Go Solo - Tom Rosenthal
Es war laut im Klassenraum und alle packten bereits ihre Sachen zusammen. Unser Lehrer versuchte vergeblich gegen den Lärm anzuschreien, gab dann aber doch auf. Die Jungs warfen Papier durch den Raum und die Mädchen schminkten sich noch einmal nach, da sie scheinbar noch shoppen gehen wollten. Ich saß mit übergeschlagenen Beinen und verschränkten Armen auf meinem Stuhl und sah mich gefrustet um. Ich hatte einen schlechten Tag erwischt. Die Schule machte mich fertig. Lärm, nervenden Mitmenschen, Hausaufgaben und bei bestem Wetter im grauen Schulgebäude sitzen. Das Klingeln erlöste uns und ich drängelte mich durch die vielen anderen Leute. Die Bitches sahen mich herablassend an.
„Wie siehst du denn schon wieder aus?"-die eine Kaugummi kauend.
„Normal?"-ich genervt und ging weiter. Die Bitches folgten mir und riefen mir irgendwas nach. Meine Laune war schon schlecht genug gewesen, weswegen ich einfach nur meine Hand hob und ihnen den Mittelfinger zeigte. Ich drehte mich nicht um, sondern verließ Kommentarlos das Schulgebäude. Ein lautes Brummen war zwischen dem Lärm der vielen anderen Schülern raus zu hören. Ich hob mein Blick und sah, wie sich der rote Porsche durch die Schüler drängelte. Damian hielt vor der Schule und sah mich an.
„Kommst du?"-er mit einem fragenden Blick. Ich sah ihn skeptisch an und überlegte, ob ich nicht doch lieber den Schulbus nehmen sollte, stieg dann aber doch bei ihm ein. Ich schloss die Tür und er fuhr mit lautem Motor los.
„Vielleicht könntest du mich nicht noch mehr in den Fokus der anderen Stellen"-ich genervt und schnallte mich an.
„Wieso?"-er und bog ab.
„Weil ich ein Außenseiter bin und alle auf mir rum hacken?"-ich.
„Warum sagst du mir nichts?"-er
„Wieso sollte ich?"-ich
„Weil ich dir helfen könnte?"-er
„Bist du schon wieder auf Drogen?"-ich. Damian trat das Bremspedal bis zum Anschlag durch, setzte den Warnblinker und blieb am Seitenrandstehen. Er nahm die Hände vom Lenkrad und sah mich wütend an. Ich konnte wieder atmen, da sich der Anschnallgurt von meinem Brustkorb löste.
„Bist du wieder bei Verstand?!"-er mit zusammen gebissenen Zähnen. Ängstlich nickte ich. Damian sagte nichts mehr und fuhr den Porsche wieder an. Bis zu seinem Haus schwiegen wir. Er parkte vor dem Garagentor und stieg aus. Ich tat es ebenfalls und wollte durch das Gartentor das Grundstück verlassen.
„Mitkommen"-er und griff nach meinem Arm. Somit musste ich ihm folgen. Er schleppte mich in die Küche. Auf dem Küchentisch lagen etliche Dinge in Tütchen verpackt.
„Siehst du eine der Tüten offen?"-er. Ich sah kurz rauf und schüttelte den Kopf.
„Glaubst du mir jetzt, dass ich seit gestern nichts mehr geraucht habe?"-er. Ich nickte stumm.
„Warum zeigst du mir den Kram?"-ich
„Weil ich gestern bei klarem Kopf, war als ich es dir gesagt habe"-er
„Was gesagt?"-ich
„Das ich es ernst meine mit dir"-er mit zusammengebissen Zähnen, da er mich durchschaut hatte, dass ich wusste was er gemeint hatte. Ich atmete tief ein.
„Womit meinst du es genau ernst?"-ich
„Mit uns"-er
„Woher willst du wissen, ob ich es auch will?"-ich und ging zum Kühlschrank, um mir eine Cola zu nehmen.
„Deswegen"-er und zeigte auf meine Cola.
„Wegen einer Cola?"-ich
„Das würdest du dich sonst nicht trauen"-er bestimmt. Er hatte Recht. Ich seufzte und setzte mich auf einen Stuhl. Damian lehnte sich gegen die Küchentheke und musterte mich.
„Kannst du dich auch Mal äußern?"-er nach einiger Zeit.
„Was soll ich dazu sagen? Ja, ich finde dich toll, wie jedes Mädchen, aber ich habe teilweise echt Angst vor dir und du nimmst Drogen."-ich
„Was haben die Drogen damit zu tun?"-er
„Du bist undurchschaubar und die Drogen machen dich unberechenbar"-ich
„Ich rauche den Scheiß seit über zwei Jahren"-er.
„Und hat es dir gut getan oder irgendwas geändert?"-ich. Damian antwortete nicht und stand einfach nur stumm da.
„Um eins klar zustellen. Ich rede mit dir darüber, weil ich mir nicht sicher bin ob ich dich liebe, weil ich seit Jahren nicht mehr geliebt hab. Nur falls es der Fall ist, will ich dass du Bescheid weißt"-er. Ich nickte etwas verwirrt.
„Ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, mehr auf zu bauen, aber wenn ich es kann, musst du mit den Drogen aufhören"-ich
„Wieso?"-er.
„Drogen machen die kaputt und wenn ich dich Liebe, dann zerstören die Drogen auch mich"-ich
„Verstehe"-er
„Wieso planst du eigentlich Liebe? Liebe passiert und plant nicht"-ich
„Man kann Liebe zerstören, bevor sie passiert, wenn man weiß dass sie eh fehl am Platz ist"-er und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Was willst du damit bewirken?"-ich
„Nicht so elendig wie meine Eltern zu enden"-er.
„Du bist verrückt"-ich
„Sagt diejenige, die mit 16 alleine in einer Wohnung lebt und halbwegs in ner Kneipe mit lauter alten Männern groß geworden ist"-Damian sarkastisch. Ich musste leicht lächeln und stand auf.
„Ich muss Whisky abholen"-ich
„Das kommt noch hinzu. Wer nennt seinen Hund Whisky?"-Damian
„Mein Onkel"-ich. Kopfschüttelnd stand er im Türrahmen und sah mir zu, wie ich meine Schuhe anzog.
„Wo ist Richelle?"-ich
„Bei ihrem Vater"-er
„Ich dachte sie ist tagsüber hier?"-ich
„Ich fahr nachher los zum Unternehmen meines Vaters"-er. Ich nickte nur und verließ sein Haus. Damian war eine der seltsamsten Menschen die ich je gekannt habe. Er verschließt sich gegenüber einem, wendet sich ab und spricht dann über Liebe bevor sie entsteht. Zu seiner verwirrenden Persönlichkeit hinzu, nimmt er Drogen. Ich verstand jetzt wieso Kevin ihn ‚gefährlich' nannte. Weil Damian einen manipuliert. Zumindest Mädchen. Sein Aussehen und Auftreten zieht an und stößt gleichzeitig an. Den restlichen Tag ging mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf.
‚Kann so eine gefühlskalte Person überhaupt Lieben oder spielt sie einem alles nur vor?'
Wenige Wochen darauf bekam ich die Antwort völlig unerwartet.
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Dreamer.
Teen FictionEin zurückhaltendes Mädchen vom Schicksalsschlag getroffen und festgehalten und eine Junge der sich an Zigaretten festhält und Mitschüler mit seinem Auftreten verängstigt. Zwei Gegensätze die eigentlich nur eins wollen, wieder so glücklich sein, wie...