Kapitel 14

722 56 20
                                    

Wie Draco es mir versprochen hatte, war er auch nicht nur eine Sekunde von meiner Seite gewichen. Nicht, als die unzähligen Nadeln meinen Körper durchdrangen. Nicht, als ich mich übergeben musste, ausgelöst durch die Schmerzen. Nicht, als ich ihn mit Tränen der Angst ansah.
,,Du hast es geschafft." flüsterte er, als mir die letzte Infusionsnadel gezogen wurde. Erleichtert atmete ich auf, öffnete meine Augen wieder. Ich hatte mich an Dracos Brust festgegriffen. ,,Jane, es ist vorbei."
,,Ich kann nicht mehr, Draco." wimmerte ich erschöpft. Die unzähligen Medikamente und Infusionen hatten mich unfassbar müde und schwach gemacht. Behutsam legte mich Draco auf eines der Krankenbetten, deckte mich zu und legte mir ein kühles Handtuch auf meine Stirn.
,,In zwei bis drei Stunden sollten die Ergebnisse da sein; ich werde hier bei dir bleiben."
,,Versprochen?"
,,Versprochen." lächelte Draco sanft. Er zog einen Stuhl neben mich; setzte sich hin. Er strich über meine Hand, sprach mir Mut zu. Ich hatte meine Augen geschlossen, war so nach wenigen Minuten vor lauter Erschöpfung eingeschlafen. Über zwei Stunden konnte ich so vor den Schmerzen fliehen; zwei Stunden in denen ich nicht die Hoffnung in Dracos Augen sehen musste. Er wusste es noch nicht, doch seit heute Morgen schmerzte mein Auge. Das, welches noch nicht verfärbt war. Es war ein schlechtes Zeichen, dass war mir bewusst. Doch ich wollte die Ergebnisse abwarten; ich wollte hoffen. So, wie Draco es noch immer tat.

,,Jane?" flüsterte Draco und weckte mich so auf. ,,Die Ergebnisse sind da."
Müde öffnete ich meine Augen; sah in das Gesicht des Arztes. Er, sowie Madame Pomfrey standen vor meinem Bett, hielten ein Dokument in ihren Händen.
,,Ich möchte, dass du gehst, Draco."
,,W-was?"
,,Ich möchte nicht, dass du das hörst." wimmerte ich ängstlich. Das Gesicht von Madame Pomfrey hatte mir verraten, dass es keine guten Neuigkeiten gab. Ganz im Gegenteil.
,,Jane, nein; ich wollte bei dir bleiben. Ich werde dich nun nicht alleine lassen."
,,Ich brauche Jemanden der weiter das Gute im Leben sieht; der das Leben auch wirklich lebt. Nicht Jemand, der sich bereits verabschiedet. Wenn du es nicht weißt, dann wird sich nichts ändern. Das ist es was ich möchte; dass du mich so behandelst, als gäbe es keine Krankheit, welche zwischen uns steht."
,,Jane." hauchte Draco mit Tränen in den Augen.
,,Bitte, Draco. Ich möchte deine Lebensfreude in deinem Lachen nicht verlieren." flehte ich. Draco schluckte, sah auf unsere Hände hinab. Sie lagen ineinander; er hielt mich fest.
,,Ich werde draußen auf dich warten." antwortete er leise und ließ meine Hand los. Er stand auf und verließ den Krankenflügel.
,,So-" ich zwang mir ein unechtes Lächeln auf meine Lippen. ,,Wie sieht es aus?"
,,Sie haben ihrem Partner Schmerzen vorenthalten, habe ich recht?" sprach der Arzt in einer sanftmütigen Stimme. ,,Ihr Auge; es schmerzt."
,,Ja." antwortete ich leise. ,,Seit heute Morgen."
,,Es wird sich verfärben, vielleicht noch heute."
,,Wie kann das sein? Es lagen sonst immer Monate dazwischen; bei meiner Mutter sogar Jahre!" schrak ich ängstlich auf.
,,Bei Ihnen liegt eine besonders schwere Erkrankung vor, Miss Atkins." fuhr der Arzt fort. ,,Deutlich fortgeschrittener, als wir angenommen hatten."
Ich bekam eine unfassbare Gänsehaut, setzte mich vorsichtig auf.
,,Was bedeutet das?"
,,Wir können versuchen mit Medikamenten-"
,,Nein." unterbrach ich den Arzt ernst. ,,Was bedeutet das in Zahlen? Wie lange bleibt mir noch?"

,,Und?" fragte Draco nervös, als ich den Krankenflügel verlassen hatte. Es waren einige Minuten vergangen; Minuten in denen meine Welt zerbrochen war. ,,Können Sie helfen?"
,,Nein." flüsterte ich mit zittriger Stimme.
,,Hey-" Draco stellte sich vor mich, sah mich an. Er bemerkte meine Tränen in meinen Augen; bemerkte, dass ich geweint hatte. ,,Was meinst du damit?"
,,Ich möchte, dass du mir hilfst, Draco."
,,Natürlich; egal was es ist." antwortete er wie selbstverständlich.
,,Lass uns leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Lass uns nicht von der Zukunft träumen, sondern im Jetzt leben. Ich liebe dich und ich möchte meine verbleibende Zeit mit dir nutzen."
,,Verbleibende Zeit? Was-"
,,Nein." unterbrach ich ihn. ,,Bitte frag mich das nicht, Draco. Ja, ich habe eine Antwort auf diese Frage bekommen, doch ich möchte es nicht aussprechen. Es spielt keine Rolle, es ist nicht das worauf es ankommt. Ich möchte, dass du mir hilfst Frieden zu finden. Frieden mit meinem Schicksal."
Draco verstummte, versuchte seinen Tränen keine Möglichkeit zum ausbrechen zu geben. Ich wusste, dass er meine verbleibende Zeit erfahren wollte; ich wusste aber auch, dass dannach nichts mehr wie vorher sein würde.
,,Ich verspreche dir alles, Jane." antwortete Draco schließlich und umschloss mich mit seinen Armen. Lange; eng umschlossen. Ich lauschte seinem Herzschlag, lauschte seiner Atmung. Das war alles was ich wollte; ihn in Sicherheit zu wissen. Er würde weiterleben, weil ich es nicht konnte.

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt