Ich sagte nichts.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
Ich wusste in dem Moment gar nichts mehr.
Zayn hatte mir gesagt, dass er schuld am Tod eines Menschen sei. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich nicht auf ihn hören. Ich hatte gedacht, es sei nur ein blöder und schlechter Scherz gewesen und jetzt? Jetzt sprach es tatsächlich der Wahrheit.
Zayn war ein Mörder, auch wenn es nur Notwehr war. Der Typ hätte sonst seinen Vater umgebracht. Jeder Mensch hätte doch so gehandelt wie Zayn, oder?
Aber hatte er es tatsächlich nicht geplant, den Mann umzubringen?
Ich war nicht dabei und wenn ich ehrlich bin, möchte ich es auch gar nicht. Doch die Vorstellung, dass Zayn jemanden absichtlich umgebracht haben soll, ist absurd.
Er ist ein liebevoller Junge und ich wusste das es ihm leid tat, wenn er immer ausrastete, doch nach seiner Erzählung wusste ich endlich, warum er es tat. Warum er immer ausgeflippt war, nachdem man ihn auf seine Familie angesprochen hatte. Ich wäre auch ausgeflippt. Selbst wenn es Zayn selbst nicht bewusst war, hatte er ein sehr großes Herz.
Trotzdem hätten sein Vater und er sich sofort der Polizei stellen sollen.
Erst jetzt bemerkte ich, wie Tränen meine Wange hinunterfließen und ich anschließend versuchte, sie schnell wegzuwischen. Ich seufzte laut auf und erhob mich. Ich wusste nicht, ob ich jetzt das richtige tat, als ich den Verschluss der Badezimmertür öffnete und die Klinke langsam hinunter drückte. Bevor ich die Tür weiter öffnete, schluckte ich hörbar und zog sie langsam zu meinem Körper.
Obwohl die Tür nur einen kleinen Spalt geöffnet war, erkannte ich Zayn, wie er vor der Tür auf seinen Knien stand und mich mit seinen großen und braunen Kulleraugen musterte. Aus seinen Augen flossen Tränen, die seine Wange hinunterfließen und auf den Parkettboden aufprallten.
Ich wusste nicht, wie lange wir so dort standen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Eine Ewigkeit, die niemals vorübergehen wollte.
Schließlich öffnete ich die Tür ganz und Zayn hielt mir seine Hand entgegen, die ich zögernd annahm. Er umschloss meine Hand mit seinen Händen und platzierte einen Kuss auf meine Handfläche und legte sie auf seinen Brustkorb ab, der sich unruhig auf und ab bewegte.
"Ich bin kein M-Mörder." flüsterte er und schaute zu Boden. Ich antwortete nicht und nahm meine Hand von seinem Brustkorb. Ein letztes Mal warf ich Zayn einen Blick zu, ehe ich an ihm vorbeiging und die Treppen hinunter in die Küche ging. Durch das Knirschen der Treppe konnte ich deutlich hören, wie Zayn mir folgte, aber das war mir sowas von egal.
"D-Du musst mir glauben P-Perrie. Ich habe das nicht mit Absicht gemacht." stotterte Zayn. Ich nickte nur und bot ihn ein Glas Wasser an.
Zu gerne wollte ich Zayn sagen, dass er nicht schuld sei und ich ihm glaube, aber etwas in meinem Herzen sagte mir, dass ich genau das nicht tun sollte.
Als Zayn mit seinen Kopf meine Frage verneint und ich schnell meinen Blick von ihm abgewandt hatte, holte ich aus dem Schrank ein Glas für mich hervor und füllte es zur Hälfte mit Kohlensäure versetztes Mineralwasser. Doch bevor ich einen Schluck aus meinem Glas trinken konnte, nahm Zayn mir das Glas aus der Hand, legte seine Hände auf meine Taille ab und drückte meinen Körper sanft gegen die Geschirrspülmaschine.
Anschließend fuhr er mit seinem Zeigefinger meinen Körper hinauf, fuhr über meine Lippe, bis er intensiv seine Lippen auf meine platzierte. In diesen Moment, setzte mein Herzschlag wie so oft aus und mein kompletter Körper spannte sich an.
Doch ich erwiderte den Kuss nicht und als Zayn dies bemerken zu schien, hörte er auf und entfernte seinen Kopf wenige Millimeter von meinem. Sein heißer und unregelmäßiger Atem prallte gegen mein Gesicht und seine Nasenspitze traf gegen meine. Er schlang seine Arme um meinen Rücken und zwang mich, in seine glasigen braunen Augen zu schauen.
"I-Ich habe gedacht, es wäre jetzt gut d-dich zu küssen."
Nach seinen Worten konnte ich es mir nicht verkneifen, zu grinsen und schaute deswegen zu Boden. Auch Zayns Mundwinkel bewegten sich nach oben. Erneut nahm er seinen linken Zeigefinger und wischte meine Tränen beiseite.
"H-hasst du mich jetzt?" fragte er mich. Statt ihm eine Antwort mit Worten zu geben, schloss ich meine Augen und legte meine Lippen auf seine. Selber überrascht von meiner Aktion, öffnete ich sie wieder und als ich sah, wie Zayn seine Augen geschlossen hatte, konnte ich nicht anders, als seinen Körper noch fester gegen meinen zu drücken und meine Augen wieder zu schließen.
Ich liebe ihn so sehr, stellte ich fest. Und wieder machte ich mir Vorwürfe, warum ich das nicht schon eher bemerkt hatte.
"Ihr hättet euch der Polizei stellen sollen." meinte ich unsicher, als wir unsere Lippen voneinander lösten. Ich hörte, wie Zayn laut ausatmete und einen Schritt zurückging.
"Nein! Ich wäre ins G-Gefängnis gekommen, Perrie."
"Zayn es war Notwehr! Außerdem hättest du dich nicht jahrelang mit diesem Trauma herumschleppen müssen." sagte ich etwas lauter, doch Zayn schüttelte erneut seinen Kopf und spannte seinen Kiefer an.
"Ist es das, w-was du willst? Das ich ins G-Gefängnis gekommen wäre und du mir niemals begegnet-"
"Das habe ich doch gar nicht behauptet, Zayn! Hörst du mir überhaupt zu?" unterbrach ich ihn schreiend und schlug wutentbrannt meine Faust gegen die harte Holzplatte.
"Es hätte uns niemand geglaubt."
"Wenn ich euch glauben kann, dann hätte es die Polizei auch tun können." sagte ich diesmal etwas ruhiger und schaute erneut wieder zu Zayn.
"Nein, du weißt ganz genau wie ich das uns niemand geglaubt hätte. Ich meine, wer glaubt schon einen dummen, unnützen und behinderten Jungen, der es nicht einmal schafft einen Satz ohne stottern auszusprechen? Wer hätte mir und meinem Vater geglaubt, dass es Notwehr war, Perrie? Niemand. Mein Vater hätte den perfekten Grund gehabt und ich? Mir hätte niemand geglaubt da ich ein scheiß Autist bin!" schrie diesmal er mich verzweifelt an. In seine Augen konnte man deutlich erkenne, dass er mit seinen Tränen kämpfte und ehe ich etwas erwidern konnte, kehrte er mir seinen Rücken zu und rannte aus die Küche.
"Natürlich kannst du es Zayn! Gerade eben hast du es auch geschafft und wann prägst du es endlich mal in deinem Gehirn ein, dass du ein ganz normaler Mensch bist wie jeder andere? Ich kann doch verstehen, wie schwer die letzten Jahre für dich waren und das du als Autist anders mit Gefühlen umgehst, aber das gibt dir noch lange keinen Grund, andere Menschen die dich lieben jedes Mal zu verletzen."
"Was willst du von mir jetzt hören? Das ich dich liebe?"
"Nein, ich möchte einfach das du aufhörst mich immer wie ein Stück Scheiße behandelst. Weißt du eigentlich, wie sehr mich das verletzt von jemanden, den man liebt öfters gehört zu haben, dass man-"
"Wie soll ich dir denn sagen, dass du etwas ganz besonderes für mich bist, Perrie. Ich weiß doch nicht, wie ich mit meinen Gefühlen gegenüber dir umgehen soll."
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AUTISM | Zerrie
Fanfiction❞Always - Unique - Totally - Interesting - Sometimes - Mysterious❞ Seit dem Besuch eines Kinderpsychologen vor zwanzig Jahren, lebt der 23-Jährige Zayn Malik mit der Erkenntnis, dass er an einer tief greifenden Entwicklungsstörung namens Autismus l...