KAPITEL 𝟛𝟞

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Ohne große Mühen konnte ich den beiden Schlägen rechtzeitig ausweichen und trat Zco dabei als Konter in das rechte Knie. Oder war es Czo? Egal, das Einzige was zählte, waren ihre Angriffe und meine Abwehraktionen. Anscheinend waren die Beiden jetzt schon verwirrt durch die Tatsache, dass ich noch kein Zoey am Speer war, denn ich spürte, dass ihr Protzen wich.

Während wir kämpften, war mir natürlich klar, dass meine Gegner mir im Körperlichen haushoch überlegen waren. Deshalb musste ich meinen Kampfstil so anpassen, dass sie ins Technische übergehen mussten.

Da die zwei Muskelpakete jeweils rechts und links von mir standen, konnte ich mich auch nicht wirklich auf eine Seite konzentrieren. Das musste sich ändern. Also begann ich, einen Schritt nach dem anderen nach hinten zu gehen, und sie folgten mir. Auch die Masse um uns herum reagierte sofort und begann, Platz zu machen, damit wir ungestört weiterkämpfen konnten. Zu meiner eigenen Freude ging mein Plan auf und die zwei Männer kamen einander immer näher, während ich zurückging. Somit hatte ich viel mehr Möglichkeiten, sie zu entwaffnen und k.o. zu hauen. Ja, ich wollte sie auf keinen Fall töten, auch wenn die Beiden mir sobald sich die Gelegenheit ergab sofort den Speer in den Kopf rammen würden. Doch meine Moral ließ das nicht zu.

Gerade, als ich einen erneuten Angriff der Zwei beendet hatte, ging ich das erste Mal in die Offensive. Während ich mit meinem Unterarm die Holzstiele der Speer wegstieß, ließ ich mich fallen und kickte Czo die Beine weg. Fast glaubte ich, dass die Erde erzitterte, als er fiel, doch das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein. Durch seine immense Körpergröße war er nicht besonders wendig, was einen klaren Vorteil für mich darstellte. Ohne zu zögern trat ich ihm gegen das Kinn und er grölte vor Schmerz, als es einmal laut knackte. Den Bruch durfte schön die dämliche Heilerin wieder beheben.

Da er durch den Schmerz nach wenigen Sekunden ohnmächtig war, hechtete ich mich über ihn drüber und griff dabei nach seinem Speer, nur um im selben Moment einen Hieb seines Bruders zu parieren. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass der Anführer der Prutm zornig seine Fäuste ballte. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich einen seiner Besten ausschalten konnte. Doch dem war wohl so.

Eilig kickte ich den gegnerischen Speer nach hinten, wodurch ich eine elegante Rolle nach hinten machen konnte und wieder auf die Beine kam. Dann begannen Zco und ich langsam um seinen bewusstlosen Bruder herum im Kreis zu laufen, jeder taxierte den jeweils anderen. Seine ebenfalls rot-braunen Augen schienen förmlich zu glühen, während er mich beobachtete. Anscheinend gefiel auch ihm es nicht, dass ich seinen Bruder kampfunfähig gemacht hatte. Drohend ließ er den Speer in seiner Hand kreisen und ich lächelte ihm entgegen. Dann griff er an.

Ich wusste nicht, ob es an seiner Wut lag und er schlagartig besser kämpfen konnte, doch nun fiel es mir mit einem Mal unerwartet schwer, seine kraftvollen Attacken abzublocken. Irgendwann warf er sogar seinen Speer zur Seite und ehe ich auch noch diesen an mich nehmen konnte, kam Zco wie ein Rammbock auf mich zu. Da ich ihn nicht eiskalt aufspießen wollte, schwang ich meinen Speer lediglich gegen seine stahlharten Muskeln, doch es bewirkte absolut gar nichts. Deshalb wurde ich auch volle Wucht mit nach unten gerissen, als er sich gegen mich warf. Im nächsten Moment lag ich auf dem Boden, er saß auf mir, und seine Hände legten sich wie Schraubstöcke um meinen Hals. Ich versuchte erst gar nicht, sie irgendwie zu lösen, sondern begann stattdessen, auf alle möglichen Teile seines Oberkörpers einzuschlagen, doch es half nichts. Es fühlte sich an, als würde ein Klotz Beton auf mir drauf sitzen.

Meine Welt wurde wegen des Sauerstoffmangels in meiner Lunge langsam aber sicher dunkler und war ich gezwungen, umzudenken. Da ich meine Beine noch frei bewegen konnte, versuchte ich sie anzuwinkeln und in den Boden zu stemmen. Gerade zählte jede einzelne Sekunde, weshalb ich mein kostbare Zeit nicht damit verschwendete, vollkommen nutzlos um mich zu treten. Also hob ich mit einem Ruck meine Hüfte und mein Gegner kam für ein, zwei Sekunden aus dem Gleichgewicht. Das nutzte ich augenblicklich aus und teilte seine Arme, indem ich meine zwischen seine stieß und sie mit einem Ruck auseinander riss. Anschließend zog ich mich an ihm hoch und gab ihm einen gezielten Kinnhaken, der seinen Zweck erfüllte: Zcos Gewicht verlagerte sich kurz und ich konnte mich endlich von ihm befreien.

Nach Luft ringend stieß ich ihn von mir herunter und brachte mich mit einer Rolle zur Seite außer Reichweite. Mein kompletter Oberkörper fühlte sich an wie zerquetscht und ich hatte extreme Probleme dabei, Luft zu bekommen. Deshalb war ich auch noch nicht wirklich zu Atem gekommen, als Zco mich wieder attackierte, und ich musste ständig ausweichen. Um wieder in einen Schlagabtausch zu kommen, war ich dazu gezwungen, mich noch ein wenig zu regenerieren.

Während ich unter seinen Schwingern hinweg tauchte oder mich glücklicherweise noch recht elegant zur Seite drehte, schaffte ich es, einen der Speere aufzuheben, die wir vorhin auf den Boden geworfen hatten. Also tat Zco es mir gleich und ging kurzzeitig auf Distanz, um sich ebenfalls zu bewaffnen. Mein Hals brannte und ich spürte, dass sich in meinem Kopf pulsierende Kopfschmerzen anbahnten, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Unbeeindruckt schwang ich den Speer in meiner Hand, um Zco zu verdeutlichen, dass ich kein kleines, hilfloses Mädchen war, das er mal eben umbrachte. Wenn er das mittlerweile nicht eh schon wusste.

Nur um sicher zu gehen, nicht aus dem Hinterhalt her auch noch von ihm wieder angegriffen zu werden, warf ich schnell einen kontrollierenden Blick zu Czo. Da der Hüne für mich aber noch sehr ohnmächtig aussah, konzentrierte ich mich wieder auf seinen Zwillingsbruder, der einen erneuten Angriff startete. Diesmal wich ich nicht aus, doch anscheinend hatte er genau das erwartet, denn seine Haltung wirkte kurzzeitig nicht mehr so sicher wie noch wenige Sekunden zuvor.

Da ich nun mit dem Stiel meines Speers den seinen blockte, drückte er mit aller Kraft dagegen und war natürlich stärker als ich. Deshalb kickte ich ihm mit meinem rechten Fuß einmal kräftig ins linke Knie und dieses knickte sofort ein wenig ein. Außerdem brüllte Zco auf und ich konnte seinen Stoß nicht abblocken, der mich nach hinten taumeln ließ. Leider war da irgendwo auf dem Boden ein dämlicher Stein, an dem ich hängen blieb. Ehe ich reagieren konnte, fiel ich. Noch während ich wieder aufstand, war Zco bei mir und erneut legte er mir eine Hand um den Hals. Sofort streckte ich meinen Daumen aus, um ihn ihm ins Auge zu drücken, doch anscheinend hatte er das kommen sehen, denn nun holte er aus und warf mich einige Meter weit.

Für ein paar Sekunden flog ich einfach nur durch die Luft, bis mir der Aufprall auf den harten Boden die Sauerstoffzufuhr abdrückte. Ohne Erfolg versuchte ich zu atmen und musste mit ansehen, wie Zco auf mich zugeprescht kam, den Speer in seiner Hand auf mich gerichtet. Meine Waffe war mir während meiner Flugstunde leider aus der Hand entglitten und lag ein bisschen von mir weg.

Als meine Lunge endlich wieder funktionierte und ich meinen ersten richtigen Atemzug nahm, wich ich in derselben Sekunde einem hinab sausenden Speer aus. Ohne groß zu überlegen hechtete ich mich durch Zcos Beine hindurch, rollte mich ab und griff dabei nach dem Speer. Mittlerweile konnte ich auch wieder recht normal Luft holen, auch wenn mir jeder Atemzug Schmerzen bereitete. Noch im Aufrichten parierte ich einen Hieb Zcos und konterte sofort. Es folgte ein flotter Schlagabtausch mit den Waffen, bei dem ich dem Mann keine Gelegenheit gab, seine Stärke zu demonstrieren. Unauffällig brachte ich mich und meinen Speer in eine sehr vorteilhafte Position, bis ich einen der vielen Angriffe abgewehrt hatte und mit einer geschickten Drehung die Speerspitze an Zcos Hals legen konnte.

Mit einem Mal erstarrte der Hüne, genau wie der Rest des Dorfes, denn jeder hier wusste, dass eine schlichte Handbewegung meinerseits genügen würde, um ihn hier und jetzt umzubringen. Doch ich tat es nicht. Ich wollte es nicht. Allerdings würde ich auch nicht zu lange zögern dürfen, da Zco sonst meine gutmütige Moral erkennen und im Gegenzug mich töten würde.

Meine Augen huschten kurz zu Hux, der hinter Zco auf der Holztribüne stand und jede meiner Bewegungen beobachtete. Als ich meinen Gegner nicht tötete, verstand er sofort. Der Blick, den er mir deshalb zuwarf, hieß eindeutig etwas wie „Kiath, stellen Sie sich nicht so an und tun Sie es verdammt nochmal, ich will nicht wegen Ihren Moralvorstellungen draufgehen!"

Doch ich tat es nicht.

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Veröffentlicht am: 28.02.2021  ;  Wörter: 1630

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Luck ~ a General Hux FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt