Fee kümmerte sich um einen Segeltörn. Sie wusste aus ihrer Zeit im Tagungshaus noch, wo man so etwas buchen konnte.
Am übernächsten Tag fuhren sie zu einem Hafen und dort gingen sie zu dem Segelschiff, das Fee für diesen Tag in Paddys Auftrag gemietet hatte. Er wollte unbedingt vermeiden, dass sie mit anderen Touristen zusammen fuhren, die ihn vielleicht erkannten. „Diesen Moment möchte ich ganz genießen können," hatte er gesagt und Fee wollte nichts lieber, als ihm diesen Wunsch erfüllen.
Liese und Lotte waren total aufgeregt und hörten nicht auf zu reden. „So ihr Landratten, jetzt kommt mal an Bord. Ihr zwei braucht als allererstes Schwimmwesten." „Wir können aber schwimmen." „Ja bestimmt. Aber im Meer ist es ganz was anderes. Da gibt es Wellen, die gibt es im Schwimmbad nicht." Sie bekamen die Verhaltensregeln an Bord erklärt und Fee ermahnte ihre Töchter, gut zuzuhören. „Wer hier nicht gehorcht wird von Bord geworfen," sagte der Kapitän und zwinkerte Paddy zu, als Liese und Lotte ihn mit großen Augen ansahen.
Als das Schiff ablegte, standen Fee, Paddy, Liese und Lotte an der Rehling und sahen zu. Fee hatte für einen Moment Sorge, als sie sich weiter vom Festland entfernten, dass sie seekrank werden könnte, denn ihr Magen fand die Bewegungen des Schiffes am Anfang nicht so toll, aber sie gewöhnte sich schnell dran. Es war ein wundervolles Gefühl so an der Rehling zu stehen, den Wind in den Haaren und so über das Meer zu fliegen. „Ich habe ganz vergessen, wie toll das ist." Fee beobachtete Paddy lächelnd. Er sah so absolut glücklich aus.
Er bestand auch darauf mit Hand anzulegen und so saß Fee mit ihren Töchtern auf einer Bank und sah ihrem Mann zu, der mit hochgekrempelten Ärmeln und einem strahlenden Lächeln im Gesicht anpackte wo er konnte. Es war ein toller Anblick, das Segel das vom Wind aufgebläht war, der strahlend blaue Himmel, das Meer, und immer wieder Paddys Strahlen. Wenn sie gewusst hätte, wie glücklich ihn Segeln machte, dann hätte sie ihm das schon viel früher ermöglicht. Natürlich hatte sie gewusst, dass er mit seiner Familie früher gesegelt war und sie ein Segelschiff besessen hatten, aber mehr auch nicht. Nachdem sie ein ganzes Stück vom Land entfernt waren, wurden die Segel wieder eingeholt und sie trieben auf dem Meer. Sie bekamen ein tolles Essen serviert und Liese und Lotte wären anschließend zu gerne vom Schiff aus ins Wasser gesprungen. „Das ist zu gefährlich," sagte der Kapitän ernst. Nahm die beiden Mädchen mit und zeigte ihnen verschiedene Sachen auf dem Schiff. Sie durften das Steuerrad bewegen und waren glücklich.
„Ach ist das schön." Paddy zog Fee von der Sitzbank hoch, auf der sie saßen und drehte sie so, dass sie vor ihm an der Rehling stand. Er umarmte sie und legte seinen Kopf auf ihre Schultern. „Vielleicht können wir irgendwann Urlaub auf einem Segelschiff machen? So richtig mit übernachten und so?" Er hörte sich sehnsuchtsvoll an. „Das ist bestimmt sehr schön," sagte Fee. Sie genoss Paddys Nähe und wünschte sich, dass er sie noch lange in seinen Armen halten würde. Das vermisste sie am meisten, wenn er unterwegs war, seine Nähe, ihn, einfach ihn.
Es war ein wunderschöner Tag auf dem Meer. Als sie wieder an Land gingen, stellten Liese und Lotte ganz erstaunt fest, dass der Boden wackelte. Paddy erklärte ihnen lachend, dass nicht der Boden wackelte, sondern dass sich ihr Körper an die Bewegungen des Schiffs gewöhnt hatte. Auf der Autofahrt zum Ferienhaus erzählte er ihnen Geschichten von Segeltörns, die er mit seiner Familie gemacht hatte.
Viel zu schnell waren die letzten Ferientage am Meer verflogen. Fee versuchte sie so gut es ging auszunutzen. Sie saßen am letzten Abend in Decken gehüllt am Strand und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Es war so wunder-, wunderschön. Sogar Liese und Lotte schienen zu merken, dass es ein besonderer Moment war. Zu viert saßen sie aneinander gekuschelt da und beobachteten wie sich um sie herum alles veränderte. Der Tag um sie herum wurde langsam dunkler, aber das Meer schien zu glühen. Fee war sich nicht sicher, ob sie schon einmal so bewusst einen Sonnenuntergang am Meer wahrgenommen hatte. Diese Farben, dieses millimeterweise Versinken der Sonne. Die Luft die merklich kühler wurde. Der einsetzende Wind. Das Geschrei der Möwen. Paddys Wärme an ihrer linken und Lieses an ihrer rechten Seite. Alles fühlte sich intensiver an. Als wären ihre Sinne irgendwie wacher als sonst. Es kam Fee so unendlich wichtig vor das alles in sich aufzusaugen und irgendwie in ihren Erinnerungen zu bewahren. Fee hätte gleichzeitig lachen und weinen können. Aber sie kuschelte sich einfach enger an Paddy und zog Liese auf ihren Schoß. Es war so schön, so wunderschön.
Mit sehr großem Bedauern packten sie ihre Sachen zusammen und luden sie ins Auto. Sie gingen noch ein letztes Mal an den Strand, um sich vom Meer zu verabschieden, bevor sie sich auf den Weg zum Flughafen machten. Fee drehte sich mehrfach im Kreis und blieb dann ganz still stehen. Das Meer. Ihr Meer. Ruckartig drehte sie sich um und ging zurück zum Haus. Sie mussten los und sie durfte nicht länger hier verweilen.
Fee saß im Flugzeug und hatte das Gefühl sich von ihrer Vergangenheit zu entfernen. Es war ein seltsames Gefühl. Es fühlte sich so an, als würde sie vom Meer wegfliegen, aber irgendwie gleichzeitig auch von ihrer Vergangenheit. Fee war gleichzeitig melancholisch und euphorisch. Irgendetwas hatte sich in ihr verschoben. Ja, sie hatte sich in Bayern schon ein bisschen eingelebt und sie hatte ihre Kinder auch an der Schule dort angemeldet. Aber irgendwie hatte sie die Tür zur Vergangenheit nicht richtig zu gemacht. Sie hatte immer im Hinterkopf gehabt, dass sie ja vielleicht doch wieder zurück an die See ziehen könnte. Aber jetzt, jetzt hatte sich diese Tür irgendwie geschlossen. Fee wusste nicht warum. Es war keine bewusste Entscheidung. Aber je weiter sie in Richtung Süden flogen, desto sicherer war sie sich, dass es die richtige Richtung war. Bayern war irgendwie, unerklärlicherweise, zu ihrer Heimat geworden und sie wusste, dass sie – zumindest die nächsten Jahre – nur noch im Urlaub an die See fahren würde. Sie wollte zurzeit gar nicht dorthin zurück. Fee betrachtete ihre Hände. Sie drehte ihren Ehering immer wieder rundherum. „Alles in Ordnung?" fragte eine leise Stimme an ihrem Ohr. Sie zuckte zusammen und drehte sich zu Paddy um, der am Platz hinter ihr aufgestanden war. „Ja. Ich freue mich darauf, jetzt wieder nach Hause zu kommen." Das Strahlen in seinen Augen zeigte ihr, dass es richtig war. Sie waren in Niederbayern zusammen angekommen. Sie waren eine Familie. Es tat Fee sehr gut zu wissen, dass dies keine Entscheidung für immer sein musste, sondern, dass sie irgendwann auch woanders hinziehen konnten. Aber jetzt, jetzt war es die richtige Entscheidung für ihre derzeitige Lebenssituation. Für ihr Glück.
Sobald sie das Flughafengebäude betreten hatten, zog Fee Paddy in eine Ecke und umarmte ihn fest. Sie gab ihm einen Kuss und ließ ihn dann wieder los. Sie wusste ja, dass er Sorge hatte erkannt zu werden, vor allem in München, weil seine Fans ja wussten, dass er in Bayern wohnte. Aber sie hatte diese Umarmung, diesen Kuss einfach gebraucht. Wie verabredet stellten sie sich am Gepäckband nicht nebeneinander und gingen getrennt ins Parkhaus zum Auto. Sogar Liese und Lotte hatten sich inzwischen schon daran gewöhnt, dass sie in der Öffentlichkeit Abstand zu Paddy halten sollten.
Zuhause angekommen, bestand Fee, sehr zum Leidwesen der Kinder, auf einen Spaziergang. Ganz bewusst sah sie sich um und suchte die Bestätigung darin, dass sie ihre Gedanken auf dem Rückflug nicht getäuscht hatten. Sie ließ ihren Blick über die Getreide- und Maisfelder schweifen, den Wald, den kleinen Weiler und alles was dazu gehörte. Sie grüßten die Nachbarn, die ihnen begegneten und klingelten schließlich bei Barbara und Schorsch und luden sich auf ein Stück Kuchen und einen Kaffee ein. Heimat. Ja, das war wirklich ihre Heimat geworden. Der Ort, an dem sie glücklich sein konnten.
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Bleib bei mir - Bitte!
FanfictionMichael Patrick Kelly spielt ein kleines Konzert. Fee ist total aufgeregt. Sie wird ihm zum ersten Mal in ihrem Leben begegnen. Wie er wohl ist? Die Begegnung entwickelt sich ganz anders, als Fee sich das vorgestellt hat ....