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Nachdem Ina Madi warm geritten ist, saß Nessi auf und ich gab ihr Unterricht. Dabei hatte ich Ina auf meinem Schoß sitzen.
„Mama macht das toll!" sagte sie immer wieder.
„Ja, deine Mama macht das ganz toll!"
Nach einer guten Stunde lies ich die beiden Schritt gehen. Nessi strahlte.
„Das war echt gut. Vielen dank Helena!" Nessi strahlte immer noch.
„Sehr sehr gerne." ich lächelte auch. Ina stand auf und ging zu ihrer Mama rüber.
„Hast du gut gemacht." sagte auch sie.

Ich fuhr wieder nach Hause zurück. Inzwischen hatten wir schon halb sechs. Jo war gerade dabei den Pferden Heu zu geben, reingeholt hatte er aber noch nicht.
„Hallo Schatz!" rief ich. Er drehte sich um.
„Hallo, na wie wars?" er gab mir einen Kuss und verteilte die nächste Ladung Heu.
„Super, es hat echt Spaß gemacht!" meinte ich und half ihm dabei.
„Sehr gut. Die da hinten hab ich schon. Ich habe auch noch drei Anmeldungen bekommen." sagte er.
„Oh cool, Lisa will es noch mit ihrer Mutter besprechen, aber sie denken schon. Dann hätten wir jetzt auf jeden fall schon 4 und Chiara möchte hier einstellen." fasste ich zusammen. Jo grinste. Zusammen holten wir die Pferde nach einander von den Wiesen und brachten sie in ihre Boxen. Ich kehrte ein mal die Stallgasse und ging dann mit ins Haus.
„Was wollen wir heute zu essen machen?" fragte ich und trank ein Schluck Wasser.
„Keine Ahnung, ich hätte Lust auf Pizza!" meinte Jo und grinste.
„Du hast immer Lust auf Pizza!" ich lachte.
„Ja das stimmt! Dann halt Döner!" etwas vorsichtig und gespannt auf meine Reaktion sah er mich an.
„Dein Ernst? Wir müssen auch mal etwas richtiges essen."
„Döner ist etwas richtiges." protestierte er wie ein kleines Kind.
„Weißt du woran du mich gerade erinnerst?" ich verschränkte die Arme vor der Brust. Er hob eine Augenbraue.
„An Ina. Die Tochter von Nessi." er öffnet den Mund nur langsam.
„Stimmt nicht." sagte er dann und machte einen Schmollmund. Ich verrollte die Augen und griff zu meinem Handy.
„Hier, du bestellst." ich gab ihm mein Handy.
„Wenn wir wirklich mal Kinder haben wollen, musst du das mit dem durchsetzten noch ein bisschen üben." Merkte er an und wählte die Nummer des Dönerladens. Ich versuchte seine Bemerkung zu überhören.

Eine Woche später war es soweit. Der zweite Lehrgang begann. Wir hatten insgesamt 11 Anmeldungen und vier davon ließen ihre Pferde bei uns stehen. Ich freute mich sehr darüber. Ich hatte mir einen Trainingsplan einfallen lassen. Was mir sehr half war, dass alle drei meiner Berittpferde am Lehrgang mit machten. Das heißt ich konnte sie jeden Tag trainieren. Sogar Nessi hatte gesagt sie wolle mal mitreiten.
Am Montagmorgen um halb sechs klingelte unser Wecker. Ich schlich mich in den Stall und fütterte eine Runde Heu und Jo machte Frühstück. Ich zog mich schließlich richtig an und wir fütterten den Pferden Hafer. Jo streute noch die vier Boxen ein und legte auch eine Portion Heu bereit. Ich sah in der Sattelkammer nach ob alles vorbereitet war. Zoe hatte gestern schon danach gesehen und aufgeräumt. Auch sie wollte an dem Lehrgang mit Penny und King teilnehmen.
Um kurz nach acht kam der erste Pferdeanhänger auf den Hof gefahren, es waren Lisa und ihre Mutter. Calli wieherte ganz laut. Ich musste lächeln. Irgendwie freute ich mich, dass er hier war. Ich half ihnen beim ausladen. Sie hatten sich auch zu entschlossen ihn hier übernachten zu lassen. Lisa führte den aufgeregten Wallach in die Stallgasse. Mali war die erste die Calli begrüßte und mir ging das Herz auf. Schade, dass Calli kein Hengst mehr war, sonst hätte ich alles dafür gegeben, dass die zwei ein Fohlen bekämen.
Lisa stellte den Wallach neben Ella in die Box. Er begrüßte die Stute und begab sich an den großen Heuberg unter seinem Trog.
Als nächstes traf ein Minitransporter ein. Zwei Mädchen und eine Frau stiegen aus, ich begrüßte alle drei.
„Hallo, wir sind Hannah und Mina." stellte sich das große Mädchen mit langen braunen Haaren vor. Mina, die kleinere sah fast genauso aus wie Hannah, ich tippte also darauf, dass sie Geschwister waren. Die Geschwister hatte ich schon ein paar mal auf dem Hof bei Lisa und Chiara gesehen. Beide luden zwei wunderschöne Pferde aus. Ein mal ein Apfelschimmel und ein mal ein Rappe.
„Das sind Denci und Röschen." stellte Mina vor. Ganz stolz sah sie den Rappen an den sie führte. Ich zeigte ihnen die Boxen für ihre zwei Pferde. Der Apfelschimmel Denci begrüßte Calli von links und Röschen war mit dem Fenster beschäftigt. Sie war sogar so mutig und traute sich gleich nach draußen auf den Paddock. Mina lachte.
„Zuhause hat sie so lange gebraucht bis sie sich nach draußen gestellt hat." erzählte sie mir. Ich mochte die beiden sofort. Sie erinnerten mich etwas an mich selbst. Hannah ist wie ich und Mina ist wie die Schwester die ich immer haben wollte.
Nach und nach trafen immer mehr Hänger auf den Hof. Schließlich war der ganze Stall voll. Insgesamt waren 4 neue Pferde eingezogen, die auch über Nacht blieben. Die anderen 6 standen nur Tagsüber in den Boxen um sich auszuruhen. Schließlich riefen Jo und ich alle Neuankömmlinge auf den Springplatz.
„Guten Morgen erst mal!" sagte Jo und grinste dabei in die Runde.
„Wir freuen uns sehr, dass ihr alle gekommen seid." sagte er. Ungefähr 20 Menschen sahen uns an. „Ich hoffe ihr seid alle gut angekommen und freut euch auf die kommende Zeit. Helena und ich haben uns für euch ganz viel einfallen lassen. Wir würden heute mit einer Bodenarbeitsstunde anfangen, damit wir euch und eure Pferde kennen lernen können. Die Bodenarbeit und Dressurstunde wird Helena machen, ich bin für die Springstunden da." Jo grinste zu mir herüber. Das war mein Zeichen, ich war dran. Plötzlich war ich ganz aufgeregt.
„Genau, wir möchten euch natürlich bestmöglich unterstützen, deshalb habe ich mir das mit der Bodenarbeit einfallen lassen. Ich mache selbst sehr viel Bodenarbeit, mit meinen eigenen oder auch mit meinen Berittpferden." ich sah Lisa und ihre Mutter an, sie lächelten. „Ich habe einen Zeitplan erstellt. Ich würde euch alle nach einander gerne kennen lernen. Das heißt wir würden uns im Round Pen treffen. Ich würde euch alle bitten vorher mit eurem Pferd schon Schritt zu gehen. Ihr könnt ein Halfter oder eine Trense mit bringen. Ich habe hier eine Liste aufgehängt wer dran kommt." ich zeigte auf die Tafel am Zaun. Alle nickten. Ich lächelte zufrieden.
„Nach der Bodenarbeit, gibt es bei mir eine kleine Einheit. Wir machen etwas Stangen und Cavalettiarbeit." erklärte Jo.
Wir fingen also an. Ich marschierte hinter den Round Pen und wartete auf das erste Pferd. Eine sehr junge Frau kam mit einem braunen Pferd herein. Laut meiner Liste mussten sie Alex und Calle sein.
„Hey." begrüßte ich die zwei.
„Hi, ich bin Alex und das ist Calle." sie zeigte auf ihren braunen der sich neugierig umsah.
„Freut mich sehr euch kennen zu lernen. Erzähl mal etwas von euch." ich freute mich so riesig. Es war die Chance noch mehr Menschen kennen zu lernen, mit den Geschichten ihrer Pferde! Und ich durfte ihnen auf dem Weg helfen.
Alex erzählte, dass sie und Calle im Springsport unterwegs sind. Sie waren auch schon erfolgreich und haben den einen oder anderen Sieg mit nach Hause gebracht. Dennoch möchte sie sich weiterentwickeln und Calle weiter ausbilden.
„Wie alt ist er denn?"erlaubte ich mir zu fragen.
„Calle ist jetzt 8 Jahre, mit 3 Jahren habe ich ihn bekommen und zusammen mit meiner damaligen Reitlehrerin eingeritten und ausgebildet. Leider ist sie durch einen schweren Reitunfall nicht mehr als Reitlehrerin tätig. Sie sitzt im Rollstuhl und geht so mit den Pferden spazieren." ich war schockiert.
„Das tut mir so so leid. Ich wusste nicht.."
„Ist schon gut, woher auch? Aber ich dachte du könntest mir dabei helfen Calle etwas weiter auszubilden. Er ist momentan auf einem guten A Niveau, im Springen wie auch in der Dressur, wobei uns das Springen wesentlich leichter fällt." sie grinste.
„Sehr sehr gerne!" meinte ich. „Okay, wir fangen an mit dem sogenannten Zirkeln. Du lässt Calle um dich herum laufen, aber etwas enger als beim longieren, dein Strick ist locker und du schickst ihn nur durch Körpersprache vorwärts." erklärte ich. Alex gab sich große Mühe. Ich mochte sie. Sie war sehr sympathisch und ich mochte ihre Art über die Dinge zu denken. 
Nach einer knappen Dreiviertel Stunde waren wir fertig und der nächste kam zu mir herein.
Es waren Lisa und ihre Mutter mit dem süßen Calli. Er war etwas aufgeregt weshalb ich ihn gleich mal in die Hand nahm. Wir setzten unser Training einfach fort. Zum Schluss nahm Lisa ihn noch mal und durchführte die Übungen, wie ich sie vorher gemacht hatte.
Nach ihnen kam Hannah und Denci, ich freute mich total die beiden kennen zu lernen. Hannah erzählte, dass die beiden sich auf eine ganz lustige Art begegnet waren.
„Ich bin im Schulbetrieb geritten und hatte meinen ersten Sturz, der nicht wirklich ungefährlich war, aber mir ging es gut. Leider hatte ich danach ziemlich viel Angst und traute mich nicht mehr zu reiten. Ich hatte das Reiten schon so gut wie aufgegeben und hatte mich abgemeldet. Doch Mina wollte dann anfangen zu reiten und ich habe sie zu einer Reitstunde hingefahren. Als wie dort kamen kam Denci gerade die Stallgasse entlang und ich war hin und weg. Schon immer habe ich Schimmel am liebsten gehabt. Irgendwie kam es dann dazu, dass ich Mina nur noch gefahren habe nur um Denci zu sehen und ihn zu streicheln. Ja und irgendwann habe ich mich wieder angemeldet und die Reitlehrerin hatte gemeint, dass sie mich gerne mal auf einem anderen Pferd sehen möchte da sie glaubt ich habe ziemlich viel Talent und ich könnte mit einem anderen Pferd bestimmt weiter kommen." Hannah konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Ich bewunderte die Reitlehrerin, denn in den meisten Schulbetrieben ist es nicht so, dass man individuell auf die Schüler eingeht. Da wird nur das geritten was es gibt und wenn man damit nicht klar kommt hat man gelitten.
„Tja und wie das Schicksal so wollte durfte ich Denci reiten und es war Liebe auf den ersten Blick!" ich war sehr erfreut über die Geschichte. Hannah erzählte, dass sie selbst schon etwas mit der Bodenarbeit angefangen hatte. Also lies ich sie mir zeigen was sie konnten. Mir gefiel es sehr gut wie sie mit Denci umgeht, sie war bestimmt, aber nicht grob und respektlos. Das Zirkeln mussten sie noch etwas üben, dafür waren die Seitengänge top!
„Vielen Dank Helena, das hat wirklich spaß gemacht!" sie lachte und ging. Als nächstes kam ihre Schwester Mina und ihr Pferd Röschen. Auch sie erzählte mir ihre Geschichte. „Röschen war meine Reitbeteiligung und als die Besitzerin beschlossen hatte sie zu verkaufen, weil sie nicht so gut mit ihr klar kam, war es für mich eigentlich klar, ich konnte dieses Pferd nicht aufgeben. Und mit langem überreden habe ich meine Eltern auch dazu bekommen sie mir zu kaufen." auch ihre Geschichte war sehr schön. Beim Arbeiten bemerkte ich, dass Röschen Mina nicht ganz so respektierte. Also fingen wir an mit rückwärts schicken. Außerdem das Weg drehen der Hinterhand und etwas zirkeln. Mina gefiel mir am Ende der Stunde schon viel besser, sie machte sich größer und hatte eine viel selbstbewusstere Stimme bekommen. Auch sie bedankte sich.
Den ganzen Vormittag ging es so weiter. Nach Mina kam Nessi, dann Chiara, schließlich kamen noch vier herein die ich noch nicht kannte. Eigentlich hätte auch Zoe mit Penny und King mitmachen müssen, da ich die Ponys aber in und auswendig kannte verschoben wir die Bodenarbeit auf heute Abend.

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt