Adress in the stars - Caitlin & Will
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Als ich am nächsten Morgen gegen 10am wach wurde, hing eine dichte Wolkendecke über Atlanta. Beim Öffnen des Fensters schlug mir schwüle Luft entgegen. Müde und unmotiviert ging ich ins Bad, duschte mich und föhnte meine Haare. Ich verließ in Jeans und Shirt die Wohnung und ging über den Bürgersteig zum nächst besten Bäcker. Whisky folgte mir mit Abstand und hechelte mühselig vor sich hin. Er trug die Kette, die mir Nadine gestern gegeben hatte. Vor dem Bäcker wartete die Bulldogge, währenddessen ich mir ein belegtes Sandwich kaufte. Der Rückweg zur Wohnung dauerte noch länger als der Hinweg, da Whisky einfach nicht vorankam. Ich frühstückte alleine am Küchentisch mit Blick auf die Straße vor dem großen Wohnhaus. Meinen benutzten Teller stellte ich in die Spülmaschine und schmiss mich dann auf die Couch. Der Fernseher lief fast den kompletten Vormittag, währenddessen ich nebenbei im Internet rum surfte und mich langweilte. Gegen 2pm begann Whisky zu jaulen, da er raus musste. Lustlos raffte ich mich auf und verließ dann doch noch das Haus. Ich ging langsam in Richtung Park und zog dabei den Hund hinter mir her. An eine lange Runde um den See war mit dem alten Hund gar nicht erst zu denken, weswegen ich mich auf eine Parkbank setzte. Meine Gedanken schweiften weit weg. Nicht greifbar und nicht real. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn Dad plötzlich doch nach Hause kommen würde mit Bo. Nach vier Jahren, einfach so. Er würde sagen: „Hey hier bin ich! Habt ihr mich vermisst? Was macht die Schule? Wollen wir heute Abend alle zu Chris rüber und Hockey gucken? Ich hab Hunger! Habt ihr was Ordentliches im Haus. Und sorry das Bo so dreckig ist, ich wollte keine Zeit damit verschenken ihn bei der Kaserne zu waschen und bin direkt nach Hause gekommen“. Er würde lachen und Bo würde sich auf dem Teppich suhlen und alles dreckig machen. Der große Hund würde sich freuen uns alle wieder zu sehen und jeden an sabbern, der ihm in den Weg kommt. Es würde alles nach Hund stinken und Dad würde seine Arbeitsklamotten in der Waschmaschine waschen. Er würde in Unterhemd und Jogginghose durch die Wohnung laufen und das reinste Chaos verbreiten. Er würde mit Til über Kevs und meine Noten sprechen und mit uns, seinen Kindern, jede Menge scheiße labern. Er würde kaum ein Wort über seinen Auslandeinsatz verschwenden. Er würde bei uns sitzen und er selbst sein. Der TJ, der seine Kinder liebt, sie schätzt und für den wir das einzig wirklich wertvolle in seinem Leben wären. So war er immer gewesen. Immer wenn er von seinen Einsätzen zurück kam und die wenigen Wochen zu Hause mit uns genoss.
Ich atmete tief durch. Und dann ging er und kam nie wieder und diese wunderbare Zeit war für immer verschwunden. Damals als meine engen Freunde, die inzwischen alle weggezogen waren, immer fragten, ob es nicht schwer sei Tochter eines Soldaten zu sein, hatte ich immer mit ‚nein‘ geantwortet, denn es war es auch nie wirklich gewesen. Seitdem ich denken konnte war Dad ein Soldat und mir wurde früh erklärt, dass er vielleicht eines Tages mal nicht wieder kommen würde. Doch er kam immer wieder, weswegen diese Sorge in meinem Kinderkopf nie Platz hatte. Ich wurde älter und ab und zu hatte ich Angst, dass Daddy was passieren könnte. Doch dann rief ich ihn immer an und er versicherte mir, dass alles gut wäre und er bald wiederkommen würde. Ich lebte also nie wirklich in Angst um meinen Vater, sondern immer in Vorfreude meinen Dad bald wieder zusehen. Wenn ich heute darüber nachdenke, wurde mir klar, dass mein Vater mit Abstand der beste Dad der Welt war. Anders als andere Kinder habe ich meinen Vater sehr selten gesehen und kam dennoch besser mit ihm klar, als einige meiner Freunde, die in normalen Familien lebten. Vor genau vier Jahren verschwand mein Vater mit Bo für immer, und ich, ein kleines 13 jähriges Mädchen, dass mit ihrem großen Bruder bei ihrem Onkel lebte, blieb allein in dieser großen und fremden Welt.
Ich zuckte kurz vor Schreck zusammen, da ich so in Gedanken war, dass ich nicht bemerkte, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte. Ich sah die große Person an und musste feststellen, dass es sich um den rauchenden Damian handelte.
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Dreamer.
Teen FictionEin zurückhaltendes Mädchen vom Schicksalsschlag getroffen und festgehalten und eine Junge der sich an Zigaretten festhält und Mitschüler mit seinem Auftreten verängstigt. Zwei Gegensätze die eigentlich nur eins wollen, wieder so glücklich sein, wie...