Wir wurden nicht weit mitgezogen, da sich der Ort der Hinrichtung immer noch auf dem Dorfplatz befand, allerdings an einer Stelle, die wir von unserer alten Position aus nicht hatten sehen können. Hier war eine Art kleine Tribüne aus Holz aufgebaut worden, auf der sich wiederum eine Konstruktion befand, die wohl dafür bestimmt war, uns unserer Köpfen zu entledigen.
Während wir dort hoch gezerrt wurden, bekam ich mit, dass sich um uns herum immer mehr Dorfbewohner versammelten. Größtenteils waren es Männer, doch hin und wieder konnte ich Frauen und vereinzelt sogar Kinder sehen. Da es nur eine Opferungskonstruktion gab, murmelte Hux mir zu:
„Wer wohl zuerst dran glauben muss?"
In derselben Lautstärke entgegnete ich:
„Sie kennen meine letzte Hoffnung, General."
Seine smaragdgrünen Augen sahen mich sauer an und ich schmunzelte. Das Schmunzeln verging mir aber augenblicklich, als ich ruckartig nach vorne gezerrt wurde und den Anführer der Prutm sah, der an seine Stammesgenossen gewandt etwas rief, das ich allerdings nicht verstehen konnte. Anscheinend war es aber etwas sehr feierliches gewesen, denn nun begannen alle laut zu jubeln und zu grölen. Währenddessen wurde ich auf die hölzerne Bank gepresst, wobei mein Hals in die Ausbuchtung hineingelegt wurde.
Leider musste ich zugeben, dass selbst mir mittlerweile das Adrenalin durch die Adern schoss. Ich befürchtete nämlich, dass jeden Moment ohne Vorwarnung die Klinge herunter sausen konnte und mein Kopf nicht mehr da sein würde, wo er eigentlich hingehörte. Also wartete ich ungeduldig, bis der Anführer fragte:
„Hast du noch einen letzten Wunsch, Frau? Und sei dir gewiss, nicht jeder wird dir erfüllt werden!"
„Ich fordere jemanden zum Kampf heraus.", sagte ich laut und ohne zu zögern. Bevor ich weitersprach, ließ ich meinen Blick suchend über die jaulende Menge vor uns gleiten, bis ich die alte Heilerin entdeckte und sie mir ein kaum merkliches Kopfnicken schenkte. Also fuhr ich fort: „Ich will um unser Leben kämpfen und euch zeigen, dass noch etwas Ehre in uns steckt!"
Da mein Hals von starken Händen festgehalten wurde, war es mir leider nicht möglich, meinen Kopf auch nur ansatzweise irgendwie zu drehen. Deshalb konnte ich den Anführer nur aus dem Augenwinkel beobachten, doch das genügte schon um zu erkennen, dass sein Kopf wütend zu mir ruckte.
„Was?!", blaffte er und war anscheinend sehr erzürnt darüber, dass ich es überhaupt wagte, so einen Wunsch zu stellen. Stille legte sich über den Platz, begleitet von leisem Gemurmel. Nach kurzem Überlegen sagte der Anführer mit einer leisen, aber dennoch kraftvollen Stimme:
„Wie du willst. Aber hiermit vergeudest du deine Chance auf einen schnellen, quallosen Tod, Frau."
„Das ist mir recht.", erwiderte ich unbeeindruckt und wurde im nächsten Moment ruckartig hochgezogen, weshalb ich zurück auf den Beinen stand und endlich wieder meinen Kopf bewegen konnte. Außerdem wurden meine Fesseln gelöst und ich strich mit meinen Fingern kurz über meine schmerzenden Handgelenke. Dann sah ich wieder hoch und blickte direkt in die feurig roten Augen des Anführers: „Also, wo ist einer eurer Champions?"
Es brauchte nur eine kleine Handbewegung von ihm und die Menge teilte sich.
„Oh.", hörte ich Hux neben mir sagen und eine Gänsehaut stellte sich auf meinem kompletten Körper auf: ein riesengroßer Hüne kam auf uns zu. Er trug wie die ganzen anderen Männer hier lediglich einen Lendenschutz, weshalb ich fast jeden Winkel seines extrem muskulösen und zugleich vernarbten Körpers sehen konnte. Alles an ihm war breit, seine Arme, seine Beine und seine Schultern. Selbst seine Nase schien immens zu sein.
„Das ist Zco.", meinte der Anführer, sichtlich zufrieden über meine ausgiebige Musterung dieses Kämpfers: „Vor dir haben schon zahlreiche versucht, ihn zu besiegen, und sind unter Schreien gestorben. Bist du dir sicher, dass du es ihnen gleichtun willst?"
Ohne ein Wort zu sagen setzte ich mich in Bewegung und sprang von der Empore herunter. Daraufhin wich die Menge ehrfürchtig ein paar Schritte zurück, um eine Art Kampfzirkel für uns zwei zu bilden.
„Wie du willst!", rief der Mann: „Dann versuche, dein Leben zu retten, Weib!"
Nun sah ich ihn an:
„Ich rette unser Leben."
Einen Moment lang musterte er mich bloß, doch dann kräuselten sich seine Lippen spöttisch:
„Damit du es richtig verstehst, dummes Ding: dein Freund hier hat nichts mit der Sache zu tun. Er wird so oder so hingerichtet."
Der Schock stand anscheinend sowohl in Hux' Gesicht als auch in meinem geschrieben, denn nun lachte der Anführer kehlig. Außerdem schien der General zu denken, dass ich ihn angelogen hatte, doch als er mir in die verdutzten Augen blickte, merkte er, dass ich nichts davon gewusst hatte. In einer schnellen Bewegung hatte ich mich in die Richtung der Heilerin gedreht, doch sie stand da nicht mehr. Sie hatte mich eiskalt an der Nase herumgeführt.
Nun gut, rein theoretisch konnte ich ja trotzdem gegen dieses Muskelpaket kämpfen. Falls ich gewinnen würde, könnte ich ja einfach ohne Hux verschwinden und die Erste Ordnung hätte einen General weniger.
Doch das entsprach nicht meinen Moralvorstellungen. Hux hatte mich beschützt und Leia würde es bestimmt verstehen, dass ich ihn jetzt nicht dem Tod überließ. Außerdem konnte ich nicht einfach sagen, dass er für sich selbst kämpfen sollte, denn er war nicht so gut wie ich, so arrogant sich das jetzt vielleicht anhören mochte.
Also blickte ich den Anführer mit einem falschen Lächeln an und meinte:
„Ich bin mir sicher, dass ihr hier noch so einen Angeber rumstehen habt, der mich fertig machen will. Wenn ich zwei von euren besten Leuten besiege, wäre es doch nur fair, wenn ihr uns beide wieder frei lasst? Es sei denn euer Stamm ist nicht so ehrenhaft, wie ich bisher gedacht habe."
Mein Blick huschte kurz hinüber zu Hux und ich sah, dass sein Gesicht ehrlich überrascht war. Zu hundert Prozent hatte er damit gerechnet, dass ich ihn auf der Stelle zurücklassen würde. Täuschte ich mich oder erkannte ich in seinen Augen auch noch einen Hauch von Dankbarkeit?
Der Anführer der Prutm' zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, da sein Lachen in ein schmales Lächeln übergegangen war:
„So soll es sein."
Eine erneute Handbewegung und die Menge teilte sich ein weiteres Mal. Zum Vorschein kam ein zweiter Mann, der Zco praktisch aus dem Gesicht geschnitten war.
„Das ist Czo", stellte der Anführer den Neuen vor: „Er ist Zcos kleiner Zwillingsbruder und wenn er dich tötet, steht er auf derselben Stufe der Ehre wie sein großer Bruder. Er ist also sehr motiviert, dein Blut zu vergießen."
Den beiden Muskelpaketen wurde jeweils ein Speer gereicht, während ich leer ausging. Allerdings machte ich mir nichts daraus, denn ich war solch aussichtslose Situationen gewöhnt.
„Mach dich bereit zu sterben.", sagte der Anführer und lächelte selbstgefällig, als Zco und Czo sich in Bewegung setzten und gleichzeitig angriffen.
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Veröffentlicht am: 24.02.2021 ; Wörter: 1104
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Luck ~ a General Hux Fanfiction
أدب الهواةDer Widerstand, angeführt von Leia Organa, versucht, der Ersten Ordnung die Stirn zu bieten, doch ohne wirklich große Erfolge. An vorderste Front des Feindes befindet sich General Hux, der als einer der obersten Köpfe die Organisation leitet, die ei...