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Inzwischen war es schon Mitte Oktober. Die Schule hatte wieder begonnen und ich war zu einem neuen Alltag gekommen. Ein Alltag mit einem neuen Pferd, dass ich reiten konnte und ein krankes Pferd, dass ich pflegen musste. In der Schule lief es so naja. In den ersten Wochen fiel es mir sehr schwer wieder rein zu finden, aber mittlerweile ging es.
Der Wecker meines Handys weckte mich an einem Mittwochmorgen mit lautem Geklingel. Ich zog die Bettdecke höher und drehte mich um in der Hoffnung, dass es nur ein Traum war und ich noch weiter schlafen konnte. Fehlalarm! Widerwillig schaltete ich das doofe Ding aus und schlüpfte aus dem Bett. Unmotiviert schlürfte ich ins Bad und wusch mir das Gesicht. Bei dem Blick in den Spiegel fragte ich mich was ich heute Nacht gemacht hatte? Sah zumindest nicht nach ruhig schlafen aus. Mit Hilfe eines Sprays bändigte ich meine Mähne und zog mich um. Am liebsten wäre ich in meinen Schlafklamotten geblieben, dann gab es aber gewaltigen Ärger mit meinen Eltern und meiner Lehrerin.
Meine Mum fand ich am Esstisch, während mein Dad vor der Kaffeemaschine stand.
„Guten Morgen." sagte ich halbwegs besser als ich es mir gedacht hatte. Ich setzte mich und nahm ein Schluck von dem Tee der auf meinem Platz stand.
„Na?" meine Mum war definitiv ein Morgenmensch. Immer gut drauf und am produktivsten am Morgen. Sie strahlte wie einSonnenschein und las irgendeine Zeitschrift.
„Schatz, kannst du bitte die Schlüssel wieder auf die Kommode zurück legen wenn du daheim bist?" mein Dad sah mich an. Ich nickte nur. Er brummelte und ließ sich auf den Stuhl neben mich sinken.
„Warum hast denn so schlechte Laune?"
„Wir haben heute Mathe!" ich sah Mum erwartungsvoll an, vielleicht konnte sie sich ja in mich hineinversetzen und fühlt das Gleiche wie ich jetzt. Aber es war hoffnungslos.
„Ach Leni, du bist in der 13 Klasse, ich dachte das hätten wir schon durch. Nur wegen einem kleinen Fach gleich den Morgen beleidigen." sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Ich sah sie fassungslos an. Wow!
Nachdem ich gefrühstückt und mir die Zähne geputzt hatte verschwand ich durch die Haustür. „Bis nachher!" rief ich noch und ließ dann die Tür ins Schloss fallen. Ich schloss das Auto auf unden ließ mich in den Sitz fallen. Es herrschte Eiseskälte! Schnell schaltete ich die Heizung an. Ich parkte das Auto aus der kleinen Lücke und fuhr schließlich auf die Straße raus. Beim Bäcker neben unserer Schule machte ich halt.
„Guten Morgen." begrüßte ich die Verkäuferin, sie lächelte mich an. Gott sie tut mir leid! So früh morgens schon hier zu stehen und gute Laune zu haben.
„Ein belegtes Brötchen und einen Kaffee bitte." sagte ich zu ihr. Mit meinem Frühstück für die Pause verließ ich den Laden und marschierte in die Schule hinein. Wie ich diesen Ort liebte. Zoe hatte es gut, sie hatte Mittwochs erst zu zweiten. Sie würde noch seelenruhig schlafen, in ihrem warmen Bett. Ich schleppte mich in den Raum und setzte mich. Nach 2 Stunden verließ ich ihn wieder. Ich war über diese Stunden wach geworden und bei etwas besserer Laune, nicht das der Unterricht gut verlief, nein ich war froh das es vorbei war.
Um 14:56 Uhr verließ ich das Schulgelände komplett und freute mich auf den Stall. Mit einem grinsen im Gesicht fuhr ich heim. Ich schaltete das Radio ein und drehte gleich ein bisschen auf als ich erkannte welcher Song gerade spielte. Me! von Taylor Swift. Ich pfiff leise mit. Daheim parkte ich das Auto wieder und stieß die Haustür auf.
„Da bin ich." sagte ich und lächelte meinen Vater an der mir entgegen kam.
„Schlüssel." sagte er und sah auf meine Hand. Ich trat ein paar Schritte rückwärts legte den Schlüssel auf die Kommode und ging dann in mein Zimmer. Dort zog ich mich um und machte mir einen Zopf.
„So, bin wieder weg!" Lies ich meine Papa wissen und verließ das Haus wieder. Am Stall angekommen atmete ich die Luft ein. Ah, ein toller Geruch. Zuerst begrüßte ich Sweetie mit einer Karotte und ein paar Streicheleinheiten. Dann lief ich hinter zu King und Prince die auf ihrem Sandteil standen und dösten.
„Na tut die Sonne gut?" über den Mittag hatte sich die Sonne doch entschieden uns ein wenig zu wärmen. Die zwei braunen sahen mich erwartungsvoll an, verfielen dann aber wieder in ihre alte Pose zurück. Ich machte auf dem Absatz kehrt und stiefelte auf die Sattelkammer zu. Aus dem Spind von King kramte ich die Putzkiste, Bandagen, Schabracke und Dressursattel heraus. Das schleppte ich zum Putzplatz. Und schließlich holte ich noch King, der sich überreden ließ mit mir mitzukommen. Ich putze ihn ausgiebig. Dabei fiel ein ganzer Berg Haare von ihm auf den Boden. Oh Gott! Daraus konnte man ja schon fast was stricken. Ich strich über seinen Hals.
„Du genießt das Leben hier?" murmelte ich. King stand ganz gelassen und ruhig da und schloss nur halb die Augen. Ich atmete tief ein. Was ein ruhiger Mittag. Komisch eigentlich, normalerweise war um diese Zeit volles Haus. Ich bürstete den Schweif von meinem Pferd behutsam nachdem ich ihn mit Schweifspray eingesprüht hatte. Dann schwang ich die Schabracke und Sattel auf seinen Rücken. Mit ein paar Handgriffen saß der Sattel perfekt und ich schloss den Gurt. Geschickt umwickelte ich die Beine meines Pferdes mit den passenden Bandagen.
„Komm gleich." flüsterte ich zu King und lief wieder zu meinem Spind. Diesmal zog ich meine Stiefel und Helm an. Nach kurzem Überlegen nahm ich auch die Abschwitzdecke mit. Es war sehr kalt, trotz Sonne und King wird ziemlich dolle schwitzen bei seinem Fell, also Decke muss mit. Die Trense schwang ich über die Schulter.
Ich führte King die ersten Runden Schritt in der Halle und saß dann erst auf. Ein noch sehr ungewohntes Gefühl auf ihm zu sitzen, aber ein schönes. Ich vertraute King mitteile schon ganz gut. Klar war er immer noch sehr jung und musste noch total viel lernen, aber er war brav und ein toller Lehrpartner.
Claudia betrat die Halle und begrüßte uns.
„Und alles klar?" fragte sie mich, während sie sich auf den Stuhl in der Ecke setzte.
„Ja alles prima. Und gibts bei dir was neues?" fragte ich sie. Ich blieb kurz stehen und gurtete nach.
„Nicht wirklich. Wollen wir anfangen?" sie stand wieder auf und lief zu mir in die Mitte.
„Oh Gott hat der Fell gekriegt? Ich glaube da kannst du heute ganz schön lange trocken reiten. Hast du nicht vor ihn zu scheren?" sie klopfte den Hals von meinem Fellmonster.
„Drüber nach gedacht Ja, aber dann zum Entschluss gekommen es zu lassen."
„Warum? Willst du jedes Mal 30min Schritt reiten?"
„Besser als runter zu fallen." meinte ich,
„Warum runter fallen?" sie sah mich verwundert an.
„Naja, er ist noch jung und wenn er will kann er schon mal gut los rennen und Buckeln. Und wenn ich ihn dann schere wird er bestimmt ziemlich knackig sein. Vor allem wenn solche Temperaturen herrschen."
„Da hast du zwar recht, aber ich würde ihn trotzdem scheren. Glaub mir, es geht dir dann auf die Nerven." sie zog die Augenbrauen hoch und stützte sich auf ihrem Rechten Bein ab. Dann begannen wir mit dem Unterricht. Claudia nahm meine Decke und kuschelte sich darin ein. Wir begannen mit ein paar Bahnfiguren und Handwechsel, erst im Schritt dann im Trab. Später fingen wir an mit Zirkel verkleinern, vergrößern und dann auch mit Übergängen. King stellte sich sehr gut an. Er war sehr aufgeweckt aber trotzdem händelbar und aufmerksam. Er war sehr motiviert und lauffreudig. Ich lobte ihn immer wider und sprach ganz viel mit ihm.
„Bleib locker Leni." Claudia grinste und schüttelte ihre Schultern. „Bleib wieder mehr außen dran um zu begrenzen. Du musst ihn noch mehr unterstützen." meinte sie. Ich gab am äußeren Zügel vermehrte halbe Paraden.
Nach einer kurzen Schrittpause gingen wir über in die Arbeitsphase und nahmen auch den Galopp dazu. King setzte am Anfang zu ein paar Bucklern an aber ließ sich dann ganz normal weiter reiten. Inzwischen ritten wir schon ganz gut am Zügel und waren auf einem guten Weg in der Dressurausbildung. Außerdem ritt Claudia Prince und King zwei mal in der Woche. Donnerstags und Sonntags. Was mir einiges erleichterte und so King einfach viel schneller und besser etwas verstand und somit auch lernte. Claudia warf mir die Decke über und klopfte den Hals meines Pferdes.
„War gut heute. Morgen komm ich so um fünf. Wenn du da bist, kann ich dir dann auch noch mal etwas erklären zum unterstützen außen." ich nickte. Dann machte ich mich auf die Reise vom trocknen des Fells meines Plüschhasen. Ganze 27min dauerte es bis das Fell wieder zu einer relativ trockenen und weichen Wolle geworden war. Ich stieg ab und band King wieder an. Ich nahm ihn den Sattel ab und bandagierte seine Beine aus. Mit einer Bürste versuchte ich sein verklebtes Fell zu entkleben und kratze die Hufe aus. Als Belohnung bekam er einen Apfel und ich bereitete ihm eine Schüssel Mash vor. Die fraß er genüsslich!

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt