„Ich hoffe, Sie sehen, wer hier der Gewinner ist, General.", sagte Hux ruhig, seine stechend grünen Augen schimmerten selbstgefälliger denn je. Deshalb entgegnete ich emotionslos:
„Ich bin erwachsen genug, um zu erkennen, wenn ich verloren habe."
„Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass Sie so einfach zu durchschauen sind."
„Ach wirklich? Na dann sagen Sie mir doch mal, was Sie so schnell bei mir durchschaut haben."
„Ihre Art zu kämpfen. Ihre verschieden Schritte ähneln sich von Zeit zu Zeit, und deshalb konnte ich genauestens vorhersehen, was Ihre Bewegungen sein würden."
Einen Moment musterte ich den General, dann schlich sich eine Vermutung in mein Bewusstsein:
„Sie wollten diesen Kampf, nicht wahr? Schon die ganze Zeit, seit Sie sich vorhin in die Dunkelheit gestellt haben. Ihr einziges Ziel war es, mich zu besiegen, damit Sie es mir auf die Nase binden können."
„In etwa, ja.", meinte Hux und sein Gesicht nahm einen spöttischen Ausdruck an: „Irgendjemand muss Sie ja von Ihrem hohen Ross holen, Kiath."
Fassungslos klappte mir der Unterkiefer herunter. Dass gerade ER es wagte, so etwas zu sagen? Mit einem Mal waren jegliche Antwortmöglichkeiten aus meinem Kopf gewichen, ich wusste einfach nicht, was ich auf solch eine Abfälligkeit entgegnen sollte. Die Tatsache, dass Hux' Hände meine Handgelenke immer noch festhielten, erleichterte mir das Denken auch nicht gerade. Stattdessen starrte ich ihn einfach nur sprachlos an und versuchte, die Hitze, die in mir aufkam, zu unterdrücken. Und zum ersten Mal überhaupt gestand ich mir ein, dass nicht meine Wut die Ursache für diese Hitze war, sondern die Nähe zu Hux.
Auch er schien die Rivalität des Moments auf einmal vergessen zu haben und musterte mich stattdessen. Es wirkte fast so, als würde er versuchen wollen, all meine Gedanken zu lesen, die in meinem Kopf tobten. Glücklicherweise konnte er das nicht, jedenfalls hoffte ich es. Vielleicht hatte er wie sein machtsensitiver Kollege Kylo Ren beziehungsweise Ben Solo, die Fähigkeit, in den Kopf anderer einzudringen. Aber wenn er sie wirklich besitzen würde, hätte er sie schon längst benutzt.
Verdutzt fokussierte ich mich wieder auf die wesentlichen Dinge, die hier gerade am passieren waren. Ich konzentrierte mich auf die Schmerzen, die Hux mir zufügen könnte, sobald ich mich bewegte, konzentrierte mich auf die kalte Steinwand an meinem Rücken, die einen starken Kontrast zu meinem überhitzten Körper darstellte, und ich konzentrierte mich auf Hux, dessen Körper nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Es schien ewig zu dauern, bis ich in meinem Kopf die Worte „Lassen Sie mich sofort los!" geformt hatte, doch da fiel mir etwas in Hux Blick auf.
Während der Rest seines Gesichts immer noch höhnischer denn je aussah, konnte ich in seinen Augen etwas erkennen, das ich noch nie zuvor darin gesehen hatte: Verwirrung. Und eine leichte Unsicherheit.
Urplötzlich löste er seinen Griff um meine Handgelenke und trat einige Schritte zurück, weshalb ich nicht mehr gegen die kalte Wand hinter mir gepresst wurde. Ohne ein Wort zu sagen, drehte der General um und eilte zurück ins Haus. Ich hingegen brauchte noch einen Moment, um in meinem Gedankennebel ein wenig Ordnung zu schaffen. Schließlich setzte ich mich auch in Bewegung und floh zurück ins Warme, wobei ich inständig hoffte, nicht auf Hux zu treffen. Denn auf die Frage, was das da eben gewesen war, hatte ich noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden und musste auch feststellen, dass mir es nicht gelingen würde, eine zu finden.
Auf meinem Weg zur Küche bewegte ich mich langsam von Ecke zu Ecke und lugte vorsichtig um jede einzelne herum, um nicht unerwartet auf Hux zu stoßen. Als ich das Objekt meines Grauens allerdings nirgendwo entdecken konnte, huschte ich lautlos in die immer noch erhellte Küche und nahm meinen Teller mit dem Auflauf. Nach kurzem hin und her Überlegen entschied ich mich ziemlich schnell dazu, das kalte Essen einen weiteren Abend zu tolerieren. Auf ein mögliches Aufeinandertreffen mit dem General wollte ich es momentan wirklich nicht anlegen.
In dem Moment, in dem ich oben meine Zimmertür hinter mir zuzog, konnte ich die Stimmen von Kiana und Lorin unten hören. Eilig machte ich bei mir das Licht aus, denn ich wollte mit niemandem sprechen, sondern einfach nur nachdenken. Nun gut, eigentlich wollte ich mich mit den Gedanken, die mir beim gegen-die-Wand-gedrückt-werden durch den Kopf geschossen waren, löschen, aber das ging nun mal nicht. Außerdem sollte man sich seinem inneren Schweinehund stellen, und ihn nicht immer zur Seite schubsen.
Also lief ich zu meinem Bett hinüber, setzte mich so bequem hin wie es ging, und begann den Auflauf zu verdrücken. Nebenher versuchte ich zu verstehen, was mit mir los war: anscheinend reagierte ich empfindlich auf die Nähe des Generals. Normalerweise geschah mir sowas nie, aber bei ihm befürchtete ich immer das Schlimmste. Er war unvorhersehbar – meistens – und das schien mich nervös zu machen. Allerdings fiel mir auch wieder ein, dass Hux vorhin ebenfalls ein wenig neben der Spur gewesen war. Konnte es vielleicht sein, dass auch er...? Nein! Meine Gedanken nahmen mich gerade eindeutig hopps.
Da ich mittlerweile auch fertig gegessen hatte, stellte ich den Teller beiseite und verkroch mich unter meine Decke. Eine halbe Stunde später schaffte ich es endlich, einzuschlafen...
Am nächsten Morgen machte ich mich ähnlich zu recht wie gestern, bevor ich nach unten in die Küche ging. Überraschenderweise war ich wohl die Letzte, die zum Frühstück erschien, denn alle anderen saßen bereits um den Tisch herum. Mein Blick schwankte kurzzeitig zu Hux, der dann wie ich rasch wegsah und sich um das Gebäck auf seinem Teller kümmerte.
„Auch mal wach?", sagte da Kiana vergnügt und auch Locette musste lächeln:
„Wir wollten dich nicht wecken, anscheinend hat dein Körper den Schlaf gebraucht."
„...danke?", entgegnete ich ein wenig unsicher, musste aber trotzdem lächeln, während ich mich neben Kiana setzte. Diese schaute mich sofort mit so einer Freude in Augen an, dass es fast schon unheimlich wirkte:
„Zoey, es ist was Wunderbares passiert!"
„Jetzt bin ich aber gespannt.", meinte ich und griff dabei nach ein paar Stücken Obst, die ich mir dann klein schnippelte.
„Nun gut, ich sollte dich vielleicht warnen, dass die Nachricht mir mehr gefallen wird als dir."
„Hau's raus."
„Nun gut", erwiderte Kiana und grinste mich überglücklich an: „Wir dürfen heute mit den Jungs aufs Feld und müssen nicht mehr Kisten einsortieren!"
Mit einem Schlag legte sich ein untröstlicher Ausdruck auf mein Gesicht, weshalb sich Lorin und Hux gleichzeitig an ihrem Kaffee verschluckten.
Aufmunternd klopfte mir Kiana auf die Schulter:
„Wenn ich gestern das Sortieren geschafft habe, wirst du das heute das Ernten bestimmt auch hinbekommen!"
Enttäuscht grummelte ich vor mich hin, als Hux beiläufig sagte:
„Kiana, ich glaube, du hast dem Ordnungsfreak am Tisch die gute Laune zunichte gemacht."
Augenblicklich sah ich Hux finster an, was er mit einem selbstgefälligen Grinsen quittierte.
===============
Veröffentlicht am: 27.01.2021 ; Wörter: 1116
===============

DU LIEST GERADE
Luck ~ a General Hux Fanfiction
FanfictionDer Widerstand, angeführt von Leia Organa, versucht, der Ersten Ordnung die Stirn zu bieten, doch ohne wirklich große Erfolge. An vorderste Front des Feindes befindet sich General Hux, der als einer der obersten Köpfe die Organisation leitet, die ei...