Part 34

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Nachdem die Räder des Flugzeuges nach einem endlosen Flug endlich wieder den Boden erreichten und das Flugzeug immer langsamer wurde, warteten die anderen Passagiere nicht länger und klatschten was das Zeug hielt. Ich hingegen verdrehte genervt die Augen und gab einen lauten Seufzer von mir.

Das war ein sehr langweiliger Flug, dachte ich mir. Als auch endlich die "Anschnallleuchte" aus ging, stiegen alle wie verrückte aus ihren Sitzen auf und griffen nach ihrem Handgepäck. Die Menschen benahmen sich wie Tiere, stellte ich fest und musterte das Paar neben mir, welches noch auf den Sitzen saß. Anscheint hatten sie dasselbe vor wie ich und warten darauf, bis der Großteil der Passagiere von Bord gegangen sind, damit alles viel ruhiger abläuft. Außerdem dauert es immer noch, bis unsere Koffer über das Fließband im Airport fließen.

Anschließend entschied ich mich dazu, Diamond eine WhatsApp-Nachricht zu hinterlassen, dass ich bereits gelandet bin und auf mein Gepäck warte.

"Entschuldigen Sie, aber ist alles in Ordnung bei Ihnen? Sie sehen so blass aus." holte mich plötzlich die leise Stimme der Frau des Paares aus den Gedanken. Überrascht schaute ich zu ihnen und gab ein leichtes Nicken von mir.

"Ja, es ist alles in Ordnung." murmelte ich und schaute zu Boden. Sehe ich etwa so krank aus? Wie soll ich das meiner Mutter und meinem Vater erklären? Ich weiß jetzt schon, dass ich nicht drum rum komme die Geschichte von Zayn und mir zu erzählen. Wenn ich Pech habe, quetschen sie mich schon bei der einstündigen Autofahrt aus.

Traurig schlenderte ich den Paar hinterher, nachdem wir das Flugzeug mit unserem Handgepäck verlassen haben. Der Arm des Mannes lag ruhend auf die Taille der Frau und bei jedem Schritt verringerte er den Abstand zwischen seinem und ihren Körper. Anschließend beugte sich der braunhaarige Mann zu seiner blondhaarigen Frau hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie laut zum Lachen brachte und sich anschließend von ihrem Freund löste. Plötzlich blieben sie stehen, schauten sich tief in die Augen und küssten sich.

Schnell wandte ich meinen Blick zu Boden und beachtete die beiden nicht weiter. Augenblicklich durchfuhr mir eine Art Schmerz durch mein Herz und meine Gedanken kreisten wieder um Zayn. Ich presste meine Lippen feste aufeinander und unterdrückte meine Tränen. Ich möchte ihn küssen, ihn umarmen, ihn zum Lachen bringen und anfassen. Ich möchte bei ihm sein und seine Freundin sein dürfen. Ich möchte neben ihm  eng aneinander geschlungen im Bett aufwachen und ihm beim Schlafen zusehen. Ich will dass er mich mit sanften Küssen weckt. Ich möchte dass er mich liebt.

Ich schüttelte meinen Kopf und befahl mir, nicht immer bei jeder Einzelheit an Zayn zu denken oder diese mit ihm zu vergleichen.

Als ich endlich meinen Koffer bei mir hatte, musste ich nur noch wenige Meter gehen, bis ich meine Mutter vom weiten schon erkennen konnte. Ich hob meinen Armen und wedelte mit meiner Hand in ihre Richtung, damit ich ihre Aufmerksamkeit bekommen würde. Schließlich rannte Mom auf mich zu und überfiel mich mit einer Umarmung. Ich stolperte ein paar Schritte zurück und konnte nur mit großer Mühe das Gleichgewicht halten.

Ich lachte leiste mit und schlang ebenfalls meine Arme um sie.

"Ich habe dich so sehr vermisst, Pez." hauchte sie in mein Ohr und drückte mich noch fester an sich. Ich gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange und teilte ihr mit, dass es mir nicht anderes ginge. Anschließend lösten wir uns voneinander und schauten uns tief in die Augen. Ihre Augen haben sich mittlerweile mit Freudentränen gefüllt und sie glänzten mehr als alles andere auf dieser Welt. Doch eine andere Frage, die in mir Panik auslöste, schwirrte in meinem Kopf. Wird sie meine Trauer erkennen, dachte ich nervös und wandte meinen Blick schnell von ihr ab.

"Mom, hör bitte auf zu weinen." teilte ich ihr mit und umarmte sie erneut, bis wir uns auf den Weg zum Auto machten, wo bereits mein Vater auf mich wartete. Ich lächelte leicht und umarmte ihn ebenfalls, während meine Mutter das Gepäck in das Auto verstaute.

"Wow, du bist so groß und hübsch geworden." informierte mich mein Vater und strich mit seinem Daumen über meine Wange. Ich lächelte leicht und schaute berührt zu Boden.

"Ihr seht immer noch so jung wie damals aus." kicherte ich und bekam daraufhin einen leichten Schlag auf meine Schulter.

"Wir wissen dass wir alt geworden sind, aber dir wird es später nicht anders ergehen." teilte mir Debbie mit. Ich funkelte sie darauf böse an.

"Danke dass du meine Träume zerstört hast, immer Jung zu bleiben." sagte ich beleidigt. Danach fingen wir alle an zu lachen und erst jetzt wurde mir bewusst, wir sehr mir meine Eltern gefehlt haben. Umso mehr freute ich mich, für wenige ein paar Tage wieder bei ihnen zu sein.

"Wie geht es eigentlich deiner einen Freundin, Diamond?" fragte mich mein Vater neugierig, aber sein Blick war dennoch starr auf die Straße gerichtet, nachdem wir vom Airport bereits losgefahren sind.

"Ihr geht es sehr gut und ich soll euch von ihr grüßen. Sie meinte, dass es mal wieder Zeit wird das sie euch wiederseht." informierte ich sie. Meine Eltern stimmten ihr ohne groß zu zögern zu. Die nächsten Minuten verbrachten wir schweigend, bis meine Mutter diese unterbrach.

"Geht es dir gut? Du siehst blass und dürre aus." teilte mir meine Mom vorsichtig mit. Ich presste meine Lippen aufeinander und legte meine Stirn auf die kalte Fensterscheibe ab. Ich habe mir so sehr erhofft, dass diese Frage nicht kommen wird.

"Ja, ja, mir geht es gut. Die Schule verläuft übrigens auch sehr gut, außer dass ich zwischen durch ein paar Probleme mit Zayn hatte, aber mittlerweile verstehen wir uns gut, sogar sehr gut. Wir mussten zusammen die Mona-Lisa zeichnen. Was heißt eigentlich müssen, wir konnten es uns aussuchen, welches Kunstwerk wir von einem Künstler nachzeichnen, aber er hat alles alleine gezeichnet. Ich meine, so dramatisch ist das ja gar nicht, immerhin musste ich nichts tun und mein Lehrer denkt, wir hätten zusammen gearbeitet, aber eigentlich wollte ich mit ihm Zeit verbr-" sofort hörte ich auf zu Reden. Warum muss ich immer ohne zu überlegen anfangen zu reden, dachte ich genervt und schlug meine Handfläche leicht gegen die Stirn.

"Du scheinst diesen Zayn echt zu mögen, wenn du mit ihm Zeit verbringen möchtest. Gibt es da etwas, was du uns gerne erzählen möchtest?" hackte meine Mom erneut nach. Ich schüttelte schnell meinen Kopf.

"Nein, das ist eine viel zu lange Geschichte." sagte ich schnell und augenverdrehend.

"Wir haben über eine Stunde Autofahrt vor uns. Ich glaube, da hast du genug Zeit." meldete sich diesmal mein Vater zu Wort. Ich stöhnte genervt auf und da ich wusste, dass ich es ihnen irgendwann sowieso mitteilen muss, machte ich es jetzt.

"..Immer wenn er bei mir war und mich angefasst hat, fing mein Herz schneller an zu schlagen, mein Atem ging unregelmäßiger und mein Körper elektrisierte mich. Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben zuvor verspürt, aber mir wurde leider zu spät klar, was ich für ihn empfinde. Dass ich ihn so sehr liebe, dass es mich schon krank gemacht hat."

Erneut verbrachten wir in Stille und gespannt wartete ich darauf, was meine Eltern sagen werden.

"Wenn du ihn so sehr liebst, wie du es sagst und ich glaube dir, dass du es auch tust, dann musst du um ihm kämpfen und ich bin mir sicher, dass er dasselbe für dich empfindet." sagte meine Mutter leise und atmete laut aus. Auch wenn ich wusste, dass sie es nicht sehen konnten, schüttelte ich meinen Kopf.

"Ich kann nicht mehr um ihn kämpfen und ich will es auch nicht mehr. Er hat mir ausdrücklich gesagt, dass er mich nicht liebt. Er hat mir mein Herz gebrochen, obwohl ich selber daran schuld bin."

"Er lügt, dass weißt du, Perrie. Warum sollte er mit dir schlafen, wenn er dich nicht liebt? Warum sollte er dich küssen und umarmen? Das ergibt doch keinen Sinn."

"Zayn ist anders als jeder andere Mensch. Er ist Autist und genau das macht ihn so anziehend."

AUTISM | ZerrieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt