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Der Morgen kam schnell, verflog aber wie der Wind. Er nahm den Nebel über den Wiesen mit und schickte uns die Sonne, die uns den ganzen Tag verfolgte. Joey und ich hatten gefüttert und gefrühstückt, schließlich war er gefahren und Zoe kam. Wir machten die richtige Futtertour und stellten alle Pferde auf die Wiese. Schließlich schnappte jeder von uns eine Schubkarre und fingen an die Boxen zu misten. Um kurz vor elf hatten wir es geschafft alle Boxen sauber zu haben. Zoe holte sich Penny von der Wiese und ich verdrückte mich kurz ins Haus. Ich wartete nämlich noch auf einen sehr wichtigen Anruf. Etwas nervös lief ich das Büro auf und ab. Dann endlich klingelte mein Handy. Ich nahm es vom Schreibtisch und lauschte.
„Hallo?" fragte ich.
„Ach ja hallo! Ich freu mich sehr darüber, dass sie sich das ganze noch mal durch den Kopf gehen lassen haben." es war Frau Mesner. Sie und ihre Tochter waren vergangene Tage bei unserem Lehrgang gewesen und Joey und ich hatte ihrer Tochter, Lisa und ihrem Fuchs Calli Unterricht gegeben. Sie sind schon ein gutes Team nur ist Calli nicht ganz so einfach da ihm noch viel Ausbildung und Erfahrung fehlt. Die Mutter von Lisa hatte mich also gefragt gehabt ob ich nicht Lust hätte Calli zu bereiten. Sie würde viel von mir halten und sie könnte sich gut vorstellen, dass ich mit ihm klar kommen würde. Ich hatte dankend abgelehnt. Erstmals hatte ich nicht wirklich den Eindruck davon, dass sie Ahnung von Pferden hatte und das sie noch weniger Ahnung vom Reiten hatte. Seit gestern Abend schwirrte mir dieser Vorschlag wie verrückt im Kopf herum, es hatte mich ziemlich gereizt als Joey sagte er muss das alles finanzieren. Ich will nicht zu den Frauen gehören die ihre Männer schuften lassen nur um sich alles kaufen zu können was sie wollen. Ich wollte auch Geld verdienen und mir meine eigenen Sachen kaufen. Man muss eben klein anfangen.
„Ja ich habe es mir überlegt. Ich würde sehr gerne mit Calli arbeiten." meinte ich.
„Hach das freut mich! Das wird ganz fantastisch!" ich hörte wie ihre Stimme sich aufregend erhöhte. Ich lächelte schief, was ein Glück konnte sie es gerade nicht sehen. Wir klärten ab, dass ich Dienstags, Donnerstags und Freitags käme. Dienstags würde ich Lisa Reitstunde geben und Donnerstags und Freitags würde ich mit ihm arbeiten. Wir vereinbarten immer für 17 Uhr. Das passte perfekt.
„Vielen dank! Bis morgen!" verabschiedet ich mich. Mein erstes Berittpferd! Ich sprang ein wenig in die Luft. Von Freude überwältigt rannte ich hinaus und erzählte dies sofort meiner besten Freundin. Sie Stand im Round Pen und longierte Penny.
„Das gibts nicht? Warum hast du nicht früher etwas gesagt?" sie freute sich, auf ihre Art und Weise. „Leni das ist Hammer!"
„Ja oder?" und das war es auch wirklich. Die Dressurstunde mit Mali und Prince verliefen sehr gut. Ich hatte ein gutes Gefühl bei der Sache und merkte unsere Fortschritte. Auch Prince verhielt sich top und konnte etwas angeben durch den Lehrgang. Claudia war auch sehr mit King zufrieden. Sie hatte ihn geritten und glücklich von ihm abgesessen.
„Die zwei machen sich schon ganz schön gut!" meinte sie. Joey kam um sieben. Ich hatte die Zeit mit füttern, reinholen, kehren herum getrieben. Es gibt nun immer etwas zu tun! Wir aßen zusammen und ich ließ die Bombe platzen. Ich hatte Angst er würde aufspringen und anfangen zu fluchen, so wie ich gestern aber er freute sich.
„Leni das ist echt cool! Ich freue mich total, aber woher der plötzliche Sinneswandel?"
„Naja, ich möchte auch Geld verdienen. Ich weiß es hört sich doof an, aber ich will nicht von dir abhängig sein. Verstehst du?" 
„Ja klar, alles gut. Ich freu mich darüber." und wie ich mich erst freute.
Ich hatte die morgendliche Arbeit mit Zoe gemeistert und hatte mit King bei der Gymnastik angefangen. Ich hatte ein paar Cavalettis auf beiden Zirkellinien auf dem Platz aufgebaut und lies King immer wieder locker lässig darüber springen. Manchmal baute ich einen kleinen Wechsel ein. Manchmal klappte es, manchmal war er dann doch noch etwas überfordert mit der Koordination seiner Füße. Prince ritt ich danach das gleiche. Er machte das auch sehr gut, nur nicht ganz so lässig wie King. Prince ist eben mit mehr Energie versehen. Mali machte es am besten. Sie hatte totalen Spaß daran über die kleinen Dinger zu hüpfen und war immer gespannt was als nächstes kommen würde. 
Schließlich war es soweit. Ich Stand vor der Einfahrt des Hofes. Ich trat ein und sah mich um. Links neben mir erstreckte sich eine Stallgasse, rechts ebenfalls. Und vor mir ein rießen großer Dressurplatz, daneben der Springplatz und die Halle ich staunte nicht schlecht.
„Da bist du ja." Frau Mesner kam auf mich zu getorkelt. Mit ihrer etwas runden und kleinen Figur sah das nicht wirklich nach laufen aus. Ich begrüßte sie freundlich. Lisa lief mir in der Stallgasse entgegen.
„Hallo Lisa!" sagte ich auch zu ihr. Sie winkte. Man merkte ihr an, dass sie aufgeregt war. Die beiden führten mich zu Calli. Er stand am Putzplatz, links und rechts angebunden und sah uns neugierig an. Ich lies ihn meine Hand beschnüffeln.
„Und, willst du reiten Lisa?" fragte ihre Mutter sie. Sie nickte und lief davon. Ich vermutete, dass sie ihren Helm holte, ansonsten gäbe es nämlich wenig Sinn. Ich strich über das Fuchsfarbene Fell. Er sah meiner Malibu so unfassbar ähnlich. Ich wäre nicht verwundert wenn mir jemand sagen würde die zwei wären Geschwister. Zumindest irgendwie miteinander verwand. Ganz ausschließen konnte man sowas ja nie. Lisa kam, wie ich vermutet hatte, mit ihrem Helm zurück. Sie legte die Trense an Callis Kopf und führte ihn raus.
„In die Halle oder auf Platz?" die Frage war an mich gewendet.
„Wie du das möchtest." meinte ich. Sie lief schnurstracks in die Halle. Sie saß in der Mitte der Halle auf und lies ihn Schritt laufen.
„Lass die Zügel ruhig am Anfang ganz lang, dann kann er sich alles anschauen und dehnt sich selbst einwenig." legte ich sofort mit dem Unterricht los. Die Mutter von Lisa hatte es sich auf der Bank am Rand gemütlich gemacht und sah uns gebannt zu. Zögerlich lies Lisa die Zügel aus ihrer Hand rutschen. Ich merkte wie schwer es ihr fiel. Offenbar hatte Calli sich das ein oder andere mal erschreckt. Um beiden ein bisschen Kopfarbeit zu geben gab ich ihnen die Aufgabe den Takt vom Schritt aufrecht zu erhalten und Lisa die korrekte Bewegung mitging.
„Immer wieder kannst du ihn mit deiner Hüfte dazu auffordern vorwärts zu gehen. Deine Hüfte muss eine Bewegung von einer Acht machen." ich zeigte ihr vom Boden aus was ich meinte. Ich lies mein Becken in achtförmigen Bewegungen kreisen. Lisa musste etwas lachen, aber es klappte. Sie musste lächeln.
„Siehst du es klappt!" meinte ich.
„Okay, nimm die Zügel jetzt etwas mehr auf und spiele außen etwas ab, damit er weiß das es jetzt losgeht." Lisa griff eilig die Zügel nach.
„Nicht so schnell, lass dir zeit, es ist alles okay." sie schluckte hart. 
„Gestern ist er losgerannt als ich anfangen wollte." brachte sie heraus.
„Gestern, aber nicht heute. Heute bin ich da." ich lächelte sie an. Sie biss sich auf die Lippen.
„Pariere außen leicht ab und wende ihn zu einem Zirkel ab, nur über außen. Das haben wir die letzten Tage doch auch gemacht. Außen begrenzen und Innen stellen. Nimm deinen äußeren Schenkel auch dazu." Lisa war total konzentriert und befolgte meinen Anweisungen. Ich spürte ihr Aufregung, dass wir nicht ganz so gut, denn Calli konnte sie umso mehr spüren. Aber er war brav. Wir trabten an und ich lies sie ganz viele Bahnfiguren reiten. Beide wurden etwas lockerer, wir nahmen Übergänge bei den Bahnfiguren dazu. Calli war schlau und trabte manchmal von alleine an.
„Lass ihn ein paar mehr Tritte Schritt gehen. Sonst überlistet er dich." sie musste grinsen. Es funktionierte. Calli wurde aufmerksamer und befolgte den Schenkelbruch seiner Reiterin.
Die restliche Stunde verlief gut, ich war zufrieden und meine Schülerin auch. Sie saß strahlend auf ihrem Fuchs und bedankte sich.
„Das war echt klasse!" meinte sie.
„Gern geschehen, ihr habt das auch super gemacht." ich lief zu ihrer Mutter die aufgestanden war und genauso strahlte wie ihre Tochter.
„Hier für dich." Frau Mesner hielt mit 25€ hin. Ich nahm sie etwas zögerlich.
„Hatten wir nicht 15€ gesagt?"
„Ich bezahle jeden dafür meine Tochter so glücklich zu machen." sie deutete auf Lisa die immer noch strahlte und Calli lobte.
„Viele dank!" meinte ich. Ich begleitete die beiden noch nach draußen und stieg schließlich in mein Auto. Ich war stolz wie Oskar! Mein Geld. Es war ein atemberaubendes Gefühl dafür Geld zu bekommen um jemanden Glücklich zu machen und dabei das zu tun was mir am meisten Spaß macht! Ich kam stolz daheim an und steckte die 25€ in eine Box mit Blumen darauf. Diese verstaute ich in einer Schublade im Schlafzimmer.

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt