Così - Eros Ramazzotti
Die darauf folgenden Tage hörte ich nichts von Damian. Außer einer SMS wirkte er wie vom Erdboden verschluckt. In der einen SMS stand drin, dass ich am nächsten Wochenende auf Richelle aufpassen sollte, da er noch immer beim Unternehmen seines Vaters war, weil er es bald übernehmen wollte. Ich wollte ihm eigentlich wieder sprechen, tat es aber Richelle zur Liebe nicht. Durch die Zeit, die ich mit ihm verbracht hatte, war mein Selbstbewusstsein ihm gegenüber gewachsen, solange er nicht schlecht drauf und enorm ernst war. Dennoch, Damian meinte keins der Worte ernst, die er zu mir gesagt hatte, denn er behandelte mich genau wie die anderen Mädchen, die er vor mir hatte. Zudem waren wir nicht einmal ein Paar und Freundschaft konnte man es auch nicht wirklich nennen. Wir waren zwei Menschen die sich irgendwann mal durch Zufall trafen und niemand besseren in deren Umfeld hatten, weswegen sie Dinge zusammen machten. Ich verdrängte den Gedanken an Damian allerdings, da ich von Kev das Ok bekommen hatte, dass ich ihn besuchen konnte.
Der warme Sonnentang näherte sich dem Ende und die Sonne hing schon relativ tief über der Kleinstadt, als ich über eine der Brücken in ihr ging, die dieses typische verschnörkelte Geländer hatte. Ich atmete die warme Luft tief ein und spürte eine gewisse Vorfreude in mir. Ich ging durch einen alten und wahrscheinlich historischen Torbogen aus Sandstein und ging in den kleinen Park. Etliche Autos fuhren durch den Torbogen am Park vorbei, über die nächste Brücke und dann durch die Innenstadt. Sie waren alle auf dem Weg nach Hause von der Arbeit. Ich setzte mich auf eine Bank und sah den Leuten in den Autos zu, wie sie die Fenster runter gekurbelt hatten und die Sommerluft genossen. Ich lehnte mich zurück und meine Gedanken schweiften ab. Das große und gealterte Gebäude, das direkt hinter mir an den Park grenzte war zu. Hause von Hunderten "heranwachsenden" Soldaten. Sie wohnten, trainierten, lernten und lebten hier. Einer davon war auch Kevin. Mein großer Bruder war ein Teil dieser Männer geworden. Ich sah auf mein Handy. 7.30 pm, eigentlich müssten die jetzt alle Freizeit haben. Mit einem Kribbeln im Bauch, stand ich auf und ging zum großen Metalltor, dass das hellgelb gestrichene Gebäude eingrenzte. Einige Jungs im Alter meines Bruders kamen in kurzer Sportkleidung aus dem Tor und unterhielten sich. Sie gingen in Richtung Innenstadt und würden bestimmt essen gehen. Vier Jungs ließ mich schmunzeln. Sie gingen hintereinander her aus dem Torbogen, jeder sein Handy am Ohr. Es wirkte als würden sie miteinander telefonieren, jedoch redeten sie wahrscheinlich mit ihren Freundinnen. Zwei Jungs kamen ebenfalls in Sportkleidung durchs Tor und begannen zu Joggen. Mein Blick fiel auf einen Jungen in schwarzer kurzer Sporthose und weißem Tanktop. In seiner Hand sein Handy und er wirkte völlig abwesend. Als er zu der Gruppe Jungen kamen, die am Tor standen und sich unterhielten, sah er auf und lachte, weil die wahrscheinlich irgendwas lustiges gesagt hatten. Er nahm den Griff des Tores in die Hand und ging hindurch. Sein Blick sah sich suchend um und traf mich schließlich. Er lächelte schief und ging mit großen Schritten auf mich zu. Er breitete seine Arme aus und ich fiel in die Arme meines großen Bruders.
"Wie geht es dir?"-er lächelnd und strich mir Haare aus dem Gesicht.
"Gut und selbst?"-ich und atmete den Geruch meines Bruders ein, der komischer Weise frisch geduscht roch.
"Ich kann nicht klagen"-er uns grüßte einen anderen Jungen, der an uns vorbei ging.
"Und Chips?"-ich.
"Der macht sich sehr gut. Wollen wir Pizza essen gehen?"-er. Ich nickte und wir gingen gemeinsam über die, mit Autos überfüllte Brücke und suchten uns am Wasser ein Restaurant. An jedem anderen Restaurant wo wir vorbei kamen, grüßte Kev mindestens zwei Jungs. Scheinbar hatten alle nur abends Zeit um sich außerhalb der Militärschule zu Bewegen. Kev und ich bestellten jeder eine Pizza und redeten über Gott und die Welt. Wenn ich ihn besuchte, redeten wir so selten wie möglich über die Ausbildung zum Soldaten. Die Gespräche unter uns Geschwistern, war Kevin's Zuflucht aus dem harten Leben in den hellgelben Gemäuern.
"Wann kommst du wieder nach Hause?"-ich, als wir unsere Pizzen schon aufgegessen hatten und die letzten Schlücke unserer Cola tranken.
"Wenn nur zu besuch und ohne Chips."-er und stellte sein Glas wieder auf den Holztisch.
"Ich weiß"-ich.
"Im Herbst"-er seufzend.
"Okay"-ich und sah auf den See, der wie ein Meer sich erstreckte.
"Ist es nicht langweilig, so ganz allein in der Wohnung?"-er. In meinem Kopf flogen Gedanken umher, doch ich sprach sie nicht aus.
"Whisky ist doch auch noch da"-ich lächelnd.
"Aber auf Dauer ist er kein Ersatz mehr"-Kev. Ich nickte.
"Aber vorerst"-ich.
"Sonst hast du ja noch Marco"-er.
"Hm"-ich.
"Hast du mir was zu sagen?"-er.
"Naja"-ich seufzend.
"Erzähl schon"-er und bestellte eine neue Cola.
"Damian, du weißt?"-ich.
"Jaja"-er und wirkte relativ neutral.
"Er hat eine kleine Halbschwester. Wenn ich dich nächstes Mal besuchen komme, bringe ich sie wahrscheinlich mit"-ich.
"Wieso das? Passt du etwa auf seine Schwester auf?"-Kevin verwirrt und entsetzt.
"Jain. Aber du kennst doch Damian, er kann nicht mit Kindern"-ich.
"Wie alt ist sie?"-Kev seufzend.
"Wer? Richelle?"-ich.
"Wenn so die kleine heißt, ja"-er.
"Fünf Jahre alt"-ich.
"Mit solchen Kinder kann er wirklich nicht"-Kevin heiser lachend.
"Sie ist total lieb"-ich grinsend.
"Leo. Richelle ist nicht deine Schwester, also pass nicht allzu oft auf sie auf, ok?"-Kev. Ich nickte. Wir tranken aus und gingen langsam zurück zur Militärschule. Kevins Mitbewohner pilgerten ebenfalls in dieselbe Richtung. Ein Jung mit blondem Haar klopfte Kevin auf die Schulter.
"Du musst morgen früh gegen 7.00 am mit Chips in Richtung Süden"-er.
"Okay danke. Und du?"-er.
"Ich fahr in Richtung Norden, aber komme in drei Tagen zu euch runter"-er.
"Kommst du nachher mit in den Fitnessraum?"-mein Bruder.
"Jo. Wir sehen uns"-er und ging weiter in das Gebäude. Kev und ich verabschiedeten uns mit einer Geschwisterumarmung, ehe mein Bruder hinter dem Metalltor in dem hellgelben Gemäuer verschwand. Ich machte mich auf dem Weg zum Bahnhof und fuhr alleine zurück nach Atlanta.
DU LIEST GERADE
Dreamer.
Teen FictionEin zurückhaltendes Mädchen vom Schicksalsschlag getroffen und festgehalten und eine Junge der sich an Zigaretten festhält und Mitschüler mit seinem Auftreten verängstigt. Zwei Gegensätze die eigentlich nur eins wollen, wieder so glücklich sein, wie...