Part 16

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Ich wandte meinen Blick von meinem Zeichenblock ab und schaute zu Zayn, der immer noch seine Augen geschlossen hatte. Überrascht öffnete sich meine Mund und ich wollte etwas sagen, doch ich wusste einfach nicht was. Seine Frage kam wie aus dem nichts und ich hatte keine Antwort parat.

"Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Ich weiß es nicht." murmelte ich. Ich widmete mich wieder meiner Mona Lisa, deren Nase ich gerade verunstaltete. Schlechteste Kopie aller Zeiten, dachte ich mir und presste meine Lippen fest aufeinander.

"Wie sieht es mit dir aus?" fragte ich Zayn schüchtern und strich mir eine Strähne genervt aus dem Mund. Es gibt doch nichts ekligeres, als ein Haar in deinen Mund zu haben. Anschließend entschied ich mich dazu, meine Sachen beiseite zu legen und mich neben Zayn zu legen. Dann kuschelte ich mich mit unter meine Bettdecke und betrachtete meine Sternendecke. Als ich noch in South Shields bei meinen Eltern wohnte und ich noch ein süßes, kleines Kind war, hatte ich auch in meinem Zimmer eine Sternendecke. Da ich meine alte Heimat und Eltern sehr vermisse, habe ich auch hier in New York diese Decke tapezieren lassen.

"H-ast du Angst vor m-ir?" sagte Zayn als Gegenfrage, nachdem er sich zu mir gelegt hatte und mit seinen Armen, seinen Kopf abstützte. Ich schaute kurz zu Zayn, bevor ich wieder wegschaute und schluckte. Ich spürte, wie Zayns Hand unter meinem Kinn und er zwang mich dazu, in seine Augen zu schauen.

"Sc-hau mir i-n die Au-gen." sagte Zayn streng und befestigte seinen Griff an meinen Kinn, sodass es beinahe schon weh tat.

"Ich vermeide den Augenkontakt mit dir, da du mir eh keine Emotionen zeigst und mich anschaust, als würde ich aus Glas bestehen? Und ja, wenn ich ehrlich bin, habe ich immer noch ein wenig Angst vor dir und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du deinen verdammten Griff ein wenig lockerer machst. Es tut weh!" fauchte ich ihn an. Zayn schaute schnell wieder weg und drehte sich in die andere Richtung. Sofort verbreiteten sich Schuldgefühle in mir.

"D-u bi-st nicht der Men-sch, der gerne Em-otionen zeigt. Ich h-asse mich d-afür selber, wei-l ich Mensc-hen, d-ie mir etwas be-deuten, deswegen ve-rletze. Aber ich kan-n nicht-s daf-ür. Gl-aub mir, am Lieb-sten mö-chte ich manch-mal ster-ben, w-enn ich jemanden wi-e dich verlet-ze. Du hast Ang-st vor mir, weil du meine Ausbrü-che nicht unter Kont-rolle hab und du denkst, ich wü-rde dir etwa-s antun, wi-e die Sac-he am Monta-g. Doch ich möchte n-ur, dass man mich m-ag. Ega-l was ic-h mache, ich werde imm-er Menschen verletzen." stotterte er und vergrub sein Gesicht in meinem Kopfkissen. Seine Stimme war leise und zerbrechlich. Es tat mir weh, jemanden so traurig zu sehen, der sich den tot wünscht, nur um nicht andere Leute zu verletzen.

Ich drehte mich zu Zayn und drückte Zayns Rücken gegen meinen Bauch. Anschließend beugte ich mich etwas über ihn und verschränkte seine Hand mit meine. Er zuckte kurz zusammen und wollte sich von mir lösen, doch ich hielt ihn fest.

"Du hast doch heute auf der Wiese gelacht. Wieso machst du das denn nicht öfter?" fragte ich ihn und strich mit meiner freien Hand über seine schwarzen Haare. Sie fühlten sich weicher als, als ich es erwartete hätte und es machte Spaß, meine Hand dort zu vergraben. Zayn antwortete nicht und schloss wieder seine Augen.

"Habe ich richtig verstanden, dass ich dir etwas bedeute?" fragte ich ihn erneut und sein Kopf bewegte sich ganz leicht auf und ab. Meine Lippen bildeten sich zu einem Lächeln und mein Herz fing etwas schneller an zu pochen.

"Wie kann ich dir denn etwas bedeuten, wenn wir uns kaum kennen?"

"D-u bist ander-s." flüsterte Zayn und drückte meine Hand feste, ehe er sich wieder auf den Rücken legte. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und zeigte mit meiner linken Hand, die gerade noch in Zayns Haaren war, nach oben und nach unten. Zayn schien zu verstehen was ich meine und zeigte mit seinem Daumen nach oben. Ich lächelte ihn sanft an und bis mir auf meine Unterlippe, während ich durch seine Haare fuhr.

AUTISM | ZerrieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt