Deren Welt.

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Goodbye - Die Happy



Damians Sicht



„Damian!"-Marcel rief aus der Halle, wo unsere Autos standen. Ich schraubte stumm am Auspuff des Audis weiter.


„Damian!"-er wieder. Ich schüttelte nur den Kopf und konzentrierte mich noch mehr auf meine Arbeit. Marcels Geduld hatte ein Ende gefunden und er knallte die schwere Metalltür zwischen Werkstatt und Autohalle zu.


„Damian man!"-er gefrustet und kam auf mich zu. Ich ließ den Schraubenschlüssel sinken und sah ihn ernst an.


„Was?!"-ich wütend.


„Welches Auto willst du mitnehmen?"-er.


„Man, keine Ahnung. Welches hat die neusten Reifen?"-ich und machte mich wieder am Audi zu schaffen.


„Du willst doch nicht etwa deinen alten Mustang bei dem dreckigen und brutalen Rennen fahren? Dann brauchst du gar nicht erst starten"-mein bester Freund gefrustet.


„Lass das mal meine Sorge sein"-ich kühl und baute den neuen Auspuff an.


„Jetzt sag mir mal was los ist"-Marcel ernst und stieß mich grob gegen die Schulter.


„Was soll sein?"-ich und sah ihn genervt an.


„Die Rennen waren mal dein Leben und jetzt siehst du aus, als würdest du dich dahin quälen"-er.


„Wenn sie anruft oder mich anschreibt und fragt wo ich bin, was soll ich antworten?"-ich und warf den Schraubenschlüssel in den Werkzeugkasten.


„Man keine Ahnung, denk dir was aus"-Marcel.


„So einer bin ich nicht, schon vergessen"-ich ernst. Marcel rollte die Augen und nahm sich eine Cola aus dem Kühlschrank, der neben der schweren Metalltür stand.


„Was auch immer. Mir ist es gerade scheiß egal. Ich verlade jetzt deinen Mustang und meinen Lamborghini und mach den Pick Up und den Bully fertig. Lass das Auto, Auto sein und zieh dich um. In 'ner Stunde ist Abfahrt!"-Marcel und verschwand wieder in der Autohalle. Seufzend setzte ich mich auf die Autoreifen und fuhr mir mit den Händen durch die Haare. Es ist keine gute Idee, zu diesem Rennen zu fahren und Leo nicht zu erklären, was ich dort überhaupt tue und das es nicht legal war. Aber sie ist New York und sie anzurufen und unnötig zu beunruhigen wäre auch nicht besser. Hinzu kommt das Jeannie davon Wind bekommen würde und Leo gegen mich aufhetzten würde. Ich verstand Jeannie nicht. Alle Mädchen finden es toll, wenn sie erfahren, dass wir wieder Rennen gefahren sind, doch Jeannie hat mich jedes mal angemeckert und mir Elend lange Vorträge gehalten, wie asozial, gefährlich und leichtsinnig es wäre. Ich raffte mich auf und fuhr nach Hause. Ich duschte mich, zog mir frische Klamotten an und packte einen Rucksack mit den nötigsten Klamotten. Meinen Rucksack warf ich ins Auto und ging noch einmal zum Zwinger. Kairo bellte, als er mich hörte und verstummte, als er mich sah. Mit einem Quietschen öffnete ich die Tür zu seinem Gehege und verließ es dann wieder. Der Hund rannte auf dem Grundstück rum und tobte sich aus. Mit einem leisen Klacken fiel das Gartentor ins Schloss und Kairo verschwand hinter einem zwei Meter hohen, eingezäunten dunklen Garten. Seufzend stieg ich in mein Auto und fuhr durch die Dunkelheit zu Leos Wohnung. Ich hatte ihr versprochen, die Post rein zu bringen und wichtige Briefe, die entweder von Til oder Kevin waren abzufotografieren und ihr zu schicken. Zwar passte diese Pflicht nicht ganz in meinen Alltag, aber ich tat es dennoch. Ich parkte vor dem Wohnhaus und schloss die Eingangstür auf. Im Flur waren die Briefkästen und nachdem ich den richtigen Schlüssel gefunden hatte, konnte ich den Berg an Briefen einsammeln, der mir entgegen kam und im Fahrstuhl anfangen sie zu sortieren. Es waren zu viele, um es in dieser kurzen Zeit zu schaffen, sodass ich mich in ihrer verlassenen Wohnung noch kurz auf die Küchenbank setzten musste und jeden einzeln in die Hand nahm. Es waren die unterschiedlichsten Briefe, einer langweiliger als der andere, was für mich bedeutete, ich müsste sie nicht öffnen. Diesmal war keiner von Til oder Kevin dabei und ich wollte gerade gehen, als ich den Brief von der Organisation sah. Interessiert nahm ich ihn und öffnete ihn. Er war uninteressant und ich überflog ihn nur. So wirklich verstand ich nicht, was die Leute von ihr wollten, bis mir ein Bild aus dem Umschlag fiel. Ein grauer Hund, hechelnd mit einem nicht wirklich netten Gesicht. Dagegen sah Kairo aus wie ein Lamm. Ich schüttelte nur den Kopf und legte alles wieder auf den Küchentisch. Ein neuer Problemhund für sie. Damit würde ich sie jetzt nicht nerven.


Keine zwanzig Minuten später war ich wieder an der Werkstatt, wo der Pick Up und der Bully bereits vor den Garagentoren standen. Beide hatten einen Anhänger hintendran mit unseren zwei Autos. Marcel kam Augen rollend auf mich zu.


„Wie lange brauchst du denn immer?!"-er, als ich ausstieg.


„Sorry"-ich und nahm meinen Rucksack aus dem Auto. Marcel stieg ohne ein weiteres Wort in mein Auto und fuhr es in die Werkstatt. Kurz darauf ging das Licht aus und er schloss die Türen ab.


„Worauf wartest du, steig' ein!"-er und warf mir meinen Autoschlüssel zu. Ich begann zu grinsen und öffnete die Tür meines Bullys.


„Arschloch"-ich lachend und knallte die Tür des Busses zu. Er nickte nur frech grinsend zu mir rüber und stieg in seinen Pick Up. Mit einem lauten Knattern startete er seinen Motor, doch er wurde kurz darauf von dem lauten, zufriedenen Brummen meines Bullys übertönt. Ich fuhr als erster aus der engen Seitenstraße und Marcel folgte. Die leeren Straßen Atlantas gaben uns Sicherheit. Bloß nicht erwischt werden. Als wir die Stadt verließen und auf den verlassenen Highway fuhren, drehte ich mein Radio auf und sah mit einem Lächeln in den Rückspiegel, wo der Pick Up von Marcel zu sehen war. Das waren die Tage, an denen ich das Wort Unendlichkeit definieren konnte.


Dreamer.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt