74.

365 27 3
                                    

„Nein Pino, das ist mir vollkommen egal. Ich weiß, sag das alles ab. Ich mache keine Termine die nächste Woche. Ich scheiß auf die Konsequenzen. Dann ist das so. Sag was du willst. Von mir aus sag einfach die Wahrheit. Es ist ein familiärer Notfall. Du glaubst gar nicht wie klar mir geworden ist, was am wichtigsten ist. Und die Bühne und irgendwelche Promos, Interviews und sonst was sind egal. Nein, ich bin nicht da für den Fernsehauftritt morgen. Sag, dass ich krank bin. Bitte Pino, bitte, du warst doch hier. Du hast gesehen wie schlimm es war. Fee und ich sind die letzten Tage durch die Hölle gegangen und ich werde sie nicht alleine lassen. Sie schläft endlich, das erste Mal seit über 48 Stunden." Fee brauchte um richtig aufzuwachen. Sie sah Paddy mit seinem Handy am Ohr am Fenster stehen und sehr deutlich mit Pino reden. „Weißt du was mir klar geworden ist, Mann? Das ist das Wichtigste in meinem Leben. Ich liebe diese Frau! Ich liebe die Kinder. Das ist meine Familie. Und ich hätte diese Familie fast verloren. Scheiße! Kümmere dich!" Paddy ließ das Handy sinken und legte die Stirn ans Fenster.

„Ist alles in Ordnung?" fragte Fee leise. Paddy drehte sich zu ihr um und kam her. „Entschuldige, habe ich dich aufgeweckt?" „Nein, ich glaube nicht." Fee setzte sich auf und sah nach links und nach rechts. Liese und Lotte schliefen. Stöhnend ließ sie sich wieder zurücksinken. „Was ist los?" „Nichts. Was ist mit Pino? Wenn du zu deinen Terminen musst, dann ..." „Nein. Nein, das muss ich nicht. Ich muss jetzt hier sein. Oh Fee." Paddy legte sich neben Fee und zog sie eng an sich. Fee legte ihren Kopf an seine Brust und lauschte seinem wild pochenden Herz. „Ich liebe dich!" flüsterte sie. „Und ich liebe dich! Ich hatte solche Angst euch zu verlieren. Solche schreckliche Angst." Paddy drückte sie ein wenig enger an sich, als es angenehm war, aber Fee spürte, dass er ihre Nähe brauchte. Schließlich ließ er wieder ein bisschen locker und sah sie prüfend an. „Du siehst zumindest nicht mehr so aus, als würdest du jede Sekunde umfallen." „Habe ich lange geschlafen?" „Ein paar Stunden." „Aber Tim..." „Tim bleibt ein paar Tage und du musstest dich unbedingt ausruhen. Ach, ich sollte ja Bescheid sagen, wenn du wach bist. Sie wollen dich noch einmal durchchecken." „Mich, warum?" „Naja, vielleicht weil du auch bei dem Autounfall dabei warst?" sagte Paddy trocken. Er verdrehte die Augen, als Fee protestieren wollte.

„Ich glaube, ich gehe mal duschen. Ich stinke bestimmt ganz schrecklich." Fee ging ins Bad. Paddy hatte ihren Kulturbeutel mitgebracht und dort hingestellt. Das erste Mal seit dem Unfall sah Fee sich selbst im Spiegel an. Sie sah furchtbar aus. Ihre Haare waren total fettig und ihr Gesicht hatte lauter kleine Kratzer. Fee schüttelte den Kopf. Das war egal, es war nur wichtig, dass es ihren Töchtern besser ging. Fee duschte und das warme Wasser war eine Wohltat. Ihr tat ihr ganzer Körper weh. Sie konnte ihren Hals kaum bewegen und wirklich alles tat weh. Fee zog sich etwas Sauberes an und fühlte sich fast wie ein neuer Mensch. Sie ging aus dem Bad. „Paddy, was hältst du denn davon, wenn du nachher, wenn ich von der Untersuchung wieder zurück bin, nach Hause fährst und dich da ausschläfst?" „Aber ich möchte dich nicht alleine lassen." „Ich bin doch nicht alleine. Wir sind hier in guten Händen und Tim ist ja auch da. Er kommt bestimmt nachher wieder und morgen früh kommt er bestimmt auch. Du brauchst ganz dringend Schlaf." Fee setzte sich zu Paddy ans Bett und strich ihm behutsam über die dunklen Schatten unter seinen Augen. „Das sagt die Richtige." „Ich kann ja hier schlafen. Ich kann Liese und Lotte nicht alleine lassen. Aber wir brauchen beide unsere Kräfte und du musst doch bald wieder zu deinem Job zurück." „Fee, ich bleibe so lange hier wie du mich brauchst und ich gehe auch nicht ins Kloster." „So weit sind wir doch noch lange nicht. Bis dahin ist es doch noch eine Weile." „So lang auch nicht mehr. Fee, wirklich, ich bin da!" Paddy sagte das sehr eindringlich und Fee nickte. Sie wusste, dass er es so meinte und es bedeutete ihr unendlich viel. Paddy dachte ein bisschen über Fees Vorschlag nach und stimmte dann zu. „Wenn bei dir alles in Ordnung ist, dann fahre ich heim und komme morgen früh wieder, okay?" „Ja."

Bleib bei mir - Bitte!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt