Fee merkte ihrem Mann an, dass er langsam unruhiger wurde, dass er sich nach Aufgaben sehnte. Paddy zog sich immer öfter in sein Musikzimmer zurück und sie hörte bis spät in die Nacht leise seine Musik. Zu leise, um wirklich eine Melodie erahnen zu können, aber laut genug, um ihr ein wohliges Gefühl zu geben. Es war schon fast Herbst und seine Auszeit neigte sich ihrem Ende zu.
Sie wartete bereits seit Wochen darauf, dass Paddy zu ihr kam und ihr sagte, dass er wieder los musste, ins Studio, zu Pino, zurück in seinen Musikeralltag.
Aber vorher, vorher stand ein sehr wichtiger Tag an. Der Tag der Einschulung von Liese und Lotte. Fee konnte es gar nicht glauben. Ihre kleinen Babys sollten Schulkinder werden.
Ganz stolz nahmen die beiden ihren Schulranzen und ihre Schultüten und gingen aus dem Haus. „Mama, Paddy, beeilt euch, wir müssen in die Schule, sonst kommen wir zu spät." „Das werden sie wahrscheinlich nicht oft sagen," lachte Paddy. Er schien komplett entspannt zu sein.
Fee und er hatten hin und her überlegt, ob er zur Einschulung mitkommen sollte, oder nicht, aber sie hatten sich dafür entschieden, denn „Wir sind eine Familie und mir ist schon klar, dass die Leute komisch schauen werden, aber sie werden sich schon daran gewöhnen, dass Liese und Lotte meine Töchter sind, vor allem, wenn sie irgendwann meinen Nachnamen tragen." Fee wusste, dass ihre Töchter es nicht verstanden hätten, wenn Paddy an diesem Tag nicht mit dabei gewesen wäre. Aber es machte sie schon nervös, dass nach diesem Tag viele Leute wissen würden, dass Paddy hier wohnte, dass er Töchter hatte, die in die Grundschule des kleinen Ortes gingen, in dem sie wohnten. Und sie wusste, dass es Getuschel darüber geben würde, in welchem Verhältnis sie zueinander standen, denn natürlich würde jeder auf den ersten Blick sehen, dass es nicht seine leiblichen Kinder sein konnten. Fee machte das nervös. Sie mochte keine Aufmerksamkeit, sie mochte kein Gerede, sie wollte sich keinen Fragen stellen. Fragen, von denen sie jetzt schon wusste, dass sie ihr irgendwann gestellt werden würden, irgendwann, wenn man sie alleine traf, wenn Paddy nicht mit dabei war. Aber sie versuchte diese Gedanken zur Seite zu schieben. Heute ging es nur darum, dass Liese und Lotte in die Schule kamen, dass sie einen schönen ersten Schultag hatten, dass sie glücklich waren.
Also atmete sie tief ein und aus und verließ mit einem Lächeln auf dem Gesicht das Haus. Sie machten Fotos von den beiden Schulanfängerinnen, die ganz stolz ihre Schultüten und ihre dazu passenden Zahnlücken präsentierten.
„Mama, meinst du, dass die Lehrerin nett ist?" „Bestimmt. Ihr werdet sie ja gleich kennen lernen." Fee versuchte ihre aufgeregten Töchter zu beruhigen. Die beiden konnten gar nicht mehr aufhören zu reden und plapperten die ganze Autofahrt über. Bis sie vor der Schule ausstiegen. Da verschlug es ihnen die Sprache und klammerten sich ein wenig ängstlich an die Hände ihrer Eltern.
Gemeinsam mit vielen anderen Familien versammelten sie sich in der Turnhalle der Schule. Die Rektorin hielt eine Rede, die Viertklässler führten ein kleines Theaterstück auf und dann war es schon so weit: Die Kinder der einzelnen Klassen wurden aufgerufen und gingen nach vorne zu ihrer Klassenlehrerin. Ganz stolz marschierten Liese und Lotte zusammen nach vorne. Ihre Schultüten mit den Pferden darauf ganz stolz in der Hand. Sie stellten sich strahlend neben die anderen Kinder aus ihrer Klasse. Fee glaubte ein leises Tuscheln hinter sich zu hören. Sie versuchte es zu ignorieren. Sie wollte sich diesen Tag durch nichts verderben lassen. Ihre Mädchen strahlten. Sie sahen so glücklich aus und das wollte Fee in sich aufsaugen. Diese glücklichen, strahlenden Gesichter. Da vorne standen Liese und Lotte in den Dirndln, die sie Fee, vielmehr noch Paddy abgeschwatzt hatten. Die meisten andere Kinder trugen auch Dirndl, aber trotzdem stachen ihre beiden Mädchen heraus. Aber Fee wusste, dass sie endlich lernen musste, darauf nicht mehr zu achten. Paddy sagte ihr immer wieder, dass sie es den beiden unnötig schwer machte, weil sie ein Thema daraus machte, das für die beiden bisher kein Thema war. Fee ließ ihre Augen also nicht von den beiden überglücklichen Kindern. Ihren Kindern. Ihren Babys. Wie konnte es nur sein, dass ihre kleinen Babys jetzt da vorne standen? Dass sie so groß waren, dass sie jetzt schon Schulkinder waren? Mit einem Mal hatte Fee Tränen in den Augen. Die Zeit raste. Die Zeit war so kostbar. Fee sah zu Paddy und auch er strahlte. Wie glücklich konnten sie, Liese und Lotte sich schätzen, dass er in ihrem Leben war, dass er nun der Vater ihrer Zwillinge war, ihr Mann. Ihr Ehemann. Wie immer, wenn sie daran dachte, schlug ihr Herz für einen kleinen Moment schneller. Flatterten die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Alles gut?" „Ja, sie sehen so glücklich aus." „Ja, das stimmt." Paddy legte ihr den Arm um und zog sie näher zu sich heran. Mit der anderen Hand machte er noch ein Foto von den beiden mit seinem Handy.
Als die Kinder die Turnhalle verlassen hatten, gab es für die Eltern einen kleinen Stehempfang. Fee holte ihnen etwas zu trinken und sie stellten sich an einen Stehtisch. „Mal sehen, wer sich zuerst zu uns traut," sagte Paddy lächelnd. „Nervt dich das nicht?" „Was denn?" „Dass sie dich anschauen und zuerst überlegen, ob du es wirklich bist und dann, ob sie herkommen sollen und was sie sagen können und so was." „Naja, ich bin es gewohnt. Geht es dir gut? Du wirkst so angespannt." „Ich mag so was einfach nicht." „Was sowas?" „Naja, nur fremde Leute und ..." „Hallo ihr zwei." Fee war so erleichtert Barbara zu sehen. Sie und Schorsch stellten sich zu ihnen, gemeinsam mit einem anderen Elternpaar. „Das sind Resi und Flori, ihr Sohn ist auch bei unseren Kindern in der Klasse. Flori und Schorsch sind zusammen bei der Feuerwehr." „Griaßt'
s eich." Zu sechst unterhielten sie sich und Fee fühlte sich gleich viel wohler. Sie verstand zwar nicht alles, was gesprochen wurde, denn vor allem die Männer sprachen untereinander sehr starken Dialekt, aber sie stand nicht mehr mit Paddy alleine auf den Präsentierteller, sondern in einer Gruppe und da fühlte sie sich gleich sicherer.Die kurze erste Stunde der Erstklässler war schnell vorbei und schon strömten die Kinder wieder in die Turnhalle. „Mama, Paddy, es war so toll. Wir durften ein Bild malen und das Klassenzimmer ist voll schön und ...." Liese und Lottes sprudelten nur so über vor lauter Eindrücken.
Zusammen mit Barbara, Schorsch und ihren Kindern gingen sie essen und feierten dort den Tag, den Liese und Lotte so sehr herbeigesehnt und gegen den sich Fee ein wenig angesehen hatte, bedeutete er doch, dass ihre kleinen Kinder groß wurden. Viel zu schnell ging das alles. Paddy zog Fee zu sich heran. „Sie schaffen das schon. Du hast sie zu starken Mädchen gemacht, also schaffen sie das." „Sie vielleicht schon, aber ich?" antwortete sie mit einem schiefen Lächeln. Er lachte und gab ihr einen Kuss. Fee sah sich verlegen um, aber niemand schien sie zu beobachten. „Fee, hör auf dir Sorgen zu machen. Jetzt wissen ungefähr 100 Leute mehr, dass es mich hier gibt, dass es uns hier so gibt, also ist es auch egal, wenn uns jemand hier im Restaurant sieht." Fee sah ihn erstaunt an. Bisher war Paddy immer so auf seine Privatsphäre bedacht gewesen und jetzt schien er das so locker zu sehen. Er wirkte vollkommen entspannt und schien den Tag in vollen Zügen zu genießen. Also versuchte sie seinem Beispiel zu folgen und es einfach zu genießen, dass sie zusammen hier waren, und dass Liese und Lotte glücklich in diesen wichtigen neuen Lebensabschnitt gestartet waren.
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Bleib bei mir - Bitte!
FanfictionMichael Patrick Kelly spielt ein kleines Konzert. Fee ist total aufgeregt. Sie wird ihm zum ersten Mal in ihrem Leben begegnen. Wie er wohl ist? Die Begegnung entwickelt sich ganz anders, als Fee sich das vorgestellt hat ....