KAPITEL 𝟝𝟛

392 28 4
                                    

Während wir über eine kurze Landstraße auf den Rest des Dorfes zuflogen, war die angespannte Stille zwischen Hux und mir eine reine Tortur, die den Weg in die Länge zu ziehen schien. Als wir dann endlich zu den ersten Häusern kamen, verlangsamte er den Speeder und warf dabei einen Blick auf das Pad, das uns die Richtung anzeigte. Weniger als eine Minute später hörten wir bereits die ersten Rufe und spielerischen Schreie der Kinder und gelangten endlich zu einem großen Gebäude. Noch bevor Hux den Speeder richtig gestoppt hatte, sprang ich heraus und sah mich um. Der Kindergarten lag an einer langen Straße, an der ringsherum nur Wohnhäuser standen. Das Gebäude an sich lag hinter einigen Bäumen und Sträuchern, die in einem Vorgarten standen, und war größtenteils aus Beton und Metall gebaut, weshalb der Stil mehr an die ungemütlichen Wolkenkratzer in Courscant erinnerte.

„Ihr müsst also die netten Helfer von Eleen sein.", sagte da auf einmal jemand und mein Blick fiel auf eine junge Frau, die mit einem Mann im selben Alter vom Gebäude auf uns zukamen. Auf beiden Gesichtern lag ein freundliches Lächeln und ich entgegnete ebenfalls lächelnd:

„Exakt. Und ihr arbeitet hier?"

„Genau. Die Kinder freuen sich seit Tagen auf die Süßigkeiten, Eleen macht einfach die besten."

„Dann wird das bestimmt das Richtige für sie sein.", meinte ich und deutete mit einer Hand auf die komplett gefüllte Kiste, die hinter mir auf dem Speeder stand.

„Oh ja.", befand der junge Mann: „Ach so, das hätten wir fast vergessen: Ich bin Tarrik und meine Kollegin heißt Allyn."

„Freut mich.", erwiderte ich und während wir uns die Hände schüttelten, kam letztendlich auch Hux zu uns. Er hatte seinen misstrauischen Blick vom Gesicht bekommen und sagte nun:

„Zoey und Armitage."

Im selben Moment, in dem er meinen Vornamen aussprach, überzog eine Gänsehaut meinen Körper und ich musste mich beherrschen, ihn nicht anzusehen, schließlich hätte das mich und meine Gefühle sofort verraten.

„Ihr kommt ja bestimmt noch mit rein, nicht war?", wollte Allyn von uns wissen, wobei ihre grünen Augen uns wartend ansahen.

„Gerne.", meinte ich und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie sich Hux' Hände leicht zu Fäusten ballten. Schließlich war er nun auch dazu gezwungen, uns zu begleiten, alles andere wäre unangenehm aufgefallen.

„Das hier dürfen wir aber nicht vergessen.", sagte Tarrik und ging zu der großen Kiste, woraufhin Hux ihm folgte und dabei half, das Teil anzuheben. Währenddessen fragte Allyn mich beim Reingehen:

„Ich habe euch noch nie hier gesehen, woher kennt ihr Eleen?"

„Nun ja, das ist ein wenig kompliziert. Wir wohnen aktuell bei einer Freundin von ihr, Locette, und bei ihren zwei Enkeln."

„Ach so, ihr seid die, die ungewollt auf dem Planeten gelandet seid."

Nun hob ich eine Augenbraue:

„Beim Vorbeifliegen ist was schief gelaufen, ja. Dann hat die Geschichte wohl schon die Runde gemacht."

„Ein bisschen, ja.", meinte Allyn lachend, wobei ihr dunkles Haar, das sie zu einem hohen Zopf gebunden hatte, mit wippte. Gleichzeitig warf ich Hux einen kurzen Blick zu, der wahrscheinlich dasselbe dachte wie ich: Wir waren wohl nicht so diskret geblieben wie erhofft, doch noch war es im grünen Bereich. Wenn Locette recht gehabt hatte, wusste niemand auf diesem Planeten auch nur ansatzweise, wer die Generäle des Widerstands und der Ersten Ordnung waren.

Als wir das Gebäude betraten, war ich wirklich positiv überrascht. Die Decke war relativ hoch und viele kleine Fenster ließen das angenehme Sonnenlicht hinein. Sofort wurden die Kinderstimmen lauter und sobald wir den Eingangsbereich verlassen hatten und in den Esssaal gelangten, kam augenblicklich ein halbes Dutzend Kinder auf uns zugerannt – beziehungsweise eher auf die Kiste voller Süßigkeiten, die Tarrik und Hux hinter uns trugen. Alle waren so zwischen drei und sechs Jahre alt und menschlich.

„Dürfen wir die Süßigkeiten probieren?", fragte ein kleiner Junge total hibbelig und während sich mir ein Lächeln aufs Gesicht schlich, entgegnete Allyn:

„Nach dem Mittagessen mein Lieber. Und jetzt hopp hopp, zurück an eure Plätze."

Nur missmutig gehorchten die Kleinen ihr und verteilten sich an die verschiedenen Tische. Während wir uns ebenfalls wieder in Bewegung setzten, lehnte sich Allyn ein wenig zu mir rüber und meinte amüsiert:

„Siehst du, ihr wurdet bereits sehnsüchtig erwartet."

„Vielmehr die Süßigkeiten.", erwiderte ich lachend und sie hielt kurz inne, dann nickte sie grinsend:

„Im Prinzip schon."

Ich folgte ihr zu einem einzelnen leeren Tisch, wo Tarrik und Hux die Kiste abstellten. Dabei ließ ich kurz meinen Blick durch den Saal gleiten und stellte fest, wie die meisten Kinder unauffällig versuchten, zu den Süßigkeiten rüberzuschielen. Außerdem musterte ich die schlichte, aber dennoch gemütliche Einrichtung hier und die hohen Fenster an zwei Wandseiten, die den Saal erhellten. Alles hier wirkte hier so freundlich und kindergerecht, also komplett anders als mein Kindergarten damals bei der Ersten Ordnung. Sobald man drei Jahre alt gewesen war, hatten der Drill, der Druck und die hohen Anforderungen begonnen. Ich wurde also eigentlich aus meiner Kindheit gerissen, bevor diese überhaupt begonnen hatte, und der Gedanke löste ein kleines Ziehen in meinem Bauch aus. Ich hatte so viel verpasst.

„Heute werden die Kinder auf jeden Fall schneller essen als sonst.", sagte auf einmal Tarrik neben mir und riss mich somit aus meinen Gedanken. Als ich zu ihm schaute, bemerkte ich zusätzlich noch Hux' taxierenden Blick auf mir. Hatte man es mir meine kurzweiligen Gefühle so sehr ansehen können? Eigentlich nicht möglich, aber anscheinend ahnte er irgendwas.

„Und schon sind die Ersten fertig.", stellte Allyn amüsiert fest und ich drehte meinen Kopf zu ein paar Kindern, die mit kleinen, weißen Schüsselchen und fast schon leuchtenden Augen zu uns kamen. Ein kleines Mädchen mit kinnlangem Haar war die Erste und Allyn legte einige der Süßigkeiten in die leere Schale. Die anderen Kinder stellten sich vor Tarrik, Hux und mir an, weshalb ich es Allyn gleichtat und begann, die kleinen Leckereien zu verteilen. Dabei versuchte ich ab und zu einen amüsierten Blick in die Richtung des Generals zu werfen, um seine Hilflosigkeit zu sehen, doch leider war er nicht so überfordert wie erhofft. Klar, er schmolz bei dem Anblick der putzigen Kinder vor sich nicht so dahin wie ich, aber er gab ihnen trotzdem wie wir die Süßigkeiten.

„Was ist an Eleens Süßigkeiten eigentlich so besonders?", fragte ich irgendwann Allyn, die mich daraufhin überrascht ansah:

„Das fragt nur jemand, der sie noch nie gegessen hat. Hast du das etwa Kiana?"

Aus ihrem Mund hörte es sich fast so an wie ein Schwerverbrechen, weshalb ich mit meinem Nicken auch kurz zögerte. Nun riss auch Tarrik entgeistert den Mund auf und meinte:

„Du isst jetzt sofort die, die du da in deinen Händen hältst."

„Aber die Kinder..."

„Sofort!"

Ein kleines Lachen entwich mir bei seiner übertriebenen Dramatik. Da ich die Möglichkeit, dass in den Süßigkeiten Alkohol drin war, schon einmal ausschließen konnte, warf ich mir ein paar davon ein. Bereits beim ersten Bissen merkte ich, was sie meinte: Es schmeckte göttlich.

„Es war ein ganz mieser Fehler, sie probieren zu lassen.", meinte nun Hux: „Jetzt wird sie den armen Kindern die Süßigkeiten wegessen."

Während Allyn und Tarrik lachten, warf ich ihm einen bösen Blick zu. Mittlerweile saßen auch die meisten Kinder wieder an ihren Plätzen und ließen sich diese Kostbarkeiten schmecken, doch ein paar wenige waren bereits fertig und sahen uns immer wieder für ein paar Sekunden an, nur um dann wieder scheu wegzuschauen. Oder um genau zu sein, sie sahen mich an.

„Ich glaube, da will dich jemand kennenlernen.", stellte Allyn fest und ehe ich etwas erwidern konnte, zog sie mich mit sich zu dem Tisch hinüber.

===============

Veröffentlicht am: 07.05.2021  ;  Wörter: 1247

===============

Luck ~ a General Hux FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt