KAPITEL 𝟟𝟚

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Es dauerte nicht lange, bis ich in der Zelle mein Zeitgefühl verloren hatte. Ich hatte nicht mehr die geringste Ahnung, wie viel Zeit schon seit meinem Gespräch mit Hux vergangen war, oder ob es immer noch nachts oder bereits morgens war. Im Grunde konnte es mir ja eigentlich auch egal sein, schließlich änderte es absolut nichts an meiner Situation. Trotzdem verschaffte es mir eine gewisse innere Unruhe, wegen der es mir schwer fiel, ein bisschen ruhiger zu werden. Oder ich suchte es mir nur als Ausrede aus, damit ich nicht zugeben musste, wie fertig mich das mit Hux machte. Ich hätte es gottverdammt einfach kommen sehen müssen, aber nein, ich hatte ihm natürlich vertrauen müssen. Und jetzt hatte ich den Salat davon.

Seufzend ließ ich mich zur Seite fallen, was ich allerdings sofort bereute, da das Bett so verdammt unbequem war. Trotzdem schloss ich meine Augen, denn die Müdigkeit durchdrang langsam nicht nur meinen Kopf, sondern jeden einzelnen Muskel, was mir nur noch mehr das Gefühl gab, hilflos zu sein. Wenn ich hier etwas versuchen wollte, musste ich bei Kräften sein, doch das war ja nicht der Fall.

Erst als ein Rasseln mich aus dem Schlaf riss, merkte ich, dass ich eingeschlafen war. Desorientiert blinzelte ich und schreckte schlagartig auf, als ich eine vermummte Gestalt in meiner Zelle erblickte.

„Ganz ruhig, Zoey, ich bin's.", sagte sie und kam langsam auf mich zu. Es dauerte einen Moment, bis ich die Statur einer Frau zuordnen konnte, und es dauerte um einiges länger, bis ich die Stimme erkannte.

„Kiana?", murmelte ich schwach, da in meinem Kopf nichts so funktionierte, wie es sollte. Das hatte ich wahrscheinlich dem Typen zu verdanken, der mich letzten Abend einmal quer durch mein Schlafzimmer geworfen hatte.

„Wir holen dich hier raus.", entgegnete sie ruhig und legte mir eine Hand auf die Schulter.

„Wir?", hakte ich nach und sie nickte:

„Lorin hält den Gang sauber. Allerdings wird das nicht mehr lange funktionieren, die Wachen haben schon Alarm geschlagen. Komm, wir bringen dich hier raus."

Vorsichtig erhob ich mich, wobei meine Freundin meinen einen Arm über ihre Schulter legte, um mir zu helfen. Anscheinend war mir deutlich anzumerken, dass ich nicht ganz auf dem Damm war. Sobald wir die Zelle verlassen hatten, bogen wir nach rechts ab, wobei mein Blick auf eine bewusstlose Wache fiel, die auf regungslos auf dem Boden lag. Deshalb sah ich Kiana mit einer hochgezogenen Augenbraue an:

„Warst du das?"

Amüsiert lächelte sie:

„Bevor Lorin und ich hierher gekommen sind, haben wir uns den einen oder anderen Kampftrick ins Repertoire gelegt. Außerdem hat Oma uns Betäubungsblaster gegeben."

„Locette weiß davon?"

„Ohne sie wäre das Ganze gar nicht erst möglich gewesen."

„Und woher wusstet ihr davon?"

„Zoey, im Moment solltest du dir eher darüber Gedanken machen, etwas schneller zu laufen. Je länger wir nämlich brauchen, umso geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier ohne Komplikationen rauskommen."

„Alles klar Chef.", entgegnete ich und wir mussten gleichzeitig lächeln. Während wir den Zellentrakt verließen und in einen Gang abbogen, der wieder nach königlichem Palast aussah, hielt Kiana urplötzlich inne. Im selben Moment sah ich eine ebenfalls vermummte Person, die zu uns kam. Als sie uns wahrnahm, hielt sie kurz inne, dann wurde sie etwas schneller. Da Kiana keine Anstalten machte, davonzurennen, nahm ich an, dass es sich um Lorin handeln musste.

„Kannst du mir mit ihr helfen?", fragte sie und ihr Bruder nickte, bevor er mich mit einem Schwups hochhob, indem er seine Arme unter meine Knie und Schultern legte. Anschließend setzte er sich in Bewegung, während Kiana hinter ihm noch murmelte:

„Du Angeber ey."

Dann folgte sie uns und ich lehnte einfach nur erleichtert meinen Kopf an Lorins Schulter, da ich nicht mehr selbst laufen musste. Wenige Minuten später kamen wir an das Ende eines Flurs, der meiner Meinung nach stark nach einer Sackgasse aussah. Allerdings hatte ich nicht die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass die Lampe, die sich am Ende der rechten Wand befand, einen geheimen Schalter darstellte, der einen Geheimgang im Fußboden öffnete.

Vorsichtig ging Lorin in die Hocke und nachdem seine Schwester schon einmal nach unten gehüpft war, ließ er mich langsam zu ihr hinunter und sie half mir dabei, auf den Beinen zu bleiben, solang er hinterher kam. Sobald er wieder bei uns war, schloss sich die geheime Öffnung und er hob mich wieder mühelos hoch. Da in dem Geheimgang, der leider recht eng und ungemütlich war, in Boden und Decke kleine Lichter eingelassen waren, konnten wir uns trotzdem ganz gut zurecht finden.

„Habt ihr den Gang hier von eurer Oma geraten bekommen?", fragte ich neugierig und Kiana nickte:

„Oh ja. Ohne sie könnten wir nicht einmal ansatzweise so leicht rein und raus spazieren."

„Sag mir bitte nicht, dass ihr mit einem Speeder da sein. Ich schätze diese Rettungsaktion wirklich sehr, aber dieses Geschaukel wäre zu viel für mich. Von der Unsicherheit mal ganz zu schweigen."

„Keine Sorge. Oma mag zwar bescheiden leben, aber sie hat trotzdem den ein oder anderen Trumpf im Ärmel, und das in Form von Schiffen."

„Zum Glück...", murmelte ich erleichtert und lehnte mich zurück an Lorins Schulter. Langsam klappten mir meine Augenlider herunter und ich bekam mehr und mehr nur noch am Rande mit, wie wir diesen Geheimgang langliefen. Dabei spürte ich auch, dass wir hin und wieder nach oben und nach unten liefen, doch im Endeffekt konnte ich überhaupt nicht sagen, auf was für einer Höhe wir uns denn noch befanden.

Irgendwann merkte ich allerdings, dass Lorin langsamer wurde, weshalb ich meine Augen wieder aufschlug und langsam blinzelte. Mittlerweile befanden wir uns vor einer sehr robust aussehenden Metalltür, in der ein Nummernpad befestigt war, in das Kiana nun eilig einen Code eingab. Nach ein paar Sekunden des Wartens schwang die Tür mit einem lauten Quietschen auf und wir gingen hintereinander hindurch. Danach stellte ich überrascht fest, das wir uns auf einmal in einem kleinen, nicht besonders aufgepeppt wirkenden Hangar befanden, in dem ein ebenfalls kleines, aber dennoch vollkommen ausreichendes Schiff stand. Darauf gingen wir auch zu und wie von Zauberhand ging es auf.

Als dann allerdings auf einmal Lorin heraustrat, ruckte mein Kopf erschrocken zu dem vermummten Gesicht des Typen, der mich trug. Und obwohl Kiana keineswegs überrascht aussah, stieg in mir die Panik hoch. Ehe ich jedoch etwas unternehmen konnte, war ich die Rampe des Schiffes hochgetragen worden und auf eine Art Bank mit Kissen gelegt worden.

„Kiana, wer ist das?", fragte ich meine Freundin und während Lorin das Schiff wieder schloss, zog der Unbekannte seine Maske auf eine Handbewegung von Kiana hin aus.

Hux' smaragdgrüne Augen blitzten auf, als ich ihn entgeistert anstarrte.

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Veröffentlicht am: 22.07.2021  ;  Wörter: 1096

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Luck ~ a General Hux FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt