~45~

43 1 0
                                    

Mit der Zeit verstanden wir uns immer besser und besser. Und ganz zum Schluss ging er wie selbstverständlich am Zügel und trat von hinten nach vorne an das Gebiss heran. Wir galoppierten ganze Bahn ohne einen ungewollten Vollspeed zu machen. Ich parierte ihn mit meinen Gewichtshilfen durch und trabte weiter. Ich lies meine Zügel immer länger werden und King dehnte sich in die Tiefe. Ich ritt ganz viel Bahnfiguren mit Bögen, wie Schlangenlinien oder andere gebogenen Linien. Er schnaubte zufrieden und ich lies ihn Schritt gehen. Ich lobte ihn mit beiden Händen und schwang die Decke auf seinen Rücken. Mein Handy klingelte, es war Zoe.
„Hey du." ich klemmte mir das Handy zwischen Schulter und Backe und zog meine Jacke an.
„Hey, alles gut?" fragte mich meine beste Freundin.
„Ja alles prima. Warum rufst du an?" ich setzte mich wieder normal in den Sattel und ritt mein Pony schritt.
„Also, ich wollte fragen ob du vielleicht für ein paar Tage Prince übernehmen könntest?" ich merkte an ihrer Stimme, dass ihr diese Frage erstmals sehr wichtig war, aber dennoch peinlich war, sie mir zu stellen.
„Ja klar, ich mache ihn gerne, aber warum, ist was passiert?"
„Naja, ich möchte dich echt nicht beunruhigen aber bei mir zuhause ist die Luft gerade sehr dick und..." plötzlich nahm sie tief Luft und ich hatte die Vermutung sie würde gleich weinen.
„Hey alles gut...was ist los?" versuchte ich es ganz ruhig.
„Ich glaube meine Eltern lassen sich scheiden und ich weiß nicht ob meine Mum mir dann noch Prince und Penny bezahlen kann. Ich bin schon seit drei Wochen auf einer Jobsuchenden aber ich finde einfach nichts. Und jetzt noch studieren zu gehen ist auch zu spät. Ich brauch den Job ja jetzt!" schluchzte sie. Sie weinte richtig. Ich war zwar schon sehr lange mit Zoe befreundet, aber so richtig weinen habe ich sie erst zwei mal erlebt. Um ehrlich zu sein, ich war etwas überfordert.
„Okay, erstmal musst du atmen sonst kippst du mir hier noch um." ich musste etwas lächeln. Ich hörte den Atmen von meiner besten Freundin und sagte dann: „Du weißt, dass egal was passiert, es so sein soll! Du schaffst das! Ich glaube an dich! Du bist..."
„Leni ich weiß das das lieb gemeint ist, aber ich bin nicht dafür gemacht irgendwelche Reden anzuhören die einem Mut machen sollen."
„Hey, Jetzt hör mir mal zu. Du bist die stärkste Frau die ich kenne. Und du schaffst das. Du wirst etwas finden um deine beiden Ponys bei dir zu behalten. Warum? Warum nicht? Warum bist du ihnen denn sonst begegnet? Ich denke, dass alles aus einem bestimmen Grund passiert. Und auch sowas, ja es ist schrecklich und ich wünsche es niemanden, aber was passiert passiert und es ist richtig so. Vielleicht ist es im ersten Moment schlecht, aber im zweiten oder dritten ist es gut! DU schaffst das!" sie war plötzlich ganz still. Ich hatte schon Angst sie hätte aufgelegt.
„Leni, ich liebe dich!" sie fing wieder an zu weinen.
„Wir stehen das zusammen durch! Ich helfe dir. Ich kümmere mich um deine Ponys so lange du die Zeit brauchst."
„Danke Leni, du bist einfach die beste!"

Ich lief die Stallgasse hoch und suchte nach meinen Joey. Am Putzplatz fand ich ihn auch. Ich hatte das Telefonat beendet und versorgte nur noch mein Pony, schließlich fuhr ich sofort zu Joey an den Hof.
„Hey, alles gut?" fragte er mich und küsste mich im vorbeigehen.
„Ja, Zoe hatte mich noch angerufen."
„Ist was passiert?" ich lief ihm mit der Trense in der Hand hinterher in die Sattelkammer.
„Ihre Eltern lassen sich womöglich scheiden."
„Och shit!" sagte er. Ich nickte mitfühlend. Ich erklärte ihm die Situation in der sich meine beste Freundin gerade befindet und sagte ihm auch, dass ich jetzt auch noch Penny und Prince zu reiten hatte.
„Wird dir das nicht zu viel?" wir waren wieder bei dem Fuchs, der gerade von Joey für die Box fertig gemacht wurde, angekommen.
„Naja, ich denk ich muss mir einen Plan schreiben. Ohne bin ich verloren."
„Vielleicht kann ich dir ja auch helfen. Du reitest dafür Ella weiter und ich übernehme hin und wieder mal King oder Prince, was sagst du?" seine Augen leuchteten. Ich wusste, dass er unsere beiden braunen hübsch fand und er wusste auch wie viel potential sie hatten.
„Ich frage mal Zoe ob es für sie okay ist, wenn du ihren Prince reitest aber ich denke schon, dass das klar geht." er grinste.
Später fand ich mich in der großen Reithalle wieder. Joey gab gerade eine Springstunde als mich eine E-Mail erreichte. Ich las sie mir durch und ich hatte das Gefühl mein Herz hört auf zu schlagen. Ich lief in die Bahn und lief mit großen Schritten zu Joey. Er sah mein aufgebrachtes Gesicht.
„Schatz, was ist los?" ich hielt ihm mein Handy unter die Nase, er war besorgt.
„Was ist das?" fragte er mich.
„Les mal!" in meinem Bauch wirbelte es nur so herum, ich hatte das Gefühl ich musste mich gleich übergeben. Meine Hände fingen schon zu zittern an. Als mein Freund fertig war mit dem lesen sah er mich an.
„Das ist ja mal mega geil!" ich lachte.
„Ja oder? Soll ich zusagen?" er gab mir mein Handy wieder.
„Ja oder? Ich meine so wie er seinen Hengst  beschrieben hat, passt er echt gut zu Sweetie. Also ich würde zusagen. Und du machst auf jeden fall einen Gewinn beim Verkauf." ich atmete ganz tief ein.
„Dann sag ich ihm jetzt zu, okay?"
„Ja." Joey widmete sich wieder Katharina, einem Mädchen der er Springstunde gab. Ich lief wieder zurück zu meinem Stuhl und schrieb gleich dem netten Mann, der sich übrigens mit Falko Hornbach vorstellte, eine E-Mail. Ich verpackte dort eine kurze Beschreibung meiner Stute Sweet Dream und gab ihm meine Kontakte weiter. Ich las mir seine und auch meine E-Mail noch ganze vier mal durch, bis ich sie abschickte.
Als Joey fertig war liefen wir zusammen in den Stall.
„Und hast du ihm geschrieben?" fragte er mich. Ich nickte und sofort erwachte mein Bauch wieder zum leben. Ich konnte es kaum glauben. Sweetie sollte ihr zweites Fohlen bekommen.
Später saßen wir zusammen auf dem Bett und sahen uns einen Film an. Aber ich konnte mich kaum beruhigen. Ich war so aufgeregt! Ich wollte unbedingt mit Her Hornbach sprechen. Und ich war auch aufgeregt wie ich es alles hinbekomme, wenn ich jetzt noch zwei Pferde mehr machen musste. Ich stand also auf und schnappte mir Stift und Block und schrieb kurzer Hand alle Pferde auf, die ich versorgen musste. Am Ende standen 7 Pferde auf meiner langen Liste. Ich grübelte und rechnete wie ich das alles schaffen sollte. Ich musste es schaffen meinen Job zu erledigen und alle Pferde zu versorgen. Dabei fiel mir etwas ein. Ich ham ein Handy und rief Zoe an.
„Zoe? Zoe?" fragte ich ganz aufgewühlt.
„Ja, ja ich bin da. Was ist denn?"
„Ich hab einen Job für dich."
„Echt? Welchen denn? Und woher?" sie verstand mich nicht. Ich grinste zufrieden.
„Weißt du, ich arbeite doch eigentlich am Stall, aber ich merke, dass du den Job gerade dringender brauchst, deshalb würde ich ihn dir geben. Was sagst du?"
„Das ist genial. Danke Leni!"
„Kein Problem. Soll ich dir die Nummer von Magdalena schicken?"
„Nein braucht's und nicht, ich habe sie schon. Ich werde sie gleich anrufen. Danke dir vielmals!"
„Gern geschehen." ich legte wieder auf.
„Und was machst du jetzt?" fragte mich Joey.
„Wie was mache ich jetzt?"
„Na, welchen Job hast du denn jetzt?"
„Keine Ahnung, aber mir wird schon was einfallen." ich legte mich zurück zu ihm ins Bett und kuschelte mich an ihn.
„Ich habe ja dich!" sagte ich und wartete auf ein empörtes „Ey!" aber es kam nichts. Also sah ich zu ihm hoch. Er sah mich ebenfalls an.
„Das war ein Scherz!" versuchte ich die Situation wieder aufzulockern.
„Ach wirklich?" plötzlich bekam ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch. War das jetzt falsch? Ich schluckte hart. Dann aber fing er an zu lachen und küsste mich.
„Du bist blöd!" ich schmollte und er lachte und gab mir noch einen Kuss.
„Das war doch lustig!" sagte er. Ich musste grinsen.

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt