Paddy kam tatsächlich schon 10 Tage später zu Besuch. „Wie schön, dass du da bist!" Fee umarmte ihn und küsste ihn. „Ich vermisse euch einfach immer so, wenn ich nicht hier bin. Du, ich habe ein paar Sachen geschoben und ich kann euch in drei Wochen quasi hier abholen und mit nach Bayern nehmen." „Aber das ist ja ein totaler Stress für dich." „Nein, nein, das geht schon. Aber mir ist auch nicht so ganz wohl dabei, wenn du alles alleine mit den beiden fährst." Fee sah Paddy erstaunt an. Er hörte sich irgendwie besorgt an. Wie lieb von ihm, dass er diesen ganzen Stress auf sich nahm. Es lag Fee schon auf der Zunge zu sagen, dass sie den Besuch in Bayern auch verschieben konnten, wenn es ihm zu stressig war. Aber sie sagte es nicht, denn dass er sie eingeladen hatte, war etwas Besonderes und das wusste sie. Es war für sie beide wichtig.
Liese und Lotte und auch Fee waren aufgeregt, als Paddy kam, um sie abzuholen. „Können wir nicht heute schon fahren?" fragte Lotte, sobald er das Haus betreten hatte. „Nein, wir schlafen heute alle noch hier, damit wir morgen fit sind für die Fahrt, okay?" Nach kurzem Murren gaben die Mädels nach und rannten nach oben, um weiterzuspielen.
„Hi!" Paddy küsste Fee und ließ sich dann mit einem zufriedenen Seufzen auf die Couch fallen. „Sorry, ich muss kurz die Augen zu machen. Ich bin total müde." Fee ließ ihn in Ruhe und als sie kurz darauf nach ihm sah, war er eingeschlafen.
Am nächsten Morgen trugen sie die schlafenden Mädchen ins Auto und starteten um 4 Uhr früh. Fee war sehr müde und sie döste vor sich hin, während Paddy fuhr. „Paddy, warum können wir nicht an sowas anhalten?" fragte Lotte und zeigte auf eine Raststätte. „Wir können schon anhalten, wenn ihr auf die Toilette müsste. Aber wir werden da nichts essen. Erstens ist es da oft nicht so gut und außerdem wisst ihr doch, dass ich nicht so gerne möchte, dass mich jemand erkennt." „Weil dich Menschen kennen vom Musik machen, oder?" „Ja, genau." „Okay." Sie kamen relativ gut durch und Fee und Paddy wechselten sich beim Fahren ab. Mehrfach fuhren sie von der Autobahn und machten Pausen. Aber irgendwann war die Geduld der Mädchen erschöpft. Weder Hörspiele, noch zusammen singen oder jegliche Versuche, die beiden abzulenken brachten nichts mehr. Fee, die gerade fuhr, wusste, dass es nichts mehr brachte. Sie hatte gehofft, dass sie das restliche Stück noch schaffen könnten, aber die Mädchen brauchten noch eine weitere Pause. Fee fuhr von der Autobahn und als sie in der Ortschaft nach der Autobahn einen Spielplatz entdeckte, hielt sie dort an. Begeistert rannten Liese und Lotte los und probierten alles aus. Fee kreiste die Schultern, da sie ziemlich verspannt war. „Jetzt ist es nicht mehr weit. Keine Stunde mehr," sagte Paddy. Er massierte Fee die Schultern und sie lehnte sich dankbar an ihn. Nachdem sich die Kinder ein bisschen ausgetobt hatten, fuhren sie das restliche Stück.
„Wann sind wir da?" fragte Liese gespannt. „Ganz gleich. Nur noch ein paar Kurven und dann haben wir es geschafft." Tatsächlich fuhren sie nur ein kurzes Stück durch Wiesen und dann bog Paddy ab und sie kamen zu ein paar Häusern. „So, da sind wir," sagte Paddy mit hörbarem Stolz und hielt vor einem Haus. Fee stieg aus und sah sich neugierig um. Liese und Lotte stürmten aus dem Auto, als sie ihnen die Türen öffneten und rannten zur Tür. „Können wir uns alles ansehen?" Fee nahm die Mädchen vorsichtshalber an die Hände, damit sie nicht gleich losrannten. Sie wartete bis Paddy die Tür hinter sich zu gemacht hatte. „Ihr zwei seid jetzt brav, ja?" „Ja Mama," stöhnten sie, aber Fee wusste, dass es nutzlos war, etwas zu sagen. „Also, ich zeige euch jetzt alles. Ihr müsst mir versprechen, dass ihr die Instrumente nicht anfasst, ja?" „Warum?" „Weil die zum Teil sehr wertvoll sind. Wir können gerne zusammen Musik machen in den nächsten Tagen, aber nur mit mir zusammen, ja? Ich muss mich da auf euch verlassen können." „Ja Paddy. Wir sind ja schon groß." „Super! Na dann kommt mal mit." Fee war so gespannt darauf, wie Paddy lebte. Mindestens so neugierig wie ihre Töchter. Paddy zeigte ihnen die Küche und das Wohnzimmer und führte sie dann nach oben. „Hier ist das Schlafzimmer in dem eure Mama und ich schlafen. Da ist das Badezimmer und hier schlaft ihr zwei." Paddy öffnete die Tür zu einem Zimmer in das Liese und Lotte mit einem begeisterten Juchzen hinein rannten. Darin stand ein niedriges Stockbett, dass Vorhänge und einen Himmel hatte und voller Begeisterung stürzten sich die Mädchen auf die Bücher und Spielsachen die in einem Regal standen. „Das Zimmer ist sehr schön. Das hättest du doch nicht machen brauchen." Fee war total überwältigt davon, dass Paddy für Liese und Lotte extra ein Zimmer eingerichtet hatte. Sie fragte sich, wann er das geschafft hatte. „Es freut mich, dass es ihnen gefällt." Paddy hörte sich ein wenig unsicher an. Fee gab ihm einen Kuss. „Oh ja, das tut es. Vielen Dank, dass wir dich hier besuchen dürfen." „Sehr, sehr gerne. Ich habe mich schon die ganze Zeit darauf gefreut, dass ihr kommt." „Liese, Lotte? Wir holen das Gepäck aus dem Auto, okay?" „Ja, Mama." Paddy und Fee holten die Koffer und Taschen aus dem Auto und brachten sie nach oben. Fee packte die Kleidung der Mädchen in den Kinderkleiderschrank, der in dem Zimmer stand, dass Paddy für die Mädchen eingerichtet hatte. Ihren eigenen Koffer stellte Fee in dem Schlafzimmer, dass Paddy als ihr gemeinsames Schlafzimmer genannt hatte in eine Ecke. Sie war mit einem Mal total unsicher. Sie war noch nie bei einem Mann, mit dem sie zusammen war, so richtig zu Gast gewesen. Also noch nie mit Koffer und so. Fee wusste nicht genau, wie sie sich verhalten sollte. Auf keinen Fall wollte sie gleich alles in Beschlag nehmen. Bei den Sachen ihrer Töchter war es anders. Nachdem Paddy extra einen Schrank für sie besorgt hatte, wollte Fee diesen natürlich auch nutzen und ihm zeigen, dass sie es toll fand. Aber sie wollte nicht seinen Schrank öffnen, das war ihr irgendwie zu intim. Fee überlegte mit einem Mal, wie Paddy es machte, wenn er bei ihr zu Besuch war. Da lebte er auch aus Koffer oder Reisetasche. Das wollte sie unbedingt ändern, wenn er Weihnachten kam. Natürlich sollte er Schubladen und Platz in ihrem Schrank haben.
Das Gefühl der Unsicherheit blieb den ganzen ersten Abend bei Fee. Normalerweise hätte sie jetzt gekocht, aber sie wollte nicht einfach in Paddys Küche gehen. Sie war sehr erleichtert, als er von sich aus Nudeln kochte und eine schnelle Tomatensauce dazu machte. Die Mädchen waren total überdreht und Paddy schlug noch einen kleinen Spaziergang vor. „Draußen ist es ganz dunkel, also brauchen wir wohl Taschenlampen. Und ihr müsst bei uns bleiben. Liese und Lotte, ihr dürft nie nach vorne zur großen Straße gehen, da fahren die Autos ganz schnell, ja? Wir lassen das Tor immer zu und da dürft ihr nur mit der Mama oder mir durchgehen." Die beiden nickten und sahen Paddy mit großen Augen an. Diese Augen fingen an zu strahlen, als Paddy zwei Kindertaschenlampen hervorholte. „So, damit könnt ihr uns den Weg leuchten."
Die vier machten also einen kleinen Spaziergang in der Dunkelheit. „Morgen sehen wir uns das alles bei Licht an. Es ist sehr schön hier." „Kann man von hier aus die Berge sehen?" „Nein, das kann man leider nicht. Das wäre toll. Aber man kann hinfahren. Es ist nicht so wahnsinnig weit." „Nicht weit für uns, oder für dich?" Paddy sah Lotte bei ihrer Frage erstaunt an. „Hm, vielleicht nicht weit für mich. Ich vergesse immer, dass für euch alles weit ist, was länger ist, als ein Traubenzuckerlutscher." „Oh, können wir einen?" „Nein, das war nur ein Beispiel. Ihr habt heute doch im Auto schon ganz viel süße Sachen und auch Traubenzuckerlutscher gegessen. Am besten gehen wir langsam wieder zurück zum Haus, denn es ist noch dunkler, als ich gedacht habe. Der Mond versteckt sich heute hinter den Wolken." „Aber wir wollen nicht ins Bett." „Also ich bin sehr müde und gehe jetzt meine Zähne putzen und dann ins Bett." Gesagt, getan. Paddy putzte sich demonstrativ die Zähne und zog sich einen Schlafanzug an. Dann legte er sich ins Bett und fragte: „Kann mir noch jemand eine Gute-Nacht- Geschichte vorlesen?" „Wir, wir!" Liese und Lotte hüpften mit ein paar Büchern ins Bett. „Aber erst müsst ihr die Zähne putzen und einen Schlafanzug anziehen, ja?" Fee half den beiden dabei und dann stürmten sie wieder zurück zu Paddy.
Fee musste sich ein Grinsen verkneifen, denn Paddy sah wirklich so aus, als würde er am allerliebsten einfach schlafen. Sie las ihm und ihren Töchtern ein paar Gute-Nacht-Geschichten vor und sah allen dreien dann beim Schlafen zu. Ihre gar nicht müden Töchter waren eingeschlafen und kuschelten sich aneinander. Paddy schlief total verdreht mit ihrem Kopfkissen im Arm.
Fee war irgendwie total aufgedreht. Sie konnte sich nicht vorstellen, schlafen zu gehen. Stattdessen ging sie nach unten. Sie räumte die Küche auf und blieb dann ein wenig ratlos stehen. Schließlich machte sie sich einen Tee. Paddy hatte gesagt, sie solle sich wie zu Hause fühlen, aber das war gar nicht so einfach, war doch alles fremd. Das Haus gefiel ihr. Es war in einer Mischung aus modern und alten Möbeln eingerichtet. Hell und freundlich, teilweise fast ein bisschen nüchtern. Man merkte dem Haus an, dass hier jemand wohnte, der nicht so viel Zeit hier verbrachte.
Fee nahm ihre Teetasse schließlich mit ins Wohnzimmer und studierte das Bücherregal. Als sie die unterschiedlichen Titel sah, fragte sie sich, ob Paddy diese Bücher wirklich alle gelesen hatte. Es gab viele Bücher, die sich mit den Weltreligionen befassten, Philosophie und Psychologiebücher und dann entdeckte Fee Bücher, die Paddys Ex-Frau geschrieben hatte. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Kein einziges Mal hatte sie bisher daran gedacht, dass Paddy ja mit ihr hier gewohnt haben musste. Fee setzte sich auf die Couch und fühlte sich vollkommen fehl am Platz. Was hatte sie denn hier zu suchen? Die Öffentlichkeit dachte, dass Paddy nach wie vor verheiratet war und nun saß sie hier in seinem Wohnzimmer, auf der Couch, auf der sie wahrscheinlich auch gesessen hatte. Und sollte sie nachher wirklich oben im Ehebett schlafen? Fee konnte sich dieses Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, nicht erklären. Es war doch vollkommener Schwachsinn. Sie selbst hatte drei Kinder von zwei Männern und Dembé hatte natürlich auch in dem Bett geschlafen, in dem Paddy jetzt auch mit ihr schlief. Ob er wohl auch an so etwas gedacht hatte? Es war doch Unsinn. Sie waren beide erwachsene Menschen mit einer Vergangenheit. Fee sah sich noch einmal im Wohnzimmer um. Es wirkte ziemlich maskulin und selbst wenn nicht, Paddy war geschieden und er hätte Fee und ihre Töchter bestimmt nicht eingeladen, wenn es ihm nicht ernst wäre. Schließlich würden alle Nachbarn jetzt sehen, dass es eine neue Frau mit Kindern in seinem Leben gab. Und trotzdem hatte er sie eingeladen. Also sollte das etwas sein, worüber sie sich keine Gedanken machen sollte. Fee trank ihren Tee aus und ging dann langsam nach oben. Fee versuchte ihre Töchter in ihre Betten nach nebenan zu tragen, aber die beiden protestierten im Halbschlaf heftig und so ließ Fee sie bei Paddy liegen. Sie selbst legte sich also in das untere Kinderbett und schlief dort traumlos.
DU LIEST GERADE
Bleib bei mir - Bitte!
FanficMichael Patrick Kelly spielt ein kleines Konzert. Fee ist total aufgeregt. Sie wird ihm zum ersten Mal in ihrem Leben begegnen. Wie er wohl ist? Die Begegnung entwickelt sich ganz anders, als Fee sich das vorgestellt hat ....