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Am nächsten Morgen wachten Liese und Lotte sehr früh auf. Fee entschied sich spontan, auf das Frühstück im Hotel zu verzichten, dass es erst in einer Stunde geben würde. Das Zimmer war zum Glück schon bezahlt und so starteten sie Stunden früher zu Paddy, als geplant. Unterwegs holte Fee ihnen ein Frühstück und fuhr auf die Autobahn. Sie hatten Glück und kamen sehr gut durch.

Als sie schließlich die Autobahn verließen und auf der Bundesstraße das letzte Stück zu Paddys Haus fuhren, schlug Fees Herz schneller. Sie war mit einem Mal nervös. Sie fuhr zu ihrem neuen Zuhause. Es war endgültig. Sie hatte das Meer verlassen und war nach Bayern gezogen. Sie, das Mädchen von der Ostsee in Niederbayern. Was hatte sie sich dabei nur gedacht?

Aber als sie auf den Hof fuhr und sich die Haustür öffnete, verflog der kurze Anfall von Panik. Da stand Paddy und er wartete mit einem Strahlen im Gesicht auf sie. „Wie schön, dass ihr schon da seid. Ich habe ja so früh noch gar nicht mit euch gerechnet." „Wir haben Mama extra früh aufgeweckt, damit wir hierherkommen können." Paddy umarmte Liese und Lotte und blieb dann vor Fee stehen. „Herzlich willkommen in unserem Zuhause, meine Fairy." „Danke schön." Er küsste sie und Fee blieb in seiner Umarmung stehen. Wie schön angekommen zu sein. „Seid ihr gut durchgekommen?" „Ja, es war gar nichts los." „Das ist super. Kommt rein." Die Mädchen stürmten in ihr Zimmer und quietschten vor Freude, als sie die Kleinigkeiten entdeckten, die Paddy ihnen als Überraschung hingelegt hatte. „Bist du sehr müde?" „Es geht, aber ich hätte nichts gegen einen Kaffee." Fee folgte Paddy in die Küche und setzte sich an die Eckbank. Die Küche war gemütlich. Es würde ihre Küche sein. Mit jedem Zimmer, dass sie betrat ging es Fee so. Es kam ihr vor, als würde sie das Haus zum ersten Mal sehen. Aber es war nicht unangenehm. Nur einfach ein bisschen seltsam.

„Was meinst du, wann der LKW kommt?" fragte sie Paddy irgendwann. „Keine Ahnung. Die können ja nicht so schnell fahren. Ich denke irgendwann am Nachmittag oder so, sie wollten sich ja abwechseln und die Nacht durchfahren." „Bitte erschrick nicht. Es sind ganz furchtbar viele Kisten und ich weiß auch gar nicht, warum ich so viele Dinge habe. Aber ich verspreche dir, dass ich ausmisten werde." „Keine Sorge, es ist bestimmt genug Platz." Aber Paddy sah doch ein wenig überwältigt aus, als er später die tatsächliche Menge der Kartons in seiner Garage stehen sah, die die Leute des Umzugsunternehmens ausgeladen hatten. Paddy hatte ihnen ein großzügiges Trinkgeld gegeben und dann Fee umarmt. „Bitte versprich mir, dass du dir keinen Stress beim Auspacken machst." „Ich versuche es. Eigentlich brauchen wir die Hälfte wahrscheinlich gar nicht, weil du ja schon alles hast." „Also in der Küche zum Beispiel kannst du austauschen was du willst. Wenn du lieber deine Suppenkellen oder was auch immer haben möchtest, dann tu meine einfach weg. Aber wir brauchen nicht alles doppelt, okay?" Paddy machte ein übertrieben besorgtes Gesicht und Fee lachte dankbar darüber, dass er versuchte es ihr so einfach wie möglich zu machen. Sie hatte sich wirklich ganz fest vorgenommen beim Kartons auspacken radikal auszumisten. Bestimmt gab es hier auch Stellen, wo man Sachen hinbringen konnte, die andere noch brauchen konnten. Wenn Paddy wieder unterwegs war, dann wollte sie sich darüber informieren.

Ein lautes Jubeln riss Fee aus ihren Gedanken. „Ah, sie haben es entdeckt." Paddy lachte und ging in den Flur. Verwirrt folgte Fee ihm in den Garten und nun sah sie, worüber sich Liese und Lotte so freuten. Paddy hatte im Garten ein Klettergerüst mit Schaukel und Rutsche aufbauen lassen. Aber halt, die Sachen standen gar nicht im Garten, bzw. sah der Garten total anders aus, als vorher. Er war viel größer. Fee konnte es überhaupt nicht zuordnen. Paddy legte ihr den Arm um. „Ich habe die beiden Nachbarwiesen gekauft und ..." „Du hast was?" Fee sah ihn entgeistert an. Er kaufte einfach mal so ein paar Grundstücke? „Naja, also als ich mir überlegt habe, dass die beiden ja was zum Spielen brauchen, weil es hier im Ort ja keinen Spielplatz gibt, da habe ich festgestellt, dass der Garten quasi voll ist, wenn die Sachen da stehen. Und ihr Trampolin bauen wir ja auch auf und ..." „Du bist total verrückt." Fee schüttelte ungläubig den Kopf. Dort, wo am Ende des Gartens eine hässliche Tujahecke gestanden hatte, war jetzt nichts mehr. Auf der Grenze stand jetzt das Spielgerüst und als Fee näher hinging, entdeckt sie, dass auf der Wiese ein Fleck für das Trampolin vorbereitet worden war. Paddy hatte das Gras entfernen und einen Kieskreis anlegen lassen. „An Pflanzen oder so habe ich mich nicht getraut, ich dachte mir, dass du das bestimmt lieber selber gestalten möchtest. Der Gartenbauer war total nett. Wenn du irgendwelche Bäume möchtest, oder jemanden brauchst, der dir hilft, dann habe ich seine Nummer da." Paddy beugte sich zu Fee und flüsterte ihr ins Ohr. „Ich habe auch schon überlegt, ob wir uns nächsten Sommer einen Pool zulegen sollten, wenn die beiden schwimmen können." Fee konnte es gar nicht fassen. Paddy plante und er freute sich so darüber, dass Liese und Lotte herumtobten und sich wohl zu fühlen schienen. Fee hatte wohl eindeutig unterschätzt, wie wichtig es ihm war, sie alle bei sich zu haben. „Danke!" Sie gab ihm einen dicken Kuss. „Also heute Abend musst du dich dafür aber noch besser bedanken," sagte er mit einem eindeutigen Grinsen. „Sehr, sehr gerne. Danke, dass du dir so viel Mühe gegeben hast." „Ich freue mich doch so sehr, dass ihr jetzt hier wohnt, das glaubst du gar nicht."

Am nächsten Tag half Paddy Fee dabei die Kartons, die ins Kinderzimmer gehörten ins Haus zu tragen. „Was ist mit denen, auf denen Schlafzimmer steht?" „Da ist meine Kleidung und sowas drin." Fee zögerte, sie war sich unsicher, wo sie die ganzen Sachen unterbringen sollte. Aber Paddy begann gleich damit die vier Kartons nach oben zu tragen. Fee half ihm und sah sich dann ein wenig ratlos im Schlafzimmer um. „Achso, ich habe dir endlich richtig Platz gemacht. Schau, hier ist der halbe Schrank frei und diese Kommode ist auch ganz leer. Meine Bühnenoutfits habe ich woanders untergebracht und auch endlich mal ein bisschen ausgemistet." „Wann hast du das denn alles gemacht?" „Nachtschicht." Paddy umarmte Fee. „Ich bin so glücklich, dass ihr hier seid und ich möchte doch, dass ihr euch wohlfühlt. Du kannst umräumen, was du willst, außer in meinem Studio und meinem Atelier, sonst kannst du echt machen was du willst. Du hast ja auch viele Bücher. Unten ist noch ein bisschen Platz und wenn ich mal mehr Zeit habe, dann können wir da ja auch mal ausmisten. Und wenn du andere Möbel möchtest oder so, dann musst du es nur sagen, oder du kannst dir auch einfach etwas aussuchen." „Ich mag dein Haus und deine Möbel. Ich will doch hier nicht alles umkrempeln." „Kannst du ruhig. Ich habe damals, als Joelle ausgezogen ist, einfach irgendwas gekauft. Sie hat die meisten Sachen mitgenommen, weil ich sie nicht mehr wollte und ich hatte das Gefühl, dass ich einen clean cut brauche, also ..." Paddy hob die Arme. Es erleichterte Fee sehr zu wissen, dass sie nicht in den Möbeln wohnen würde, die er mit seiner Ex angeschafft hatte. Denn dieser Gedanke, dass sie quasi in das Haus mit allem, was dazu gehörte, seiner früheren Ehe ziehen würde, hatte Fee sehr beschäftigt. Es beruhigte sie irgendwie sehr zu wissen, dass alles quasi neu war, also nach Joelle gekauft worden war. Fee schüttelte über sich selbst mal wieder den Kopf, aber sie konnte nichts für ihre Gedanken, die waren einfach da.

Fee wollte das bisschen kostbare Zeit, dass sie mit Paddy hatte, nicht damit vertrödeln Kisten auszupacken. Ein einziger Tag blieb ihnen noch, bevor Paddy wieder in sein Auto steigen und davon fahren würde. Also verbrachten sie diesen Tag zu viert als Familie. Sie machten einen kleinen Ausflug in den Wald mit Picknick und genossen es einfach zusammen zu sein. Fee merkte Paddy an, wie glücklich es ihn machte, dass sie nun auch hier wohnten. Auch für sie war es ein tolles Gefühl zu wissen, dass dieses Haus nun ihr gemeinsames Zuhause war. Liese und Lotte waren sowieso selig. Immer wieder erklärten sie Paddy, wie toll es war, dass sie nun alle vier zusammen wohnten und er nicht immer nur für ganz kurz mit einer Reisetasche vorbei kam. Ganz behutsam erklärte Paddy ihnen, dass er trotzdem viel unterwegs sein würde. „Aber ihr habt Recht, jetzt haben wir endlich ein richtiges Zuhause. Das ist unser aller Zuhause und wir richten es uns gemeinsam so ein, wie es uns gefällt." „Können wir bunte Wände haben?" „Natürlich, wenn ihr das möchtet. Aber nur in eurem Zimmer, ja? Die restlichen Wandfarben entscheiden eure Mama und ich." Paddy grinste Fee an. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie bei dem ersten Teil zusammen gezuckt war. „Wir machen es uns hier richtig schön, ja? Ich weiß es ist teilweise ziemlich nüchtern. Erstens habe ich es nicht so mit Dekokram und so und außerdem war ich ja nicht so wahnsinnig oft hier und dann auch viel im Studio und so." Fee dachte wieder besorgt daran, ob er wohl noch genug Zeit für sich finden würde, wenn er hier war und von ihnen belagert wurde, aber sie hoffte einfach, dass sich das alles finden würde. Sie musste endlich aufhören sich schon immer im Voraus über alles so viele Sorgen zu machen. 

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