24.

515 41 5
                                    

„Ich habe heute Abend eine Veranstaltung nebenan, ich hoffe, ich komme nicht so spät zurück," sagte Fee entschuldigend zu Paddy. Da war er schon einmal da und sie musste arbeiten. „Mach dir keinen Stress." Fee war irritiert. Paddy hörte sich so gleichgültig an. War es ihm jetzt schon egal, ob sie da war oder nicht? Sie beeilte sich also nicht damit zurück zu kommen, sondern sorgte für den reibungslosen Ablauf.

Als sie zum Haus zurück ging, war schon alles dunkel. Obwohl es nicht so wahnsinnig spät war, hatte Paddy wohl nicht auf sie gewartet.

Am nächsten Morgen stand er mit ihr und den Kindern zusammen auf. „Guten Morgen. Entschuldige, ich war gestern so wahnsinnig müde und ich hatte ziemliche Kopfschmerzen." Paddy sah immer noch ein wenig blass aus. „Geht es dir nicht gut?" „Doch, doch, ich bin nur nicht ganz so fit, irgendwie." Fee streckte bei Paddys Worten ganz automatisch die Hand aus, um an seiner Stirn zu fühlen, ob er heiß war, aber er nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Entschuldige, das ist irgendwie ein Reflex." Verlegen drehte sich Fee weg. „Das macht doch nichts. Tut mir leid, jetzt bin ich schon zu Besuch und dann ..." „Aber das macht doch nichts. Jeder ist mal mehr oder weniger fit." Fee hätte sich gerne mehr um Paddy gekümmert, aber in der Früh war es immer so stressig. Sie musste die Kinder fertig machen und dann zum Kindergarten bringen. Anschließend eilte sie in die Arbeit. Immer wieder dachte sie daran, dass Paddy in ihrem Haus war und dass es ihm nicht so gut ging. Aber nicht einmal mittags schaffte sie es, kurz nach ihm zu sehen. Dabei hatte sie sich eigentlich vorgenommen, sich für ihn Zeit zu nehmen, aber es ging einfach nicht.

Nachmittags hetzte Fee zum Kindergarten und holte die Kinder. Paddy lag auf der Couch und sah immer noch blass aus. „Kann ich dir irgendetwas bringen? Einen Tee oder so?" „Sehr gerne." Paddy hörte sich ein wenig heiser an und Fee bemühte sich darum, dass Liese und Lotte ihn in Ruhe ließen. „Möchtet ihr eine Sendung mit der Maus zusammen mit Paddy ansehen?" Die Begeisterung war groß und sie setzten sich vor die Couch auf den Boden.

Als Fee die Mädchen abends in Bett gebracht hatte und wieder nach unten kam, lag Paddy auf der Couch und schien zu schlafen. Leise nahm sie das Buch in die Hand, dass sie gerade las und setzte sich in den Sessel. Sie wollte Paddy nicht stören.

„Sorry, ich bin wohl eingenickt." Paddy setzte sich stöhnend auf und Fee legte ihr Buch weg. „Möchtest du einen Tee oder irgendwas?" „Nein. Ich glaube, ich gehe ins Bett. Dann bin ich morgen bestimmt fit." Fee machte sich Sorgen um Paddy, hoffentlich hatte er sich nichts eingefangen.

Am nächsten Tag schlief Paddy aus und als er nach unten kam, überfielen ihn die Mädchen. „Sorry, ihr zwei, ich muss erstmal aufwachen." Paddy hörte sich ein wenig genervt an. „Möchtet ihr etwas anschaun?" Normalerweise durften die Mädchen nicht schon vormittags Fernsehen, aber Fee wollte auch nicht, dass sie Paddy nervten. „Möchtest du einen Tee? Auf was hast du denn Appetit?" fragte sie ihn. „Ich muss erst einmal aufwachen." Fee war ein wenig gekränkt. Er sprach mit ihr, wie mit ihren Töchtern. Fee ging also in den Waschkeller. Dann tat sie eben etwas Sinnvolles, wenn er sie nicht brauchte.

Paddy saß immer noch am Esstisch und starrte auf die Tischplatte? „Wenn du Hunger hast, dann sag einfach Bescheid," versuchte Fee möglichst leichthin zu sagen. „Danke. Ich kann mir ja auch selbst etwas nehmen. Du musst mich nicht bemuttern." Paddy hörte sich sehr genervt an.

Fee setzte sich zu den Mädchen auf die Couch. Sie war beleidigt. Sie wollte ihm doch nur etwas Gutes tun.

Irgendwann hörte sie Paddy in der Küche herumkruscheln, aber sie drehte sich absichtlich nicht um. Wenn er sich selber etwas zu essen machen wollte, dann sollte er es tun. Aber in ihr drängte sie alles, aufzustehen und sich um ihn zu kümmern. Kurz darauf hörte sie ihn die Treppe nach oben gehen.

Fee stand auf und räumte in der Küche auf. Sie fing an, das Mittagessen vorzubereiten und spielte dann mit Liese und Lotte. Als das Essen fertig war, bat sie die beiden nach oben zu gehen und Paddy zu fragen, ob er mitessen wollte. Er kam mit den beiden Mädchen nach unten und setzte sich an den Tisch. Paddy hustete immer wieder und Fee machte ihm nach dem Essen einen Tee. „Hier, ich habe dir Fenchelhonig in den Tee getan, vielleicht hilft das etwas." „Das brauchst du nicht zu tun. Du bist nicht meine Krankenschwester, die Zeiten sind vorbei." Fee hielt erschrocken inne, als Paddy sie fast anfuhr. „Ich wollte dir nur etwas Gutes tun. Keine Sorge, ich möchte nicht deine Krankenschwester sein." Verletzt ging sie aus dem Raum. Kurze Zeit später folgte ihr Paddy ins Bad, wo sie heftig das Waschbecken schrubbte. „Es tut mir leid. Ich fühle mich so krank und ich hasse es krank zu sein. Ich weiß auch gar nicht, wo das herkommt. Aber natürlich darf ich es nicht an dir auslassen. Ich weiß ja, dass du mir nur helfen möchtest." Fee hatte sich bei Paddys Worten zu ihm umgedreht. „Schon okay," sagte sie. „Ich möchte immer helfen, manchmal nerve ich damit Leute." „Ich mag es ja eigentlich, dass du dich immer so gut um mich kümmerst. Ich bin wohl irgendwie mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ich glaube, ich fahre jetzt schon statt heute Abend. Ich bin diesmal keine gute Gesellschaft." Fee sah ihn erstaunt an. Er wollte weg? Fühlte er sich hier gar nicht mehr wohl? Aber sie wollte auch nicht darum betteln, dass er hier blieb. Das verbat ihr ihr Stolz.

So stand sie also kurze Zeit später mit ihren Töchtern, die total traurig waren, weil Paddy so plötzlich fuhr, in der Haustür und sah Paddy davon fahren. Ein seltsames Gefühl blieb zurück. Dieses Mal hatte es sich gar nicht vertraut angefühlt.

Bleib bei mir - Bitte!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt