Kapitel 47

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Mit zittrigen Händen klopfte ich an die Zimmertür; ängstlich. Überfordert. Schuldig; denn es war nicht Astorias Zimmertür.

,,Jane?" entgegnete Draco verwundert, als er mir die Tür öffnete. Meine weinerlichen Augen ließen ihn aufschrecken; mein Zauberstab in meiner zittrigen Hand ließ ihn wissen, dass etwas geschehen war. Besorgt und ohne ein Wort zu sagen zog er mich in sein Zimmer; verschloss die Tür. Mein Herz raste viel zu schnell; ich begann zu hyperventilierten.

,,Jane; Jane!" sprach er ruhig und hielt mich an meinen Oberarmen fest. ,,Sieh mich an, Darling." flüsterte er und strich mir meine Tränen weg. ,,Atme."
,,Ich-" stotterte ich überfordert und sah auf meinen Zauberstab hinunter. ,,-ich hab sie verzaubert, Draco."

,,Astoria?" fragte er mit großen Augen und nahm mir meinen Zauberstab ab. ,,Was meinst du damit? Geht es ihr gut? Hast du mit ihr geredet?"
,,Ich konnte nicht." wimmerte ich und lehnte mich weinend gegen seine Brust. ,,Sie ist doch so glücklich."
Wortlos umschloss er mich mit seinen schützenden Armen; ließ mich so zur Ruhe kommen.

,,Alles in Ordnung, Darling." flüsterte er leise als er nach einigen Minuten die Umarmung besorgt löste. Er griff nach meiner Hand; ging mit mir zu seinem Bett. Fürsorglich zog er mir einen seiner Pullover über; legte mir eine Decke über den Schoß. ,,Nun erzähl mir was passiert ist."
,,Ich wollte es ihr sagen-" begann ich zu erzählen. ,,-ich bin zu ihr gegangen; war mit ihr alleine in ihrem Zimmer. Natürlich hatte sie Fragen; unzählig viele Fragen. Woher ich von dem Feuermal wusste; wieso ich nun so freundlich war. Was vorhin in der Bibliothek geschehen ist."

,,Und dann?"
,,Und dann-" lächelte ich traurig, als sich meine Augen erneut mit Tränen füllten. ,,-dann kam Daphne; ihre Schwester. Unsere Schwester..."
,,Jane-"
,,-sie hat Astoria einen Brief gebracht." unterbrach ich ihn leise. ,,Es war ein Brief von ihren Eltern; zu ihrem Geburtstag. Draco; ich habe sie noch nie so glücklich gesehen. Sie hat sich so sehr gefreut; sie hat mir von ihren Eltern erzählt. Von ihrer Familie..."

,,Was hat sie gesagt?" fragte Draco neugierig; besorgt. Interessiert.
,,Daphne schien schon immer die beliebtere Tochter gewesen zu sein; die Tochter die das Interesse und die Aufmerksamkeit ihrer Eltern genossen durfte. Die ganze Kindheit über."
,,Und Astoria?"
,,Astoria hingegen stand schon immer im Schatten ihrer Schwester. Bis heute." antwortete ich und trocknete mir meine Wangen.

,,Warum? Was hat sich geändert?"
,,Astoria hat ein Stipendium bekommen." lächelte ich schwach. ,,Sie ist seit dem ersten Schuljahr die Jahrgangsbeste ihres Jahrgangs gewesen. Sie hat ein Stipendium in einer renommierten Zauberschule in Amerika erhalten." sprach ich weiter. Stolz; wie eine Schwester. Wie ihre Schwester.

,,Sie; sie hat ein Stipendium erhalten?" wiederholte Draco meine Worte erstaunt.
,,Ja." lächelte ich. ,,Es ist eines der bekanntesten und ansehnlichsten Stipendien die eine junge Hexe bloß erhalten kann, Draco." fuhr ich fort. ,,Das Astoria eine ganz besonders talentierte Hexe ist scheinen nun auch ihre Eltern endlich erkannt zu haben."
,,Erzähl mir was sie gesagt hat, Darling."

,,Der Brief umfasste drei Seiten-" erzählte ich glücklich. ,,-sie haben erzählt wie stolz sie auf Astoria sind. Und auch Astoria konnte ihr Glück kaum fassen; sie würde endlich von ihrer Schwester weg kommen. Sie würde eine wundervolle Zeit in Amerika verbringen. Sie hatte endlich die Worte "ich bin stolz auf dich" von ihren Eltern hören können." lächelte ich freudig. Ja; ich freute mich tatsächlich für sie. Für Astoria.

,,Was hast du dann gemacht?" hakte Draco weiter nach. ,,Warum konntest du es ihr nicht sagen?"
,,Es waren die nachfolgenden Worte, Draco." antwortete ich nun ein wenig ruhiger. ,,Ich habe mir Zeit genommen und ihr zugehört; ich habe sie in den wenigen Minuten wohl besser kennengelernt, als in den Wochen zuvor. Ich habe sie endlich verstanden."
,,Was meinst du damit?"

,,Kein Mensch ist perfekt, Draco. Jeder macht Fehler. Du, ich; und auch Astoria. Sie hat sich falsch verhalten, doch das habe ich auch. Ich wusste von ihren Gefühlen zu dir; und ich habe diese bloß ausgenutzt. Ich habe nur an dich gedacht; nicht an die Folgen die auf Astoria treffen könnten. Ich habe sie um etwas gebeten; um einen unaussprechbaren Gefallen."

,,Das entschuldigt nicht ihr Verhalten, Jane!" entgegnete Draco verärgert.
,,Du hast recht; das tut es nicht." sagte ich nachdenklich. ,,Doch auch sie hat es nicht verdient von Hass umgeben zu sein."
,,Wie kannst du das bloß sagen? Sie hat es nicht anders verdient!"
,,Doch!" antwortete ich lautstark. ,,Draco; hast du ihr je zugehört? Oder hast immer nur du gesprochen?"
Er verstummte.

,,Sie steht seit 17 Jahren im Schatten ihrer Schwester; sie hat noch nie den Stolz und die Anerkennung ihrer Eltern spüren dürfen. Weißt du was das mit einem Menschen macht? Und dann, dann hat sie sich verliebt. Verliebt, wie es junge Hexen nunmal tun. Sie hat sich verliebt, so wie ich es habe." fuhr ich fort. ,,Sie hat sich in dich verliebt und wieder stand sie bloß im Schatten. In meinem Schatten."

,,Jane; sie hat mit deinem Leben gespielt; sie hat mich ausgenutzt-"
,,-doch das habe ich auch!" unterbrach ich ihn lautstark. ,,Draco, ich habe nicht an ihre Gefühle gedacht, sondern bloß an deine. Ich habe bloß an dein Leben gedacht; an dein Leben nach meinem Tod. Die Konsequenzen habe ich bloß ignoriert. Ich habe sie nicht an mich rangelassen; ich wollte nicht."
Wir beide wurden leise; nervös ging Draco hin und her.

,,Sie hat Fehler gemacht, so wie auch ich; doch das bedeutet nicht, dass sie nun bis in alle Ewigkeit den Hass und den Groll von vier Mitschülern erfahren muss. Tagtäglich Noch dazu von dir, Draco."
,,Von mir?" wiederholte er meine Worte genervt.
,,Sie sieht jeden Tag den Hass in den Augen ihrer großen Liebe. Und dieser Hass richtet sich gegen sie." antwortete ich nachdenklich. ,,Ihr Herz ist bereits gebrochen; es muss ihr nicht auch noch aus der Brust heraus gerissen werden."

,,Jane, ich liebe dich. Nur dich; ich werde niemals Gefühle für Astoria entwickeln."
,,Das musst du auch nicht, Draco. Doch würdest du ihr verzeihen, dann würdest du nicht nur ein Herz schneller schlagen lassen." lächelte ich schwach und ging zu ihm. ,,Sie ist kein schlechter Mensch; sie ist bloß menschlich. Fehler gehören dazu. Die Liebe lässt einen blind werden; ich würde alles für dich machen. Ohne nachzudenken."
,,Sie bedeutet dir etwas." flüsterte er leise, als er meine strahlenden Augen bemerkte.

,,Nun, sie ist meine Schwester; doch es war bereits davor, Draco." antwortete ich und lehnte mich bei ihm an. ,,Sie hat etwas besseres verdient. Es würde mir viel bedeuten, wenn sie in Amerika einen Neuanfang starten könnte. Ohne Herzschmerz."
,,Ich werde darüber nachdenken." entgegnete Draco schließlich.
,,Ich danke dir, Draco." lächelte ich und zog ihn zu mir hinunter. Sanft gab ich seinen Lippen einen Kuss; sah in seine strahlenden verliebten Augen.

,,Doch was ist mit dir?" fragte er weiter. ,,Du hast es ihr noch immer nicht gesagt?"
,,Nein." antwortete ich ernst. ,,Und das werde ich auch nicht."
,,Du willst es ihr nicht sagen?"
Schwer atmete ich ein und aus. Ich ging zu meiner Robe die am Fußende von seinem Bett lag. Ich zog einen kleinen Brief hervor; versiegelt mit einem Wachsstempel.
,,Jane, was ist das?"

,,Vorhin-" erzählte ich nervös. ,,-da hat sie etwas gesagt, dass mich an meinem Vorhaben gehindert hat."
,,Und was?"
,,Sie sagte, dass ihre Eltern nun endlich erkannt haben, dass sie eine zweite Tochter haben. Das nun endlich ihre Zeit gekommen sei; dass sie sich endlich ein besseres Verhältnis mit ihren Eltern aufbauen könnte. Sie hat gesagt, dass sie die Aufmerksamkeit nun endlich nicht mehr teilen muss..."

,,Du möchtest sie nicht erneut in den Schatten stellen." sprach Draco leise. ,,Habe ich recht?"
,,Ja." lächelte ich mit Tränen in den Augen.

,,Was ist in diesem Brief?"
,,Vorhin, als sie mich nach dem Feuermal gefragt hat; da hat es sich falsch angefühlt. Einfach alles. Sie war so glücklich, sie stand endlich im Vordergrund." antwortete ich ausweichend. ,,Eine dritte Tochter sollte es wohl einfach nicht geben."
,,Was hast du getan?"
,,Ich habe ihr Gedächtnis gelöscht." antwortete ich leise. ,,Bloß unser Gespräch in der Bibliothek."

,,Sie sollte sie nicht mehr daran erinnern? Warum?"
,,Ihr sollten keine Zweifel kommen." lächelte ich weinend. ,,Sie sollte nun nur noch an sich denken; an ihren Neustart in Amerika. Und deswegen-" ich überreichte ihm den Brief. ,,-möchte ich, dass du ihr den Brief gibst."
,,Ich verstehe nicht-"
,,-1 Jahr nach meinem Tod." unterbrach ich ihn mit zittriger Stimme.

till death do us part - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt