Jeannies letzter Tag in Atlanta

9.4K 422 0
                                    

Clouds - Zach Sobiech

_______________________________________

Als ich an diesem warmen und sommerlichen Morgen auf den Balkon zu meinem rauchenden Bruder raustrat, lag eine gedrückte Stimmung in der Luft. Jeannie würde heute nach New York zurückkehren und morgen würde die Schule wieder beginnen. Beides war eine Last auf meinen Schultern. Einerseits war da die Tatsache, dass meine beste Freundin wieder wegfliegen würde, andererseits war da die Gewissheit, dass Kev, Marco, Nadine und all die anderen bald fertig mit der Schule waren und ihre eigenen Wege gehen würden. Marco müsste arbeiten, Nadine würde nach Chicago gehen und Kev, der würde irgendwo in der Pampa seine Ausbildung zum Soldaten mit Chips starten. Was das für mich bedeutete, war ja klar. Ich wäre alleine. Ganz alleine. Obwohl, da waren ja auch noch Marcel und Damian. Aber von Damian hatte ich seit seinem Besuch in unserer Wohnung nichts mehr gehört. Ich spürte einen Arm über meiner Schulter und sah zu meinem Bruder hoch.

„Die Zeit rennt“-er.

„Das kann man laut sagen“-ich.

„Dad ist nun seit vier Jahren nicht mehr unter uns“-er seufzend.

„Wieso erinnerst du mich dran?“-ich monoton.

„Weil bald sein Tag ist“-er

„Was machen wir dieses Jahr. Es ist das erste Jahr, wo Til nicht da ist“-ich und sah ihn fragend an. Er nahm sein Arm wieder weg und sah auf sein Handy.

„Keine Ahnung. Ich bin an dem Tag nicht Atlanta“-Kev.

„Wir sind alle mal nicht an einem Ort?“-ich skeptisch. Er nickte.

„Mein Chef wird mir deswegen nicht frei geben“-er nüchtern. Ich nickte nur und starrte auf die Straße. Ich wäre an diesem Tag also alleine mit Whisky.

„Wolltest du jetzt noch mit Jeannie zu Damian?“-er und spannte sich an.

„Ja, Jeannie wollte nach den ehemaligen Hunden von ihrem Vater sehen und sich von Damian verabschieden“-ich

„Und Marcel?“-er

„Der kommt erst heute Abend von Hawaii wieder“-ich.

„Stimmt“-Kev und nahm einen Zug seiner Zigarette.

„Leo!“-Jeannie durch die Wohnung.

„Ja!“-ich und drückte meinem Bruder einen Kuss auf die Wange. Er wuschelte nur durch meine Haare und sah mir hinter her, wie ich mit meiner besten Freundin die Wohnung verließ.

„Was ist los mit Kev?“-Jeannie, als wir in die Straßenbahn stiegen.

„Was sollte sein?“-ich.

„Er ist anders. Angespannter und unzufriedener.“-sie

Dreamer.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt