Back to Dance.

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See you again - Wiz Khalifa

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Die Wochen flogen nur so dahin und alle zwei Wochen besuchte ich Kevin. Marco war ab und zu mich besuchen gekommen und das ich das letzte Mal auf Richelle aufgepasst hatte, war mindestens drei Wochen her. Wenn ich was von Damian hörte, dann stritten wir. Meist über ein Rauchen und Drogenproblem. Über dieses verwirrende Gespräch mit ihm, hatten wir nie wieder ein Wort verloren und ich hatte das Gefühl, dass er auch bei diesem Gespräch auf Drogen gewesen sein musste. Er behandelte mich, als wäre ich ihm egal. Ich ging jeden Tag zur Schule und kümmerte mich nachmittags um den stark alternden Whisky. Oftmals telefonierte ich mit Jeannie oder Nadine. Mein Leben war unspektakulär und langweilig. Allein in einer viel zu großen Stadt.


Es war ein Samstag und ich beschloss nach langer Zeit wieder einmal ins Fitnessstudio zu gehen. Schnell packte ich meine Tasche und machte mich mit dem Fahrrad auf den Weg durch die volle und enge Stadt. Ich schloss mein Fahrrad vorm Fitnessstudio an und zog mir in der Sammelumkleidekabine schnell meine enge Sporthose und mein graues Top an. Schnell noch die Sportschuhe zu gebunden und mit der Wasserflasche und dem Handtuch zum Laufband gegangen. Ich legte meine Sachen neben das Laufband und band meine Haare zu einem hohen Zopf. Da ich länger nicht da war, sah ich mich um, wer heute alles da wäre. Ein paar durchtrainierte Mädchen standen verschwitzt neben ihren Spinning Rädern und unterhielten sich. Sie waren scheinbar fertig mit ihrem Training. Auf den anderen Laufbändern liefen junge Mütter und ältere Herren. Dazwischen tanzten ein paar junge Mädchen aus der Reihe. An den Hantelbänken waren viele Männer und Jungs zu sehen, die ihre Muskeln pumpten und versuchten sich gegenseitig zu übertrumpfen. Mein Blick fiel durch die Fensterwand, hinter der der Boxsaal war. Und genau dort war Damian. Er boxte immer wieder schnell gegen einen Boxsack und war völlig verschwitzt. Bei ihm andere Jungs in seinem Alter. Seine Haare hatten sich von dunkel braun auf helleres braun geändert. Ich war verwirrt. Hatte er Haare gefärbt oder änderte sich seine Haarfarbe von Natur aus. Ich hab gehört, dass es Menschen gibt, bei denen das passieren kann, aber war Damian einer von denen? Plötzlich hörte er auf wie ein Maschinengewehr auf den Boxsack einzuschlagen und sah in meine Richtung. Er nahm seinen Mundschutz aus dem Mund und sah mich mit einem nicht zu deutenden Blick an. Ich wand mich ab und stellte mich auf mein Laufband. Kopfhörer auf, Musik an und Damian ausblenden. Ich wollte keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich würde nicht mehr auf Richelle aufpassen und all das tun, was er mir sagt. Er behandelte mich wie Dreck, also würde ich ihn genauso behandeln. Ich war wütend auf ihn und stellte das Laufband eine Stufe höher, um meinen Frust loszuwerden, jedoch lief ich auf der Stelle und kam nicht weg von ihm. Es hatte keinen Sinn. Mit einem genervten Seufzen stellte ich das Laufband aus, nahm meine Flasche und mein Handtuch und verließ den großen Raum mit den vielen Sportgeräten. Ich zog in der Umkleidekabine meine Sportschuhe aus, nahm meine Tasche und verließ sie auf Socken wieder. Ich sah mich nach allen Richtungen um, ob jemand mich sah und ging den Gang zu den vielen verschiedenen Kurs-Räumen entlang. In dem einen Raum war Fat-Burner, im anderen Joga und im nächsten ein Lehrgang über Ernährung. Ich atmete tief durch und legte die Hand auf den Türgriff der letzten Tür auf der linken Seite. Mit einem leisen Quietschen öffnete ich die Tür zu dem dunklen und hallenden Raum und betrat ihn. Hinter mir schloss ich die Tür mit einem leisen Klacken und betätigte den Lichtschalter. Der Reihe nach blitzten die warmen Lichter auf und mit einem Lächeln im Gesicht ging ich in die Mitte des Raumes. Ich spürte das Parkett unter meinen Füßen. Mit einem Kribbeln im Bauch setzte ich mich auf den Fußboden und legte die Kniebandage an, zog die Socken aus und begann mich zu dehnen. Währenddessen ich meine Muskeln aufwärmte, sah ich mich um in dem Raum mit zwei hellen Wänden, dem Geländer an der Fensterfront und der Spiegelwand. Es war vertraut. Ich fühlte mich bereit und stand auf. Es ging los mit einem Übungen und wenigen Sprüngen. Ich probierte immer und immer wieder vorsichtig aus, ob mein Knie schmerzte oder ob es innstabil war. Nichts. Meinem Knie ging es gut und in mir stieg das Adrenalin. Ich wollte endlich wieder das tun, was ich all die Monate nicht konnte. Tanzen. Es war ein schrecklicher Klang, den mein Handy in den hallenden Raum warf, doch in meinen Ohren war es Musik der Freude. Ich tanzte meine Wut auf Damian aus. Ich sprang, ich drehte mich, ich streckte mich, ich tat das, was mich glücklich machte. Als ich völlig erschöpft auf dem Parkett saß und in die Dämmerung Atlantas sah, wurde mir bewusst, wie gerne ich Kevin und Til gezeigt hätte, dass ich wieder ohne Schmerzen tanzen konnte. Die Tür ging plötzlich zum Tanzsaal auf und Marco trat ein. Er sah mich prüfend an.

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