KAPITEL 𝟟𝟡

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Sobald das Schiff gelandet war, setzte sich Hux in Bewegung und während er darauf zuging, öffnete sich eine Rampe. Hinunter kamen zehn Sturmtruppen, die sich wie eine Eskorte daneben stellten und salutierten, als Hux bei ihnen ankam. Allerdings blieb er einen Moment stehen und sah mich an, wobei ich deutlich spürte, wie Poe sich neben mir komplett anspannte. Deshalb legte ich beruhigend meine Hand auf seinen Arm und murmelte:

„Er ist gleich weg."

Und tatsächlich ging Hux weiter, sodass er endgültig aus meinem Sichtfeld verschwand. Nachdem auch die Soldaten hinter ihm hinaufgegangen waren, fuhr die Rampe wieder nach oben und ich sah meinen besten Freund an, der immer noch das Schiff anstarrte.

„Hey, schau mich an.", sagte ich zu ihm, was er nach ein paar Sekunden tatsächlich auch tat: „Falls es das besser macht: Ich habe mehrere Male auf diesen Idioten geschossen und tatsächlich getroffen."

Sofort huschte ein stolzes Lächeln über Poes Gesicht und er tätschelte mir den Kopf:

„Das hast du sehr gut gemacht."

„Oh ja, es war ein Spaß für die ganze Familie." Dann warf ich einen Blick auf den X-Flügler: „Und wie willst du in ein Ein-Mann-Schiff zwei Personen rein bekommen?"

Nun wurde sein Lächeln breiter und er antworte:

„Das Prachtstück habe ich extra umbauen lassen, damit wir beide drin sitzen können."

„Na dann rein in die Schönheit."

Während Poe schon einmal ins Cockpit kletterte, warf ich einen letzten Blick über meine Schultern und winkte Kiana und Lorin zum Abschied zu. Dann tat ich es meinem besten Freund gleich und stieg auf den Platz hinter ihm. Während er das Cockpit wieder schloss, zog ich mir den Helm über, den er mir hingelegt hatte. Dabei sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich das Schiff der Ersten Ordnung bewegte und langsam abhob.

„Woher wissen wir, dass sie uns nicht direkt abschießen, sobald wir durch den Schutzschild sind?", fragte ich Poe und der entgegnete:

„Wir springen direkt in den Hyperraum, die Koordinaten sind bereits in den Computer eingetragen."

Da ich hier hinten ohnehin nichts helfen konnte, lehnte ich mich zurück und versuchte mit dem Fakt klarzukommen, dass ich bald wieder daheim beim Widerstand war.

„Poe?", fragte ich und er erwiderte beim Starten des Schiffs:

„Ja Zoey?"

„Wie viel ist vom Widerstand noch übrig? Ist überhaupt noch etwas übrig?"

„Zu wenig.", antwortete er nach einem kurzen Zögern: „Aber General Organa verliert Ihre Hoffnung nicht."

Mit einem Mal überrollte mich eine Welle aus Schuldgefühlen, die ausnahmsweise nichts mit Hux zu tun hatte. Stattdessen bestand sie vor allem aus den Vorwürfen, dass ich nicht da gewesen war. Dass ich nicht den Menschen helfen konnte, die ich liebte und die mir etwas bedeuteten, sondern auf einem vollkommen abgeschnittenen Planeten gefangen gewesen war. Zu spät legte ich eine Hand auf meinen Mund, um das Schluchzen zu unterdrücken, das sich angebahnt hatte. Leider war es laut genug, damit Poe es hören konnte. Augenblicklich drehte dieser sich zu mir und sah mich an:

„Zoey, weinst du?"

„Ich war nicht für euch da.", stammelte ich und spürte, wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten. Dann spürte ich allerdings eine behandschuhte Hand auf meinem Knie und Poe sagte:

„Nichts davon ist deine Schuld. Jeder von uns weiß das, denn General Organa hat allen eines klar gemacht: Dass du uns niemals verraten würdest."

Eilig nickte ich und strich mir die Tränen von den Wangen, während Poe noch hinzufügte:

„Glaub mir, wir haben dich alle sehr vermisst. Und solltest du das nachher nicht merken, liegt das einzig und allein an der angespannten Situation."

„Okay", entgegnete ich: „Aber was genau ist denn gerade die Situation?"

„Das kann dir später Leia alles ganz detailliert erklären.", erwiderte er und startete das Schiff, woraufhin wir langsam abhoben: „Jetzt freu dich erst einmal darüber, dass du von deinem besten Freund nach Hause geflogen wirst."

„Natürlich Sir.", meinte ich lächelnd und Poe schob den Hebel für die Beschleunigung grinsend durch, weshalb wir an Geschwindigkeit gewannen und dem Himmel entgegen schossen. Manchmal bereute ich es, keine Pilotin geworden zu sein, sondern ein General. Meistens konnte ich dadurch nicht vor Ort sein konnte, wo gekämpft wurde, sondern vom Quartier aus mit Leia alles leiten musste. Oft kam mir das jedoch auch ganz gelegen, denn wenn ich mich so mit Poe verglich, waren wir letztendlich doch von einem vollkommen anderen Schlag. Vermutlich wäre ich die Erste, die in der Luft heruntergeschossen werden und sterben würde.

Apropos sterben: Ein wenig präsent war die Angst, dass bei der Deaktivierung des Schutzschilds etwas schiefgegangen war, auch. In meinem Kopf spielte sich immer und immer wieder das Szenario ab, wie Poe und ich im X-Flügler volles Karacho gegen die unsichtbare Wand flogen und in einer heftigen Explosion ums Leben kamen. Mir war bewusst, wie lächerlich das klang, aber mittlerweile schien für mich nichts mehr unmöglich zu sein, selbst die unrealsten Dinge.

„In wenigen Sekunden durchqueren wir die Lücke des Schilds und werden sofort in den Hyperraum springen.", teilte mir Poe mit und ich nickte:

„Ich bin mehr als bereit, keine Sorge."

Da er mir ohnehin keine Aufgabe überlassen hatte, wandte ich meinen Blick dem atemberaubenden Ausblick zu, den wir von hier oben hatten. Die Erkenntnis, dass ich endlich von hier fortkam, war einfach unfassbar befreiend.

„Also", sagte Poe: „Drei...zwei...eins...jetzt."

Damit betätigte er den Schalter und mit einem Schlag verwandelte sich alles um uns herum in ein mit weißen Sternenschlieren durchzogenes Blau.

„Also meine Liebe.", meinte Poe nun und drehte seinen Kopf wieder leicht zu mir: „Wie hast du es geschafft, von der Ersten Ordnung zu fliehen?"

„Ich soll dir allen Ernstes diese Leidensgeschichte erzählen?", fragte ich ihn und er nickte zustimmend:

„Glaub mir, als General Organa uns mitgeteilt hat, dass du fliehen konntest, waren wir alle unglaublich stolz. Also, wie hast du das angestellt?"

„Es hat ein bisschen gebraucht, bis ich es geschafft habe, aber nun gut."

Also begann ich, zu erzählen. Angefangen bei meinem Essenstreik, der Folter und meinem Dabeisein beim Abfeuern dieser schrecklichen Waffe, bis hin zu meiner Flucht, dem Absturz und all den verschiedenen Vorfällen, die auf dem Planeten geschehen waren. Die Positiven mit Hux ließ ich natürlich aus. Und als endlich alles aus mir raus war, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz ein paar Tonnen leichter geworden war.

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Veröffentlicht am: 31.08.2021  ;  Wörter: 1030

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Luck ~ a General Hux FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt