„Wie läuft das jetzt morgen ab?" fragte Tim neugierig. Die Mädchen schliefen und die drei Erwachsenen saßen im Wohnzimmer zusammen. „Es ist ein kleines Konzert. Die meisten Teilnehmer haben die Karten gewonnen und es werden noch Leute dabei sein, die der Radiosender eingeladen hat." Paddy räusperte sich. „Ähm, es ist wirklich wichtig, dass niemand erfährt, dass wir uns kennen. Mein Manager wird auch da sein. Er wird euch in Empfang nehmen und eure Plätze zeigen. Ihr bekommt nach dem Konzert die Gelegenheit für ein Foto mit mir." Verschmitzt grinste Paddy und nahm Fees Hand.
„Du bist doch eigentlich verheiratet." Tim sah Paddy vorwurfsvoll an. Fee schüttelte den Kopf, aber beide Männer ignorierten sie. „Offiziell ja." „Warum offiziell?" Fee merkte Paddy an, dass ihm das unangenehm war, aber da sie selber auch gerne wissen wollte, was dahinter steckte, war sie eigentlich ganz froh, dass Tim nicht locker ließ. „Das ist eine komplizierte Geschichte." „Wir haben ganz viel Zeit." Paddy seufzte und ließ Fees Hand los. Er richtete sich auf und begann langsam, so als müsste er nach den Worten suchen. „Naja, als ich aus dem Kloster kam, da war alles etwas schwierig. Das Leben im Kloster ist sehr anders, als ein normales Leben. Als ich dann wieder im Alltag angekommen war, da wollte ich eine Familie gründen und – ja – äh – also quasi das Gegenteil von Kloster. Aber wo sollte ich jemanden kennenlernen. Es kannten mich ja immer noch sehr viele Leute und überhaupt war das schwierig. Und dann kam Joelle wieder in mein Leben. Wir kannten uns von früher. Ihr Vater war der Arzt meines Vaters gewesen und wir waren befreundet. Ich fand sie auch total toll und hatte mich mal in sie verknallt und ihr ein Lied geschrieben. Das habe ich ihr erzählt – sie wusste es vorher nicht. Naja, wir waren beide einsam, mochten uns und – also um es kurz zu machen – wir haben wohl irgendwie Liebe und Freundschaft verwechselt. Gemischt mit Torschlusspanik und so haben wir dann geheiratet. Ich war ständig unterwegs, Joelle konnte nach der Hochzeit nicht mehr so als Journalistin arbeiten, wie sie wollte. Wir hatten uns gern, aber es hat nicht gereicht. Es wurde nichts mit der Familie und mit der Ehe war es irgendwann auch nichts. Ich rede da nicht gerne drüber." Paddy sah Fee mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte. Der Blick an Tim war deutlicher, es war eindeutig ein es-geht-dich-nichts-an-Blick. „Wir sind jetzt geschieden, Joelle lebt in Belgien und ist dort glücklich." „Okay." Tim schien vollkommen unbeeindruckt davon, dass Paddy der Meinung war, dass es ihn nichts anging. „Das heißt, du bist Single?" „Tim, es reicht jetzt." Paddy ignorierte Fee. „Jetzt hoffentlich nicht mehr. Tim, ich verstehe, dass du auf deine Mutter aufpassen möchtest. Das würde ich wahrscheinlich genauso machen. Aber ich denke, sie kann ganz gut auf sich selbst aufpassen. Deine Mutter muss eine sehr toughe Frau sein, bei dem, was sie schon alles alleine geschafft hat." „Ja, das stimmt. Mama ist eine tolle Mutter. Und sie hat nur einen guten Mann verdient, einen der sie nicht verarscht. Der sich nicht nur seinen Spaß mit ihr macht." Fee starrte ihren Sohn entgeistert an. Paddy hingegen antwortete ganz ruhig. „Das habe ich nicht vor. Was zwischen uns ist, ist privat und auch wenn du ihr Sohn bist, geht es dich nur indirekt etwas an. Ich mag deine Mutter sehr und würde ihr nicht absichtlich weh tun. Aber Beziehungen sind nun mal schwierig und niemand weiß, wie sich etwas entwickelt. Du wirst selber noch lernen, dass man, egal wie gute Vorsätze man hat, daran scheitern kann. Im Leben gibt es für nichts eine Garantie. Jeder wünscht sich Glück und ist auf der Suche nach der Liebe. Aber nur Gott der Herr alleine weiß, was er für uns vorgesehen hat und selbst seine Pläne können wir kaputt machen. Das ist die Macht, die er uns gegeben hat. Wir haben einen freien Willen und den hat auch deine Mutter!" Beim letzten Satz war die Paddys Stimme minimal schärfer geworden. Tim stand auf und grinste ihn an. „Verstanden." Er hielt Paddy die Hand hin, die dieser ergriff und schüttelte. „Ich wünsche euch einen schönen Abend." Tim ging zur Wohnzimmertür. „Ach und Paddy? Ich bin sehr gespannt auf morgen, auf deine Musik." „Ich freue mich, dass du mitkommst." Tim schloss die Tür hinter sich. Fee sah Paddy fragend an, der sich wieder neben sie setzte. „Ich mag deinen Sohn. Das hast du toll hingekriegt." Fee schüttelte nur den Kopf. Sie hatte das Gefühl, dass sie die Hälfte der Unterhaltung nicht mitbekommen hatte. Irgendwie hatten die beiden sich über noch mehr unterhalten, als sie verstanden hatte. Eine Art non-verbale Kommunikation, die an ihr vorbei gegangen war.
Dann auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie stand auf und ging nach oben. Fee klopfte an Tims Tür. „Ja?" „Tim, du musst dir um mich keine Sorgen machen." „Das weiß ich." „Aber warum hast du dann solche Dinge gesagt?" „Weil ich nicht möchte, dass du noch einmal so verletzt wirst." Fee setzte sich auf Tims Bettkante. „Damals, als Erik dich verlassen hat, da warst du so fertig. Du hast so schrecklich geweint und ich konnte dir nicht helfen." „Oh Tim." Fee konnte sich nur zu gut erinnern. Tim musste damals ungefähr acht gewesen sein. Der erste Mann, auf den sie sich nach Thomas eingelassen hatte, war ein Fehler gewesen. Er hatte sie betrogen und sich dann auch noch über ihre Naivität lustig gemacht. Sie hatte geweint und Tim, der nachts aufgewacht war, hatte sie in den Arm genommen und versucht sie zu trösten. Fee hatte nicht gedacht, dass er sich daran erinnern konnte, aber anscheinend hatte sie sich da getäuscht. Sie hatte geglaubt, dass Tim gar nicht wusste, warum sie so geweint hatte, denn sie hatte Erik nie mit nach Hause genommen. Aber anscheinend hatte sie ihren Sohn damals unterschätzt. „Ach Tim, das tut mir so leid, ich wusste nicht, dass du ... Oh Mann." „Es ist schon okay. Aber ich bin jetzt groß und irgendwie schon ein bisschen der Mann im Haus und ich dachte, ich kläre das gleich mal und sage Paddy, dass du nicht eines seiner Groupies bist." „Ich und ein Groupie? Da würde er doch jüngere, hübschere finden." „Mama, du bist nicht alt und du bist hübsch." „Und das ist etwas, über das wir sowieso nicht sprechen sollten. Auf jeden Fall bin ich alt genug, um auf mich selbst aufzupassen und auch für meine Gefühle verantwortlich. Und ich glaube, dass Paddy es schon ernst meint. Aber wie er richtig gesagt hat, es gibt nie eine Garantie." „Mama, ich wollte seine Reaktion sehen und ich wollte, dass du sie auch siehst. Aber ich bin mir jetzt sicher, dass er dich wirklich mag. Das merkt man." Fee umarmte Tim und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich, mein weiser, großer Sohn. Aber misch dich nie wieder in mein Liebesleben ein, verstanden?" „Verstanden! Mischt du dich auch nie wieder in meins ein?" „Nein, das ist ganz was anderes. Ich bin deine Mama und das wird sich nie ändern." Fee strich Tim noch einmal über die blonden Haare und ging dann wieder nach unten.
„Alles gut?" „Ja, alles gut. Ich habe nur vor vielen Jahren ganz offensichtlich unterschätzt, was Kinder so alles mitbekommen." „Warum?" „Ach ich hatte mal einen schlechten Männergeschmack und Tim hat mitbekommen, wie ich deswegen geweint habe und das hat sich anscheinend eingebrannt. Deswegen das Kreuzverhör." „Ich finde es gut, dass er dich beschützen möchte!" Paddy zog Fee in seine Arme und küsste sie. „Aber ich bin sehr froh, dass du alt genug bist, um zu entscheiden, ob du mich küsst oder nicht." „Und ich auch!"

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Bleib bei mir - Bitte!
FanfictionMichael Patrick Kelly spielt ein kleines Konzert. Fee ist total aufgeregt. Sie wird ihm zum ersten Mal in ihrem Leben begegnen. Wie er wohl ist? Die Begegnung entwickelt sich ganz anders, als Fee sich das vorgestellt hat ....