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Wieder war ich etwas nervöser als sonst. Ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren und nicht drauf mich selbst zu fragen wovor ich denn ängst habe und und und...Nach 20min Schritt ging es los mit Traben über Stangen, das hatten wir am Dienstag schon geübt, also kein Problem. Kreuz ging auch noch.
„Denk daran, nicht so viel Druck an der Stange machen." erinnerte mich Joey. Ich lies also beim nächsten mal die Zügel etwas lockerer und setzte mich leichter in den Sattel. Prince galoppierte viel ruhiger über die Stange und sprang mit Freude über das Kreuz. Ich war darauf vorbereitet, dass er buckelt, aber er galoppierte nur. Als nächstes ritten wir ein Steil aus dem Trab an. Mit ganz viel Ruhe und Zeit. Prince spitzte die Ohren und ein paar Tritte vor dem Absprung zog er die Beine heran und zog an. Ich musste grinsen und lies locker.
„Ja, gute Reaktion. Noch mal im Trab, bleib aber noch länger sitzen." also parierte ich wieder durch und trabte erneut auf den 80cm hohen Steil zu. Diesmal sah ich gerade aus und achtete nicht darauf was Prince machte sondern sagte mir immer wieder, Ruhe, sitzen, Ruhe sitzen, Prince trabte bis zur Stange galoppierte lässig an und sprang.
„Super, Lob ihn! Pause." ich klopfte ihm den Hals und lies ihn Verschnaufen. Joey legte die Absprungstange auf die andere Seite und erklärte mir, dass ich zuerst das Kreuz aus dem Trab kommen soll und danach weiter galoppieren auf den Steil und schließlich nach rechts tief in die Ecke und dann über den kleinen Oxer. Ich nickte und ritt los. Fest davon überzeugt das schaffen zu können, starrte ich das Kreuz an. Prince verkrampfte etwas, aber mit einer leichten Parade außen, gelang es mir ihn wieder zu lösen. Mit einem hops, sprangen wir über das Kreuz. Mein Blick war nach links auf den blauen Steil gerichtet. Ich setzte mich in den Sattel, lies die Hand stehen und wartete was passierte. Nichts. Prince galoppierte sein Tempo weiter und aus dem Fluss sprangen wir darüber hinweg. Ich lobte ihn kurz. Für einen Moment dachte ich er würde nun doch bocken, aber ich hatte schnell den Zügel gepackt und seine Kopf wieder hoch genommen. Er spitze die Ohren und suchte das nächste Hindernis. Er sah den grünen Oxer und galoppierte darauf zu.
„Ruhiger, ruhiger." sagte Joey. Kurz parieren, setzten, ruhig denken. 2 Galoppsprünge Ruhe und wir kamen perfekt. Prince machte einen viel zu großen Satz, schnell setzte ich mich wieder, denn jetzt legte er so richtig los. Er sprang mit den Vorderbeinen nach oben und buckelte. Ich lachte, hatte aber auch Angst mich auf dem Boden wieder zu finden. Kurz lies ich ihn bocken, dann aber wendet ich ihn ab und ging in den leichten Sitz. Er galoppierte ruhig weiter und ich lobte ihn.
„Super." sagte auch Joey, der sonst nichts dazu gesagt hatte. Zoe grinste auf der Tribüne, meine Mum dagegen sah etwas angst erfüllt aus. Gabi wusste nicht recht was passierte.
„Ich glaube wir lassen es gut sein für heute." meinte Joey. Ich nickte und trabte noch mal an. Stück für Stück lies ich die Zügel länger werden. Schließlich ging er Schritt und ich klopfte mit beiden Händen seinen Hals. Zoe kam gleich herunter gerannt und strahlte. Mum, Gabi und sie halfen Joey beim abbauen, während ich Prince die Decke über schwang und Schritt lief. Ich war sehr zufrieden und stolz auf uns. Ich klopfte dem Pony unter mir liebevoll den Hals und grinste zu Zoe herüber.
„Leni das war mega!" sagte sie. Ihre Augen strahlten und dies verriet mir, dass ich alles richtig gemacht hatte.
„Wenn ich euch zwei so sehe bekomme ich echt wieder Lust selbst zu reiten." meinte sie und nahm den Sattel vom Rücken ihres Ponys.
„Du kannst immer reiten, sag mir einfach Bescheid." kurz hatte ich die Vermutung sie will von jetzt auf gleich wieder beide Ponys reiten und ich müsste meinen Plan wieder vollkommen umschmeißen, aber sie fügte dann noch hinzu. „Aber ich glaube dann würde ich nur 2 mal in der Woche Penny reiten. Prince hat es bei dir besser." sie grinste. So ganz freudig konnte ich diese Aussage nicht ganz annehmen. Etwas dabei war spitz und traf mich auch. Sie hatte es bestimmt nicht so gemeint.
Später waren nur noch Zoe und ich am Stall. Mum und Gabi waren noch zusammen in die Stadt gefahren, sie wollten noch einen Kaffe trinken und Joey musste wieder los.
„Magst du mir helfen bei den Fohlen?"
„Ja, total gerne." also schlüpfte wir in das Zelt der zwei Fohlen mit ihren Müttern. Sweetie begrüßte mich freudig und Cally spitzte die Ohren. Ich trat in die Box und streichelte dem frechen Fohlen über die Mähne. Sie sah mir nach, als ich hinaus trat, um nach Sissi zu suchen. Sie lag im Sand und döste vor sich hin. Ich lief langsam zu ihr und kniete mich hin.
„Sie ist so groß geworden." meinte Zoe. Das stimmte. Die kleinen hatten ziemlich schnell lange Beine bekommen. Aber sie waren immer noch nicht ganz ausgewachsen. Schließlich wachsen Pferde bis sie 6 Jahre alt sind. Da Sissi und Cally erst 7 Monate alt sind, dauert es noch ein wenig.
Gemeinsam mit Zoe putzen wir die Fohlen und brachten sie in die Halle. Dort wälzten sie sich zwar gleich wieder, aber so gewöhnten wir sie an das Putzen. Cally schoss gleich los, während Sissi erst noch eine Runde trabte. Schon jetzt konnte man erkennen wer die ruhige und wer die aufgeweckte war.
Sonntags hatte ich erst um halb drei die erste Springstunde. Diesmal waren wir alleine, ich beschloss zuerst King zu springen. Also putze ich ihn, zog ihm Gamaschen und Streichkappen an und schwang ihm den Springsattel mit Decke auf den Rücken. Komplett angezogen trenste ich das Pony und führte ihn in die Halle. Die Sprünge standen noch von gestern, nur die Höhe wurde etwas verändert. Ich stieg in der Ecke mit Hilfe der Aufstieghilfe auf und lies mein Pony am langen Zügel Schritt gehen. Nach 10 Minuten nahm ich die Decke weg und fing an ganz viele Bahnfiguren zu reiten. Mit vielen Handwechseln. So konnte ich King gut auf die Stunde vorbereiten. Um kurz vor halb drei kam Joey in die Halle. Er hatte sich in seine dickste Winterjacke gehüllt. Obwohl es Ende März war, war es bitterkalt. Meine Finger froren wie verrückt. Um so wichtiger war es, dass ich King bei dem Wetter gut aufwärmte. Für die restlichen 3 Minuten lies ich ihn viel Seitwärts gehen. Zwischen den Sprüngen hindurch, oder an der Bande entlang im Schulter herein. Er fing an sich zu konzentrieren und los zu lassen. Ich trabte also an und fing wieder mit ganz vielen Bahnfiguren und vor allem Schlangenlinien an ihn schön zu biegen. Joey hatte sich wieder aufgerappelt und fing an die Sprünge um zubauen.
„Ich muss nachher noch zum Fritz. Willst du mit?" fragte er mich. Fritz war ein sehr guter Freund von Joey von dem er immer mal wieder ein paar Pferde bekam um sie zu bereiten und dann auf Turnieren vorzustellen. Wenn Fritz sie dann verkaufte bekam Joey einen guten Anteil vom Preis. Ich kam gerne mit, also nickte ich und grinste.
„Er hat zwei Stuten mir angeboten." meinte er und rollte die Stange vor den Sprung.
„Und?" fragte ich neugierig.
„Ganz gut. Die eine ist schon M Springen gegangen. Die andere ist erst 4 und kann noch nichts, erst seit ein paar Monaten unter dem Sattel." erzählte er.
„Aha und hast du vor eine zu kaufen oder nur Beritt?"
„Das werde ich dann sehen. Wenn du magst kannst du gerne auch mal drauf. Vielleicht gefällt dir ja eine." er grinste mich an. Er wusste ganz genau wie schnell ich mich in Pferde verliebte und wie schwer es mir fiel ihnen dann auch noch zu widerstehen. Ich fing an King zu galoppieren. Dann trabten wir auch schon über die ersten Stangen und Kreuze. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl. Auch aus dem Galopp klappte alles wunderbar! Der erste Steil war etwas zögerlich, aber beim zweiten mal gab ich einen Impuls und wir sprangen flüssig darüber hinweg. Mit dem gleichen guten Gefühl wie am Anfang beendeten wir die Stunde. Joey kam mit und brachte King wieder zu Prince, während ich mir Penny fertig machte. Mit ihr gestalteten wir die Stunde eher als Stangenstunde. Da sie sehr lange nicht mehr gesprungen war, wollte wir sie nicht überfordern. Aber Penny schlug sich tapfer. Sie war zwar sehr zurückhalten bei den ersten Sprüngen, aber sprang immer alles. Ich war zufrieden.
Später fuhren wir also zu Fritz. Er begrüßte uns herzlich und zeigte uns zuerst die 4 Jährige Stute. Sie war dunkelbraun und hatte eine kleine Flocke im Gesicht. Von ihrem Körperbau konnte man noch erkennen, dass sie sehr jung war und total wenig Muskeln hatte. Außerdem hatte sie noch ein totales Fohlengesicht. Sie war sehr süß.
„Sie ist sehr brav, könnte ich mir gut als Kinderpony oder so was vorstellen." meinte Fritz. Ja das würde bestimmt gut werden. Sie war nicht allzu groß. Ich schätzte so auf 1,63m.
Dann zeigte er uns noch die andere. Sie war wesentlich trainierte und größer aber auch total goldig. Ein Dunkelfuchs. Viel dunkler als meine Malibu, aber genauso schön.

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt