Love Hurts - Incubus
Leonies Sicht
Gefrustet warf ich den ungeöffneten Brief der Stadt Atlanta in den Papiermüll unter der Küchentheke und nahm mein Handy und meinen Rucksack, um die Wohnung zu verlassen. Montagmorgen an einem Schultag. Ich war müde, lustlos und das sich Damian bei mir nie meldete machte es nicht besser. Ich hatte vergeblich versucht, ihn in den Tagen in denen ich in New York war zu erreichen. Immer war die Mailbox angegangen und ich war jedes Mal enttäuscht und gefrustet gewesen. Keine SMS, kein Anruf, nichts. Dass er in der Stadt war, wusste ich. Ich konnte über eine App orten. Dementsprechend wusste ich auch, dass sein Handy war und er es nutzte. Ich, seine Freundin, hatte nur über diese App Zugang zu seinem Leben. Er war meist unterwegs und pendelte zwischen Marcels Haus und der Werkstatt. Er fuhr meist spät abends nach Hause, manchmal blieb er, beziehungsweise sein Handy, über Nacht in der Werkstatt. Meine schlechte Laune überschattet sogar den Brief von der Organisation, in der mir mitgeteilt wurde, dass sie einen Hund für mich hätten. Es war unangenehm zu merken, welchen Einfluss Damian auf mich hatte.
Genervt betrat ich die Schule, ging zu meinem Spind und sperrte meine Tasche ein. In den ersten zwei Stunden hätte ich Training mit den Cheerleadern und dann Spanisch. Die Mädels ignorierten meine schlechte Laune, fragten jedoch nicht nach dem Grund, sondern zogen mich mit in ihre Motivation und gaben alles, damit ich die zwei Stunden voll konzentriert trainieren konnte. Es war das, was ich an diesem Team liebte. Jeder hilft jedem.
Nach den zwei Stunden Training, verließ ich erschöpft die Sporthalle und ging in Richtung meines Spindes. Plötzlich hörte ich hinter mir feste Schritte auf mich zu kommen und spürte kurz darauf eine Hand auf meiner Schulter, die mich ruckartig um 180° drehte. Geschockt sah ich das ernste Gesicht meines Freundes. Als ich dies realisierte, sah ich ihn wütend an.
„Meldest dich Tage lang nicht und tauchst dann in der Schule auf, geht's noch?!"-ich, zügelte aber meine Wut, um nicht die ganze Aufmerksamkeit der anderen auf uns zu lenken. Er sagte nichts, blieb ernst und nahm mein Handgelenk. Zügig zog er mich durch die Menschen und bog mehrfach im Schulgebäude ab. Schlussendlich landeten wir bei den Biologieräumen. Er öffnete die Tür zu einem, schon seit Jahren unbenutzten Hörsaal und schloss hinter uns die Tür. Erst jetzt ließ Damian mein Handgelenk hoch, verschränkte seine Arme vor der Brust und sah emotionslos zu mir runter.
„Wo bist du gewesen? Wieso hast du dich nicht gemeldet?"-sprudelte es aus mir raus. Er legte seine eine Hand vor meinen Mund und sah auf einmal wütend aus.
„Ich erzähle dir von mir aus ganz genau wann ich wo war, aber erstmal musst DU mir was erklären"-er wütend.
„Was denn bitte?"-ich und verschränkte empört die Arme vor der Brust. Damian nahm einen Briefumschlag aus seiner inneren Jackentasche und hielt ihn mir vor die Nase. Ein weiterer Brief von der Stadt.
„Ich sollte wichtige Briefe öffnen und dir schicken"-er und sah mich abwartend an.
„Was willst du eigentlich?"-ich genervt und riss ihm den Brief aus der Hand und wollte gehen, doch er hielt mich fest.
„Leonie! Wieso hast du mir nichts davon erzählt"-er bestimmt. Ich lehnte mich gegen die vorderste Reihe der Tischreihen und sah ihn kopfschüttelnd an.
„Was hätte es gebracht, außer Streit?"-ich
„Eine Lösung"-er
„Tz. Und was für eine? Eine neue Familie?"-ich schnippisch. Er sah mich ohne jegliche Reaktionen an und schwieg.
„Denkst du wirklich, sie lassen ohne jegliche Aufsicht, eine 16 jährige in einer Wohnung mitten in Atlanta leben? War doch klar das ein Nachbar Wind davon bekommt und die Stadt informiert"-ich und sah gefrustet gegen die Wand.
„Wieso. Hast. Du. Nicht. Mit. Mir. Darüber. Geredet."-er und betonte jedes einzelne Wort.
„Was hättest du getan? Die Stadt mit Geld erpresst, dass sie den Prozess einstellen?"-ich sarkastisch.
„Nein"-er kühl.
„Sondern?"-ich
„Mit Jordana geredet, was ich auch getan habe"-er monoton.
„Und was soll das bringen? Das ich jetzt eine Pflegemutter habe, oder was?"-ich
„Zumindest eine Erziehungsberechtigte in dieser Stadt"-er.
„Schön, heißt das ich soll jetzt bei euch einziehen, oder wie?"-ich wieder sarkastisch.
„Nein, du musst dich nur ab und zu bei uns blicken lassen, wenn die Stadt zum Prüfen kommt"-er. Ich seufzte und sah ihn an.
„Danke"-ich und legte meine Arm um seinen Hals. Er nahm mich ebenfalls in die Arme und wir schwiegen. Nach einiger Zeit brach er die Stille.
„Du hast den Bundesstaat verlassen, obwohl die Stadt dich aufgefordert hat, es nicht zu tuen. Wenn es raus gekommen wäre, hätten sie dich ins Gefängnis stecken können"-er.
„Ich weiß"-ich leise und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust.
„So unschuldig und ängstlich wie ich dachte, bist du gar nicht"-er und ich wusste, dass er grinste. Ich atmete tief ein und sah Damian an.
„Wo warst du?"-ich
„Mit Marcel unterwegs"-er
„Wo genau?"-ich
„Augusta, Macon, Columbus. Einmal Quer durch Georgia"-er.
„Warum?"-ich skeptisch.
„Einfach einmal mit den Autos unterwegs sein. Haben wir früher öfters gemacht"-er. Ich nickte. Es klingelte zur Spanischstunde.
„Ich hole dich nach der Schule ab und wir fahren ins Rathaus und treffen dort Jordana. Sie wird unterschreiben, dass sie für dich im Notfall haftet"-er.
„Okay"-ich. Er lächelte leicht und küsste mich auf die Stirn. Wir verließen den Biologiehörsaal. Er verließ die Schule durch einen Nebenausgang und ich stürzte mich in die Doppelstunde Spanisch.
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Dreamer.
Teen FictionEin zurückhaltendes Mädchen vom Schicksalsschlag getroffen und festgehalten und eine Junge der sich an Zigaretten festhält und Mitschüler mit seinem Auftreten verängstigt. Zwei Gegensätze die eigentlich nur eins wollen, wieder so glücklich sein, wie...