KAPITEL 𝟝𝟟

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Aufgrund fehlender Fenster im Schiff konnten Hux und ich nur grob schätzen, in welche Richtung und in welcher Höhe wir flogen. Außerdem war ich nicht in der Stimmung, um mit den nicht gerade sympathisch wirkenden Wachen eine Frage-Antwort-Runde zu starten. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als gedankenverloren auf einen Punkt an der Wand mir gegenüber zu starren. Dabei stellte ich mir immer und immer wieder den Moment vor, in dem ich Poe erleichtert um den Hals fallen würde und ihn endlich wieder umarmen konnte. Er fehlte mir so sehr, dass es fast schon wehtat, doch noch war die Suppe nicht fertig gekocht. Erst wenn ich in dem Schiff saß, das mich von hier durch den kurzzeitig deaktivierten Schild fliegen würde und Hux keine Chance hatte, mich schneller vom Himmel zu holen als dass ich dort oben gewesen war, würde ich zumindest für einen Moment erleichtert aufatmen und diesen Ausflug endgültig abhaken. Doch war mir das überhaupt möglich? Einfach abzuschließen? Da keimten Zweifel in mir auf. In den letzten Tagen und Wochen hatte ich zu viel erlebt als um es gedanklich einfach wegzupacken. Zuerst die Gefangennahme von Hux, dann meine Entführung und mein unfreiwilliges Beisein bei der Hinrichtung von Milliarden von Lebewesen. Allein wenige Sekunden dieser Erinnerung genügten, um diesen unbesiegbaren Zorn in mir hochsteigen zu lassen und ich ballte unbewusst meine Fäuste. Als ich allerdings Hux' prüfenden Blick auf mir liegen sah, entspannte ich meine Hände schnell wieder und dachte weiter nach. Der nächste Punkt waren meine Flucht und unser Absturz auf diesen Planeten und ich erinnerte mich an meinen beziehungsweise unseren Weg durch den Wald und wie ich schließlich schwer verletzt bei Locette gelandet war. Ach, fast hätte ich die zweite Entführung vergessen und dass man Hux und mich erneut aus dem Wald aufsammeln hat müssen. Und dann sind wir im selben Bett gelandet.

Sofort zog sich mein Bauch zusammen und ich musste mich zwingen, nicht zum General zu schauen. Glücklicherweise rettete mich eine unserer Begleitwachen davor, nicht schon wieder in eine meiner Vorwurfsspiralen zu fallen, indem sie uns mitteilte:

„Wir setzen in wenigen Minuten zur Landung an."

„Na endlich...", hörte ich Hux murmeln, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte.

Wie bereits angekündigt neigte sich das Schiff und wir konnten spüren, wie es in den Sinkflug überging. Als dann ein kleiner Ruck das ganze Metallungetüm durchfuhr, wusste ich, dass wir gelandet waren und uns nun noch ein kleines Stück näher an unserer Freiheit befanden.

„Wenn Sie mir bitte folgen würden.", sagte eine der Wachen zu uns, woraufhin Hux und ich uns gleichzeitig erhoben. Sobald die Rampe vollständig heruntergefahren war, setzten wir uns in Bewegung und standen letztendlich auf dem Landeplatz, wobei mir ein kleines „Wow" entfuhr: Wir und das Schiff befanden uns inmitten einer riesigen Schlossanlage. Um uns herum standen noch mehr von den Schiffen und in weiter Ferne konnte ich die Türme des Schlosses sehen.

Auch wenn wir uns noch ein gutes Stückchen davon entfernt befanden, konnte ich seine groben Züge bereits erkennen. Die Mauern strahlten in einem Schneeweiß und die vergoldeten Dachziegel der Türme und Gebäude reflektierten das Licht der Sonnen. Es war wirklich ein märchenhafter Anblick. Obwohl wir uns ja offensichtlich auf einer Landestation für Schiffe befanden, war jeder Zentimeter Gras um uns herum auf dem Millimeter genau gestutzt, genau wie die unzähligen Sträucher und Bäume.

