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Es brauchte sehr viel Concealer um die Schatten unter Fees Augen zu kaschieren. Juli kümmerte sich um Liese und Lotte und half ihnen beim Anziehen. Fee wurde von einer Freundin von Barbara, die Friseurin war, geschminkt und ließ sich die Haare halb hoch stecken. Fee zog das Kleid an, dass sie sich für das Standesamt ausgesucht hatte. Ein schönes, pastellfarbenes Sommerkleid. Sie wollte das richtige Brautkleid erst für die Kirche anziehen. Juli und Ian waren als Trauzeugen dabei und natürlich Liese und Lotte, sonst niemand. Die Zeremonie war sehr kurz und fast nüchtern. Der Bürgermeister war sichtlich stolz, dass er Michael Patrick Kelly trauen durfte und er bemühte sich um eine nette Ansprache. Der Raum war relativ karg und der kleine Blumenschmuck auf dem Tisch war zwar schön, aber er konnte die Nüchternheit des Raumes nicht wirklich aufheben. Aber das war alles vollkommen egal. Das Brautpaar hielt sich unentwegt an den Händen und eigentlich warteten sie nur auf die entscheidende Frage. Paddy strahlte Fee an, als sie mit ihrem neuen Namen unterschrieb. Er hatte sich so gefreut, als sie ihm gesagt hatte, dass sie sich für Kelly entschieden hatte. Es war ein sehr seltsames Gefühl mit Fee Kelly zu unterschreiben. Paddy setzte seine schwungvolle, nicht sehr leserliche Unterschrift daneben und da stand es nun schwarz auf weiß. Michael Patrick und Fee Kelly. Sie waren verheiratet. Sie waren ein Ehepaar. Paddy küsste Fee stürmisch und hielt sie fest.

„Herzlichen Glückwunsch Herr Kelly, Frau Kelly. Das ist ein sehr besonderer Tag für Sie! Es freut mich sehr, dass ich ein kleiner Teil davon sein durfte. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Hochzeitstag und darf Ihnen noch ein paar Geschenke überreichen." Sie bekamen Sektgläser mit dem Wappen des Ortes, Fee einen großen Blumenstrauß und Paddy noch ein verpacktes Geschenk in die Hände gedrückt. Juli machte ein paar Fotos vom Brautpaar, auch eins mit dem Bürgermeister, da es ihm wichtig zu sein schien. Paddy bedankte sich sehr herzlich für die Trauung und schaffte es charmant und trotzdem deutlich darauf hinzuweisen, wie wichtig es ihm war, dass ihre Privatsphäre gewahrt wurde und niemand etwas davon erfuhr. Der Bürgermeister sicherte es ihm zu, auch wenn Fee ihm ansehen konnte, dass er am liebsten herausposaunt hätte, wer in seinem Ort wohnte.

Nach der standesamtlichen Trauung fuhren sie zurück nach Hause. Fee ging zu Barbara, die ihr angeboten hatte, sich bei ihr in Ruhe fertig zu machen. Fee zog das Brautkleid an und betrachtete sich mit klopfendem Herzen im großen Spiegel in Barbaras Schlafzimmer. „Wow, du siehst so schön aus," sagte diese begeistert. „Meinst du ich gefalle Paddy so?" „Oh ja, er wird weinen vor Freude!" „Fee, wir müssen losgehen, sonst kommst du zu spät," rief Schorsch von unten.

Barbara und ihre Familie gingen vor und Fee folgte ihnen nach einem Moment. Paddy hatte darauf bestanden am Altar auf sie zu warten. Fee ging für einen Augenblick in sich. Sie horchte in sich hinein. Die Aufregung und Nervosität der letzten Tage waren verflogen. Sie freute sich einfach nur noch auf den Tag. Sie konnte es kaum erwarten, zu Paddy ja zu sagen. In der Kirche, vor Gott. Sie wusste, wie wichtig ihm das war. Und auch ihr bedeutete es viel, dass ihnen das möglich war. Fee war sehr erleichtert gewesen, vor allem auch für Paddy, als der Pfarrer ihnen gesagt hatte, dass durch die Annullierung von Paddys Ehe mit Joelle, eine kirchliche Hochzeit für sie beide möglich war. 


Langsam ging sie zur kleinen Kirche und auf den Mann im dunklen Anzug zu, der davor stand. Tim sah sie mit großen Augen an. „Mama, du siehst so schön aus!" Fee umarmte ihren Sohn. „Letzte Chance: Bist du dir sicher?" „Oh ja, ich bin mir sehr sicher." „Dann ist es gut. Ich wünsche dir, dass du glücklich bist!" „Das bin ich. Es ist so schön, dass du hier bist." „Aber natürlich. Um nichts auf der Welt hätte ich das verpasst." Tim sah so erwachsen aus. Fee konnte es gar nicht glauben, dass das ihr Baby, ihr kleiner Sohn war. „Darf ich dich zum Altar begleiten?" „Sehr, sehr gerne." Tim reichte ihr ihren Brautstrauß. Fee hakte sich bei ihm unter und atmete einmal tief durch. Torben, der an der Tür auf sie gewartet hatte, öffnete die Tür und zum Klang leiser Musik betrat Fee am Arm ihres großen Sohnes die Kirche. Vorne am Altar stand Paddy und sah ihnen entgegen. Fee nahm nichts mehr wahr außer ihm. Dort stand er, der Mann mit dem sie den Rest ihres Lebens teilen wollte. Langsam ging sie die paar Schritte auf ihn zu. Tim ließ sie los und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Paddy griff nach ihrer Hand und Fee legte die ihre nur zu gerne in seine. Warm und sicher fühlte sich seine Hand an, so wie immer. Mit Paddy an der Seite konnte sie alles schaffen, dieser Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Mit ihm würde sie glücklich sein, da war sich Fee sicher. „Du siehst umwerfend aus," flüsterte er ihr ins Ohr. Fee lächelte ihn an und sah dann zu Liese und Lotte. Die beiden sahen entzückend aus ihn ihren mintfarbenen Kleidchen. Sie strahlten über beide Ohren und hibbelten neben Juli in der Kirchenbank herum.

Die Trauung in der Kirche war das Gegenteil der standesamtlichen Trauung. Es war eine Feier voller Wärme, voller Liebe und Zuneigung. Der Pfarrer fand wunderschöne Worte und Paddy hatte die perfekte Musik ausgesucht. Fee und Paddy hielten sich die unentwegt an den Händen und lächelten sich immer wieder an. Die Worte des Trauversprechens fühlten sich so richtig an. Fee hatte vorher Angst davor gehabt, sich zu versprechen, aber nun war jegliche Nervosität wie weggeblasen. Sie wollte Paddy heiraten, jetzt und zwar nur ihn. Der Pfarrer bat zum Segen Liese und Lotte dazu und segnete auch sie. Fee drehte sich kurz um und sah zu Tim, der sie anlächelte.

Fee wollte diesen Moment festhalten, ihn irgendwie konservieren. Sie wusste nicht, was es für Musik war, aber sie hörte sich wunderschön an. Sie sah sich einmal langsam um, um sich möglichst bewusst alles einprägen zu können. Sie sah auf die engverschlungenen Hände, an deren Ringfingern ihre Eheringe glänzten. Ihren Ring zierte ein kleiner Diamant, der sich in den Ring einschmiegte. Paddys war ein schlichter, schmaler Goldring. Von ihren Händen sah sie auf und blickte sich in der kleinen Kirche um. Der Altar war mit einem Blumengesteck geschmückt und auch ringsherum waren überall Blumen. Paddy hatte diese Blumen ausgesucht mit Barbaras Unterstützung. Fee bewunderte die wunderschönen Blumen. Vorhin hatte sie sich ihren Brautstrauß gar nicht genau angesehen. Es war ein wunderschöner Strauß in Weiß, Rosa und Pink gehalten. Sie entdeckte ihre Lieblingsblumen Lysianthus in verschiedensten Farbschattierungen. Fee schossen Tränen in die Augen. Er hatte wirklich an alles gedacht. Dass er sich so viel Mühe für sie machen würde. Womit hatte sie diesen perfekten Mann verdient? Paddy strich ihr mit seinem Daumen über die Hand und lächelte sie an. Fee beugte sich leicht zu ihm herüber und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich liebe dich so sehr!" „Und ich dich! Ich bin heute der glücklichste Mann auf Erden!" flüsterte er zurück. Endlich, endlich durften sie sich küssen. Am liebsten hätten sie sich gar nicht mehr losgelassen.

Beseelt vor Glück verließ das frisch getraute Ehepaar nach der Trauung die Kirche und ihre Freunde gratulierten ihnen. Es war ein wunderschöner Hochzeitstag und Fee hätte nichts daran ändern wollen. Die Tische im Restaurant waren mit kleinen Blumengestecken geschmückt, die aus den gleichen Blumen bestanden, wie der Blumenschmuck in der Kirche. Auf jedem Platz lag eine kleine Schachtel Pralinen und die Kinder aßen ihre gleich auf. Auf ihren Plätzen lagen zusätzlich noch Malhefte und Stifte, damit sie sich ein bisschen beschäftigen konnten. Fee war wieder davon beeindruckt, wie gut Paddy das alles organisiert hatte. Er ließ es sich nicht nehmen, eine kleine Rede zu halten. „Vielen Dank, dass ihr diesen besonderen Tag heute mit uns feiert. Fee und ich freuen uns sehr, dass ihr heute da seid. Tim, vielen Dank, dass du extra aus Kanada hergeflogen bist. Ich weiß, dass das Jetlag-mäßig mit Sicherheit nicht so einfach ist. Wir freuen uns schon jetzt sehr darauf, dass wir dich bald besuchen kommen. Fee, du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt. Dich meine Frau nennen zu dürfen, das macht mich sehr glücklich. Danke, dass du den Mut hast und verrückt genug bist, um mich zu heiraten. Ich liebe dich über alles! Auf viele glückliche, gemeinsame Jahre. I love you!" 

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