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Kurzentschlossen zog Fee sich Sportkleidung an und beschloss die Zeit zu nutzen, bis sie mit Tim verabredet war. Sie lief auf dem Laufband und benutzte ein paar andere Geräte. Es tat ihr gut, sich auszupowern und sie beschloss - wieder einmal - mehr Sport in ihren Alltag einzubauen.

Als Tim kam um sie abzuholen, war Fee gerade erst aus der Dusche gekommen. „Sorry, ich brauche noch kurz. Mach es dir gemütlich." Sie ging wieder ins Bad, schminkte sich und föhnte sich die Haare. Kritisch sah Fee in den Spiegel. Vielleicht sollte sie sich auch im Alltag wieder mehr Mühe geben. Sie war schon sehr bequem geworden in letzter Zeit. „Wollen wir?" „Ja klar. Alles okay?" Tim sah seine Mutter prüfend an. „Ja, alles gut. Aber ich habe jetzt Hunger." „Na dann wollen wir uns mal etwas Schönes suchen. Auf was hast du denn Lust?" „Das ist mir ganz egal. Such dir einfach was aus."

Nach dem Essen gingen die beiden spontan ins Kino, da es anfing zu regnen. Sie sahen eine Komödie und Fee fand sich schnell in den Film auf Englisch ein. Sie nahm sich fest vor ihr Englisch wieder aufzupolieren. Sie war mal so stolz auf ihre Sprachkenntnisse gewesen. Nach dem Kino gingen sie noch in eine Bar und tranken gemeinsam einen Cocktail. Tim bestand darauf, seine Mutter zum Hotel zurück zu bringen. „Aber es ist schon so spät, du musst doch morgen früh aufstehen." „Ja, aber ich lasse dich bestimmt nicht alleine zum Hotel zurück gehen." „Wie bist du nur so ein guterzogener Mann geworden?" fragte Fee ihn lachend. „Keine Ahnung." Sie grinsten sich an und Fee war wirklich glücklich in diesem Moment. „Gute Nacht. Vielen Dank für diesen schönen Abend." „Ich sage Danke. Es ist echt schön, dass du hier bist, Mama." Tim umarmte Fee und sie erwiderte seine Umarmung. Ein wenig rührselig, ein wenig beschwipst ging sie in ihr Zimmer und legte sich einfach angezogen und geschminkt ins Bett.

Am nächsten Morgen musste Fee lachen als sie sich im Spiegel sah. Die Haare standen ihr zu Berge, das Make-Up hatte sich im Gesicht verteilt und sie sah vollkommen verschlafen aus. Sie wusch sich und ging dann hungrig zum Frühstück. Vor einem Teller mit Pancakes überlegte Fee, was sie an diesem Tag machen wollte. Da fiel ihr ein, was Fabian aus dem Flugzeug erzählt hatte. Er hatte ihr so von einem kleinen Naturschutzgebiet in der Nähe von Calgary vorgeschwärmt und dass man dort so schön wandern gehen könne. Kurzentschlossen zog sie sich um, mietete sich über das Hotel ein Auto mit Navi und fuhr los. Fee hielt auf dem Wanderparkplatz und sah sich um. Fabian hatte wirklich nicht übertrieben, es war wunderschön. Fee verbrachte den ganzen Tag im Naturschutzgebiet. Sie hatte das Gefühl hier in der Natur zur Ruhe kommen zu können. Sie dachte an Paddy, der die Berge und das Wandern so liebte und wünschte ihn sich inständig her. Es wäre so schön, wenn sie hier gemeinsam sein könnten. Aber wenn sie wieder in Bayern war, dann würden sie in die Berge fahren und zusammen wandern gehen.

Der nächste Tag war ein Samstag und Fee machte mit Tim an ihrem letzten ganzen Tag einen Ausflug an den Ghost Lake und die beiden fuhren Kajak und hatten ganz viel Spaß. Fee wurde erneut bewusst, wieviel sie in den letzten Jahren verpasst hatte. Sie war irgendwie alt und faul geworden. Übermütig ließ sie sich ins Wasser fallen und tauchte lachend und prustend wieder auf. Tim war schon auf dem Weg um ihr zu helfen, als er merkte, dass sie sich mit Absicht hatte ins Wasser fallen lassen. Er beobachtete lachend ihre Versuche wieder ins Kajak zu kommen. „Ich glaube, du warst auch schon mal sportlicher," neckte er sie. „Ja, das stimmt," sagte Fee. Aber zur Strafe für diese Bemerkung spritzte sie ihn mit ihrem Paddel nass. 

Schließlich brachten sie das Kajak wieder zum Verleih zurück und holten das Essen für das geplante Picknick aus dem Auto. Sie suchten sich einen schönen Platz und breiteten dort die Decke aus. Tim öffnete neugierig die Behälter um zu sehen, was seine Mutter gekauft hatte. „Lecker," sagte er mampfend. Schließlich lehnte er sich zurück und beobachtete seine Mutter prüfend. „Du siehst schon viel besser aus. Geht's dir auch besser?" „Ja, es geht mir viel besser. Mir ist auch sehr viel klar geworden." „Und was?" „Dass immer zwei dazu gehören und dass ich mich ganz schön habe gehen lassen in der letzten Zeit." „Wie meinst du das? Du bist doch nicht dick geworden." „Nein, so meine ich das nicht, auch wenn ich wirklich wieder mehr Sport machen muss." „Was meinst du dann?" „Naja, ich muss einfach was für mich tun. Ich muss mir etwas suchen was mich erfüllt. Und vielleicht auch einen anderen Job und überhaupt. Ich bin total bequem geworden und gleichzeitig langweilt mich das und füllt mich nicht aus. Nur der Dorfladen, die Kinder und der Haushalt das ist nicht genug. Im Tagungshaus war die Arbeit einfach total vielfältig und ich habe mich mehr gefordert gefühlt." „Und Liese und Lotte waren noch kleiner und ich war am Anfang ja auch noch da und hab dich genervt." „Oh ja und wie!" Fee lächelte Tim an. Sie war so unendlich stolz auf ihren großen Sohn. Er war so ein toller Mann geworden. „Aber lass dir von Paddy nicht alles gefallen, ja? Stell dich nicht irgendwie hinten an, nur weil er bekannt ist." „Ja, das ist mir auch klar geworden. Aber andererseits muss ich trotzdem mehr hinter ihm stehen. Mich mehr für das interessieren was er macht. Ich war einfach nur noch genervt davon, dass er nie da war, dass ich ihn gar nicht mehr wirklich gefragt habe, was er eigentlich macht und wie es ihm geht." „Okay." Für Fee wurde das alles noch deutlicher, als sie es so aussprach. Es gab so viel mit Paddy zu besprechen und zu tun, damit ihre Beziehung und auch ihr eigenes Leben wieder so wurde, wie sie es sich mal vorgestellt hatte. „Aber jetzt genug davon. Sollen wir noch eine Runde schwimmen gehen?" „Ja, gerne." Sie packten die Reste des Picknicks ein und gingen dann eine Runde schwimmen im See. „Es ist wirklich wunderschön hier." Fee ließ sich auf dem Rücken treiben und sah sich. „Ich war noch nie hier. Ich muss echt mal mehr die Gegend erkunden. Irgendwie spielt sich mein Leben immer nur im Umkreis der Uni ab," sagte Tim.

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