Part 45

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In Gedanken stach ich auf die Nudeln in meinem Teller ein und zerteilte sie in kleinere Stücke. Als würde es nichts anderes auf dieser Welt zu essen geben. Nudeln hier, Nudeln da, Nudeln überall und jede einzelne Nudel erinnerte mich an  Zayn. Um meine Mutter nicht zu enttäuschen, aß ich ein wenig von den Nudeln und kämpfte damit, mich nicht zu übergeben.

"Schmeckt dir das Essen nicht?" holte mich die sanfte und ruhige Stimme meiner Mutter aus den Gedanken. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ihre Mutter gestorben ist, liegt ihre Tochter mit den Nerven am Ende im Krankenhaus. Bald kommt es noch, dass ich in die Psychiatrie muss.

Ich legte die Gabel auf den Teller ab und stellte diesen auf einen kleinen Tisch, neben meinem Krankenbett. Anschließend schüttelte ich meinen Kopf und presste meine Fingerkuppen aufeinander.

"Nein, sie schmecken wirklich gut, aber ich habe im Moment keinen Appetit mehr auf Nudeln." informierte ich sie und zwang mir ein kleines Lächeln auf den Lippen. Es ist bereits über drei Tage her, nachdem ich aufgewacht war. Drei weitere Tage ohne Zayn und je länger wir auseinander waren, desto trauriger wurde ich.

Ich wusste nicht ob die Liebe meines Lebens noch lebte, seine Familie gefunden hatte oder wie es ihm geht. Wäre es wenigstens das, damit ich in Ruhe schlafen könnte und wenn ich meine Augen schloss nicht immer sehen müsste, wie Zayn vor mir stand und sich mit einem Glassplitter die Kehle durchschnitt.

"Mir ist schlecht. " murmelte ich. Die große Decke riss ich von meinem Körper und taumelte in die kleine Toilette meines Zimmers. Ich beugte mich über die Toilette und übergab mich, während ich hustete und anfing zu weinen.

"Nicht weinen." flüsterte meine beste Freundin, Diamond, die extra für mich von New York nach England geflogen war. Sie strich meine Haare aus dem  Gesicht und strich mir beruhigend über den Rücken.

"Es wird alles wieder gut, hast du verstanden!" Ich wandte meinen Blick von der Toilette ab und schaute zu Diamond, die mich streng und mit einer beruhigenden Art musterte. Ich nickte nur und vergrub meinen Kopf in ihrem Pullover.

Nachdem ich mich beruhigt und mich von meiner Mutter verabschiedet hatte, entschieden Diamond und ich ein wenig spazieren zu gehen. Da ich noch ziemlich schwach war, verschränkte ich meinen Arm mit dem von Diamond und teilte einer Krankenschwester bevor wir gingen mit, dass ich unterwegs bin.

"Und du willst wirklich nicht den Rollstuhl benutzen? Wenn du fällst, dann falle ich auch. Ich kann dein Gewicht nicht halten, Perrie." meinte Diamond unsicher, nachdem schon die ersten Schritte taumelnd waren. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und teilte ihr mit, dass ich nicht ewig mit dem Rollstuhl fahren kann. Am Ausgang angekommen, informierte mich Diamond, dass sie eine tolle Idee hätte und war spurlos verschwunden. Ich hatte mich in der Zeit in der Eingangshalle hingesetzt und nahm eine Zeitschrift in die Hand, dessen Artikel mir ganz interessant vorkam. Geld regiert die Welt! 

Während ich mir den Artikel durchlass, wurde ich das Gefühl nicht los, als würde mich jemand beobachten. Irgendetwas in meinem Körper sagte mir, dass jemand seine Augen die ganze Zeit auf meinem dürren Körper gelegt hatte, genauso wie gestern.

Ich schaute auf und streckte meinen Körper gähnend. Anschließend schloss ich kurz meine Augen und öffnete sie wieder. Mein Blick flog durch die riesige Eingangshalle und blieb bei einer Frau stehen, die mir bekannt vorkam und in meine Richtung starrte. Auch sie hatte mich gestern bereits beobachtet.

Um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass ich sie entdeckt hätte, tat ich so, als würde ich nach draußen gucken. Doch stattdessen musterte ich die etwas ältere Frau genau. Ihre braunen und langen Haare, vielen ihr über die Schulter, ihre rosa Lippen waren aufeinander gepresst und ihre Augen fixierten jede einzelne Bewegung meines Körpers. Die Sonnenstrahlen beleuchteten ihr Gesicht, was sie wunderschön wirken ließ. Ich wusste nicht, auf wie alt ich sie schätzen sollte. Vielleicht war sie so alt wie meine Mutter oder doch noch etwas jünger.

Wer bist du?

"Ich bin wieder da." schrie mich plötzlich Diamond an die aufgedreht auf und ab sprang. Was ist mit der denn passiert? fragte ich mich, doch von mir kam nur ein Einfaches nicken, bis ich einen braunen Korb in ihrer Hand bemerkte. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und stellte meinen Kopf schräg.

"Ich habe uns eben ein wenig Essen, Trinken und eine Decke besorgt. Draußen ist doch tolles Wetter, da können wir es uns ein wenig auf der Wiese gemütlich machen. Außerdem brauchst du ein wenig Sonne. Du siehst aus wie eine Leiche, die irgendwie doch nicht tot ist." kicherte sie und schlug mir sanft gegen die Schulter.

"Danke für dein charmantes Kompliment. Ich fühle mich geehrt, aber wenn dann heißt es bitteschön lebendige Leiche." antwortete ich entsetzt und fing, nach langer Zeit, ehrlich an zu lachen. Bevor wir den Ausgang betraten, blendeten mich bereits die warmen Sonnenstrahlen und meine Stimmung wurde ein wenig besser.

Als Diamond und ich endlich einen tollen Platz gefunden hatten, nahm Diamond die Decke hervor und legte sie auf den Rasen. Anschließend stellte sie den Korb vor uns, nachdem wir uns hingesetzt hatten.

"Perrie, schau in die Kamera und lächel." rief Diamond, die meinem Kopf an ihren drückte und mit ihrem Smartphone vor unseren Gesichtern viele verschiedene Bilder schoss. Nachdem ich am Anfang ziemlich überrascht und verwirrt aussah, brachte ich schließlich ein Lächeln auf meinen Lippen und nach unserem kleinen Shooting, schauten wir uns sofort die Bilder an. Ich sehe krank aus, stellte ich fest, doch das war nicht das einzige, was ich feststellte, als meine Augen  erneut die braunhaarige Frau im Hintergrund der Bilder fixierten.

"Wer ist das?" flüsterte ich zu Diamond, die mich nur verwirrt musterte.

AUTISM | ZerrieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt