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Als Fee am nächsten Morgen zurück nach Hause fuhr, freute sie sich sehr auf Paddy und ihre Töchter. Was für ein komisches Gefühl mit einem Brautkleid auf der Rückbank zu fahren. Sie würde gleich am nächsten Tag zu Frau Stein, einer Kundin des Dorfladens gehen, die die Schneiderin im Dorf war. Fee hoffte sehr, dass sie so gut war, wie die anderen es ihr erzählt hatten. 

„Hallo meine Fairy, wie schön, dass du wieder da bist. War es schön bei Juli?" Paddy umarmte und küsste Fee zur Begrüßung. Sie sah seinen neugierigen Blick auf den Kleidersack auf der Rückbank und strahlte ihn an. „Ja, es war sehr schön und es wird dir gefallen, was wir gefunden haben." „Da bin ich mir absolut sicher! Oh ich freu mich so!" „Ich mich auch! Wo sind denn Liese und Lotte?" „Sie sind bei Barbara. Mari wollte unbedingt mit ihnen mit ihrem neuen Schleich-Bauernhof spielen, den sie zum Geburtstag bekommen hat." „Okay. Das ist gut. Können wir ein kleines Stück spazieren gehen? Ich würde sehr gerne etwas mit dir besprechen." „Das können wir gerne machen. Was ist los?" Paddy sah Fee ein wenig verunsichert an. Sie antwortete nicht, sondern wartete darauf, bis er sich Schuhe angezogen hatte und sie sich ein Stück vom Haus entfernt hatten. „Fee, was ist los? Langsam fange ich an mir Sorgen zu machen. Geht es dir mit der Hochzeit doch zu schnell? Oder hast du Zweifel?" Paddy blieb stehen und sah Fee fragend an. „Nein, das habe ich nicht. Können wir bitte noch ein Stück gehen? Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll." Paddy nahm wieder ihre Hand und ging weiter, aber Fee konnte die Unruhe, die von ihm ausging förmlich spüren. Warum nur hatte sie gesagt, dass sie mit ihm sprechen wollte? Sie hätten doch auch einfach nur spazieren gehen können. Fee überfiel auf einmal eine riesengroße Panik. Warum sollte sie Paddy mit der Nase darauf stoßen, was sie ihm nicht bieten konnte. Warum tat sie das? Warum genossen sie nicht einfach den schönen Tag? Die Sonne schien, die Natur strahlte. Überall summte und brummte es. Und in ihr auch und wegen ihr auch in Paddy. „Ich weiß nicht, ob es richtig ist darüber zu reden. Ich habe Angst, dass du es dir dann anders überlegen könntest." „Fee jetzt machst du mir wirklich Angst. Hast du etwas angestellt?" „Was? Nein, natürlich nicht." Paddy zog an ihrer Hand und zwang sie dazu stehen zu bleiben. Fee wäre am liebsten weggerannt. Aber sie zwang sich dazu Paddy anzusehen. Dass war der Mann den sie nächste Woche heiraten würde. Sie musste ehrlich zu ihm sein. Sie hatten sich Ehrlichkeit versprochen und jetzt, wo sie ihm gesagt hatte, dass sie etwas mit ihm besprechen wollte, da musste sie das auch tun. Juli hatte Recht, wahrscheinlich hatte sie sich wieder in irgendetwas hineingesteigert. Aber was wenn nicht? Fee fühlte sich mit einem Mal total zittrig.

„Paddy, ich – also – ähm.... Oh man, ich weiß einfach nicht, wie ich es sagen soll, ohne dass es sich total bescheuert anhört." „Dann sag es einfach." Er sah Fee so ratlos und inzwischen richtig nervös an, so dass Fee ganz schnell alles aussprach, was sie beschäftigte. „Es macht mich so traurig, dass wir uns erst so spät kennengelernt haben. Ich weiß, sonst wären wir nicht auch nicht frei füreinander gewesen, aber du wünscht dir doch so sehr eine eigene Familie und ich hätte dir so gerne Kinder geschenkt und jetzt bin ich ja wahrscheinlich zu alt dafür. Und weil ich so alt bin, ist das Risiko auch größer, dass mit dem Kind etwas wäre, falls es überhaupt klappt. Vielleicht hättest du dir doch lieber eine Jüngere suchen sollen, mit der du eigene Kinder haben kannst. Ich weiß auch nicht, ob wir es überhaupt versuchen sollen. Es könnte nicht klappen und ich weiß auch nicht, ob ich noch einmal von vorne anfangen möchte. Was, wenn du es irgendwann bereust, dass du keine eigenen Kinder hast?" Fee war den Tränen nahe. Sie hielt irritiert inne Paddy ihr Herz auszuschütten, als er einmal erleichtert auflachte. „Ist das alles?" fragte er. „Wie alles?" „Weißt du was mir auf dem Weg hierher alles durch den Kopf geschossen ist?" Fee schüttelte verwirrt den Kopf. Wie konnte er lachen? Sie hatte Angst gehabt ihn zu verlieren und er lachte. „Tut mir leid, dass ich lache. Ich bin auch ein wenig aufgeregt wegen der Hochzeit. Und als du so ernst gesagt hast, dass du mit mir reden willst, da habe ich mir echt Sorgen gemacht." Fee war fast beleidigt. Sie fühlte sich überhaupt nicht ernst genommen. Es kam ihr fast so vor, als würde sich Paddy über sie lustig machen. 

Aber dann wurde er ernst und sah ihr in die Augen. „Fee, ich weiß wie alt du bist. Ich weiß, was das bedeutet. Aber ich habe doch jetzt eine Familie. Ich liebe Liese und Lotte. Sie sind meine Töchter. Sie gehören in mein Leben. Das macht mich unendlich glücklich. Ganz ehrlich, ich habe auch schon überlegt, ob wir es noch einmal probieren sollen, ob wir es sozusagen darauf ankommen lassen sollen. Aber du hast Recht. Es kann viel schief gehen und wir wissen beide, dass wir, wenn wir uns dafür entscheiden, es zu probieren, ob du schwanger werden kannst, dass wir nehmen, was Gott für uns bereit hält. Wir sind jetzt sehr glücklich und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob uns überhaupt noch etwas fehlt. Ich liebe dich! Ich liebe Liese und Lotte und auch Tim habe ich sehr in mein Herz geschlossen. Wir sind eine Familie und nächste Woche werden wir das auch vor Gott und vor dem Gesetz." Paddy hielt inne, um Fee eine Träne von der Wange zu wischen. „Das hast du so schön gesagt," flüsterte sie. „Möchtest du denn noch ein Kind?" Fee zögerte. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich bin sehr glücklich so wie es ist. Ich habe drei gesunde Kinder und ich weiß nicht, ob man sein Glück so überstrapazieren soll. Und ganz von vorne anzufangen ist ja auch eine Herausforderung. Aber andererseits würde ich dir nur zu gerne noch ein Kind schenken!" „Lass uns einfach nach der Hochzeit noch einmal in Ruhe darüber sprechen, was sich für uns richtig anfühlt, ja? Aber wie kommst du auf so eine bescheuerte Idee, dass ich mir eine andere, eine jüngere Frau suchen könnte, nur weil sie vielleicht schwanger werden könnte? Hältst du mich für so oberflächlich?" „Nein, natürlich nicht." „Warum denkst du dann sowas?" „Keine Ahnung. Vielleicht denke ich generell zu viel." „Ja, das kann sein. Dann lass uns diese Gedanken mal vertreiben!" Paddy nahm Fees Hand und sie gingen zurück nach Hause. „Was müssten wir tun, damit wir es darauf ankommen lassen?" flüsterte er, als er ihr ihr T-Shirt über den Kopf zog. „Ich müsste etwas entfernen lassen," sagte Fee ein wenig unsicher. Hatte er sich schon entschieden? „Aha. Jetzt entfernen wir erst einmal diesen störenden BH." Paddy küsste Fee in den Nacken und ihr lief ein wohliger Schauer über den Rücken.

Mit großem Bedauern zog Fee sich schließlich wieder an. „Bleib doch liegen. Du siehst müde aus. War es anstrengend mit den beiden?" „Nein, es war wirklich schön. Aber wir haben dich alle vermisst." „Ich gehe zu Barbara und guck mal, wie die Lage ist." „Fee?" Sie drehte sich in der Tür noch einmal zu Paddy um. „Danke, dass du mit mir darüber gesprochen hast, was dich so bewegt. Und ich wollte dich auf keinen Fall auslachen. Ich war einfach nur erleichtert. Aber jetzt hast du mir etwas zum Nachdenken gegeben. Also nicht, dass ich noch nie darüber nachgedacht habe, seitdem wir zusammen sind, aber trotzdem." Fee verließ das Schlafzimmer ein wenig unsicher. Sie wusste selber gar nicht, was sie wollte und dass Paddy nun wirklich darüber nachdachte, das machte sie doch ziemlich nervös. Fee beschloss den Gedanken zur Seite zu schieben. Sie war wegen der Hochzeit schon aufgeregt genug, da brauchte sie nicht noch ein Thema, dass so weit in der Zukunft lag und bei dem einfach alles noch so ungewiss war. Auf dem Weg zu Barbara hielt Fee an der kleinen Kirche inne. Sie kniete sich in die Bank vor dem Gitter, dass die eigentliche Kapelle schützte, wenn kein Gottesdienst war. Sie betete für ihre Familie und bat Gott darum, sie alle zu beschützen und ihre Wege weise zu lenken. Als sie langsam wieder aufstand, wusste sie, dass Gott schon dafür sorgen würde, dass alles so kam, wie es sollte. Sie und Paddy glaubten an Gott und vertrauten auf ihn. Auf dieses Gottesvertrauen bauten sie ihre Zukunft. Wenn Gott wollte, dass sie noch ein weiteres Kind bekamen, dann würde er es so fügen. 

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