Für einen Moment kam mir die Frage in den Sinn, warum Locette das Leben in einem abgeschiedenen Häuschen diesem Luxus bevorzugte, doch mir wurde sofort klar, dass dieser Palast keineswegs zu ihrem Charakter passen würde.

„Sie sehen so aus, als hätten Sie noch nie zuvor einen Palast gesehen.", warf mir Hux von der Seite her zu, während wir den Wachen auf einen gepflegten und breiten Steinweg folgten. Bevor ich etwas erwidern konnte, fügte er noch hinzu: „Aber das überrascht mich ehrlich gesagt auch nicht."

„Manche Menschen kommen eben auch ohne ständigen Luxus zurecht."

„Das sagen nur die, die es nicht besser wissen."

„Der König möchte Sie umgehend in seinem Thronsaal sehen.", unterbrach uns auf einmal die Wache und ich musste mir auf die Zunge beißen, um die Beleidigung für Hux bei mir zu behalten. Das sah der natürlich und wandte amüsiert seinen Blick von mir ab. Dann sagte er zu der Wache:

„Es freut mich, das zu hören."

Je näher wir dem Palast kamen, umso mehr Einzelheiten konnte ich erkennen. Zum einen die süßen kleinen Fenster, die sich ringsherum in der hohen Mauer befanden, oder auch die vielen Fahnenmasten, die gefühlt auf jedem zweiten Meter aufgestellt worden waren. Auf allen Flaggen waren auf einem vollkommen schwarzen Hintergrund die Umrisse eines Reeks mit schmalen, roten Linien aufgezeichnet. Also friedlich sieht ja eigentlich anders aus.

Sobald wir vor einem großen Tor standen, tippte die andere Wache auf ein kleines Pad, das sie dabei hatte, und im nächsten Moment kam Bewegung in das immense Metalltor. Mit einem lauten Grollen schwang es auf und wir bekamen das erste Mal den eigentlichen Innenhof des Schlosses zu Gesicht. Auch hier schien alles perfekt zu sein: Die hohen Säulen, auf denen das riesige Hauptgebäude stand, die vielen Pflanzen und Bäume und die Ordnung, die dort unter den Angestellten herrschte. Die Meisten von ihnen waren wieder mal Menschen, doch hin und wieder sichtete ich auch andere Spezies.

Mit der Wache liefen wir geradewegs auf einen weiteren Torbogen zu und wenig später standen wir in der Eingangshalle des Schlosses. Leider konnte ich es nicht unterlassen, mich einmal beeindruckt um meine eigene Achse zu drehen: Hier drinnen war jeder Zentimeter der Wand mit den verschiedensten Metallen und Edelsteinen verziert. Die Decke über uns schien ewig weit weg zu sein und die Glaskuppeln, die dort waren, ließen das strahlende Licht herein.

„Ab hier übernehme ich einmal.", sagte auf einmal ein älterer kleiner Herr neben uns. Er trug einen schwarzen Anzug und hatte eine leicht nach vorne gebeugte Haltung, doch sein offenes Lächeln schien die Sonnenstrahlen, die hier hineinfielen, noch zu verstärken. Die Wachen neben uns nickten nur und marschierten synchron von uns davon.

„Wenn ich also bitten darf", meinte der Mannund deutete mit einer leichten Verbeugung nach links: „Der König erwartet Sie."

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Veröffentlicht am: 23.05.2021  ;  Wörter: 1013

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Hallöchen, ich hoffe euch geht es gut! Ich wollte mich einfach mal wieder bei denen von euch bedanken, die aktiv jedes Kapitel mitlesen und kräftig voten, denn nach der letzten Veröffentlichung haben wir einfach die 1k Votes geschafft, vielen, vielen Dank euch ❣
Bleibt gesund! ~Roka

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