Sport again.

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Es war Mittwochabend und auch heute durfte ich nicht zum Training. Gemeinsam mit Kevin saß ich am Esstisch, beide waren wir in den Zettel mit den Zielen der Klassenfahrten vertieft.

„Sacramento ist auch cool“-er.

„Kalifornien?“-ich

„Ja finde ich cool“-er

„Da find‘ ich Miami cooler“-ich

„Du willst nach Miami?“-er verwundert.

„Nein, als Alternative für dich“-ich

„Und willst du hin?“-er

„Hawaii“-ich

„Das wird vorgeschlagen?“-er verwundert und blätterte noch einmal um.

„Ja, da“-ich und zeigte mit dem Finger auf den Zettel.

„Nichts für mich“-er

„Wieder eine Klassenfahrt, wo wir getrennt fahren“-ich lachend.

„Ich frag mich nur, ob das eine gute Idee ist“-er seufzend.

„Wieso nicht?“-ich

„Wenn du Jeannie nicht hast, hast du niemanden“-er

„Stimmt“-ich und sah noch mal auf den Zettel.

„Dann lass uns einen Kompromiss finden“-er

„San Diego“-ich

„Okay. Das ging aber schnell“-er. Ich trug meine Daten auf dem Zettel ein und Til unterschrieb, da wir ja noch nicht volljährig waren.

„Wie geht’s deinem Knie eigentlich?“-er

„Besser. Ich kann Morgen Sport mitmachen“-ich lächelnd. Kevin sah mich skeptisch an, stimmte dann aber doch zu.

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Als ich am nächsten Morgen mit Jeannie die Schule betrat, hing die amerikanische Flagge auf Halbmast. Es war der persönliche Trauertag unserer Schule, an dem wir an die getöteten Männer und Frauen der US Army erinnerten. Wir nannten diesen Tag immer nur ‚remember the fallen‘. Dieser Tag hatte für mich auch eine große Bedeutung und am liebsten würde ich an diesem Tag nicht zur Schule kommen und mich in meinem Zimmer einschließen. Es war dieser, an dem ich Kevin das Training mit seinem Team mied und mit Cora joggen ging. Der Tag an dem Til alleine im Wohnzimmer saß. Whisky bei mir, Cora bei Kevin. Jedes Jahr. Alle Schüler gingen ganz normal an dem Fahnenmast vorbei, lachen und unterhalten sich. Für sie ist es ein normaler Schultag. Ich stand immer kurz vor der Flagge und dachte nach. Jeannie holte mich dann immer in die Realität zurück. Unterricht war an diesem Tag immer zäh und schwer. Um 11:45 Uhr klingelte es dann in jedem Unterrichtsraum und alle Schüler versammeln sich auf dem Schulhof. Wir stellten uns nach Klassen auf und Jeannie stand neben mir. Neben unserer Klasse der nächste Jahrgang, da wir die 10F waren und somit die letzte Klasse des 10ten Jahrgangs. Jeannie und ich stand am Rand unserer Klasse, da in der 11A mein Bruder war. Er kam aus dem Gedränge seiner Klasse und stellte sich hinter mich. Kevin legte seine Arme über meine Schulter und ich konnte meinen Kopf gegen seine Oberarme lehnen. Der Direktor stand in der Mitte am Fahnenmast und schrie irgendwas rum. Dann um Punkt 12:00 Uhr erneutes Klingeln aus den Lautsprechern. Eine Schweigeminute wurde eingelegt. Vor meinem inneren Auge spielten sich verschiedene Szenen ab. Ein Film im Zeitraffer von meinem ersten bis zum 13ten Lebensjahr. Ich war froh, dass Kevin da war, denn so war es nicht ganz so schlimm für mich. Jeannie stand neben uns und sah mich immer wieder an. Ich wusste, dass sie mit dieser Situation immer überfordert war, da sie nie wusste, wie sie mit mir umgehen sollte. Wieder klingelte es und alle bewegten sich in Richtung Klassenzimmer. Kevin hielt mich noch etwas fest.

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