Part 27

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Nach Diamonds Frage blieb ich abrupt stehen, presste meine Lippen feste aufeinander und schaute sie sprachlos an. Mit dieser Frage hat sie definitiv ins Schwarze getroffen. Meine Freundin blieb ebenfalls stehen und positionierte sich vor mir. Neugierig versteckte sie ihre Arme hinter ihrem Rücken. Ich dachte über die verschiedenen Situationen, die ich mit Zayn zusammen verbracht habe. Es waren einerseits wundervolle Gedanken, als er sich mir etwas weiter geöffnet hatte, allerdings waren ebenfalls Situationen, die ich am liebsten aus meinen Gedanken verschwinden lassen möchte. Seine Ausraster und als ich seinetwegen aussah wie ein Clown, auch wenn ich es mittlerweile amüsant finde.

"Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Es gibt Zeitpunkte, in dem mir Zayn Angst macht. Seine Ausraster, sein Verhalten gegenüber anderen und am meisten verletzt es mich, dass er mir so gut wie nie Gefühle zeigt. Ich weiß nicht, ob er mich mag. Ich weiß nicht, ob er mich überhaupt ausstehen kann. Er schaut mich an, als wenn ich aus Glas bestehen würde und er mich gar nicht beachtet. Aber dann gibt es Momente, in denen wir uns sehr nahe sind, sogar schon fast wie ein Paar. Wir umarmen uns, verschränken unsere Hände miteinander und- wir haben einfach so viel Körperkontakt. Zayn lässt durch seine Berührungen meinen Körper elektrisieren, mein Herz schneller schlagen und er macht mich glücklicher in diesem Moment. Allerdings weiß ich nicht ob das Liebe oder einfach nur die Neugier herauszufinden, was mit seiner Familie geschehen ist und er mich fasziniert. Ich habe einfach keine Ahnung. Der Junge macht mich verrückt, im positiven sowie im negativen Sinne."

Verzweifelt schaute ich Diamond an und vergrub meine Hände in mein Gesicht. Ich stöhnte etwas genervt auf und schüttelte meinen Kopf. Sterben ist leicht, leben ist schwer, dachte ich und schaute vorsichtig zu Diamond.

"Dann wird es Zeit, dass du deinen Gefühlen klar wirst und wir es herausfinden werden." grinste sie und machte ein Zeichen, dass wir langsam in den Klassenraum gehen sollten.

"Und wie soll das deiner Meinung nach funktionieren?" fragte ich sie neugierig, allerdings bekam ich keine so tolle Antwort. Ein einfaches Schulterzucken. Das ist der beste Plan den Diamond je hatte, applaudierte ich in Gedanken.

Schweigend latschten wir in unserem Klassenzimmer, der bereits von meinen Klassenkameraden gefüllt war und mein erster Blick wanderte zu Zayns leerem Sitzplatz. Ich schluckte hörbar und schaute kurz zu Diamond, die mich sanft anlächelte. Mittlerweile hatte sich auch Dean wieder eingekriegt und er hörte so gut wie auf Zayn zu mobben und zu schikanieren. Egal was ein Mensch getan und eine Behinderung hat, hat niemand das Recht diese Person zu mobben.

"Ladies, wo sind eure Sportsachen?" fragte uns Dean. Ich öffnete etwas weiter meine Augen und schaute ihn fragend an. Diamond tat es mir gleich. Daraufhin fing er laut an zu lachen und legte sich dabei seine Hand auf seinen Bauch.

"Habt ihr ernsthaft vergessen dass wir in der siebten und achten Stunde Sport haben? Da wird Ms. Peaches nicht sehr erfreut sein." mahnte er uns. Diamond lehnte sich über meinen Tisch und wollte gerade etwas erwidern, aber Mr. Dickson kam ihr zuvor. Er rief durch den Raum, dass wir uns auf unsere Plätze setzen und ruhig sein sollen. Zayn war immer noch nicht da.

"Weißt du wo Zayn geblieben ist, Perrie?" fragte mich plötzlich Mr. Dickson, während er die Anwesenheitsliste durchging und ich in Gedanken vertieft war. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und stützte diesen auf meine Hand gelangweilt ab.

"Du weißt schon, dass in drei Tagen der Abgabetermin für eure Projekte ist und ihr die einzigen seid, die mir noch nichts abgeliefert haben. Habt ihr denn schon angefangen?" fragte er mich erneut. Genervt verdrehte ich meine Augen. Ich weiß, dass bald der Abgabetermin ist. Ich bin nicht bescheuert, brummte ich. Ich verneinte seine Frage und schaute ihn unsicher an. Mr. Dickson schüttelte seinen Kopf und sagte weiter nichts. Zum Glück.

Mittlerweile war schon über eine Woche vergangen und ich war überglücklich gewesen das ich Mr. Dickson davon überzeugen konnte, eine Ausnahme für einen späteren Abgabetermin für Zayn und mich zu machen, der genau heute war. Ich hatte Hoffnung geschöpft, dass Zayn und ich dies schaffen würden, doch er tauchte nach unserem Vorfall nicht mehr auf. Er öffnete nicht die Tür, falls er überhaupt Zuhause war, und das schlimmste war, dass ich nicht einmal wusste wie es ihm überhaupt ging und nachdem ich erlebt habe, in welcher Art Zayn sich nicht unter Kontrolle hatte, bekam ich immer mehr Angst um seinen Lebenszustand.

Diamond hingegen nahm die Sache etwas lockerer und meinte immer, dass er vielleicht Zeit für sich braucht. Vielleicht hatte sie Recht und wahrscheinlich wäre es sogar besser für uns Beide, wenn wir uns für eine unbestimmte Zeit nicht mehr sehen, doch trotzdem kann ich nicht verstehen das Zayn so leichtsinnig mit seinen Schulnoten umgeht. Ich habe ihn sehr oft einen Brief geschrieben, ob er nicht zu mir kommen möchte, damit wir die Mona Lisa zeichnen können, allerdings kam er niemals und er hatte mir nicht geantwortet. Außerdem habe ich es ebenfalls versucht, alleine die  Mona Lisa zu zeichnen, doch was dabei entstand war die reinste Katastrophe und diese wollte ich meinem Tutor nicht antun.

Und heute war nun der letzte Abgabetermin. Ich sehe schon Mr. Dicksons Gesicht vor mir und er sich eine dicke fette "0/15" in sein Notenbuch notieren wird. Fuck!

Wie immer teilte uns Mr. Dickson dasselbe mit, wenn er in unser Klassenzimmer joggte und seine Unterlagen aus seiner Tasche hervor nahm. Erneut ging er die Anwesenheitsliste durch. Jeder Mitschüler war anwesend, außer Zayn. Was war nur mit ihm los?

Anschließend schaute Mr. Dickson in meine Richtung und schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht ganz genau deuten konnte. Je länger er nichts sage, desto nervöser wurde ich, weswegen ich wie eine verrückte mit meinen Fingern spielte und den Blick nach unten neigte.

"Ich muss echt sagen, dass ich ziemlich überrascht bin was Zayn und du mir abgeliefert haben. Die Zeichnung ist grandios geworden, dafür dass ihr sehr wenig Zeit hattet, Perrie. Von mir aus kannst du die Nachricht gerne Zayn mitteilen." sagte er schließlich. Wie ein Roboter bewegte sich mein Kopf wieder auf und verwirrt schaute ich ihn an. Hä?

AUTISM | ZerrieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt