KAPITEL 𝟜𝟛

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„Wollen Sie mir bitte erläutern, was Sie da gerade gesagt haben?", fragte Hux nochmal und stand mittlerweile direkt vor mir. Ich hielt seinen durchdringenden grünen Augen allerdings stand und entgegnete:

„Um ehrlich zu sein: nein, das will ich nicht."

„Und warum?"

„Auch das will ich nicht sagen, entschuldigen Sie bitte."

Nun stellte sich Lorin neben Hux und klopfte ihm einmal aufmunternd auf die Schulter:

„Ich glaube, aus Zoey bekommst du nicht so schnell was raus."

„Das ist bereits Standard bei uns. Er will etwas wissen und ich rücke es nicht raus. Also eigentlich sollte er es langsam aufgeben.", meinte ich amüsiert, weshalb Hux knurrte:

„Das ist das Letzte, an was ich denke."

Damit wandte er sich ab und innerlich atmete ich einmal erleichtert auf. Da war ich nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Als mir Locette dann allerdings die erste Schüssel voller Teigwaren in die Hände drückte, konnte ich Kianas vielsagenden Blick sehen, den sie mir zuwarf. Kopfschüttelnd ging ich rüber zum Tisch und stellte das Essen dort ab, bevor ich mich hinsetzte. Während Lorin und Thago ebenfalls zwei dampfende Töpfe abstellten und sich setzten, nahm Kiana wie gewohnt neben mir Platz und fragte:

„Ich würde sagen, dass ihr zwei jetzt alles erzählen müsst. Habe ich mich eigentlich schon dafür bedankt, dass ihr mich gerettet habt?"

„Nein, das hast du nicht.", entgegnete Hux sehr direkt und Kiana blinzelte verlegen:

„Upsi. Also vielen Dank, dass ihr mir da so aus der Patsche geholfen habt."

„Ich würde es wieder tun.", meinte ich lächelnd und Hux verdrehte die Augen, weshalb ich ihm einen zornigen Blick rüberschoss. Dann begannen wir unsere Teller mit dem köstlichem Essen zu beladen und Lorin sagte:

„Aber jetzt Butter bei die Fische: was ist seitdem passiert?"

Da alle Augenpaare nun auf mich gerichtet waren, inklusive die von Hux, lag es wohl an mir, die Story zu erzählen. Eigentlich konnte ich das auch zu meinem Vorteil nutzen und mich in einem besseren Licht dastehen lassen als den General, doch das war mir letztendlich doch zu kindisch.

Im Prinzip erzählte ich genau das, was ich auch Locette heute Nacht bereits geschildert hatte, jedoch war es jetzt um einiges detaillierter. Kiana, Lorin und Thago hingen mir förmlich an den Lippen, während Hux ganz in Ruhe sein Mittagessen aß. Nur an manchen Stellen hob er kurz den Kopf, um mir warnende Blicke zuzuwerfen, doch ich teilte keine Seitenhiebe aus, was ihn wahrscheinlich überraschte. Vielleicht würde er sich mit der Zeit immer sicherer fühlen und mir würde eine perfekte Gelegenheit kommen, ihn nochmal aufzuziehen, aber erstmal konzentrierte ich mich aufs Erzählen.

„Ihr habt ja einfach mehr erlebt als ich in den letzten Monaten!", stellte Kiana fest und tätschelte mir die Schulter, als ich fertig erzählt hatte. Lorin hingegen sah Thago an und meinte mit einem feixenden Grinsen:

„Siehst du, nicht nur du wirst von ihr fertig gemacht."

Daraufhin warf Thago ihm einen finsteren Blick zu, wegen dem wir alle lachen mussten. Selbst Hux huschte ein amüsiertes Lächeln über die Lippen.


Sobald wir fertig gegessen hatten, standen wir alle auf und halfen Locette beim Abräumen, wobei ich erfuhr, dass die anderen Drei nachher in eines der nahen Dörfer mussten, um einige Lieferungen abzugeben. Da Thago dort in der Nähe auch lebte, würde er direkt dort bleiben. Anscheinend hatte Locette ihn sofort kontaktiert, nachdem wir entführt worden waren, um einen Helfer mehr an Bord zu haben. Hux und ich erhielten von Locette allerdings strikten Hausarrest beziehungsweise ein eindeutiges Arbeitsverbot. Da es eh keinen Sinn hatte, irgendwas dagegen zu sagen, ließen wir es einfach bleiben und nahmen den Urlaub fast schon dankend an. Was ich den ganzen Nachmittag allerdings machen sollte, wusste ich noch nicht so genau. Vielleicht streifte ich ein wenig ums Haus herum und versuchte, etwas Ordnung in meinen mittlerweile zugestopften Kopf zu bekommen.

Als wir schließlich fertig waren, begleitete ich Kiana, Lorin und Thago noch in den Hof und während die Geschwister schon einmal mit dem Beladen anfingen, hielt Thago kurz inne und sah mich an. Im selben Moment, in dem er den Mund öffnete, sagte ich:

„Danke, dass du wegen uns nochmal extra hergekommen bist."

Nun lächelte er sanft und seine blauen Augen trafen auf meine nussbraunen:

„Das war doch selbstverständlich. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht."

Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht:

„Das hört sich fast schon so an, als wärst du nur wegen mir wieder hergekommen."

„Wenn ich ehrlich sein soll, ist es auch so."

„Und wenn es nur Hux gewesen wäre, hättest du dann etwa nicht geholfen?"

Zu meiner eigenen Überraschung kräuselte Thago nun verächtlich die Lippen:

„Dann wäre ich hingegangen und hätte ihn mit meinen eigenen Händen umgebracht."

Ohne dass ich es wollte, klappte meine Kinnlade nach unten und ich hob eine Augenbraue:

„Okay, jetzt hast du mich neugierig gemacht. Was hat er getan, dass es zu so einer Einstellung bei dir kommt?"

Er lachte und ließ seinen Blick langsam über den Hof gleiten:

„Das beruht sehr auf Gegenseitigkeit. Ich meine, er war der Erste der mich bei jeder Gelegenheit so angesehen hat, als würde er mich am liebsten einen Kopf kürzer machen."

„Man gewöhnt sich dran.", erwiderte ich lächelnd, woraufhin er leicht den Kopf zur Seite legte:

„Ich würde nur zu gerne wissen, was das mit euch Zwei auf sich hat."

„Da gibt es nicht sonderlich viel zu sagen, wir können einander einfach wirklich nicht leiden."

„Das habe ich mittlerweile verstanden, aber trotzdem ist es nicht dasselbe wie bei ihm und mir. Dich sieht er anders an."

Nun runzelte ich die Stirn:

„Wie meinst du das?"

„Er schaut dich an, als seist du eine Art Herausforderung für ihn. Keine Ahnung wie ich es anders ausdrücken soll."

Ratlos starrte ich ihn an. Natürlich hatte ich auch nicht den blassesten Schimmer, wie ich diese Worte interpretieren sollte. Aufgrund meines nachdenklichen Gesichts lächelte er mich entschuldigend an:

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht verwirren."

„Thago?", rief auf einmal Lorin aus der Scheune und mein Gegenüber seufzte:

„Wie dem auch sei, auf Wiedersehen Zoey."

„Auf Wiedersehen...", murmelte ich, während der junge Mann davon schlenderte und mich vollkommen deppert stehen ließ.

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Veröffentlicht am: 28.03.2021  ;  Wörter: 1011

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Luck ~ a General Hux FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt