ganz allein. In einem Wald. Nur du und ich...Du trugst ein wunderschönes, weißes Kleid. Einen Schleier, eine lange Schleppe, einen-"
,,Blumenkranz?" unterbrach ich ihn erneut. Überrascht sah er mich an.
,,Ja, woher weißt du das? Hast du das Selbe geträumt?"
,,Nein..." antwortete ich völlig unter Schock.
,,Jane?" er legte sein Croissant, das Tablett zur Seite. Legte seine Hände auf meine Oberarme und sah mich an. ,,Erzähl mir was du geträumt hast"
Ich erzählte es ihm. Einfach alles. Jedes kleine Detail. Jedes Gefühl, jede Emotion.
,,Jane..." er nahm mich in den Arm. ,,Das war nur ein Traum. Das bedeutet nicht, dass er auch in Erfüllung-"
,,Das heißt ich werde bei unserer Hochzeit sterben?" unterbrach ich ihn völlig perplex. ,,Ich sterbe in meinem Hochzeitskleid? An dem Tag, an dem ich deine Frau werden sollte...?"
,,Nein! Hör mir zu; es war nur ein Traum. Kein Traum kann dir die Zukunft voraussagen. Hörst du? Es war ein Alptraum, nichts weiter."
,,Mach mir nie einen Antrag Draco.." wimmerte ich. ,,Niemals..."
Draco sah mich an. Geschockt, vielleicht ein wenig verletzt. Ich wusste, dass er eines Tages heiraten wollte. Und er wusste, dass ich es nicht wollte. Ich wollte es nicht, weil ich dabei nur an Ihn dachte. Nicht an mich.
,,Das kann ich nicht..." antwortete er schließlich. ,,Das kann ich dir nicht versprechen, Jane." Er nahm meine Hände in seine, schenkte mir ein behutsames Lächeln. ,,Ich weiß, dass auch du eines Tages heiraten möchtest. Du würdest es bloß nie zugeben. Du machst dir dabei nur Sorgen um mich. Nicht um dich. Doch ich werde dir nicht versprechen, dass ich dir nicht doch eines Tages einen Antrag machen werde..." hauchte er und gab mir einen Kuss auf meine Stirn. ,,Es war nur ein Traum. Was ist, wenn mein Traum die Zukunft prophezeit? Es waren zwei unterschiedliche Träume, welche jedoch uns Beide beeinflussen sollten. Es war kein einheitlicher Traum. Es wird nicht in Erfüllung gehen. Nur wenn wir uns irgendwann dazu entscheiden sollten zu heiraten, wird es nicht so kommen wie in diesem Alptraum...Verstehst du?"
Ich nickte, versuchte meine Tränen zu verbergen. Es gelang mir nicht. Doch er hatte Recht. Es war nur eine Sage, nur ein Ammenmärchen. Es konnte abweichen. Es musste nicht der Wirklichkeit entsprechen.
Oder etwa doch ?

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt